Leider ist diese Spam mit Schadsoftware-Anhang nicht bei mir angekommen (ich habe ja auch keine offenen Stellen anzubieten), so dass ich nur zum Heise-Artikel mit weiteren Informationen verlinken kann. Zu diesem Artikel ist es aber noch eine Anmerkung zu machen, die auch über die laufende Schadsoftware-Kampagne hinaus gültig bleibt:
Die Drahtzieher von dieser Kampagne nutzen einen simplen Trick, um das Word-Dokument an Antiviren-Software vorbeizuschmuggeln: Sie habe es schlicht mit einem Passwort versehen, sodass Virenscanner nicht rein gucken und den Makro-Code als böse einstufen können […] Damit Opfer das Dokument öffnen können, haben die Drahtzieher das Passwort in die Mail geschrieben
Immer, wenn eine E-Mail einen verschlüsselten Anhang hat und das Passwort im Klartext in der E-Mail steht, handelt es sich um einen Versuch, Schadsoftware an einem Antivirus-Scan auf dem Mailserver vorbeizumogeln.
Es gibt keinen einzigen anderen Grund, warum jemand so vorgehen sollte.
Die Verschlüsselung des Anhanges mit einem Passwort, das in der unverschlüsselten E-Mail steht, schafft keine zusätzliche Sicherheit oder Vertraulichkeit. Die E-Mail geht offen wie eine Postkarte durch das Internet. Auf jedem Server auf dem Transportweg kann sie gelesen (und sogar inhaltlich verändert) werden. Auf jedem Server auf dem Transportweg könnte also auch jemand das Passwort lesen und damit den Anhang öffnen, lesen oder verändern.
Es ist, als ob man seine Wohnungstür zum Schutz vor Dieben abschlösse, den Schlüssel unter die Fußmatte legte und einen unübersehbaren Zettel an die Türe klebte, auf dem in großen, freundlichen und leicht lesbaren Buchstaben steht, dass der Schlüssel unter der Fußmatte liegt.
Es ist völlig sinnlos, Anhänge auf diese Weise zu verschlüsseln – außer, man hat als Krimineller die Absicht, dafür zu sorgen, dass eine Schadsoftware bei einem Virenscan auf dem Mailserver nicht erkannt werden kann. Und genau das ist bei solchen E-Mails regelmäßig der Fall.
Diese Vorgehensweise ist nicht einmal neu. Die erste E-Mail mit im Text angegebenen Passwort für ein angehängtes verschlüsseltes ZIP-Archiv habe ich im Jahr 2015 gesehen. Alles, was ich damals geschrieben habe, gilt auch heute noch unverändert.
Jemand, der Vertraulichkeit herstellen will – was ich bei den weit in die Privatsphäre hineinreichenden Bewerbungsunterlagen erstmal nicht für eine schlechte Idee halte – wird wirksamere Methoden verwenden. Zum Beispiel richtige E-Mail-Verschlüsselung (inklusive einer digitalen Signatur, die unveränderte Übermittlung über ein unsicheres Netzwerk sicherstellt) mit PGP. Aber dafür müsste der Mailempfänger einen öffentlichen Schlüssel bereitstellen, und das ist zurzeit, nur rd. dreißig Jahre nach der Spezfikation und Implementation von PGP und unter den Bedingungen benutzerfreundlich verwendbarer und kostenloser Addons für jede ernstzunehmende Mailsoftware, beinahe niemals der Fall. Auch bei großen Unternehmen nicht. Und so werden eben weiterhin Bewerbungsunterlagen offen wie Postkarten durch das Internet versendet. 🙁
NIEMALS in einem über E-Mail zugestellten Office-Dokument die Ausführung von Makros erlauben! (Dabei auch nicht vom Absender der E-Mail beirren lassen. Die Absenderangabe in einer E-Mail spielt für den Mailtransport keine Rolle und kann beliebig gefälscht werden, ganz ähnlich wie der angegebene Absender auf einem Briefumschlag.)
Ein Makro ist ein innerhalb des Office-Programmes laufendes Programm, das alles kann, was jedes andere Programm für Microsoft Windows auch kann. Wenn das Dokument von einem spammenden Verbrecher stammt, kann und wird der angerichtete Schaden sehr groß werden.
Es gibt keinen einzigen Grund, warum man jemals zum Lesen und Ausdrucken eines Dokumentes die Ausführung eingebetteten Programmcodes zulassen müsste. Irgendwelche Tricks, mit denen Menschen zur Aktivierung von Makros überrumpelt werden sollen, kommen trotzdem immer wieder vor. NIEMALS sollte man darauf reinfallen! Die angeblichen Gründe, die in solchen Dokumenten genannt werden, sind Lüge.
Ganz kurze Zusammenfassung:
- Generell niemals Mailanhänge unsignierter E-Mails öffnen, die nicht über einen anderen Kanal als E-Mail explizit abgesprochen wurden. Dettelbach ist überall! Im Zweifelsfall kurz anrufen.
- Mailanhänge mit ZIP-Archiv sind besonders gefährlich, da diese wegen des deutlich erhöhten Aufwandes auf dem Mailserver oft nicht nach Schadsoftware gescannt werden.
- Mailanhänge mit einem ZIP-Archiv, dass passwortgeschützt ist, bei denen aber das Passwort in der E-Mail steht, sind Gift. Diese „Verschlüsselung“ hat nur einen Sinn: Einen Antivirus-Scan auf dem Mailserver zu verhindern.
- Und schließlich etwas, was ich hier gar nicht erwähnt habe, was aber sicherlich bald wieder aktuell wird: Klickbare Links in E-Mail sind genau so gefährlich wie Anhänge. Alles Gesagte gilt also auch für Links in einer Mail.
Wer vorsichtig ist, hat nicht hinterher das Nachsehen. 😉