So nannte sich der Kommentarspam-Banker, Spamdeutschsprecher und ergebene spirituelle Schüler von Alfred E. Neumann mit seiner IP-Adresse aus Deutschland, der den folgenden Kommentar zur Einleitung eines Vorschussbetruges hier auf Unser täglich Spam veröffentlichen wollte, damit aber am Spamfilter scheiterte:
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Habe ich eigentlich schon einmal erwähnt, dass ich es erschreckend finde, dass diese Art Kommentarspam immer noch so eine Pest ist? Es ist ja nicht so, dass hier jeder Vorschussbetrüger von Darlehens-Kommentator zu einem Blogposting wird, denn sonst hätte ich jeden verdammten Tag mindestens fünf davon, einer blöder als der andere. Warum ich das erschreckend finde? Na, weil es diese Kommentarspam gar nicht gäbe, wenn es nicht immer wieder Menschen gäbe, die einen solchen offensichtlichen Spamkommentar in einem Blog, Kommentarbereich oder Forum finden und dann damit anfangen, „ein Darlehen zu beantragen“, über möglichst anonymisierende Kommunikationskanäle wie Freemailer-Adressen und WanzApp, versteht sich. Es lohnt sich für die Trickbetrüger sogar, deutsche Seiten in „deutscher“ Sprache zuzumüllen und über einen VPN-Anbieter den Eindruck zu erwecken, der Kommentar käme aus Deutschland, um Geoblocking zur Spamabwehr auszutricksen¹. Wenn es sich nicht lohnen würde, machten sie sich diese Mühe nicht. Das sind Spammer. Wenn die sich Mühe geben wollten, könnten sie auch gleich arbeiten gehen. Die machen nur das Nötigste, damit ihr kriminelles Spamgeschäft läuft.
Wir schreiben das Jahr 2019. Das Internet ist – nach seinem etwas schwierigen Start in einer jenseits der Auto- und Kriegswaffenindustrie ziemlich technikfeindlichen, bildungsverachtenden und intellektuell rückständigen Bundesrepublik Deutschland – seit mindestens anderthalb Jahrzehnten mitten in der Gesellschaft angekommen und für die Mehrzahl der Menschen längst Bestandteil des Alltags. Und es gibt immer noch Menschen in Deutschland, die auf so einen plumpen Betrugsversuch reinfallen. Ein Betrug, bei dem man nicht viel Lebenserfahrung benötigt, um sehr skeptisch gegenüber dem angeblichen Angebot zu werden. Und es gibt genug von diesen Leuten, dass sich eine gewisse Mühe für die Betrüger lohnt. Das ist traurig. 👎
Zu schade, dass es kein Gehirn im Appstore gibt. 🧠
Dieser Darlehens-Kommentarspammer hat allerdings seine Mühe erhöht, und das ist der eigentliche Grund, weshalb ich einen Text dazu schreibe. Er hat offenbar festgestellt, dass Spamkommentare mit einer WanzApp-Nummer und einer Freemailer-Mailadresse nicht mehr so überzeugend wirken wie noch vor fünf Jahren. Und da hat er sich gesagt, dass er vielleicht doch einmal eine Website dazu machen sollte, damit er wenigstens ein bisschen wie eine Bank aussieht. Aber so richtig viel Aufwand wollte er dann doch nicht haben, und HTML und CSS zu lernen, hirnt ja doch ein bisschen, und deshalb hat er sich nach einem Anbieter umgeschaut, bei dem er sich seine Wegwerf-Website einfach zusammenklicken kann. Ist ja nicht so schlimm, wenn die nicht ganz so toll wird. 🖱️
Ich wills mal so sagen: Ich habe Wix immer als eine… ähm… nicht ganz so vorteilhafte Marke für den deutschen Sprachraum empfunden. Der deutlich mitschwingende Anklang an das vulgäre Wort für die Masturbation wirkt aber angesichts solcher Meisterleistungen des Hirnverzichts schon wieder sehr passend:
Schon schade, dass dieses „Bankhaus“ kein Geld für eine richtige Website hat. Vermutlich hat es zu viel Geld verliehen, ohne auf Bonität zu achten. 🤣
¹Ich verwende hier übrigens kein Geoblocking, weil ich im Zeitalter des allgegenwärtigen Trackings Leser über Tor und über VPN nicht behindern will. Aber angesichts der Spamflut aus Nigeria und Benin, ergänzt um den regelmäßigen Spamtsunami aus Indien kann ich jeden Menschen und jedes Unternehmen verstehen, wenn er oder es sich für das scheinbar nebenwirkungsfreie und wirksame Geoblocking entscheidet. Niemand will zur Litfasssäule für diese Halunken werden.
Quelle des Bildes von Alfred E. Neumann: Wikimedia Commons, das Bild ist gemeinfrei.