Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Monatsarchiv für Juni 2015

Aus aktuellem Anlass: mTAN-Phishing

Dienstag, 23. Juni 2015

Ein aktueller Hinweis auf einen Artikel bei Heise Online – ich selbst habe die Spam noch nicht gesehen und kann mir gut vorstellen, dass es sich um eine personalisierte¹, „gut“ gemachte Spam handelt, die vor allem Kunden zu Gesicht bekommen:

mTAN-Trojaner hat es erneut auf Android-Nutzer abgesehen

Gefälschte E-Mails im Namen der Postbank machen aktuell die Runde und fordern Nutzer dazu auf, eine SSL-Zertifikat-App zu installieren

Das ist mal etwas deutlich anderes als „Bestätigen sie ihre Information weil… ähm… wissen schon, wegen der Sicherheit“ und der Aufforderung, einer „Bank“ auf einer obskuren Website alles noch einmal zu sagen, was die Bank schon längst weiß.

Ich kann mir kaum vorstellen, dass diese Form des Phishings erfolgreich sein könnte, aber wenn ich nur etwas länger drüber nachdenke, gilt das für beinahe jeden Betrug, den ich jeden Tag zu Gesicht bekomme. Leider fällt immer wieder jemand darauf herein.

Deshalb noch einmal ganz klar für jeden Menschen zum Mitschreiben, Merken und Mitteilen: Wenn ihre Bank sie in einer E-Mail dazu auffordert, eine App für ihr Smartphone oder Tablet aus einer unbekannten Quelle zu installieren, rufen sie sofort den Kundendienst ihrer Bank an und fragen sie so deutlich und genervt wie nur irgend möglich, was die Technik-Spezialexperten bei ihrer Bank geraucht haben, um diese Idee zu entwickeln! Vielleicht bekommen sie ja etwas von diesem tollen Kraut ab… 😉

Etwas weniger flappsig gesagt: Wenn sie wirklich Kunde bei einer Bank sind, die allen Ernstes von ihnen einfordert [!], dass sie aus Sicherheitsgründen [!!] Apps für Smartphone und Tablet aus unbekannter Quelle [!!!] installieren, um „Online-Banking“ betreiben zu können [!!!!], dann wechseln sie sofort fristlos die Bank und stellen sie ihrer jetzigen Bank sämtliche ihnen dabei entstehenden Kosten in Rechnung² und überlegen sich schon einmal in aller Ruhe eine Schadenersatzforderung für den sonstigen ihnen entstehenden Aufwand! Es handelte sich bei einem solchen Schritt nur um eine Maßnahme zum Selbstschutz vor den Folgen der Organisierten Kriminalität im Internet. Die Bank, bei der sie Kunde sind, setzte ihre Sicherheit nämlich grob fahrlässig aufs Spiel, und sie hätte damit jede Vertrauensgrundlage für irgendein Vertragsverhältnis zerstört.

Ich hoffe aber, dass kein wirkliches Kreditinstitut jemals auf eine dermaßen dämliche, solches Phishing geradezu mit dem Megafon herbeirufende und den Kriminellen offen zuarbeitende Idee käme. Und deshalb sind sie vermutlich gut beraten, solche Spam einfach unbesehen zu löschen, genau so, wie auch die anderen Phishing-Spams.

Ich muss allerdings eingestehen, dass die meisten Banken noch nicht einmal dazu bereit sind, ihre E-Mail digital zu signieren, so dass die Kunden überhaupt erst die Möglichkeit hätten, den Absender und den unveränderten Inhalt einer E-Mail „der Bank“ zu überprüfen. Und das, obwohl diese defensive Maßnahme, die jedes Phishing erschwerte, im Betrieb keinen Cent Geld kostete, in der technischen Einrichtung aus der Portokasse bezahlbar wäre und die gesamte dafür erforderliche Technik kostenlos und frei zur Verfügung stünde. Von daher würde mich auch eine weitergehende, grob fahrlässige Dämlichkeit bei einigen Banken nicht überraschen. Vielleicht sollten sie das ihrer Bank auch mal deutlich mitteilen. Damit es besser wird. Damit es weniger Arbeit für die Kriminalpolizei gibt. Damit es weniger Geldwäsche über fremde Konten gibt. Damit es weniger Betrug gibt. Damit weniger Opfer der Internet-Kriminalität ihre Geschichte bei der Polizei oder gar vor einem Untersuchungsrichter erklären müssen, weil sie als Kontoinhaber ins Visier der Ermittler geraten sind. Für die Bank kostenlos. Für alle anderen Menschen – ja, fast jeder kann vom Betrug betroffen sein – eine Verbesserung des Lebens.

Auf diesem trüben Hintergrund würde es mich nicht wundern, wenn diese interessante (und für mich neue) Form des Phishings darauf zurückginge, dass einige Banken ihren Kunden sehr ähnliche Zumutungen aufbürdeten.

¹Nach den diversen Datenlecks der letzten Jahre haben die Verbrecher sehr viel Material, um sehr gezieltes Phishing zu machen, wenn sie wollen.

²Dies versteht sich als lebenspraktischer Ratschlag, der dem „gesunden Menschenverstand“ folgt, nicht als juristische Beratung.

Spam-Splitter

Dienstag, 23. Juni 2015

Holla, doch wieder so viele…

Betreff: Überzieh-Sonnenbrille!

😯

Wenn Sie Probleme beim Lesen dieser E-Mail haben, klicken Sie hier für eine Web-basierte Version

Wenn das HTML in unserer kriminellen Drecksspam nichts taugt und zerschossen aussieht, dann schauen sie sich doch einfach das HTML in unserer kriminellen Website an.

Hallo, […]

Ich kenne dich nicht.

Dearest, […]

Ich kenne dich nicht.

Hi! My name is Darina, and what’s yours?

Ich kenne dich nicht.

Drogi webmasterze,

Ich kenne dich nicht und glaube, dass du polnisch verstehst.

Kära webbansvarige,

Ich kenne dich nicht und glaube, dass du schwedisch verstehst.

Sehr geehrter, […]

Ich kenne dich nicht und weiß auch nicht, wie ichs verbergen kann.

Guten Morgen, Liebster, […]

Ich sage dir mit peinlich gespielter Liebe, dass ich dich nicht kenne.

Geschätzte Kundinnen und Kunden, […]

Ich sage dir mit peinlich gespielter Höflichkeit, dass ich dich nicht kenne.

Lieber Freund!!!

Ich sage dir mit drei Ausrufezeichen, dass ich dich nicht kenne. ❗

Dear Client,

Ich sage dir in ganz großen Buchstaben, dass ich dich nicht kenne.

Lieber Freund, Guten Tag, […]

Ich sage dir gleich doppelt, dass ich dich nicht kenne.

DearPlayer, […]

Ich kenne dich nicht, aber ich habe mir gestern beim Kacken einen neuen Trick ausgedacht. Ich streiche jetzt einzelne Buchstaben in bestimmten Wörtern durch und hoffe, dass der Spamfilter das HTML-Markup vorm Durchscannen nicht irgendwie wegmacht und deshalb meinen Müll nicht aussortiert. Und das gleiche versuche ich mit kursiv und fett, immer schön mitten in den Wörtern. Ich bin voll kompedingsda und einfallsreich und habe dir was ganz wichtiges zu sagen, obwohl ich dich nicht kenne. Das muss unbedingt durch den Spamfilter durch.

FINALLE OFFIZIELL GEWINNBENACHRITIGUNG

Aber so was von offiziell und vor allem: final. Wie ein „finaler Rettungsschuss“.

Wir bei Ihrer Sparkasse legen großen Wert auf höchste Sicherheit und Funktionsfähigkeit beim Online-Banking. Darum führen wir zum 1. April 2015 ein neues, aktualisiertes Online-Banking System ein

Und das sagt ihr mir erst Ende Juni?

Betreff: Jackpott der 3 Kategorie
!!! OFFIZIELLE GEWINNBENACHRITIGUNG!!!

Aber du weißt schon, wofür dieser Subject-Header gut ist, so dass man den Betreff auch im Posteingang sieht. Ach, du weißt auch, dass deine „Benachritigung“ dann niemals mehr gelesen würde? Na, dann ist ja alles klar.

ьbersetzte Kopie

Aber aus russkij España von russkij Primitiva Español! 😈

Haben Sie Interesse an Heimarbeit? Erhalten Sie kostenlose Informationen, die Ihre Karriere in Gang bringen könnten!

So so, „Karriere in Heimarbeit“. Fragt sich nur, aus welchem Heim wohl der Autor dieser Zeilen kommt.

Take a ride on the wild side with GoWild Casino!

Klingt ein bisschen nach einem Ritt auf ungezähmtem Pferde, mit vielen Abwürfen und blauen Flecken. :mrgreen:

This is a Final reminder that Your Reward voucher is still awaiting delivery in our transit point Roma (Italy). It has been on hold awaiting pickup since May 2015. You are expected to call or email us with your exact recipient address

Dass auf diesen Adressaufklebern auf Paketen aber auch nie eine Anschrift steht, immer nur eine E-Mail-Adresse! :mrgreen:

Mit ihm ist die Gartenarbeit
SCHNELL und einfach!

Wie, willst du mir einen Sklaven verkaufen?

Sichere Methode gegen SOMMERinsekten!

Kann ich dem Sklaven denn auch eine Fliegenklatsche in die Hand drücken?

Explore how wireless security cameras could be your solution to home security

Es gibt doch kaum jemanden anders, dem man so gern technisches Zeugs zur Erhöhung der „Sicherheit“ abkauft wie einem kriminellen Spammer. Gar nicht auszudenken, wenn die Kamera dann auch noch zum Kriminellen „nach Hause funkt“, wann der kleine Einbruch besonders risikoarm ist.

Fancy a fun, innovative Gold Bar USB to add luxury to your PC. Convince your co-workers that you have your very own gold bar directly from the mint. While stocks last!

Der Marktschreier fuchtelt mit irgendeinem wertvoll aussehenden Technotinnef und brüllt: „Solange der Vorrat reicht“. Neben ihm steht eine Palette, hinter der Palette ein Container, hinter dem Container eine Lagerhalle und hinter der Lagerhalle eine brummende Fabrik, die Strom und Erdöl in fabrikneuen Müll verwandelt.

Find the Right Attorney for You!

Au ja, den Rechtsanwalt suchen, indem man in eine illegale und asoziale Spam klickt! Großartige Idee!

Helena Schmitz hat am 22.06.2015 geschrieben:

„Hey Süßer, meld Dich doch endlich mal wieder ich bin echt total gei[…]“ (Nachricht gekürzt)

Na, endlich habt ihr verstanden, was für Wörter man noch erahnen muss, um die Leute zu eurem (in diesem Fall als „WhatsApp“ getarnten) Dating-Betrug zu ziehen.

Klicke hier, um die ganze Nachricht zu lesen:

http://www.whtsapp-nachricht.biz/[ID entfernt]/

Dass aber auch nie genug Platz in diesen E-Mails ist. :mrgreen:

BITTER FULLEN SIE DIESES FORMULAR SORGSAM AUS UND FAXEN SIE ES MIT EINER FOTOKOPIE IHRES PASSES ZURUCK.

In der Tat, das wird bitter, wenn man darauf reinfällt.

Bitte, Sie mussen diese Transaktion sehr vertraulich behandeln weil die Transaktion einer DEAL ist.

Hey, Spammer! Wenn du so viele Milliönchen durch die Weltgeschichte bewegst, warum kannst du dir nicht mal diese paar Groschen für einen richtigen Dolmetscher leisten?

N.B. BITTE SENDEN SIE MIR Martins D Weber ANTWORT ZU durch mein E-mail: martinsdweber (at) aim (punkt) com f?R VERTRAULICHEN GRUND

Das muss ja eine irre „vertrauliche“ Sache sein, wenn das nur in unverschlüsselter Mail über eine kostenlos und anonym eingerichtete Adresse bei AOL geht.

Ich hoffe, dass ich behilflich sein konnte.

Nein, warst du nicht.

Remain blessed,

Bitte bleib naiv und leichtgläubig!

Mit freundlichen Grussen.

Du mich auch!

Mfg

LMAA!

If you suspect this email was sent without your consent, please exclude yourself

Wie könnte mir nur der Verdacht kommen, dass eine illegale und asoziale Spam mich gegen meinen Willen erreicht?

This email has been checked for viruses by Avast antivirus software. www.avast.com

Diese Spam ist eine Spam.

[Strg]+[A], [Entf], Frieden.

Email

Montag, 22. Juni 2015

Oh, ein Qualitätsbetreff! In der Tat, es handelt sich hier um eine E-Mail. Das hätte ich allerdings auch ohne diese Betreffzeile gemerkt. 😀

Your email address has brought you an unexpected luck, which was selected in The Euro Millions Lottery and subsequently won you the sum of €1,000,000 Euros. Contact Monica Torres Email: euromillionsdpt (at) qq (punkt) com to claim your prize.

Hach, das waren noch Zeiten, als Vorschussbetrüger sich wenigstens die Mühe gegeben haben, ein bisschen überzeugend zu klingen…

Wer Lust hat, kann sich ja mal meine Million abholen – in dieser „Gewinnbenachrichtigung“ ist ja nicht einmal genannt, welche Mailadresse gewonnen hat. Aber niemals auch nur einen Cent Vorleistung anonym über Western Union und dergleichen durch die Welt schicken! Niemals zutreffende persönliche Daten angeben (auch keine Mailadresse, die für irgendetwas anderes genutzt wird)! Und: Trotz der extremen Dummheit solcher Spams immer darüber im Klaren sein, dass es sich nicht um lustige Spielkinder, sondern um bandenmäßigen Betrug durch richtig schwere Jungs handelt, die im Zweifelsfall auch vor einem Mord nicht zurückschrecken würden!

Wer nicht weiß, wie man sich im Internet wirksam anonymisiert, sollte es allerdings lieber lassen. Dieses Pack wird es übel nehmen, wenn man ihm die Zeit raubt und es verarscht.

Anfrage Sofort-Kredit ohne Schufa Elias

Montag, 22. Juni 2015

Guten Tag Elias ,

benötigen Sie kurzfristig einen Kredit, einfach und schufafrei?

Prüfen Sie jetzt, zu welchen Konditionen welcher Kreditbetrag möglich ist:

http://www.kredit-einfach.biz/[ID entfernt]/

Achtung: Ihre Anfrage ist kostenlos und unverbindlich – Sie gehen keine Verpflichtungen ein!

Mit freundlichen Grüßen,

Janina Busch
Kundenservice Kreditvergabe

Gute Nacht, Spammer,

zunächst einmal vielen Dank für dein gnadenreiches Angebot, dass ich eine Anfrage stellen kann. Ich verzichte allerdings gern auf die „goldene Mastercard ohne Schufa, mit Hochprägung“, bei der es sich um eine vorsätzlich irreführend angebotene Prepaid-Karte handelt, die mich schon bei der Ausgabe unverschämte und die Grenze zum Wucher hinter sich lassende fünfzig Euro kostet, bevor ich damit auch nur einen lausigen Cent ausgegeben habe. Dieser überteuerte Plastikschrott, für den du unappetitliche Leibespforte von Spammer deine Affiliate-Judasgroschen kassierst, wird keinen Deut besser dadurch, dass man zusätzlich ein Darlehen von bis zu fünftausend Euro beantragen kann, das bei der Zielgruppe dieses Beschisses mit Sicherheit abgelehnt wird. Und es wird auch nicht besser dadurch, dass man nicht vorher erfährt, mit wem man zu welchen Konditionen einen Vertrag abschließt, der möglicherweise zu weiteren, ansonsten eher unüblichen Kosten führt. Nein, das alles macht das eh schon unvorteilhafte Dingens, was du da naiven, jungen Menschen andrehen willst, nur noch mieser.

Aber das, Spammer, das ist es nicht, wofür ich mich bedanke.

Es ist die Kombination von Anrede und Mailadresse, an die du deinen kompletten Satz von kriminellen Sondermüll heute morgen geschrieben hast. Ich habe nämlich extra nur für dich eine Mailadresse aufgemacht.

Ich weiß jetzt ziemlich genau, dass du mit deiner Affiliate-Spam die gleiche lichtscheue Gestalt bist, die mir auch ständig mit etwas anders formulierter Spam russische Dating-Sites andrehen will. Und Vergleiche von Krankenversicherungen. Und anderer gleichermaßen nerviger wie krimineller Schrott mehr. Ich habe das schon lange vermutet und auch das eine oder andere Mal als Vermutung anderer Leute in Kommentaren auf Unser täglich Spam und andernorts gelesen, aber jetzt bin ich davon überzeugt.

Zu schade, dass wir uns nie begegnen werden… 👿

http://www.kredit-einfach.biz/abm/[ID entfernt]/

Sinnlose unerklärte Links sind sinnlose unerklärte Links.

Verbrecherische Spams sind verbrecherische Spams.

Geh sterben, Spammer, aber qualvoll!

Dein dich „genießender“
Nachtwächter

„Sourcepoint Surfer“: Ein Kommentar

Samstag, 20. Juni 2015

Nein, es geht hier nicht um eine Spam, sondern um eine aktuelle Meldung auf Heise Online, die ich hier nur in ihren wesentlichsten Bruchstücken zitiere:

Ein ehemaliger Google-Mitarbeiter will mit einem neuen Startup namens Sourcepoint Surfer dazu bringen, sich freiwillig Werbung anzusehen. Dabei setzt er vor allem auf Dialog und gegenseitiges Verständnis, aber auch auf das technische Umgehen von Adblockern, wenn diese trotz Opt-in eingeschaltet bleiben […] Barokas findet mitunter harte Worte für das technische Unterbinden von Werbeeinblendungen und nennt den Vorgang „Erpressung“ […] Sollte ein Leser diesem Opt-in-Modell jedoch zugestimmt haben, wäre das fortgesetzte Blockieren von Werbung zumindest auf dieser Webseite nach Barokas‘ Ansicht „illegal“

Was ich zu Adblockern zu sagen habe, habe ich bereits am 13. Mai 2013 aus einem konkreten Anlass heraus gesagt und werde es hier nicht wiederholen. Im soeben verlinkten Artikel habe ich auch klar formuliert, dass es sich bei den von Drittanbietern eingebetteten „Ads“ um einen durchaus häufigen und ausgesprochen gefährlichen Transportweg von Schadsoftware handelt, dass Adblocker deshalb als eine elementare Sicherheitssoftware – wichtiger noch als ein Antivirusprogramm, weil die Übernahme des Computers an der Wurzel verhindert werden kann, ohne dass krimineller Code erst auf den Rechner kommen muss, und dies selbst noch für Schädlinge, die von Antivirusprogrammen noch nicht erkannt werden – zu betrachten sind und unter welchen Umständen und in welcher technischen Darreichungsform eingeblendete Werbung zur Finanzierung von Internet-Angeboten überhaupt erst diskutabel wird. Nichts daran hat sich geändert. Und die ätzende Polemik in diesem Artikel ist heute noch genau so angemessen wie vor zwei Jahren.

Stattdessen werde ich auf den Versuch eines Dienstleisters für Unternehmen ohne seriöses Geschäftsmodell – der Versuch, Profit über die Vergällung erwünschter Inhalte mit im Regelfall unerwünschten, gleichermaßen die Privatsphäre als auch die Computersicherheit gefährdenden „Inhalten“ zu erwirtschaften, ist weder seriös noch dauerhaft tragfähig – eingehen, der scheinbar die „Dienstleistung“ anzubieten beabsichtigt, Menschen etwas aufzuzwingen, was sie aus gutem Grund nicht wollen.

Nun, ich fasse mich kurz. (Ich hätte beinahe geschrieben: Ich komme zum Ende.)

  1. Kriminell sind nicht die Menschen, die mit einem Adblocker sicherstellen, dass von ihnen erwünschte Inhalte nicht durch unerwünschte, die Privatsphäre und die Computersicherheit gefährdende Zusatzinhalte von dubiosen Drittanbietern „vergällt“ werden, sondern diejenigen Betreiber von Websites, die Werbung von Drittanbietern in ihre Websites einbetten. Das klandestine, site-übergreifende Tracking und Anlegen von pseudonymen, mit weiteren Daten eventuell persönlich zuzuordnenden Surfprofilen ist ein Ausspähen von Daten, das lt. Heise-Bericht von „Sourcepoint Surfer“ mit kriminellen Programmiertricks versuchte Überwinden technischer Schutzmaßnahmen ist eine Computersabotage, desgleichen ist der immer wieder vorkommende Transport von Schadsoftware über eingebettete Ads von Drittanbietern eine Computersabotage, meist in Tateinheit mit gewerbsmäßigem Betrug zu ihren Lasten. Der von „Sourcepoint Surfer“ angebotene „Opt-In“ dürfte angesichts dieser Tatsachen juristisch unwirksam sein, denn ich darf auch nicht in ihre Wohnung einbrechen, nur, weil ich ihnen unter Ableiern vorsätzlich irreführender Phrasen ein Einverständnis mit einem schweren Diebstahl abgerungen habe.
  2. Erpresserisch ist es keineswegs, wenn man als Internetnutzer selbst entscheidet, welche Inhalte man haben will und welche nicht. Es handelt sich um ganz gewöhnliche Internetnutzung. Ich glaube zum Beispiel kaum, dass sie sich von mir vorschreiben ließen, welche Websites sie jetzt besuchen sollen, und ich glaube noch weniger, dass sie sich einer spontanen Heiterkeit erwehren könnten, wenn ich diese ihre Weigerung, mir bei einem aus ihrer Sicht unsinnigen Wunsch zu folgen, als eine „Erpressung“ bezeichnen würde. Tatsächlich sind in der Bundesrepublik Deutschland Menschen schon für deutlich geringere Realitätsverluste in eine psychiatrische Klinik eingewiesen worden.
  3. Illegal ist es auch nicht, frei und freiwillig ins Internet gestellte Inhalte wahrzunehmen und zu nutzen, sondern es ist der ganze und einzige Zweck des Internet. Seit Jahrzehnten. Und es ist auch niemand dazu gezwungen, seine Inhalte frei und freiwillig in das Internet zu stellen. Daran ändert sich nichts dadurch, dass sich jemand hinstellt, die Welt mit seinem gnadenlosen Bullshit unterhält und die Nutzung frei und freiwillig ins Internet gestellter Inhalte für „illegal“ erklärt. Es bleibt Sitebetreibern übrigens unbenommen, technische Vorrichtungen zu treffen, die Besucher mit Adblockern auszusperren versuchen¹. Ich meine, dass die bloße Tatsache, dass das noch niemand ernsthaft versucht hat, deutlich genug belegt, dass selbst noch der dümmste Journalist oder Presseverleger nach kurzem Nachdenken bemerkt, dass ein solches Aussperren von Lesern, die Adblocker nutzen, wirtschaftlich dumm ist.
  4. Computersicherheit ist für jeden Menschen wichtig. Ads von Drittanbietern sind ein häufiges Einfallstor für Schadsoftware, und zwar selbst auf renommierten Websites, denen die meisten Menschen vertrauen. Wer zum Abschalten des Adblockers aufruft, der solche Angriffe an der Wurzel unterbindet, ist nicht anders als jemand, der sie auffordert, dass sie ihr Antivirusprogramm abschalten und/oder ein Loch in ihre Firewall bohren, nur, damit sein Geschäftsmodell besser läuft. Ich hoffe, sie kommen niemals auf die Idee, einer solchen Aufforderung Folge zu leisten.
  5. Privatsphäre ist für viele Menschen wichtig. Das site-übergreifende Tracking und damit das systematische Ausspähen von Neigungen und Interessen durch Ads von Drittanbietern ist eine große Gefahr für die Privatsphäre. Wie würden sie es finden, wenn ihnen ein Stalker nachstellte, der große und wichtige Teile ihres Daseins auskundschaftet? Genau so ein Stalker ist die Werbeindustrie im Internet.
  6. Bullshit ist kein Ersatz für ein seriöses Geschäftsmodell. Auch dann nicht, wenn der Bullshit von einem früheren Google-Mitarbeiter – man beachte: Google ist der größte Werbevermarkter der Welt, der übrigens selbst schon Schadsoftware ausgeliefert hat – ausgesprochen wird, um Menschen durch systematische und medial unterstützte Ausbreitung von Furcht, Ungewissheit und Zweifel daran zu hindern, ihren persönlichen Lebensbereich vor grenzkriminellen bis offen verbrecherischen Methoden der Werbewirtschaft und der Organisierten Internet-Kriminalität zu schützen.

Ende der Mitteilung.

tl;dr – Verwenden sie niemals einen Browser ohne aktivierten Adblocker! Es ist nicht nur ihr Recht, es ist angesichts der gegenwärtigen Internet-Kriminalität sogar ihre Pflicht! Egal, was irgendwelche unseriösen Klitschen PResseerklären lassen! Danke.

¹Ebenso bleibt es Sitebetreibern übrigens unbenommen, nach einem seriöseren Geschäftsmodell als der Vergällung der ins Internet gestellten erwünschten Inhalte durch im Regelfall völlig unerwünschte Ads von Drittanbietern zu suchen.

Job

Donnerstag, 18. Juni 2015

Sehr geehrte Arbeitsuchende!

Aber das ist doch genau mein Name! :mrgreen:

Die Abteilung Die AuBenstelle fur die Rekrutierung Recruitment von der
groBen umfangreichen International Kompanie Business im Zusammenhang
Koharenz mit Tatigkeitserweiterung Verbreitung in Europa, sucht zuverlassige
Angestellter Mitarbeiter, Arbeitnehmer, Personal!

Klar, und da gibt man keine Stellenanzeige auf, sondern schreibt eine Spam. Übersetzt von einem Computer, weil ein Dolmetscher zu teuer gewesen wäre. Und von Hand abgetippt, und dabei wurden solche Erscheinungen wie das „ß“ nicht verstanden, sondern zu einem „B“, damit auch ein Denkbehinderter merkt, dass ihr keine Spur Deutsch könnt und sogar die Benutzung eines Rechtschreibprüfprogramms für euch zu viel der Mühe und der Kosten gewesen wäre. Diese Pünktchen über den Vokalen verschwanden dabei natürlich auch…

Und weia, ist das ein geiler Text! Jedes wichtige Wort kommt doppelt. Es war euch offenbar auch zu viel Mühe, euer Spamskript zu verstehen, bevor ihr es benutzt:

Arbeit Aktivitat in unserer Firma Kompanie bedingt Ganztagsbeschaftigung
Ganztagsarbeit nicht von 15 bis 25 Stunden pro Woche. Sie konnen sie mit
Ihrer Hauptarbeit mit der wesentlichen Arbeit kombinieren miteinander
auskommen.
Die Mitarbeit Die Mitwirkung garantiert sichert Realeinkommen Stabile
monetaren Einkunfte fur Sie mit den ersten Arbeitstagen!

Na ja, wo ihr bei euer „Mitarbeiterwerbung“ so sparsam seid, werdet ihr bestimmt gut zahlen… :mrgreen:

Achtung! Sie brauchen keine Geldanlage Kapitalanlage! Die Arbeit erfordert
keine Vorabinvestitionen!

Toll, man kann arbeiten, ohne Geld dafür zu bezahlen. Das ist ja mal ein ganz neues Modell. 😀

Und nicht nur das:

Anforderungen an den Kandidaten Voraussetzungen fur Job:
Im Alter von 21 Jahren Mindestalter: 20 Jahre, Gute Computerkenntnisse
Software-Paket Microsoft Office Kenntnisse der grundlegenden
Office-Software, E-mail. Sauberkeit Reinlichkeit mit der
Dokumentationsarbeit [sic!] Arbeiten mit Dokumenten und Befolgung Respektierung,
Beachtung, Innehaltung der Ethik Etikette der Geschaftskorrespondenz
Buroarbeit.
Wunsch Geld zu verdienen, standsicher Internetzugang.

Jeder kann das. Man muss nichts können. Das kann jeder 20-Jährige, der die Computerkenntnisse hat, die hier nahezu jeder Mensch im Alter von 14 Jahren hat und besser Deutsch kann als ihr selbst. Denn ihr meint kaum eure „Ethik Etikette der Korrespondenz“, die ihr in dieser Spam vorgeführt habt… :mrgreen:

Es ist wichtig zu bemerken, dass diese Tatigkeit Arbeit sich mit dem
rechtmaBigen legitimen, legalen Vertrag Kontrakt, ubereinkunft realisiert wird.

Toll! Ein weiteres Qualitätsmerkmal dieses Qualitätsjobs ists, dass man einen Vertrag hat, wenn man nicht selbstständige Arbeit macht. Das ist ja mal ein ganz neues Modell… oh, hatte ich eben schon gesagt. 😀

Hey, ihr Spammer: Ein längerer Text mit solchen Füllstücken lässt das Angebot übrigens nicht seriöser oder besser erscheinen. Ganz im Gegenteil.

Diese Tatigkeit Arbeit verletzt Gesetze Gesetzgebung, von Deutschland und EU
nicht. Es ist wichtig zu beachten, dass alle Tatigkeiten in ubereinstimmung
mit dem rechtlich bindenden Vertrag durchgefuhrt werden. Die Gesetze von EU
und Deutschland werden dabei nicht verletzt

Es ist nur bandenmäßiger Betrug (wenn man Pakete empfängt und weiterleitet) und Geldwäsche nebst Verstoß gegen das Kreditwesenkontrollgesetz (wenn man Geld empfängt und weiterleitet). Aber wer würde denn auch glauben, dass in einer asozialen und illegalen Spam eines Kriminellen die Wahrheit stünde?!

Nähere Fragen zur „Legalität“ der Jobs aus derartigen Spams beantwortet jede Polizeidienststelle.

Beantworten diesen Brief, Sie bestatigen, dass Sie eine ausfuhrliche
Information uber diese Erledigung bekommen mochten.

Ja, beantworten! Aber bitte auf keinen Fall…

Wir hoffen auf unsere erfolgreiche Partnerschaft Mitwirkung! Wir hoffen auf
fruchtbare und interessante Zusammenarbeit mit Ihnen! Unser E-mail:
cv (at) marcusgeorgerecruitment (punkt) net

…an die Absenderadresse der Spam. Die ist nicht nur gefälscht, die ist nicht einmal eine gültige Mailadresse. Und deshalb kann man eben nicht auf „Antworten“ klicken, um die Spam zu beantworten.

MfG
Spencer Hope
RA „Marcus George Recruitment“
www.marcusgeorgerecruitment.net

Du mich auch!

Ich schätze Ihre Hilfe!

Donnerstag, 18. Juni 2015

Ich bin Mr.Wenyao Zhou Independent Director der Bank of China, habe ich einen Geschäftsvorgang von $ 23,5 Mio. und ich gebe Ihnen 30% Entschädigung für Ihre Unterstützung in dieser Transaktion sollten Sie daran interessiert sein, bitte senden Sie mir Ihre vollen Informationen, wie unten angegeben,um Email: (zhouweya (at) gmail (punkt) com)

1.Full Name:
2.Private Telefonnummer:
3.Current Wohnadresse:

Grüße
Wenyao Zhou

Dass diese chinesischen Bankdirektoren aber auch nie wissen, wie man eine Banküberweisung macht oder einen Scheck versichert mit der Post versendet – beides mit deutlich geringeren Gebühren als diese dreißig Prozent, die sie mir geben wollen… 😀