Da dachte ich gerade schon, dass ich seit einem gefühlten Jahr keine neue Spam-Masche mehr zu Gesicht bekommen habe… und da bekomme ich dieses schöne Zustecksel von S. S. mit einer neuen Masche der Spammer.
Diese Spam ist unter verschiedenen Mailadressen der im originalen Betreff genannten Domain angekommen, die ich hier nicht erwähne. In allen Fällen war der Text identisch, nur die genannten „Fehler“ variierten. Natürlich stand im Original nicht „blahblah.de“, sondern die richtige Domain.
Gefälschte Absenderadresse ist sabrina (punkt) lektorin (at) gmail (punkt) com
. Die Mail wurde allerdings nicht über Google Mail mit seinem strikten Vorgehen gegen Spam transportiert; sie geht von der IP-Adresse eines Dienstleisters aus Utah, USA aus. Ob die Mailadresse bei GMail überhaupt existiert oder von jemanden anders benutzt wird, ist fraglich. Empfänger sollen diese Mail ja nicht beantworten, sondern reinklicken…
Sehr geehrte Damen und Herren,
Mir sind ein paar Rechtschreibfehler auf Ihrer Website blahblah.de aufgefallen. Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, dass ich Sie darauf hinweise.
Hallo, unbekannter Empfänger,
ich habe zwar die Website besucht, aber diesen Link im Footer mit dem Text „Impressum“ habe ich nicht gefunden, so dass ich dich nicht ansprechen kann. Stattdesssen habe ich nach Rächtschraibfelern gesucht, die dort stehen. Du musst verstehen, wenn man so sehr auf der Suche nach Fehlern ist, dann liest man doch nicht auch noch. Stattdessen verwendet man eine Liste mit ganz vielen häufigen Fehlern und sucht sie skriptgesteuert mit Google ab, damit man möglichst schnell ganz viel davon hat – und die Mailadressen kann man dann mit einem schnell angepassten Harvester-Skript rausfischen, dass im Idealfall auch automatisch mailt.
Deshalb geht diese Mail ja auch nicht an die im Impressum genannte Kontaktadresse, sondern an diverse Mailadressen in dieser Domain, die irgendwo in der Site erwähnt werden. Wenn ich mir Mühe geben würde, müsste ich ja auch nicht spammen.
Zum Beispiel:
Fehlerhaftes Wort: läd
Auf dieser Seite: http://blahblah.de/
Fehlerhaftes Wort: warnehmen
Auf dieser Seite: http://blahblah.de/blah-archiv
Wie man in einer HTML-formatierten Mail diese komischen Links reinfummelt, hat mir leider noch niemand erklärt. Vielleicht finde ich ja morgen einen aufgeweckten Neunjährigen, der sich mit diesem HTML-Frickelkram auskennt. Dann muss ich auch nicht mehr so eine Peinlichkeit wie den dümmsten aller dummen Linktexte „Click here“ in meine Mail reinschreiben…
Klicken Sie hier, um es sich anzusehen!
…ohne, dass der auch nur klickbar wäre.
Fehler auf Websites werfen schnell ein negatives Licht auf denjenigen, den die Website repräsentiert.
Asoziale und illegale Spam wirft zwar schnell ein negatives Licht auf denjenigen, der andere Menschen mit solcher Spam belästigt, aber das ist mir egal. Denn als Spammer habe ich keinen Ruf mehr zu verlieren.
Ich würde Ihnen gerne helfen und die ganze Website blahblah.de auf mögliche Fehler überprüfen und zwar für nur 85€. Dieses Angebot beinhaltet nicht die Überprüfung eines Onlineshops oder eines großen Archivs. Wenn Sie eine derartige Überprüfung wünschen, können wir dies gerne separat vereinbaren.
Also sei bitte so blöd und gib jemanden, der dir mit gefälschter Absenderadresse eine Mail zustellt, fünfundachtzig Euro in die Hand, weil er eine Liste häufiger Fehler googlen kann.
Damit das nicht ganz so bescheuert aussieht, wie es ist, schreibe ich noch ein paar menschelnde Worte darunter.
Ich heiße Sabrina Braun, studiere an der Uni Mainz und habe mir ein kleines Geschäft aufgebaut; ich verdiene meinen Lebensunterhalt während des Studiums, indem ich Websites auf Fehler überprüfe.
Ich bin eine Studentin, die es nicht weiter für erwähnenswert hält, was sie studiert (vermutlich Theoretischen und Angewandten Bullshit) und die mit diesen Spamnummern ihr Studium finanziert. Das klingt doch viel sympathischer als: Ich bin Spammer, der skriptgesteuert Google-Suchen startet, um häufige Fehler in Websites zu finden und dann ebenso skriptgesteuert jede Mailadresse mit seiner Spam zuballert, die in diesen Websites irgendwo erwähnt wird, und ich hoffe, mir mit den 1500 Euro, die nach jeden Tag nach meiner Spamwelle von vielleicht zwanzig darauf hereinfallenden Deppen gelegt werden, auch weiterhin einen verfeinerten Lebensstil leisten zu können, ohne mir diese lästige Mühe machen zu müssen, die fast alle anderen Menschen mit ihrer ekelhaften, anstrengenden Arbeit haben.
Ich glaube, dass wir beide von meinem Service profitieren können. Sie präsentieren Ihren Besuchern eine perfekte Website und ich verdiene mir ein bisschen dazu.
Ich glaube, dass diese noch frische Nummer das Potenzial hat, mir in den nächsten Monaten jede Menge frisches Geld zu geben.
Bezahlt wird erst, wenn meine Arbeit abgeschlossen ist, und natürlich stelle ich Ihnen gerne eine Rechnung aus.
Bezahlt wird erst, wenn ich mein Skript gestartet habe, das eine komplette Domain crawlt, nach meiner Fehlerliste abgrast und eine Report ausgibt, den ich ihnen zumaile. Achtzig Euro für den Aufruf eines Progrämmchens halte ich für einen guten Lohn.
Um alle Rechtschreibfehler auf Ihrer Website zu sehen, klicken Sie einfach hier.
http://sabrina.blogcorrector.com/bericht-bestellen/
Damit es nicht so langweilig wird, mache ich jetzt auch mal einen Fehler. Denn wenn du auf den Link klickst – dieser liegt übrigens in einer Domain, deren Registrierungsdaten über einen Whois-Anonymisierer aus dem brummenden Hong Kong verborgen werden, was für eine gewerbliche Website nicht gerade Seriosität ausstrahlt – dann siehst du nicht etwa die Rechtschreibfehler auf deiner Website, sondern ein Bestellformular:
Auf dieser Seite kann man nicht nur – *gröhl!*, ach nee: *gröl!* – den Preis selbst angeben, sondern auch seinen echten Namen zusammen mit seiner Mailadresse an die Spammer geben, die dann beim nächsten Mal eine persönliche Ansprache hinbekommen. Wer sich wundert, dass er es jetzt beim Bezahlen auf einmal nicht mehr mit einer Studentin zu tun hat, sondern mit einem Unternehmen aus dem schönen Ungarn, bekommt auch gleich eine tolle Erklärung dafür:
Da ich mit dem System eines ungarischen Unternehmens arbeite, welches mir die Organisation der Rechtschreibprüfungen erleichtert [sic!], und von diesem Unternehmen dann meinen Anteil an der Bezahlung erhalte, wird die Rechnung direkt von ASK FOR Ltd gestellt. Sie können per Paypal, Kreditkarte oder Überweisung zahlen
Ah ja!
Und wie weiter oben schon angedeutet ist, handelt es sich bei der angebotenen „Dienstleistung“ um nichts weiter als ein Programm, das eine Website durchcrawlt und gegen eine Liste häufiger Fehler abgleicht. Oder, um es mit den Worten „Sabrinas“ zu sagen:
Ich werde Ihnen die Fehler, die ich gefunden habe, per E-mail zusenden. Mein Bericht enthält die (möglichen) Fehler [sic!], sowie meine Korrekturvorschläge und falls nötig zusätzliche Hinweise/Erklärungen.
Es sind natürlich nur „mögliche“ Fehler, weil das kein Mensch mit einem Gehirn macht, sondern ein dummes Skript. Jeder, der schon einmal eine Rechtschreibprüfung in einer Textverarbeitung benutzt hat, weiß um die Schwächen.
Der schwarze Balken im Screenshot (und im Foto aus der Mail, das gleich folgt) ist natürlich von mir, denn ich muss davon ausgehen, dass die asozialen Spammer das Foto von „irgendwo aus dem Internet“ mitgenommen haben, um ihre bescheidene Nummer mit einem menschlich aussehenden Gesicht zu dekorieren, ohne die eigene Anonymität zu verlassen. Ob die in Ungarn beheimatete Limited überhaupt existiert, konnte ich so schnell nicht herausbekommen. Dass die Site kein Impressum hat, versteht sich von selbst.
Mit freundlichen Grüßen,
Sabrina Braun
Studentische Web-Lektorin
www.sabrina.blogcorrector.com
Mit mechanischem Gruß
Deine Spammer mit der neuen Masche
PS:
Wenn Sie meinen Service in Anspruch nehmen, erhalten Sie einen solchen Bericht:
http://sabrina.blogcorrector.com/beispielbericht
Ach so, wenn das Skript gestartet wird, entsteht nach höchstens einer Sekunde Datenverarbeitung so ein Bericht:
Ihre Website blahblah.de zu überprüfen kostet Sie nur 85€.
Für den Start des Skriptes nehmen wir lächerliche fünfundachtzig Euro. 😀
Falls ich diese Nachricht an die falsche Person adressiert haben sollte, entschuldige ich mich hiermit vielmals und wäre Ihnen dankbar, wenn Sie die E-mail an die entsprechenden Kontakte weiterleiten könnten. Vielen Dank!
Vielen Dank, dass du dich nicht weiter daran störst, dass ich meine Drecksspam an jede auf einer Website erwähnte Mailadresse sende, ohne mich um die Angaben im Impressum zu kümmern. Denn selbst zu lesen kostete mich einfach zu viel von meiner Lebenszeit, die ich lieber damit verbringe, das Geld meiner Opfer für angenehmere Dinge auszugeben. Und wenn du dich daran störst: Auch vielen Dank. Meine Höflichkeit ist nur aufgesetzt, denn ich bin ein Spammer.
Danke, S. S., für dieses Zustecksel aus dem täglichen Spamklo…