In die „Hall of Shame“ kommen nur die ganz Harten. Die, bei denen sich der mutige Einsatz von Technik und das Streben nach gestalterischer Exzellenz mit gnadenloser Blödheit paart. Die, bei denen die Worte erst einmal Luft holen müssen, ehe sie das Gesehene beschreiben können. Wenn du hier landen willst, Spammer, denn musst du dir schon Mühe bei deiner Müllproduktion geben…
Heute kommt mal wieder etwas Geld aus der Steckdose. Ein freundlicher Mitmensch, der leider kein anderes Mittel als illegale und asoziale Spam kennt, um Menschen für Geld zu interessieren, hat es mir einem HTML-formatierten E-Müll mitgeteilt. Dieser E-Müll sieht übrigens, wenn man die eingebetteten Grafiken lädt (und damit dem Spammer bestätigt, dass die Spam angekommen ist und gelesen wird), so aus:
Damit man diese Pracht auch richtig genieße, gibt es nicht nur den Link mit dem spamdeutschen Linktext „Bildinformationen anzeigen unterhalb“, der auf eine Website mit gleicher Gestaltung führt, nein, jedes eingebettete Bild hat den auffordernden ALT-Text „Anzeigen von Bildern, bitte“. Es wäre ja zu schade, wenn man dieses Kleisterwerk übersähe.
Das Bild mit der bemerkenswerten Kollektion von Sehenswürdigkeiten vorwiegend aus Europa und USA zum dümmlichen Text „Lassen Sie das Geld für Sie arbeiten“ ist der Link auf eine tolle Seite von Reichwerdexperten – und dass alle diese Bauten in dieser Collage zu einem achtlos hingeworfenen Haufen Tinnefs verkommen, unterstreicht den spammigen Charakter des Werkes eines aus verständlichen Gründen völlig unbekannten Künstlers.
Auf die verlinkte Seite komme ich noch. Aber vor dem Nachtisch kommt erstmal die Spam dran.
Bildinformationen anzeigen Unterhalb
Dass diese Leute mit ihren Reichwerdmethoden sich auch niemals einen Dolmetscher leisten können, der auch Deutsch kann…
Anzeigen von Bildern, bitte
Ach nö, danke!
Geld kann Ihnen großartige Möglichkeiten bieten!
Oh, das ist aber gut, dass mir das mal jemand sagt. Da kommt man ja gar nicht drauf, wenns einem keiner sagt.
Wir haben festgestellt, dass Sie Ihre Version von AutoMoneyMachine noch immer nicht aktiviert haben.
Aber ich habe keine Version einer AutomatischenGeldmaschine. Wenn ich eine hätte, stünde ich jetzt in Hannover am Bahnhof und würde 200-Euro-Banknoten wie Flyer verteilen und mich darüber freuen, dass ein größerer Anteil der Menschen den Flyer aus Höflichkeit entgegennimmt, unbesehen zerknüllt und in den Müll oder gleich auf die Straße wirft.
Brauchen Sie kein Geld?
Wenn ich so recht drüber nachdenke: Nein, ich brauche kein Geld. Geld benötigt man nur als Mittel, um die Ungerechtigkeit in der Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums auf die Individuuen aufrechterhalten zu können – und um den modernen Nachfahren der Sklaven und Beraubten, den so genannten „Arbeitnehmern“, einen so genannten „Leistungsanreiz“ dafür zu geben, damit sie auch weiterhin einen riesigen Anteil ihrer Lebenszeit dafür verleben, dass sie die Besitzenden noch besitzender machen. Denn aus freien Stücken würde das wohl niemand tun. Eine utopische Gesellschaftsordnung, die ohne Geld (und ohne Sklaverei) auskäme, wäre für den größten Teil der lebenden Menschen viel hübscher als die gegenwärtige Dystopie der Geldherrschaft.
Aber nein, solche fröhlich-anarchistischen Gedanken will der Spammer ja nicht erwecken, sondern er will sich mit einem Minimum an Aufwand und einem Satz lustiger Lügen am Gelde anderer Leute bereichern, indem er Affiliate-Geld von halbseidenen Brokern dafür erhält, dass er ihnen neue Kunden zugetrieben hat. Für dieses Anliegen ist es nun einmal besser, wenn die Gier…
Vergessen Sie nicht, dass Geld bisher unbekannte Möglichkeiten bieten kann.
…jede höhere geistige Funktion wegfrisst.
Vergessen Sie die banalen Dinge wie ein neues Auto, Apartment oder Kleidung – das ist alles offensichtlich. Denken Sie an die wundervollen Möglichkeiten, die sich für Menschen mit Geld auftun!
Und darunter ist eine Kollage der Postkartenmotive dieser Welt, garniert mit Flugzeugen und Heißluftballonen, mit der Freiheitsstatue im Zentrum, die ihre Fackel emporreckt, ein trefflich Bild für den Hafen von New York, an dem so viele Seelenverkäufer anlegten, um eingefangene afrikanische Männer als Sklaven zu verkaufen. Zusammen mit dem Spruch „Lassen Sie das Geld für Sie arbeiten“. Als ob Geld arbeiten könnte! Menschen arbeiten. Und das oft in Elend, Entrechtung und Armut.
Warum da „Lassen Sie das Geld für Sie arbeiten“ steht und nicht „Ihr Geld“ – nun, dass man erstmal etwas blechen muss, bevor man windige Wettzettel der Marke „Binäre Option“ kauft, ist ein Gedanke, der nicht schon bei der Spam aufkommen soll. Dass diese Wettzettel sogar von Bankern ungewöhnlich offen als „exotisch“ bezeichnet werden, sollte auch nicht weiter zu denken geben. Solche Gedanken machen dem Spammer sein Affiliate-Geschäft kaputt.
Warum der Spammer nicht einfach mit seiner eigenen Methode reich wird und stattdessen lieber Affiliate-Judasgroschen für die Überrumpelung anderer Menschen mit lustigen Spams kassiert? Natürlich, weil seine in illegaler und asozialer Spam beworbene Methode nicht funktioniert. Sonst brauchte er ja auch nicht zu spammen.
Um die Welt reisen, die besten Museen besuchen, sich die Flora und Fauna verschiedener Kontinente anschauen, sogar zum Grunde des Atlantischen Ozeans tauchen.
Nun… jemand, der auf eine dermaßen plumpe Präsentation hereinfällt, wird für diese Verfeinerung seines Lebensstiles eher geringes Interesse aufbringen, denn zum Genuss dieser Aspekte unserer Zivilisation gehört eine gewisse Portion Intelligenz. Und damit fällt man nicht auf den Beschiss rein.
Ja, Sie können tun, was auch immer Sie wollen!
Wenn mann jetzt auch noch wollen könnte, was man will… 😀
Nur die Neider sagen, Geld ist das Böse. Neidische Menschen, die niemals solch eine einmalige Möglichkeit wie Sie haben werden! Verpassen Sie nicht Ihre Chance, Ihre persönliche “Geldmaschine” zu aktivieren!
Nur Leute, die auf Leute neidisch sind, die so wunderschöne Spam empfangen, halten vom Spammer versprochene Geldbündel irgendwie für übel. Neidische Menschen, die niemals so eine einmalige Möglichkeit haben werden, in eine Spam zu klicken und die einfach nicht daran glauben, dass das Geld aus der Steckdose kommt. Das sind alles Idioten. Und jetzt komm, klick schon, hol dir deine Geldmaschine und werde reich! Du brauchst auch nichts dafür zu können. Du brauchst nur zu glauben, was in einer illegalen und asozialen Spam steht.
Sie erhalten diese Email als M-Machine-Abonnent.
Wie, ich dachte, hier geht es um eine Geldmaschine. Jetzt gibt es auch eine M-Maschine. Wofür dieses „M“ wohl steht? Ist es Magie, ist es Mahnbescheid? Oder ist es schlicht „Maklergebühren“? Denn dem windigen Broker, von dem der Spammer seine Affiliate-Judasgroschen bekommt, ist es egal, wie die Geschäfte verlaufen – er kassiert an jeder der kleinen Transaktionen.
Sie können sich bei Wunsch jeden Moment abmelden.
Ja, du mich auch mal, Spammer!
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Spam mit proklamierten geistigen Eigentum wirkt gleich noch lächerlicher. Übrigens haben wir es inzwischen 2017.
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Nach so viel weitgehend fehlerfreiem Deutsch zum Abschluss ein Satz von einem Menschen, dem das Sprachgefühl viel zu hastig verabreicht wurde.
So, und jetzt nach Verspeisen der Hauptmahlzeit kommt es zum Nachtisch, nämlich zur verlinkten Website. Diese wird vollständig von Javascript gerendert, so dass Menschen mit einem halbwegs sicher konfigurierten Webbrowser nur eine weiße Seite sehen. Was jemand mit der Standardkonfiguration seines Browsers sieht, sieht so aus:
Zunächst ist es mir ein Bedürfnis, den Designer dieser Seite zu loben. Er stand vor der undankbaren Aufgabe, eine schlichte Seite mit einem eingebetteten Video (bei Vimeo gehostet) und einer Dateneinsammelfunktion seriös aussehen lassen zu müssen. Im eingebetteten Video gibts nur effektreiche Typografie und die Stimme eines Lügners, der seinen Zuhörern den Verstand aus dem Kopf labert. Also hat der Designer ein Foto von einigen Millionen Euro in Bündeln von Banknoten zu fünfhundert Euro irgendwo „mitgenommen“ und zur Linken des Videos eingefügt, und weil rechts so viel Platz frei war, hat er dort ein goldenes €-Symbol mit einer angelehnten Leiter verbaut. Bei den Banknotenbündeln fällt beim Hinschauen auf, dass das gleiche Bündel immer wieder aus verschiedenen Postionen fotografiert wurde und zu diesem Werk zusammengesetzt wurde. Das ist eine treffliche Metapher für eine funktionierende Geldmachmaschine, einfach kopieren und einfügen. Schließlich stand er noch vor der Aufgabe, sich ein Logo für den dummen Beschiss einfallen zu lassen, und da hielt er einen Toaster, in dem man Geldscheinbündel einführt, für völlig angemessen. Nun, wenns zu lange drin bleibt, wird das Geld halt zu erfreulich wertloser Asche…
Ach ja, und unten steht kontrastarm und klein im Augenpulver das Folgende, damit mans auch ja nicht lese:
JEGLICHE BEHAUPTUNGEN [sic!] SOWIE PRÄSENTIERTE BEISPIELE WERDEN ALS KORREKT ANGENOMMEN [sic!], SOLLTEN ABER NICHT ALS ENTSCHEIDUNGSGRUNDLAGE FÜR KÄUFE DIENEN [sic!]. JEGLICHE ERFAHRUNGSBERICHTE UND GENUTZT BEISPIELE [sic!] SIND HERAUSRAGEND, TREFFEN NICHT AUF DEN DURCHSCHNITTLICHEN KÄUFER ZU UND REPRÄSENTIEREN KEINE GARANTIE, DASS JEMAND SOLCHE ODER ÄHNLICHE ERGEBNISSE ERZIELEN KANN. DER ERFOLG JEDES NUTZERS IST ABHÄNGIG VON IHRER OR [sic!] SEINEM HINTERGRUND [sic!], WIDMUNG [sic!], MOTIVATION UND ZIELEN, SOWIE WEITEREN FAKTOREN, WELCHE NICHT IMMER OFFENSICHTLICH SIND [sic!] UND TEILWEISE AUßERHALB DES KONTROLLBEREICHS LIEGEN [sic!] […] IN MANCHEN FÄLLEN WURDEN DARSTELLER GENUTZT [sic!]
So so, jegliche Lüge wird als korrekt angenommen, garantiert wird gar nichts und normalerweise läuft es nicht so toll wie berichtet, aber man kann manchmal auch Glück haben. Alle Erfolgsgeschichten sind ausgedacht.
Wer sich auf so etwas verlässt, glaubt auch an todsichere Roulettesysteme. Ach, das mit dem Reichwerden beim Roulette ist ja genau der gleiche Affiliate-Spambetrug für halbseidene Online-Zockläden… na, sowas aber auch! 😀