Soso, von Facebook, und das als jemand, der gar nicht Facebook nutzt. Und nein, das ist nicht die Spam, die man wirklich vom nach Spam stinkenden „Fratzenbuch“ bekommen kann, denn diese kommt zweifelsfrei von Facebooks Servern und nicht wie dieses Exemplar aus dem IP-Bereich eines finnischen Internet-Anbieters. Also ist schon einmal völlig klar, dass hier jemand den Eindruck eines anderen Absenders erwecken will. Warum sollte man das wohl wollen?
Sämtliche Links führen in die Domain dogukanspor (punkt) com
, die zurzeit keine Startseite, sondern ein Zugriffsverbot präsentiert. Die Links funktionieren allerdings. Diese Domain ist – man hätte es beim Namen schon erraten können – von einem türkischen Sportverein aus dem sonnigen Sarkaya registriert – nicht einmal 100 Kilometer vom Schwarzen Meer entfernt, und bei der Kälte draußen darf man sich so etwas gar nicht anschauen… Die bei der Registrierung der Domain angegebene Anschrift dieses Vereines existiert. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wurde die Website des Sportvereines von Kriminellen „übernommen“, und das dürfte auch der Grund sein, warum dort zurzeit keine Website zur Verfügung steht. Leider bedeutet das nicht, dass die wahrscheinlich klandestin hochgeladenen Inhalte dort auch verschwunden wären. Da die Spam über das Wochenende kam, ist es gut möglich, dass sich einfach nur noch niemand die Sache angeschaut hat, der etwas davon versteht – und das Offline-Nehmen der Website war eine Notbremse angesichts eines laufenden Missbrauchs des Webservers durch die organisierte Internet-Kriminalität.
Was erwartet einem Menschen, der in diese Spam „von Facebook“ klickt?
Nach dem bereits Erwähnten ist klar, dass es nichts Gutes sein wird. Ich habe bei meinem Test natürlich die eindeutige Kennung am Ende der URI entfernt, und ich habe auch keinen graphischen Browser benutzt, und so kam ich nach einer Kaskade von neun Weiterleitungen über diverse Domains, die vermutlich ebenfalls über kriminelle Angriffe in die Kontrolle der Verbrecher gerieten, schließlich bei einer Pimmelpillen-Apotheke der vertrauten Betrugsmarke „Canadian Pharmacy“ an. Über diese ziemlich unverständliche „Nummer“ habe mich ja schon öfter gewundert.
Das liegt daran, dass ich einfach zu vorsichtig gewesen bin, um die Nummer so zu sehen, wie sie einem naiv in die Mail klickenden Menschen widerfährt. Wer da unvorsichtigt reinklickt, bekommt nämlich von den freundlichen Verbrechern eine brandneue Kollektion aktueller Schadsoftware untergeschoben.
Deshalb klickt man eben nicht in Spams. Und deshalb versucht man, Spams zu erkennen.
Wie hätte man diese Spam als Spam erkennen können
Es gibt mehrere deutliche Indizien, die einen auch dann skeptisch machen sollten, wenn man bei Facebook ist:
- Die Sprache stimmt nicht
Ganz Facebook sieht man in Deutsch, aber dann soll Facebook auf einmal englische Hinweismails versenden? Facebook weiß, welche Sprachen seine Nutzer eingestellt haben. - Die Mail kam ohne Anrede
Facebook weiß, wie seine Nutzer heißen, und Facebook wird seine Nutzer mit Namen ansprechen. Das ist nach diversen Datenschleudereien großer Unternehmen zwar kein völlig sicheres Kriterium mehr, aber wenn die persönliche Ansprache in so einem Fall nicht vorhanden ist, darf die Mail sicher als Spam aussortiert werden. - Der Absender passt nicht
Facebook würde selbstverständlich mit einer Absenderadresse@facebook.com
mailen. In diesem speziellen Fall offenbart sich die Spam schon beim Blick auf den Absender. Aber natürlich ist die Absenderadresse beliebig fälschbar. - Die Mitteilung ist inhaltlicher Bullshit
Diese Mail teilt gar nichts mit. „Ihr Account wurde erfolgreich auf den neuesten Stand gebracht“… wer zum Henker würde so etwas mit einer Mail raussenden? Ohne weitere Erläuterung? Ohne Kontext? Eine sinnlose technische Mitteilung, die nichtssagend, überflüssig und lästig ist? So schlecht ist nicht einmal Facebook.
Allein aus diesen Offensichtlichkeiten zeigt sich, dass es sich um eine Spam handelt.
Natürlich können derartige Spams besser werden. Natürlich kann der Absender überzeugender gefälscht werden. Natürlich können die abgegriffenen Daten der letzten großen Datenlecks erworben werden, um eine persönliche Anrede zur Mailadresse zu haben. Natürlich können die Texte besser formuliert werden. Natürlich können Menschen in ihrer Sprache angesprochen werden. Solche Verbesserungen werden kommen. Vielleicht in zwei Jahren. Vielleicht aber auch schon übermorgen. Niemand – niemand, außer ein paar Kriminellen natürlich – weiß, welche Pläne die organisierte Internet-Kriminalität in welchem Tempo verfolgt.
Deshalb ist es ganz wichtig, sich anzugewöhnen, generell nicht in den E-Mails von Social-Media-Websites herumzuklicken. In der hier gezeigten Mail steht zum Beispiel nichts, was man im Falle einer echten Mitteilung von Facebook nicht auch auf der Website von Facebook sehen würde. Und wer bei Facebook ist, schaut da ja regelmäßig rein. (Und wer nicht mehr reinschaut, sollte sich über die Löschung seines Accounts bei diesem Spammer und professionellen Anbieter von Trojanern für persönliche, mobile Computer Gedanken machen.)
Es gibt also objektiv keinen Grund, in diese E-Mail zu klicken. Genau so, wie es für Facebook objektiv keinen Grund gäbe, diese E-Mail zu versenden, wenn sie denn von Facebook käme. Das gleiche gilt für alle Mails von Twitter, LinkedIn, Xing, Google Plus, MySpace und wie der ganze Zoo der geschäftlichen Beziehungsverwertung noch heißen mag.
Wer es sich angewöhnt, niemals in solchen Spams herumzuklicken, sondern stattdessen direkt die Website besucht, von der die Mail angeblick kommen soll, ist gegen diese kriminelle Überrumpelung völlig immun. Bei Kreditinstituten sollte man sich diese einfach Haltung schon längst angewöhnt haben, um niemals auf Phishing-Maschen hereinzufallen. Eine ganz einfache Grundregel, unkompliziert in der Anwendung: Niemals in die Mail klicken, sondern stattdessen einfach die Website besuchen! Diese ganz einfache Grundregel schützt vor einem Großteil der Phishing-, Schadsoftware- und Betrugsattacken, die zurzeit umlaufen.
Ein „Antivirenprogramm“ hingegen erkennt „nur“ Schadsoftware, die bei den Programmierern des „Antivirenprogrammes“ schon bekannt ist; sie hinkt den Kriminellen also immer um ein bis drei Tage hinterher. Der beste Schutz vor Schutz vor Schadsoftware ist nicht im Computer, sondern vorm Computer! Er lässt sich durch nichts anderes ersetzen.