So nannte sich der Kommentator mit seiner dynamisch vergebenen IP-Adresse aus der Bundesrepublik Deutschland, der hier auf Unser täglich Spam den folgenden Kommentar zur Einleitung eines Vorschussbetruges veröffentlichen wollte:
Guten Tag von micheal_wayneinvestment@outlook.com
Was für ein schöner Name! Hoffentlich mussten die Eltern keine Lizenzgebühren an Microsoft bezahlen!
Brauchen Sie ein Darlehen? Brauchen Sie ernsthaft ein dringendes Darlehen?
Oder vielleicht auch mal dringend ein ernsthaftes Darlehen? Oder ein dargeliehenes ernsthaftes Drängen?
Brauchst du ein Darlehen, um ein Geschäft zu gründen, deine Rechnungen zu bezahlen, ein Haus zu kaufen,
Bist du in der Schuld, brauchst du ein Darlehen, um deine Schulden zu klären, wenn ja, dann ist das deine Chance
Um Ihre Bedürfnisse zu befriedigen.
Oder vielleicht auch einmal in Du-Ansprache. Oder…
Haben Sie auf der Suche nach einem echten Darlehen, um Ihre Träume zu erreichen,
…doch lieber nicht. Tja, in der englischen Vorlage stand eben einfach „you“, und unser Spamkrepelchen hat mit einer Software übersetzt. Und diese Software hat weder Ahnung vom Kontext noch hat sie Sprachgefühl, und genau so klingt das Ergebnis. Übrigens ist an genau dieser Stelle ein harter Zeilenumbruch…
Ohne Erfolg, wenn ja, dann ist das deine Chance, deine Träume zu verwirklichen.
…so dass in der nächsten Zeile ein sehr seltsamer Satzstummel aufscheint. Kurt Schwitters wäre begeistert gewesen.
Aber: Wenn ich einen Traum hätte, in dem mich jemand so vollfaselte, würde ich nicht besonders entspannt aufwachen.
Bei micheal_wayneinvestment@outlook.com geben wir langfristige und kurzfristige Darlehen,
Wir geben persönliche Darlehen, Business-Darlehen und Corporate Darlehen und alle Arten von Darlehen mit Interesse
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micheal_wayneinvestment@outlook.com
Ob die Übersetzungsprogramme, mit denen sich diese Vorschussbetrugs-Spammer ihre dämlichen Texte übersetzen lassen, wohl irgendwann wissen, dass engl. interest im Kontext eines Darlehens auf deutsch „Zins“ und nicht „Interesse“ heißt? Aber hey, das hier ist ein Darlehensgeber, der Darlehen gibt, woher soll der wissen, wie die Dinge rund um Darlehen heißen. Einen Dolmetscher mag er sich ja auch nicht leisten. Der kostet ja Geld, dass dieser Finanzdienstleister nicht hat.
HINWEIS: Alle Antwort muss an micheal_wayneinvestment@outlook.com geschickt werden
Wenigstens kann dieser Spambanker mit Dada-Prädikat seine tolle Mailadresse, die er sich kostenlos und anonym bei Microsofts Freemail-Dienst eingerichtet hat, richtig schreiben. Wie man den Namen „Michael“ schreibt, lernt er demnächst auch noch.
Grüße.
MW
Kommentarspam mit angeblichen Darlehensangeboten zur Einleitung eines Vorschussbetruges ist nach wie vor sehr häufig. Bei mir scheitert sie im Regelfall an der Spamfilterung und wird nur sichtbar, wenn ich mir mal wieder einen dieser Müllkommentare herauspicke. An anderen Stellen wird sie aber sehr sichtbar.
Was mich an dieser seit Jahren laufenden Kommentarspam aber immer wieder erschreckt: Sie muss in genau dieser Form für die Spammer gut genug funktionieren. Es muss da draußen Menschen geben, die einen derartigen, selbst für einen völlig unerfahrenen und naiven Menschen sofort als fragwürdig erkennbaren Kommentar sehen, dann eine Mail an die darin angegebene Adresse schreiben und sich schließlich dazu überreden lassen, eine Vorleistung nach der anderen für ein angebliches Darlehen zu bezahlen – und zwar niemals mit einem Scheck oder einer Banküberweisung, sondern immer schön anonym über Western Union und Konsorten. Es scheint keinerlei Druck für diese Spammer zu geben, ihre Betrugstexte mal ein bisschen besser zu formulieren; es scheint sich auch zu lohnen, wenn sich der Spammer keine besondere Mühe gibt.
Wie das von derartigen Spammern „mitgestaltete“ Internet aussieht, kann man zum Beispiel in diesem von vandalierenden Betrügern vollgeschmierten Gästebuch eines Restaurants sehen, das ich eben bei der schnellen Suche nach der Mailadresse meines Darlehens-Spezialexperten gefunden habe. (Für den Fall, dass sich demnächst mal jemand mit beherzten Löschungen um diese seit langer Zeit ungebremste Rufschädigung kümmert, habe ich eine dauerhafte Archivversion des Gästebuches angelegt – es enthält viel Spam, die ich auch gesehen habe, an einer Stelle „schön“ zusammengefasst.)
Ich bitte um Beachtung für die Angabe von Datum und Uhrzeit der Einträge in diesem Gästebuch – diese dummen Müllkommentare fallen aus dem Internet wie eine Sintflut in die Website, reißen alles andere mit sich und vernichten damit die dort eigentlich vorgesehene Kommunikation zwischen einem Wirt und seinen Gästen. Es ist unmöglich geworden, interaktive Elemente in seiner Website zu haben, ohne dass man sich viele Gedanken über die Bekämpfung von Spam macht. Die Verwendung eines CAPTCHAs reicht, wie man am Beispiel dieses mit einem CAPTCHA geschützten Gästebuches gesehen hat, nicht aus – denn gerade die Darlehens-Kommentarspam wird sehr häufig in Handarbeit (also über die Zwischenablage und nicht mit einem Spamskript) erledigt. Und leider sind auch Spammer Mensch genug, um ein CAPTCHA zu lösen. Für diesen nichtsnutzigen Nichtschutz vor einer Form der Spam, welche die eigene Website in ein Pinnwand für Betrüger verwandelt, werden dann jedoch blinde und schwer körperbehinderte Menschen ausgesperrt. Verbrecher rein, Körperbehinderte raus – eine bitteres Zeichen, das hoffentlich niemand ernsthaft setzen möchte… 🙁
Und deshalb muss man sich in Bezug auf Kommentarspam leider ein paar Gedanken mehr machen.
Hier, auf Unser täglich Spam, betreibe ich für Kommentare zum Beispiel Geoblocking und sorge dafür, dass Kommentare, bei denen die IP-Adresse des Kommentators nicht aus einem deutschsprachigen Staat kommt, zunächst in die Moderation gehen, statt unmittelbar sichtbar zu werden. (Wenn man eine Website in einer regional begrenzten Sprache unterhält, kann man darüber nachdenken – wer aber auf Spanisch, Arabisch oder Englisch schreibt, sollte Geoblocking besser vergessen.) Natürlich muss ich mir dann die aussortierten Kommentare anschauen und sie gegebenenfalls freischalten, denn an ihrer Privatsphäre interessierte Menschen verwenden ein VPN oder Tor. Dieses (in meinen Augen eher unästhetische) Geoblocking ergänze ich um eine Liste von Stichwörtern, die ebenfalls dazu führen, dass der Kommentar nicht unmittelbar sichtbar wird – und an dieser Liste muss ich auch immer wieder einmal etwas ändern, denn die Spammer leben davon, dass ihre Spam sichtbar wird und probieren dabei alles mögliche aus. Schließlich leistet die Antispam Bee hier ihre fleißige Arbeit und trennt den spärlichen Honig von einer täglichen Sturzflut des eklen spammigen Glibbers.
Leser bemerken diese Maßnahmen nicht. Warum sollten sie auch? Es ist nicht ihr Problem. Und deshalb lege ich Wert darauf, dass ich nicht mein Problem zum Problem meiner Leser mache: Niemals stellt sich den Lesern etwas in den Weg; niemals müssen sie vorsätzlich schwer lesbar gemachte Texte entziffern oder irgendwelche Gaga-Aufgaben lösen und daran immer wieder einmal scheitern, während die Spam dennoch nicht nachlässt. Und weder blinde noch schwer körperbehinderte Menschen werden mit letztlich unwirksamen Maßnahmen ausgesperrt. Nur die ganzen Idioten mit ihren Kommentarspams kommen nicht hinein. Na gut, ungefähr ein bis zwei Mal pro Monat flutscht eine klare Spam durch, die sichtbar bleibt, bis ich sie von Hand lösche.
Das ist alles nicht ideal, ich weiß. Aber die ideale Lösung für das Spamproblem verstieße leider gegen die Menschenrechte und gegen das beinahe allgegenwärtige Mordverbot. Ein friedliches Miteinander mit den asozialen und kriminellen Spammern ist nicht möglich. Es wäre schon viel gewonnen, wenn betrügerische Spammer häufiger im Gefängnis säßen. Leider wissen sie zu genau, wie man anonym bleibt. Und so müssen wir alle mit Spammern leben, ganz ähnlich, wie ich nach dem Hochwasser der letzten Tage mit der durstigen Mückenplage leben muss. Immerhin, von den Mücken erwische ich hin und wieder eine… 😉