Moment, wer schreibt das?
Von: John Gill <theseoexperts14 (at) gmail (punkt) com>
Ach so, ein „SEO-Experte“ mit der Nummer 14, der lieber keine eigene Domain benutzt, sondern eine anonym einrichtbare, kostenlose Mailadresse bei Google Mail¹.
Schon mit seinem Betreff sagt er: „Meine Buchstabengroßmachtaste klemmt“. Und mit dem eigentlichen Inhalt setzt er fort: „Desweiteren bin ich Expörte für Internet und Websites-Großmachen in Google, weiß aber nicht, wie man in einer HTML-formatierten Mail anständige Textauszeichnungen macht“…
Hello,
Ive recently visited your website and feel i could help you gain a significant amount of visitors for FREE.
…und schreibe deshalb immer wieder alles in GROẞBUCHSTABEN, statt es beispielsweise einfach fett zu setzen. Dass das scheiße aussieht, ist mir egal. Ich behaupte ja auch, ich hätte deine Website besucht, aber ich weiß weder, was das für eine Website ist noch habe ich für meine Drecksspams nachgeschaut, was für ein Name da im Impressum steht. Wenn ich mir Mühe geben würde, könnte ich schließlich gleich mit arbeiten anfangen und brauchte nicht mehr kriminell zu spammen.
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Natürlich kann ich jede schnell aufgeschäumte Dreckssite auf die erste Seite von Google bringen. Immer. Einfach dadurch, dass ich sie spamartig von diversen anderen Dreckssites aus dem Internet heraus verlinke, obwohl das nur eines der vielen Merkmale ist, die Google für seine Algorithmen heranzieht. Für welche Suchbegriffe ich deine Website auf den ersten Platz bringen will, sage ich dir aber lieber nicht, obwohl das die für dich relevanteste Information wäre…
Stattdessen behaupte ich einfach…
Our links are ALL MANUALLY created and RELEVANT to your industry. Our team is from the UK and USA and we ensure fantastic quality everytime.
…dass mein Tun – echt und voll jetzt ernst total Handarbeit – wichtig für dein Gewerbe sei, ohne dein Gewerbe zu kennen. Ich spamme übrigens aus Großbritannien und den USA und in echter Handarbeit. Mein Team… ähm… meine E-Mail stammt von einer dynamisch vergebenen IP-Adresse aus Kanada, also mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von einem mit Schadsoftware übernommenen Privatrechner.
We have 1000s of satisfied clients ranking on page 1 of Google in tons of different Countries.
Wir haben tausende von zufriedenen Kunden. Gib einfach einen beliebigen Suchbegriff bei Google ein, und du stellst fest, dass da immer jemand an erster Stelle steht. Das waren alles wir, denn wir, die wir ansonsten nicht einmal eine HTML-Mail ansprechend hinbekommen, wir bieten das doch an. Einen halbwegs namhaften Referenzkunden direkt nennen tun wir dir aber lieber nicht, sonst fragst du da noch nach, und das wäre nicht so gut für uns.
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Also komm schon! Sei so doof!
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Natürlich hängt an den Links eine eindeutige ID dran, damit man beim Klick „zurückfunkt“, bei welchen Mailadressen dieser Müll beklickt wird. Nun gut, bei mir wars eh das Honigtöpfchen². Hier der Screenshot für alle Neugierigen, die sich einmal das Angebot „Gib uns Geld dafür, dass wir in deinem Namen und mit Link auf deine Seiten jeden bespammbaren Teil des Internets mit SEO-Links zuspammen, ist ja dein Ruf, den wir damit in die Scheiße treten“ anschauen wollen – ein Klick aufs Vorschaubild führt zu Flickr, wo man den Screenshot in Originalgröße sehen kann:
Wer oben glaubte, dieses „FOR FREE“ aus der Spam meine, dass das Angebot nichts koste, wird sich vielleicht darüber wundern, dass schon das Basispaket mit fünf Spamartikeln und drei Spamblogposts nebst Verlinkung durch Pingback-Spam und Spamkommentare für lächerliche 199 Dollar zu haben ist. Und die automatisch erzeugte Pingback- und Kommentarspam wird zum allergrößten Teil erfreulich automatisch wieder von Spamfiltern aussortiert – hier einmal ein Einblick in die heutige Tagesernte des ganz normalen Irrsinns auf Unser täglich Spam…
Und das kommt sogar noch besser: Wenn die Pingback- und Kommentarspam nicht von jemanden wie mir – mit Datenschutzbedenken selbst noch bei offenen Blogkommentaren – bearbeitet wird, sondern mit Akismet, einem zentralen Spamfilter speziell für Foren und Blogkommentare, dann „lernt“ dieser zentrale Spamfilter sehr schnell, dass die Domain der so durch Spam nach oben beförderten Website ein Merkmal für Spam ist. Dazu kann doch niemand „nein“ sagen! Für nur zweihundert Dollar kann man die Reputation eines Spammers erwerben, das ist doch großartig! Und man muss nicht einmal selbst dafür spammen…
Was passiert, wenn Google den Manipulationsversuch erkennt und die spammigen Links „abstraft“, bitte kurz selbst im Web raussuchen. Meine kleine Anmerkung dazu: Wenn man vor der Aufgabe steht, eine Leiche so zu verstecken, dass sie niemals mehr gefunden wird, wäre die zweite Seite eines Google-Suchergebnisses schon ein sehr guter Platz dafür. Und nach der Abstrafung durch Google gehts wesentlich weiter nach unten als nur auf die zweite Seite. Google hat ja auch ein großes Eigeninteresse daran, dass die Suche für Menschen, die etwas finden wollen, nützlich bleibt. Und das ist sie bei völlig SEO-spamverseuchten Ergebnissen eben nicht.
Aber das macht ja nichts, denn…
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…dieser freundliche Hohlkopf von Spammer bietet ja auf seiner kondebilen Website eine „Lösung“ für das Problem an, das er selbst verursacht:
Regards,
John Gill
Winkewinke…
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…ich verachte dich auch!
¹Gleich mal schauen, ob man inzwischen wieder an abuse (at) gmail (punkt) com
mailen kann, um den Missbrauch zu melden – wie das bei jedem anderen seriösen Mailserverbetreiber dieser Welt möglich ist. Da hat Google doch gerade erst einen Prozess gegen die Verbraucherzentralen verloren.
²Grundsätzlich ist von jedem Klick in eine Spam strikt abzuraten, außer man hat ein besonders gesichertes System. Spam kommt immer von Kriminellen, die technisch auf dem neuesten Stand sind. Die besondere Sicherung des Computers besteht nicht aus einem so genannten „Antivirusprogramm“ und einer so genannten „Firewall“ und vergleichbaren Hokuspokus-Programmen zur Herstellung einer mehr „gefühlten“ Sicherheit. Wer nicht weiß, wie man ein besonders gesichertes System aufsetzt, sollte gar nicht erst darüber nachdenken, in eine Spam zu klicken! Niemals! Der Ärger, den man sich einfangen kann, ist das bisschen befriedigte Neugier nicht wert.