Nein, die folgende, sehr auffällig in HTML gesetzte Spam kommt nicht von einem E-Mail-Provider, sondern von einem Spammer. Sie kommt auch auf Mailadressen an, die keinerlei Probleme mit dem Speicherplatz auf der Server haben. Sie sieht so aus:
Bitte auf keinen Fall diese Spam beklicken! Einfach löschen und vergessen! Sie kommt nicht von einem E-Mail-Provider. (Ja, ich wiederhole mich.) Das behauptete Problem liegt nicht vor. Jeder kann diese Spam bekommen! Es handelt sich offenbar um einen Phishing-Versuch, vielleicht sogar um etwas wesentlich Übleres.
Dear sag (at) ich (punkt) net
„Liebe Mailadresse“ ist immer eine gute Anrede!
We noticed your e-mail account has almost exceed it’s limit. And you may not be able to send or receive messages any moment from now
Ihr sendet zwar mit gefälschter Absenderadresse aus der Domain admin (punkt) com
und habt nichts mit dem Server zu tun, auf dem eure Opfer ihre Mail empfangen, aber ihr wollt wissen, wie viel Platz das Mailpostfach dort belegt. Dafür behauptet ihr in einem hübschen Bildchen, es seien 1969 MiB von verfügbaren 2000, so richtig gucke mal mit Balken, der kaum noch Platz hat.
Your E-mail Account will be closed if you fail to increase Storage capacity Kindly Click here [sic!] to increase your storage capacity by 30.00GB Free..
Die Lösung, die ihr dafür vorschlagt, ist nicht etwa, Platz zu schaffen, indem nicht mehr benötigte Mails gelöscht werden – denn zwei GiB sollten selbst für die Korrespondenz eines neurotischen Zwangsschreibers ausreichend sein¹ – sondern klicki klicki in eine Spam zu machen. Auf den Text „Click here“, den man wirklich nur in Spams und unerwünschter Reklame liest, weil kein fühlendes Wesen so einen dummen Technosprech schreiben würde. Das wird auch nicht besser, wenn ihr mechanonett „kindly“ davor schreibt, dann aber das Wichtigste „vergesst“, nämlich, diesen Text auch noch zu verlinken.
Macht aber nichts, habt ihr euch gesagt, dann tippen wir eben nochmal „Click here“, diesmal aber mit einem Link.
Click here to add up free 20GB storage.
Großes Kino aus einem kleinen Gehirn!
Natürlich geht der Link nicht in die Domain, in der die Empfänger ihre Mail empfangen. Die „Reise“ geht stattdessen in die Domain turbolinktar (punkt) info
, und der Link funkt über einen URI-Parameter zurück, dass die Spam angekommen ist und welche Mailadresse der Empfänger hatte.
Erstaunlicherweise funktioniert der Phishzug noch nicht einmal. Die Domain turbolinktar (punkt) info
existiert zwar (und sie ist sogar alt), sie wird aber zurzeit zu keiner IP-Adresse aufgelöst. Das sieht ein kleines bisschen danach aus, als hätte ein Hosting-Provider, der die kriminellen Machenschaften dieses Packs mitbekommen hat, die Notbremse gezogen. Leider bedeutet das nicht, dass das Phishing auf E-Mail-Konten (denn genau darum scheint es sich hier zu handeln) nicht schon in einer halben Stunde über einen anderen, flugs angemieteten Server irgendwo in der Welt wieder läuft.
Ach ja, wenn man mit dem Klicken nicht schnell macht…
If not gotten from you in the next 24 hours, We shut down your E-mail Account,
…wird übrigens der Mailaccount plattgemacht. Nur, damit man auch nicht lange überlegt. Nichts macht einem Spammer nämlich so viel Sorge wie die Vorstellung, dass ein „an sich geeignetes“ Opfer durch einfaches Nachdenken bemerkt, wie dumm und dünn der Bullshit in der Spam ist. Und deshalb hetzen Spammer gern, insbesondere beim Phishing. Da wird dann erzählt, dass man nur ganz wenig Zeit hat, um Druck aufzubauen; wohlwissend, dass Stress dumm macht.
Until after proper verification before you can access your E-mail Account Again….!!!
Wow, „verification“ kenne ich sonst immer von den Banken, bei denen ich nicht Kunde bin und „von denen“ ich „E-Mail“ kriege, um mein Konto zu verifizieren. Denen darf ich dann immer alles noch mal sagen, was die Banken längst schon wissen. Aber natürlich nie auf deren eigenen Servern, immer nur an eher obskuren Orten im Internet…
Thanks.
Domain Security 2014/2015.
Wie, nächstes Jahr wollt ihr aufhören? Das wär schön! 😀
Und nun noch etwas ganz Wichtiges!
Da die Website der Spammer zurzeit nicht existiert, weiß ich nicht, worum es wirklich ging. Es scheint mir aber sicher, dass es sich um Phishing handelt, mutmaßlich auf E-Mail-Passwörter (und damit vor allem auch auf Leute, die für viele verschiedene Dienste immer wieder das gleiche Passwort benutzen).
Bitte, achtet immer darauf, wo ihr eure Passwörter eingebt!
Ein Passwort ist eine Sicherheitsmaßnahme, die nur funktionieren kann, wenn das Passwort geheimgehalten und nur dort verwendet wird, wo man sich mit diesem Passwort identifiziert. Deshalb sollte man bei jeder Passworteingabe besonders aufmerksam sein und sich immer vor der Eingabe vergewissern, dass man das Passwort wirklich dort verwendet, wo man sich mit diesem Passwort identifiziert. Bei einem Webdienst kann man dies etwa tun, indem man in die Adresszeile seines Browsers schaut.
Diese Vorsicht ist der einzige und wichtigste Schutz gegen den Missbrauch von Zugangsdaten. Sobald dieses Passwort einem Dritten mitgeteilt wurde, ist es kompromittiert.
Bitte seid so vorsichtig! Wenn diese Vorsicht mit einem klug gewählten Passwort kombiniert wird, das in keinem Wörterbuch zu finden ist, keinen Namen und kein Geburtsdatum enthält, das im günstigsten Falle eine völlig sinnlose Zeichenfolge ist, dann ist viel für die Sicherheit im Internet getan. Und das sollte es wert sein.
Danach stellt sich nur noch eine Frage: Ist mein Passwort sicher genug? 😉
Danke, M., dass du mir das weitergeleitet hast.
¹Zum Vergleich: Unser täglich Spam ist ein Blog, das seit beinahe achteinhalb Jahren nahezu täglich mit Text befüllt wird. Es enthält ferner Leserkommentare. Das Blogsystem speichert bei Korrekturen auch die vorherigen Versionen, und ich lösche die im allgemeinen nicht. Der gesamte Datenbestand – mit technischen Zusatzdaten wie Schlagwörtern, Kategorien, Metadaten aller Art – in der Datenbank umfasst in diesem Moment 21,1 MiB, dazu wurden 153 MiB weitere Daten (hauptsächlich Bilder) hochgeladen. Wenn ich für dieses Blog „nur“ zwei GiB zur Verfügung hätte, dann hätte ich in diesen achteinhalb Jahren lediglich ein Zehntel davon belegt. Kein Mensch bekommt leicht ein Gibibyte voll! Es ist verdammt viel Platz!