Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


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Mittwoch, 14. Februar 2024

Aus den Biotopen des Internetsumpfes

Die folgenden Zitate sind keine Spam, sondern ein meiner Meinung nach interessanter Hinweis des LKA Niedersachsen zu einer neuen Form der Einleitung eines betrügerischen Identitätsmissbrauchs.

Beim Lesen dieses Hinweises lernt hoffentlich jeder Mensch, warum man nicht überall seine Daten, insbesondere, warum man am besten überhaupt nicht und absolut niemals ohne rationalen Grund seine Telefonnummer irgendwo im Internet angeben sollte [Archivversion]:

Die Geschädigten erhielten einen Anruf über eine Mobilfunknummer. Die Person am Telefon gibt sich als DHL-Bote/Paket-Bote aus. Angeblich würde sich ein Paket in Zustellung für den Angerufenen befinden. Dieses könne aber aus Sicherheitsgründen oder wegen falscher Adresse erst korrekt nach Nennung eines Codes zugestellt werden. Die Code-Zustellung würde per SMS erfolgen.

Im direkten Anschluss wird tatsächlich eine SMS mit einem Code zugestellt. Der Angerufene nennt den Code und hofft nun auf die Zustellung […] Eine Paketzustellung erfolgt natürlich nicht

[…] Der zugestellte Code war für eine Sicherheitsbestätigung des Accounts (z.B. O2-Mobilfunk-Account, Mail-Account). Der oder die Täter haben nach Nennung des Codes Zugriff auf den fremden Account bekommen. Mittels dieser Bestätigung wurde in einem Beispiel eine neue eSIM bestellt. Dies ist eine virtuelle SIM-Karte die z.B. in einem aktuellen Smartphone als SIM-Karte hinterlegt werden kann. Mittels der neuen „Karte“ kann nun das Telefon (Mobilnummer) so genutzt werden, wie es der echte Inhaber zuvor gemacht hat. Es können SMS empfangen, versendet oder Telefonate geführt werden. Ggf. hinterlegte Accounts können, wenn z.B. eine Zwei-Faktor-Authentifizierung eingerichtet ist, übernommen werden. Auch das Online-Banking könnte betroffen sein. Der echte Inhaber wurde aber in unserem Fall von seiner üblichen Kommunikation über das Mobilfunknetz ausgeschlossen. Die originale SIM im Gerät wurde durch die eSIM ersetzt. Dies fällt ggf. nicht sofort auf, wenn das Smartphone im heimischen WLAN genutzt wird und aktuell keine Telefonie erfolgt

Und, woher haben die Trickbetrüger die Telefonnummer?

Die Datenquelle, die die Täter nutzen, ist derzeit unbekannt. Es gibt aber viele Sicherheitslücken aus der Vergangenheit, bei der u.a. auch Namen, Anschriften, Mailadressen, Mobilfunknummern, Passwörter usw. in Täterhände gefallen sind, die in Folge dann für solche Kontaktaufnahmen verwendet werden können

Aha, durch den „Industriestandard des Datenschutzes“, wie ich das manchmal „liebevoll“ nenne. Kriminellen stehen Unmengen eingesammelter Daten zur Verfügung, teils durch cracking erbeutet, teils durch mangelhaften Datenschutz von Unternehmen und ihren Dienstleistern veröffentlicht. Unmittelbar nutzbare Zusammenstellungen dieser Daten stehen jedem daran Interessierten für eine Handvoll Bitcoin zur Verfügung. Hier auf Unser täglich Spam gibt es nur eine kleine, vermutlich unvollständige Übersicht.

Anders, als der vom LKA Niedersachsen erweckte Eindruck nahelegt, geschieht die Weitergabe solcher betrügerisch missbrauchbarer Daten keineswegs nur durch „Sicherheitslücken“, sondern sehr häufig durch Nachlässigkeit, Fahrlässigkeit oder gar durch offene Absicht. Facebook hat zum Beispiel schon die Telefonnummern aller seiner Nutzer ins offene Web gestellt, also im wahrsten Sinn des Wortes weltweit veröffentlicht, und zwar gleich zusammen mit weiteren Daten für die betrügerische Recherche auf der Website von Facebook. Darüber hinaus gab es einen ziemlich offenen Zugriff auf die eingesammelten Daten, wenn man sich kostenlos als Entwickler bei Facebook registriert hatte. Natürlich zirkulieren solche Daten unter Betrügern. So lange es in der Bundesrepublik Deutschland einen schärfer durchgesetzten Datenschutz für Autokennzeichen als für Menschen gibt, wird sich daran auch nichts mehr ändern. Das ist politischer Wille. Datenschutz wird als Wirtschaftshemmnis verstanden, nicht als Schutz für die Menschen. Digital first. Hochdruck second, Bedauern third, Fatalismus fourth. Die Konsequenzen für verantwortungslose Datenschleuderei sind lächerlich. Außer für die Betroffenen eines Identitätsmissbrauches versteht sich. Denn denen werden oft mehrere Jahre ihrer begrenzten Lebenszeit verhagelt.

Ich kann ja noch verstehen, dass man für seine Fernkontoführung – von Werbern und ihren hässlichen, stinkenden Brüdern, den Journalisten, meist als „Online-Banking“ bezeichnet – die zusätzliche Sicherheit durch 2FA haben möchte. Aber es ist einer der tief beunruhigenden Trends der letzten zehn Jahre, dass immer mehr eher entbehrliche Websites die Herausgabe einer Telefonnummer bei einer zur Nutzung erzwungenen Benutzeranmeldung einfordern, natürlich stets nur „zu meinem Besten“. Das ist übrigens eine Forderung, bei der ich sofort die Flucht ergreife. Keine Website ist so wichtig, dass ich irgendwelchen Werbern, Gewinnbimmlern, Meinungsforschern, Spammern und Betrügern ermöglichen würde, mit großer Aufdringlichkeit, aber dafür ohne jeden Respekt direkt in meinem Leben herumzuklingeln. Ich bekomme wahrlich schon genug Spam auf meinen Mailadressen, aber diese Spam kann ich zum Glück ganz gut „behandeln“.

Und nein, ich glaube nicht an den überall lufteleicht und in der Praxis völlig konsequenzenlos versprochenen Schutz meiner persönlichen Daten. Warum nicht? Weil ich weiß, dass auch morgen die Sonne aufgehen wird, nachdem ich wieder und wieder und wieder erlebt habe, dass morgens die Sonne aufgegangen ist. Diese Form der „unvollständigen Induktion“ ist nicht einmal eine große Intelligenzleistung. Eingesammelte Daten blubbern wieder heraus; dies zumindest oft genug, dass man ernsthaft mit dieser Möglichkeit rechnen muss. Auch bei großen, renommierten Unternehmen, und immer häufiger auch bei staatlichen Datensammlungen. Ich mache deshalb keine Angaben, die ich nicht auch im offenen Web machen würde. Weder meine persönlich genutzte Mailadresse noch meine Telefonnummer noch mein Geburtsdatum gehört zu den Angaben, die ich für eine Anmeldung machen würde. Wenn die „Datenschutzerklärung“ so lang und verschwurbelt formuliert ist, dass ich sie nicht sofort auffassen kann, mache ich sogar noch weniger Angaben. Oder ich ergreife die Flucht. Wer keine Daten weitergeben will, braucht keinen langen Text, um zu beschreiben, was mit den Daten geschieht. Ich empfehle auch anderen Menschen dringend die Verwendung von Wegwerfmailadressen, die man einfach löschen kann, wenn sie wegen der Spam nicht mehr benutzbar sind.

Leider bin ich mit meiner Verweigerungshaltung ziemlich allein, denn sonst hätte sich diese Forderung nach Angabe einer Telefonnummer nicht immer mehr ausgeweitet. Inzwischen kann man so etwas auch auf irgendwelchen „Dödelwebsites“ erleben. Ich wurde zum Beispiel vor etwas über einem Jahr davon abgehalten, mir einen ersten Eindruck von „ChatGPT“ zu verschaffen, weil ich dafür meine Telefonnummer angeben sollte. Warum zum hackenden Henker? Einen Deibel werde ich tun! Vor allem gegenüber irgendwelchen Klitschen mit fragwürdigem bis klar unseriösem Geschäftsmodell¹… die mögliche Beschädigung eines privat und sehr persönlich genutzten Kommunikationskanals durch unseriöse Geschäftemacher und Verbrecher ist mir der kleine Spaß nicht wert gewesen. Egal, was der Onkel Journalist in seiner clickbaitigen Tintenkleckserei alles an lustigen Dingen geschrieben hat.

Gebt nirgends eine Telefonnummer an, wenn es dafür nicht einen rational nachvollziehbaren Grund gibt! Ja, ein Bankkonto benötigt eine gewisse Sicherheit. Auch eine Handelsplattform benötigt eine gewisse Sicherheit. Ein Benutzerkonto bei den meisten anderen Websites hingegen nicht, und schon gar nicht bei irgendwelchen Quatschwebsites. Der Schutz des Benutzerkontos durch ein gut gewähltes Passwort ist völlig ausreichend. Ich empfehle unbedingt einen guten Passwortmanager wie KeePaasXC, der gut gewählte, nicht erratbare Passwörter erzeugt und gleich die technischen Mittel mitliefert, diese im Alltag zu verwenden, ohne dass man sie sich überhaupt noch merken kann. Das kostet – abgesehen von den wenigen Minuten im Monat für eine angemessene Sicherung der Passwortdatenbank – nichts. Natürlich gibt es auch Alternativen zu KeePassXC. Aber lasst euch keine Speicherung von Passwörtern und anderen Zugangsdaten in der so genannten „Cloud“, also maximal intransparent auf den Computern anderer Leute, andrehen! Das löst kein einziges Problem, aber schafft dafür ein neues: Ihr könntet auch gleich eure Passwörter veröffentlichen. Ein Passwort ist nur so lange eine gute Sicherheitsmaßnahme, so lange es genau zwei Stellen bekannt ist: Dem Menschen, der sich damit identifiziert, und dem Computer, bei dem man sich damit identifiziert. Kennt ein Dritter das Passwort, ist die Sicherheit dahin. Das Passwort ist auf der Stelle wertlos geworden, es ist nur noch eine simulierte Sicherheitsmaßnahme.

Das ist übrigens eine gute Gelgenheit, mal wieder zu prüfen, ob das benutzte Passwort sicher ist. 😉️

Denen, die einmal mehr denken oder gar sagen, dass ihnen so etwas doch gar nicht passieren könne, möchte ich gern abschließend noch einmal das LKA Niedersachsen zitieren:

Man kann so etwas fast schon als Totalschaden bezeichnen. Besonders wenn Mail- und/oder Mobilfunkaccount in Täterhanden sind, sind viele missbräuchliche Szenarien im Anschluss möglich, da in der Regel zahlreiche, sensible Accounts mit diesen Daten verbunden sind. Selbst vergessene Passwörter können ggf. so wieder hergestellt werden

Totalschaden. Selten, dass die werten Polizeibeamten sich mal so deutlich ausdrücken. Und lobenswert, dass sie sich mal so deutlich ausdrücken.

Lasst es bitte nicht so weit kommen.

Seit äußerst sparsam mit der Preisgabe eurer persönlichen Daten, eurer Mailadressen und vor allem eurer Telefonnummern. Denn wenn man erst einmal von einem geübten Trickbetrüger am Telefon überrumpelt wird – möglicherweise befindet man sich selbst gerade in einer stressigen Lebenssituation – ist die Gefahr groß, dass man auch einen Schaden hat. Wer glaubt, dass ihm das überhaupt nicht passieren könne, ist sogar noch gefährdeter, weil der falsche Glaube unvorsichtig macht.

¹Ein klar unseriöses Geschäftsmodell hat übrigens social media. Es besteht in der Vergällung erwünschter menschlicher Kommunikation mit im Regelfall völlig unerwünschter Reklame.

AKTUALISIEREN SIE IHR KONTO

Donnerstag, 30. Mai 2013

Sparkasse Erlangen
Hugenottenplatz 5
91054 Erlangen
29-05-2013

Toll! Mit einer IP-Adresse aus Indonesien versendet!

Sehr geehrter Kunde,

Hallo Unbekannter, …

Seit Montag, 25. März 2013, arbeiten wir mit einem neuen Sicherheitssystem. Dieses neue System stellt sicher, dass es keinen Missbrauch auf Ihrem Konto geben kann , zB durch bösartige Software oder einen Virus auf Ihrem Computer installiert warden kann. Um sicherzustellen, dass Ihr Konto von unserem neuen System geschützt wird, Um diesen Service nutzen zu können, empfehlen wir Ihnen, das sie auf den untenstehenden Link klicken und geben Sie Ihre Informationen zu überprüfung ein. Sobald Sie dies getan haben, wird Ihr Konto mit der neuen Sicherheits-Software aktualisiert .

…wir sitzen jetzt schon wieder seit Tagen an ein paar neuen Formulierungen für unsere Phishing-Mails. Aber jetzt hat einer unserer Komiker mal eine zündende Idee gehabt. Diesmal ändern wir zwar auch wieder unser Sicherheitssystem, wie wir das immer in unseren Mails tun. Das neue daran: Wir machen das auf unseren Computern, damit ihr Konto keine Viren mehr bekommt, die dann einfach so von ihrem Konto auf ihren Computer rüberhüpfen. Damit das funktioniert, müssen sie uns aber eine ganze Menge Sachen sagen, die wir schon wissen.

Unsere Mail ist HTML-formatiert, und der Link…

http://Sparkasse-online-sicherheit.de

…geht natürlich nicht auf die tolle angegebene Domain, die auch schon nicht die Website irgendeiner Sparkasse ist, sondern zu karpinsk (strich) edu (punkt) ru (slash) www (punkt) sparkasse (punkt) de (slash) index (punkt) html. Als Erlanger Sparkasse, die ihre Spam über Indonesien versendet, benutzen wir selbstverständlich eine russische Domain für unsere Website. Das Web ist eben international. :mrgreen:

[Die Phishing-Seite in dieser Domain existiert jetzt nicht mehr. Danke!]

Was wir dann mit ihren Zugangsdaten machen? Ist doch klar, wir…

VORSICHT, Nach dem Ausfüllen der angeforderten Informationen wird Sie per Telefon von einem unserer Mitarbeiter sie kontaktieren um die Installation abzuschließen zu koennen. Denken Sie daran, das Sparkasse Erlangen Bank, um Ihre Sicherheit und Schutz verpflichtet ist. Vielen Dank für Ihre Zeit und Zusammenarbeit.

…rufen sie an und leiern ihnen noch ein paar TANs am Telefon raus, damit wir auch unsere Geschäftchen machen können. Mit dem Geld anderer Leute ist das für uns viel billiger.

Mit freundlichen Grüßen,
Sparkasse Erlangen

Mit phishigen Grüßen
Die Mafia

© Sparkasse Erlangen 1998-2013. Alle Rechte vorbehalten.

Solche Mails wirken viel echter, wenn auch noch ein Urheberrecht darauf beansprucht wird. :mrgreen:

Das ist nicht die Bundesnetzagentur

Donnerstag, 24. Mai 2012

Kein Zitat aus einer Spam, sondern eine Mitteilung der Bundesnetzagentur:

Die Bundesnetzagentur erhält vermehrt Beschwerden von Verbrauchern, die von unverlangten Anrufen mit Nennung der Bundesnetzagentur als Arbeit- bzw. Auftraggeber berichten. Im Telefonat behaupten die Anrufer unter anderem, dass die Verbraucher bereits kostenpflichtige Gewinnspielverträge abgeschlossen hätten und/oder eine Pfändungsklage bzw. ein Vollstreckungsbescheid gegen sie vorliegen würde. Durch Abschluss eines Zeitungsabonnements würden die Forderungen der (Gewinnspiel-)Unternehmen aufgehoben und sämtliche persönliche Daten der Verbraucher gelöscht.

Bei diesen Anrufen werden zunehmend die bekannten Rufnummern der Bundesnetzagentur für den Verbraucher im Telefondisplay angezeigt. Dabei wird die technische Möglichkeit, eine „gefälschte“ Rufnummer (Call-ID-Spoofing) anzuzeigen, eingesetzt, um die Glaubhaftigkeit des Anrufs im Auftrag der Bundesnetzagentur zu verstärken. Zudem wird damit die Identität des Anrufers verschleiert.

Derartige Anrufe werden in keinem Fall durch die Bundesnetzagentur durchgeführt oder veranlasst. Ferner vermittelt die Bundesnetzagentur keine Zeitschriftenabonnements oder führt eine kostenpflichtige Datenlöschung persönlicher Daten im Internet durch.

Die Bundesnetzagentur empfiehlt Verbrauchern deshalb eindringlich, sorgfältig mit ihren persönlichen Daten (Telefonnummern und sonstigen Kontaktdaten, aber insbesondere auch Kontoverbindungsdaten) umzugehen und diese nur gezielt und im Bedarfsfall an seriöse Vertragspartner bzw. Firmen weiterzugeben.

Quelle: Website der Bundesnetzagentur.

Und die Empfehlung am Ende des Zitates sollte sich jeder, der sich leicht durch autoritäre Stimmen am Telefon oder verängstigende Mails oder Briefe (zum Beispiel mit unberechtigten, aber gebieterisch formulierten Mahnungen) verängstigen und damit leicht überrumpeln lässt, ausdrucken und auf den Monitor und das Telefon kleben!

Äußerste Sparsamkeit mit persönlichen Daten ist der beste Schutz vor allen gegenwärtigen Varianten des Telefon- und Internetbetrugs. Das gilt auch gegenüber „seriösen“ Anbietern, denn es gibt gerade in der Bundesrepublik Deutschland durch das so genannte „Listenprivileg“ einen schwunghaften und unkontrollierten Datenhandel, bei dem vollständige Profile auch in den Händen von schmierigen Verbrechern landen können. Und dies ohne, dass hierzu eine Zustimmung gegeben werden muss.

2ND NOTICE AGAIN

Montag, 9. August 2010

GROSSBUCHSTABEN IM BETREFF GEBEN SCHON EINMAL EINEN RICHTIGEN EINDRUCK VOM GESCHREI DESSEN, WAS IN DER MAIL ALS „INHALT“ TRANSPORTIERT WIRD. UND WENN ES SCHREIENDE DUMMHEIT IST.

Wunder der Technik! Ein Spammer hat einmal etwas richtig gemacht und man könnte diese tolle Mail mit einem Klick auf „Antworten“ in der Mailsoftware beantworten. Das ist ja nicht immer der Fall. Ob der folgende Text allerdings zu einem kostenlosen Postfach des Freemail-Providers hotmail.co.uk passen würde, wenn dieser Inhalt keine Lüge wäre?

Greetings,

Hallo, unbekannte Empfänger unserer schätzungsweise halben Million Spammails, die wir vor dem Loslassen aufs Internet nicht einmal gründlich lesen!

We wish to notify you again that you were listed as a Heir to the total sum of (Three Million Six Hundred Thousand British Pounds) in the codicil and last testament of our deceased client. Name now withheld since this is our second letter to you.

„Wir“, die wir erstmal keinen Namen haben und nicht sagen wollen, wer „wir“ sind, wollen dich noch einmal darauf aufmerksam machen, dass du über dreieinhalb Millionen britische Pfund geerbt hast, weil jemand, dessen Namen wir nich nennen, das in sein seinem Testament so verfügt haben soll. Wir nennen den Namen übrigens nicht, weil das unsere zweite Mail ist, eine dümmere Ausrede ist uns für diese Schwäche unserer Nummer immer noch nicht eingefallen. Immerhin erzählen wir unseren schwachen Spruch nicht mehr, dass es sich hier nicht um die vertraulichste Form der Kommunikation handelt.

We are reaching you the second time because her instruction stipulates that this fund should be paid directly to you upon her death.

Aber schau darüber hinweg! Auch darüber, dass du zum zweiten Male von uns hören sollst, obwohl es kein erstes Mal gab. Denk lieber daran, dass der ganze Zaster an dich gehen soll! Denn Gier macht dumm, und das wissen wir dummen Spammer ganz genau. Wenn du erstmal das ganze Geld vor Augen hast und so richtig gierig bist, denn wirst du auch eine Vorleistung nach der anderen bezahlen, natürlich immer schön über Western Union oder MoneyGram, denn wir wollen uns ja nicht von der Kriminalpolizei erwischen lassen, sondern dieses ganze Geld, das wir von gierigen, dummen Deppen abzocken, in Freiheit verprassen.

If you receive this notice, we request you to kindly acknowledge officially to enable us file in all necessary legal documents to the paying bank for the urgent release of your inheritance.

Please call urgently or send an acknowledgement email to enable us process your inheritance.

Deshalb ruf ganz dringend an und denk gar nicht darüber nach, warum wir gar keine Telefonnummer angegeben haben, bei der du anrufen sollst! Also ruf doch besser nicht an und schick uns einfach ganz dringend eine Mail! Wenn einer auf diesen Beschiss angesprungen ist, dann lügen wir erst so richtig los.

Yours Truly,
James Patton

Unsern angeblichen Namen ändern wir jedes Mal, unsere bescheuerte Betrugsnummer nicht.

Frankensteins Badesommer

Samstag, 4. Juli 2009

Werte Macher der „Freizeitwoche“, ihr hättet es fast geschafft, dass ich diesen „Artikel“ mit seinen stümperhaften Bildbearbeitungen falsch zuordne, als ich ihn bei einer dieser herzkalten Frauen aufgeschlagen herumliegen sah; bei einer dieser Frauen, die sich am Leiden anderer Menschen ergötzen, die alles interessant finden, was aus dem sich über Jahrhunderte erstreckenden Inzucht-Experiment namens „europäischer Adel“ hervorgeht und sich von euch in den Schlankheitswahn treiben lassen:

Ganz schön bunt - Das wird ein toller Badesommer

Fotos: HerstellerAllerdings hat ein Blick in die kleinen Buchstaben, die sich etwas schamvoll neben den bunten, großen Buchstaben versteckt haben, schnell klar gemacht, wie hier die Verhältnisse wirklich liegen.

Es handelt sich hier also nicht etwa um eure eigene redaktionelle Arbeit, sondern um einen „Artikel“, den ihr offenbar auf Wunsch und mutmaßlich auch auf Bezahlung eines Herstellers von Badebekleidung in eurem „redaktionellen“ Teil unterbringt. (Ja, ich weiß, eine solche „Bezahlung“ kann auch durchaus etwas indirekter sein.) Dies natürlich, ohne da so ein klares Wort wie „Anzeige“ darüber zu setzen oder die Leserinnen auf eine andere Weise darüber in Kenntnis zu setzen, dass es sich hier um reine Reklame handelt. Der nur anpreisende und werbende Charakter des recht textarmen „Artikels“ ist derart offensichtlich, dass er nicht zu übersehen ist. Das an sich ist schon übel genug, aber es ist leider zu gewöhnlich geworden – und übrigens einer der vielen Gründe dafür, dass ich den gesamten Auswurf der Journaille meinem Dasein nicht mehr hinzufüge.

Eine kleine Abschweifung

Dass da am Artikel keine Bestellkarte dranhängt, ändert nichts am Reklamecharakter – und ich würde eine recht hohe Wette darauf halten, dass jene Leserinnen, die für die Aussicht auf ein bisschen gewinnbares Kleingeld oder kitschduseligen Reisen an euren nicht sehr rätselhaften Preisrätseln teilnehmen und dabei ihre Anschrift, ihre Telefonnummer und ihre Mailadresse an euch verraten, schon sehr bald mindestens einen Katalog im Briefkasten finden werden, dessen Angebote ihnen zum Teil auf der Stelle vertraut vorkommen – und gleich hinterher einen freundlichen und sehr professionell geführten Anruf kriegen, der noch einmal ein bisschen „nachhakt“. Das Einverständnis eurer gewinnsüchtig gemachten Leserinnen zur werblichen Nutzung ihrer persönlichen Daten holen sich die Macher der „Freizeitwoche“ ja auf relativ einfache Weise ein:

Rätsel-Coupon Nr. 25/09

Wie, das Kleingedruckte über den persönlichen Daten kann man kaum lesen? Stimmt, das kann man kaum lesen, auch im Druck ist es schon ein bisschen schwierig – deshalb der entscheidende Ausschnitt noch einmal etwas größer:

Ja, ich bin damit einverstanden, dass die Bauer Media Group mich bis auf Widerruf per Telefon oder E-Mail über interessante Angebote zu Medienprodukten informiert. Mit meiner vorstehenden Einverständniserklärung verpflichte ich die Bauer Media Group auf die Einhaltung der Grenzen dieser Zustimmung und auf den Datenschutz.

Immer noch nicht so einfach, sowohl von der Schriftgröße also auch vom Inhalt her.

Fangen wir einmal mit dem Inhalt an.

Dieser beginnt nämlich mit einem hübschen kleinen Quadrat, das erfolgreich den Eindruck erwecken kann, als müsse frau es ankreuzen, um ihre Zustimmung zu geben. Aber da ist vom Ankreuzen gar nicht die Rede, und der mit dem fröhlichen Wörtchen „Ja“ beginnende Text da gilt auch ohne irgendein Kreuzchen als Willenserklärung. Ja, wirklich, wer mit diesem Text nicht einverstanden ist und am Gewinnspiel teilnehmen will, der muss da nicht irgendein Kreuzchen weglassen, sondern den Text deutlich durchstreichen.

Ich möchte wetten, dass hier weniger als ein Promille der eingehenden Rätsellösungen einen durchgestrichenen Text aufweisen, weil die meisten oberflächlichen Leserinnen angesichts dieser Präsentation glauben, dass es hinreicht, in diesem vorstehenden Quadrat kein Kreuz zu setzen. Und ich würde sagen, dass sich hier der Verdacht geradezu aufdrängt, dass dieses Quadrat da nur gesetzt wurde, um in solcher Weise missverstanden zu werden. Andere Erklärungen sind zumindest ein bisschen schwierig an den Haaren herbeizuziehen. Was meiner Meinung nach von einem solchem Verhalten gegenüber den Leserinnen zu halten ist, sage ich hier allerdings nicht, weil ich glaube, dass frau durchaus noch selbst denken kann – und wenn nicht, denn wird es höchste Zeit, das zu üben. 😉

Das Zustellen eines Kataloges oder anderer werbender „Medien“ durch die gewöhnliche Hauspost ist im Übrigenn keineswegs illegal, auch wenn man dazu niemals seine ausdrückliche Zustimmung gegeben hat. Wer mir das nicht glaubt, der gehe einfach zu seinem überquellenden Briefkasten, der jeden Tag aufs Neue mit Werbemüll zugestopft wird – und jeder dieser dummen Ausflüsse der Einwegkommunikation lässt eine klare und gerichtsfeste Identifikation des Absenders zu. Allein diese Tatsache zeigt die Legalität dieses Vorgehens.

Ob die „Bauer Media Group“ auch gleich als Dienstleistung für gewerbliche Kunden die Reklame verschickt, weiß ich nicht, und ich habe auch keine Lust, das zu recherchieren – aber dass ihre Tätigkeiten weit über das Herstellen von billigen Heftchen für billige Frauen hinausgehen, dürfte schon an Hand der Firmierung und der ausgebufften, kleinen Tricks klar sein.

Was diese sehr leicht versehentlich zu gebende „Einverständniserklärung“ also wirklich bedeutet, das ist ein Freibrief für die „Bauer Media Group“, die Empfängerinnen der zugestellten Werbung durch professionell geführte Telefonanrufe und Werbe-Mails (die in so einem Fall übrigens, so lästig sie auch werden mögen, keine Spam sind) „nachzubearbeiten“, um die Wirksamkeit der Reklame noch ein bisschen zu erhöhen – und der Bezug dieser „Erklärung“ auf „Medienprodukte“ ist derart allgemein gehalten, dass sich beinahe alles darunter verstehen lässt – vom Reklame-Katalog bis zum ständigen gemailten Hinweis auf gewerbliche Websites. Wer glaubt, dass ein in solchem Freibriefe eingeräumtes Recht nicht von der „Bauer Media Group“ genutzt wird, der muss sich grenzenlose Naivität vorwerfen lassen. Der zweite Satz dieses Textes ist übrigens keineswegs eine Einschränkung, die von der Absenderin des „Coupons“ gegeben wird, sondern diese Einschränkung wird von den gegenwärtig gültigen Gesetzen in der BR Deutschland erzwungen – es handelt sich hier also um eine nichts sagende Nebelgranate, die ebenfalls vom wahren Charakter dieser Erklärung ablenken soll, und auch das offenbart einen Blick in den Charakter der Menschen, die auf diese Weise vorgehen, um andere Menschen ein bisschen zu überrumpeln.

Vielleicht ist jetzt etwas klarer, worin ein zusätzliches Geschäftsmodell einer „Zeitschrift“ bestehen könnte, die wegen ihres günstigen Preises kaum kostendeckend sein kann.

Ende der Abschweifung

Dennoch, das alles ist hier gar nicht mein Thema. Obwohl versteckt dargebotene und auf diese Weise die Kritik der Leserin überrumpelnde Werbung einen Charakter aufweist, der schon recht nahe bei einer vorsätzlichen Irreführung der Leserin steht. Offenbar vertraut ihr, die Macher der „Freizeitwoche“ und anderer leser(innen)verachtender Periodika, darauf, dass eure Leserinnen schon genügend vom Selbsthass zerfressen oder total verdummt sind, um so etwas einfach über sich ergehen zu lassen und dafür auch noch 80 Cent herzugeben. Und ihr würdet wohl alles dafür tun, dass das auch in Zukunft so bleibt, denn diese Dummheit ist euer Geschäft.

Nein, mein Thema ist die himmelschreiende Stümperhaftigkeit der Bearbeitung der in diesem „Artikel“ gezeigten Werbefotos – wenn ich eine Zeitschrift herausgeben würde, denn würde ich mich sogar weigern, so einen Schrott ganzseitig und unübersehbar zu drucken, um wenigstens ein bisschen guten Ruf zu behalten.

Wir wissen natürlich alle – oder wir sollten doch wenigstens alle wissen, vor allem sollten es alle Frauen wissen – dass die Frauen auf diesen Werbefotos so etwas ähnliches wie Frankensteins Monster in virtueller Form sind; dass sie in Photoshop so aus zerschnippelten Einzelteilen verschiedener Frauen zusammengesetzt wurden, bis sich das Idealbild der schlanken, sportlichen, ewig jugendlichen Frau der Werber ergibt, an dem sich alle Frauen dieser Welt messen sollen, auf dass sie dabei unglücklich und voller Selbstzweifel werden. Denn unglückliche Menschen sind nun einmal bessere Konsumenten, mit glücklichen Menschen ist neben dem Alltagsbedarf und ihren echten, intrinsisch entstandenen Wünschen kein gutes Geschäft zu machen. Die psychischen Erkrankungen, die beim ständigen Messen an einem surrealen Maß gerade bei den jüngeren Frauen wie von allein entstehen, sie werden von den Werbern gern in Kauf genommen, solange sich das Geschäft nur lohnt. Es ist eben ein verantwortungsloses und asoziales Mordsgeschäft, das die Werber da betreiben!

Das ist aber nichts Neues.

Neu ist hingegen, was die Werber neuerdings für Stümper mit Photoshop pfuschen lassen. Hier nur die augenfälligsten Stümpereien, die mir fast auf der Stelle den Magen umdrehten. Wer regelmäßig die mit Bildern überflutete Journaille aufschlägt, der weiß wahrscheinlich schon nach ein paar Wochen gar nicht mehr, was die Proportionen eines gewöhnlichen menschlichen Körpers sind.

Also, anonyme Werber und Herausgeber der „Freizeitwoche“, schaut euch das noch einmal gründlich an!

Offenbar weiß euer toller „Grafiker“ nicht, dass man verschiedene Hautfarben irgendwie ein bisschen korrigieren sollte, wenn man schon eine andere Mittelhand und andere Finger an das posierende Modell dransetzt, damit es besser auf die strandhafte Sitzfläche passt:

Frankensteins Hand in der Freizeitwoche, Beispiel 1

Oder soll ich mir vorstellen, dass hier nur der Blindenhund eures „Grafikers“ ein bisschen gejault hat. Die völlig unnatürliche Haltung der drangekleisterten Finger könnte man sich ja gerade noch gefallen lassen, auch das kleine Proportionsproblem gehört zu den täglichen Stümpereien, an die sich jeder Reklamebetrachter gewöhnt hat, ohne dass er sie deswegen schon erträglich findet – aber die weißen Fingerchen nach der deutlich sichtbaren Schnittkante sind eine unentschuldbare Stümperei.

Und da hat sich euer „Grafiker“ dann wohl gesagt, wenn es einmal schon unentschuldbar ist, denn kommt es auf ein zweites Mal auch nicht mehr an:

Frankensteins Hand in der Freizeitwoche, Beispiel 2

Immerhin hat der Blindenhund beim zweiten Mal wohl so laut und schmerzvoll gejault, dass der „Grafiker“ wenigstens versucht hat, die Schnittkante mit dem Verwischen-Werkzeug von Photoshop ein bisschen zu verbergen – so dass man beim Anblick dieser einen drangeklebten Hand an Frankensteins Photoshop-Monster noch denken könnte, dass die zugehörige Frau sich immer mit Handschuhen in die Sonne oder ins Solarium packt. :mrgreen:

Aber nicht nur Hände werden fröhlich drangeflickt bei dieser Leichenfledderei an lebenden Models, auch Köpfchen wechseln das Körperchen, wobei…

Dr. Frankenstein verpflanzt in der Freizeit-Woche auch mal einen Kopf

…hier die Farbe des Restkörpers zwar ganz gut getroffen wurde, aber die Größe des Kopfes nicht so recht passen will. Im Ergebnis sieht der Hals fast so angeschwollen aus, wie meiner anschwillt, wenn ich so etwas sehe. Na ja, Hauptsache, ihr habt das Kleidungsstück auf eine Frau mit ordentlich Holz vor der Hütte montiert, einen angemessen großen Kopf benötigt eine solche Frau bei solchen Titten doch gar nicht mehr – jedenfalls nicht nach Meinung der Reklameheinis, die sich hier als virtuelle Schüler Frankensteins betätigen.

Bei solchen Schwerpunkten nimmt man andere Dinge denn schon etwas leichter, zum Beispiel mal wieder die Hand der gleichen Frau:

Dr. Frankenstein in der Freizeitwoche näht auch total verkrüppelte Hände an hübsche Körper...

Immerhin hat man hier als unvoreingenommener Betrachter eine gute Hypothese für die abweichende Hautfarbe, denn dieses Model scheint wirklich immer Handschuhe zu tragen. Und das täte ich auch, wenn mir einmal eine Dampfwalze über die Hand gefahren wäre. :mrgreen:

Sehr apart zu der deformierten Hand auch…

Frankensteins Photoshop-Monster in der Freizeitwoche: Bauchknick auf der rechten Seite

…der tiefe, vom rechten Unterarm allerdings verdeckte Bauchknick nur auf der rechten Seite des ziemlich mitgenommenen Körpers. Was Wunder, dass sich bei solchen Anblicken Frauen mit einem ganz normalen und gesunden Körper immer wieder schlecht und unangemessen fühlen und ihrerseits gern zu den anderen unter Dr. Frankensteins modernen Schülern gehen, zu den plastischen Chirurgen.

Wer hingegen – sei es als Frau, sei es als Mann – seine geistige und körperliche Gesundheit behalten möchte, der macht einen ganz großen Bogen um alle Schüler Frankensteins, sowohl jene in der Klinik als auch jene in den von Zynismus beherrschten Büros der Werbefirmen.

Quelle der Scans: Freizeitwoche 25/2009 vom 10. Juni 2009. Ich hätte gern einen Link auf eurer Journalismus-Surrogat gesetzt, aber da ihr nirgends in diesem mir vorliegenden Heft eine Internet-Adresse angegeben habt, scheint ihr auch kein Interesse an eine Verlinkung zu haben, und das respektiere ich nur zu gern. Wer für diese nicht als Anzeige gekennzeichnete Anzeige bezahlt hat und verantwortlich ist, geht aus dem Text nicht völlig hervor.

Ein fröhlicher Gruß an Claudia!