Oh, was für ein aussagekräftiger Betreff! Wenn es da nicht stände, würde ich gar nicht bemerken, dass eine neue Spam angekommen ist!
Von: LEO Smartkey <service (at) leo (strich) smartkey (punkt) de>
An: Eine von mir niemals für Registrierungen oder irgendeine Kommunikation verwendete E-Mail-Adresse, die man aber dennoch mit einem Harvester einsammeln kann.
Damit sollte völlig klar sein, dass die folgende, wenn auch zugegebenermaßen gut gemachte Reklame-Mail nicht nur übliche Werbung, sondern illegale und asoziale Spam ist, die beim Empfänger den Verdacht nahelegen sollte, es mit betrügerischen „Geschäftemachern“ zu tun zu haben:
Also niemals verblenden lassen, wenn eine Spam mal gut aussieht! (Das kommt ja selten genug vor.) Sie bleibt eine Spam. Sie wird nicht weniger illegal und nicht weniger asozial dadurch, dass sie von jemanden gestaltet wurde, der wenigstens etwas Geschmack hat. Übrigens ist auch die in der Spam verlinkte Website – von einem Klick in eine Spam kann man wegen der davon ausgehenden Gefahr für die Computersicherheit nur abraten! – durchaus gut gemacht und erweckt schnell einen Eindruck, der nicht zum illegalen Werbemittel der Spam passen will, wenn man einmal davon absieht…
…dass das proklamierte Copyright an dieser Website bei einer Klitsche mit dem hübschen Namen „All rights reserved“ liegt. 😀
Die verwendete Domain ist seit dem 4. Oktober 2013 registriert, erweckt also keinen Verdacht zusätzlich zur illegalen Spamwerbung. Die bei der Registrierung gegenüber der DeNIC angegebenen Daten sehen plausibel aus, die Website ist bei 1&1 gehostet. Die E-Mail wurde über eine fest vergebene Business-IP-Adresse der Deutschen Telekom versendet. (Meine Abuse-Mail an die Telekom ist bereits draußen und wird dort bearbeitet.)
Es scheint also tatsächlich der Fall zu sein, dass hier eine echte „Gesellschaft mit beschränkter Hoffnung“ aus der Bundesrepublik Deutschland aus mir nicht näher bekannten Gründen zur Auffassung gelangt ist, dass mechanisch erzeugte, illegale Massenmail an mit Harvestern eingesammelte Mailadressen von Menschen, die niemals irgendein Einverständnis mit dieser Zumüllung erklärt haben, eine gute und billige Werbung sei. Ich kann dieser Unternehmung hierzu nur mit deutlich gereizter Stimme zurufen: Nein, das ist es nicht; es ist sogar eine dumme Scheißidee, die eure Reputation nachhaltig kaputtmachen wird! Ihr stellt euch in eine Reihe mit Pimmelpillen-Apothekern, Betrugscasinos und Vorschussbetrügern. Da wollt ihr nicht wirklich stehen!
Und jetzt zur Mail:
LEO SMARTKEY
Tja, wenn mans schon im Betreff nicht sagt, worum es geht, muss man es eben an anderer Stelle sagen.
Ab jetzt gibt es ein neues Zuhause für Deine Schlüssel, welches für Staunen und Begeisterung bei Dir und im Freundeskreis sorgen wird.
www.leo-smartkey.de
Nun, zumindest ich gehöre nicht zu den Leuten, die bei jeder Gelegenheit irgendein Dingens aus der Tasche holen, um damit andere Leute zu beeindrucken, weil ich das mit meiner Person und meinen Fähigkeiten nicht hinbekomme. Aber wie man an überteuerten Smartphones mit aufdringlichem Markenfetisch und anderen hochpreisigen gadgets sehen kann, scheint das verhungerte Selbstwertgefühl einiger meiner Mitmenschen ja durchaus eine Geschäftsgrundlage zu sein.
Neben dem „Feature“, dass man damit Eindruck machen kann, zeigt sich für mich nur wenig Sinn in einem Produkt, dessen Benutzung zur Folge hat, dass man bei leeren Batterien vor verschlossener Tür steht. Das muss dieses „smart“ aus der Produktbezeichung sein, es scheint zu bedeuten, dass etwas formschön gegossener Kunststoff in einigen Fällen durchaus intelligenter als sein Käufer sein könnte.
Dein LEO Smartkey Team
Vor allem ist es sooooo „mein“… 😀
You received this email as a client or subscriber of KEYOS GmbH
Click here to unsubscribe.
Och, auf einmal ist das Deutsch ausgegangen! Es war wohl ein bisschen zu mühsam, das Spamskript anzupassen, und hey, der Link ist doch drin, das reicht doch…
Aber dafür steht jetzt endlich ein „Click here“ in der Spam – ein Linktext, den kein denkender und fühlender Mensch jemals tippen würde, wenn er einem anderen denkenden und fühlenden Menschen etwas mitteilte. Das ist ein treffsicheres Merkmal zum automatischen Aussortieren der Kommunikationsversuche von Gestalten, deren Fehlen man gar nicht bemerken würde, wenn es sie nicht gäbe.
Our address: Wetzlarer Str. 86, 14482 Potsdam
Phone: (0800) 7627xxxx
Nun, liebe Meteoriten, nutzet eure Chance und fallet feurig und schwer auf Potsdam herab!
Diese E-Mail wurde von Avast Antivirus-Software auf Viren geprüft.
www.avast.com
Und dieser dumme Reklamespruch für das Antivirus-Schlangenöl von Avast ist neben „Click here“ ein weiteres Kriterium, um zielsicher unerwünschte Mail ins virtuelle Tönnchen zu befördern, denn er würde von keinem Menschen, der wirklich etwas mitzuteilen hat, in eine Mail geschrieben.
Warum nicht?
Nun, das hat folgende Gründe:
- Wer belästigt andere Menschen mit Werbung? Vor allem, wenn es nicht einmal Geld dafür gibt, dass man diese Werbung macht? Nur ein Vollidiot.
- Die Aussage im Werbespruch ist für den Empfänger vollkommen wertlos und möglicherweise sogar gefährlich. Jeder kriminelle Spammer kann diesen Spruch in seine Spam schreiben und eine aktuelle Kollektion von Schadsoftware anhängen. Schon eine – im Falle leichter Verständnisschwierigkeiten – fünfsekündige Benutzung eines handelsüblichen Gehirnes macht also die völlige Nutzlosigkeit einer solchen „Zusicherung“ klar. Wenn Menschen anfangen, zu derartigen zu Reklamezwecken mechanisch in die Mails gemachten „Zusicherungen“ Vertrauen zu entwickeln, ist dies sogar eine Unterstützung für den kriminellen Spammer mit Schadsoftware, der einfach den Spruch übernimmt. Eine Unternehmung, die diesen sinnlosen und potenziell gefährlichen Spruch automatisch unter jede Mail schreibt, macht damit nur klar, dass sie die Empfänger ihrer E-Mail verachtet, für dumm hält und zudem kein Problem damit hat, kriminellen Spammern zuzuarbeiten.
- Warum sollte jemand davon ausgehen, dass in einer erwünschten E-Mail eines bekannten Absenders Schadsoftware steckt? Der nichtssagende und potenziell gefährliche Avast-Reklamespruch ist eine Antwort auf eine Frage, die sich bei legitimer E-Mail niemals stellt, die sich jedoch bei halbseidener Reklame und offener Spam regelmäßig stellen sollte. Und genau das spiegelt sich auch in den E-Mails wider, in denen ich diesen Spruch regelmäßig sehe. Da wächst zusammen, was zusammen gehört, der über Spam vorangetragene Betrug findet einen Komplizen im Verkäufer wirkungslosen Schlangenöls.
- Natürlich weiß ich, dass in vielen Unternehmungen E-Mail auf dem E-Mail-Server nach Schadsoftware gescannt wird. Wenn dabei so ein reklamehafter und potenziell gefährlicher Spruch unter die E-Mail geschrieben wird, sagt die Unternehmung damit jedem einzelnen ihrer E-Mail-Empfänger: „Du bist es mir nicht wert, dass ich mir anschaue, wie ich von mir verwendete Software so konfiguriere, dass du nicht mit sinnlosen und potenziell gefährlichen Reklamesprüchen irgendwelcher Dritter unter meinen Mails belästigt wirst; der kleine Aufwand, den ich dafür deinetwegen hätte, ist mir zuviel Mühe“. Es mag masochistisch veranlagte Leute geben, die Unternehmungen mit einer derartigen „Kultur“ im Kundenkontakt ganz toll finden, ich gehöre da nicht zu und werde da auch niemals zugehören. Ich würde vielmehr jedem davon abraten, sich dieser Gruppe von Leuten anzuschließen.
Und deshalb landet bei mir jede Mail mit dem Avast-Spruch im Glibbersieb. Das hat sich in den vergangenen Monaten noch nicht ein einziges Mal als eine Fehlerkennung erwiesen, es handelte sich immer um E-Müll.