Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Schlagwortarchiv „Schadsoftware“

Erpressungstrojaner in der Stadtverwaltung Dettelbach: Die Konsequenzen

Samstag, 5. März 2016

Bart Simpson steht vor einer Tafel und schreibt als Strafarbeit immer wieder 'Ich werde keine Anhänge aus ZIP-Dateien in E-Mails von Unbekannten öffnen'.

Zum Hintergrund | Das Bild habe ich mit dem Simpson-Generator auf der Website unter www.pianojoe.de erzeugt.

Jeder Mensch, der eine E-Mail-Adresse nutzt, sollte sich bei der Nutzung immer über die folgenden, an sich sehr einfachen Dinge im Klaren sein:

  1. Der Absender einer E-Mail ist beliebig fälschbar. Die Fälschung ist leicht und setzt keine besonderen Fähigkeiten voraus. Jedes experimentierfreudige Kind hat hier in zwei Minuten ein Erfolgserlebnis.
  2. E-Mail ist ein praktisches, aber auch gefährliches Medium. Eine gewisse Vorsicht ist immer erforderlich.
  3. E-Mail-Anhänge sind ebenfalls praktisch, aber sie ermöglichen es auch Kriminellen, in Spammails beliebige Dateien auf die Rechner anderer Menschen zu transportieren und dabei selbst im Schutz der Anonymität zu bleiben.
  4. Jeder E-Mail-Anhang ist mit äußerster Vorsicht zu behandeln. Niemals einen Anhang öffnen, der nicht vorher über einen anderen Kanal als E-Mail ausdrücklich mit dem Absender abgesprochen wurde.
  5. E-Mail-Anhänge in ZIP-Archiven sind beinahe immer Schadsoftware. Die Verpackung in einem ZIP-Archiv erschwert einen eventuellen Antivirus-Scan auf dem Mailserver.
  6. Es gibt keine ungefährlichen Dateiformate. PDFs können Javascript enthalten, und der Adobe Reader hat eine erhebliche Sicherheitsgeschichte. Office-Dokumente können Makros enthalten; dabei handelt es sich um Programme, die innerhalb der Office-Programme ausgeführt werden und alles können, was jede Windows-Anwendung auch kann. Javascript-Dateien für den Windows Scripting Host können ebenfalls alles, was jedes andere Windows-Programm auch kann, insbesondere können sie selbst Schadsoftware sein oder solche aus dem Internet nachladen und ausführen. Andere Formate können ein Angriff auf Sicherheitslücken sein. Ausführbare Dateien für Microsoft Windows verbieten sich sowieso. Wer nicht weiß, welche Dateien unter Microsoft Windows ausführbar sind¹, sollte gar nicht erst auf die Idee kommen, eine „komische Datei“ zu öffnen.
  7. Das Piktogramm einer Datei sagt nichts über den Typ einer Datei aus. Eine ausführbare Datei kann jedes beliebige Piktogramm haben, unter anderem auch das Piktogramm eines PDF- oder Office-Dokumentes.
  8. Der Absender einer E-Mail ist beliebig fälschbar. Ja, ich wiederhole mich. Aber viel zu wenig Menschen sind sich darüber bewusst, wenn sie ihre E-Mail abarbeiten. Und dieses Unwissen ist gefährlich. Eine E-Mail, die scheinbar von einem Bekannten, Kollegen oder Chef kommt, kann von jedem Menschen kommen. Aus dem ganzen Internet. Und da gibt es leider auch sehr viele Menschen, deren Nichtexistenz höchstens von ihrer Mutter bedauert würde. Dass man glaubt, den Absender zu kennen, bedeutet niemals, dass man in der E-Mail sorglos herumklicken kann. Besser vorher kurz anrufen.
  9. Richtige „E-Mail-Profis“ verwenden digitale Signaturen, um den Absender jenseits jedes vernünftigen Zweifels sicherzustellen. Das kostet nicht einmal Geld. Und es ist auch nicht schwierig. Warum ihre Bank, ihr Händler, ihr Chef das nicht tut, müssen sie ihre Bank, ihren Händler oder ihren Chef fragen. Meist handelt es sich um Unwissen und den Unwillen, dieses Unwissen zu beenden, um verantwortungsvoll handeln zu können, also um Dummheit.
  10. Die digitale Signatur einer E-Mail ist nur etwas wert, wenn man sie überprüft. Das ist ebenfalls einfach und kostet nichts.
  11. Ein Link in einer E-Mail ist genau so gefährlich wie ein Anhang, er kann auf eine beliebige Datei verweisen. Auch auf eine Schadsoftware.
  12. Das Antivirus-Programm erkennt nur Schadsoftware, die bei den Herstellern des Antivirus-Programmes schon bekannt ist. Selbst dabei ist es nach trivialen Modifikationen der Schadsoftware nicht zuverlässig. Wenn aktuelle Schadsoftware zugestellt wird, versagt es regelmäßig.
  13. Schadsoftware-Spammer leben davon, dass ihre Schadsoftware funktioniert. Sie testen diese deshalb selbst mit diversen Antivirus-Programmen durch und modifizieren sie so, dass sie ein paar Stunden oder Tage lang trotz Antivirus-Programm „funktioniert“.
  14. Der beste Schutz vor Schadsoftware in der E-Mail ist Vorsicht, Wissen und ein klarer Verstand.
  15. Schadsoftware-Spammer versuchen oft, den Verstand lahmzulegen, indem sie einen Anschein von Dringlichkeit erwecken. Deshalb gibt es so oft „Rechnungen“, „Anwaltsbriefe“, „Vertragsbestätigungen“ oder „Mahnungen“ in der Spam. Wer einen finanziellen Verlust oder ein juristisches Risiko vor Augen hat, lässt sich leicht dazu überrumpeln, vor dem Nachdenken zu klicken. Davon leben die Verbrecher.
  16. Eine E-Mail, in deren Text nichts Substanzielles steht – sondern so etwas wie „Lieber Kunde, zahlen sie uns sofort und völlig grundlos wegen der Vorgangsnummer 08/15 auf unser nicht einmal genanntes Konto fünfhundert Euro“ – und die vom Empfänger verlangt, dass man einen Anhang öffne, um zu erfahren, um was es überhaupt geht, ist immer Spam mit Schadsoftware im Anhang.
  17. Anwaltsbriefe kommen – allein schon aus Gründen der Rechtssicherheit – mit der Sackpost. Freundliche Rechtsanwälte senden ihre Briefe gern auch zusätzlich informell als E-Mail, da Zeit manchmal Geld wert ist. Eine solche E-Mail eines echten Anwalts enthält immer die Anschrift der Kanzlei, einen Text, der klarmacht, um was es geht und eine Telefonnummer für eventuelle Rückfragen. Die Rechtschreibung ist meist fehlerfrei. Im Zweifelsfall kann man bei der zuständigen Rechtsanwaltskammer nachfragen, wenn man den Angaben in der E-Mail nicht traut.
  18. Der beste Schutz vor Schadsoftware in der E-Mail ist Vorsicht, Wissen und ein klarer Verstand. Ja, ich wiederhole mich noch einmal. Aber es gibt zu viele Journalisten, die ihren Lesern erzählen, dass Antivirus-Programme der beste Schutz vor Schadsoftware seien. Das stimmt nicht. Sie sind bestenfalls eine Ergänzung.
  19. Ein Vertrag entsteht durch konkludentes Handeln, und nicht dadurch, dass jemand behauptet, es bestünde ein Vertrag.
  20. Es ermüdet mich, diese an sich sehr einfachen Dinge immer wieder zu sagen und zu schreiben. Aber es ermüdet mich nicht so sehr, dass ich damit aufhören werde. Wenn Journalismus etwas anderes als Verdummung, Werbeplatzvermarktung und Schleichwerbung wäre, würden diese an sich sehr einfachen Dinge spätestens im Zusammenhang gefährlicher Schadsoftware-Wellen in jeder Zeitung und in jedem Fernsehmagazin gesagt. Stattdessen erzählen Journalisten ihren Lesern, dass Antivirus-Software das wesentliche Hilfsmittel zur Herstellung von Computersicherheit und zum Schutz vor Internet-Kriminalität sei. Das stimmt nicht. Es ist sogar noch schlimmer: Es ist eine für die Leser gefährliche Fehlinformation und arbeitet direkt der Internet-Kriminalität zu.
  21. E-Mail ist ein praktisches, aber auch gefährliches Medium. Vor jedem Klick in eine E-Mail sollte das Gehirn eingeschaltet werden.
  22. Der Ärger, den man wegen eines Klicks in eine Spam haben kann, ist das bisschen befriedigte Neugierde niemals wert.
  23. Wer vorsichtig ist, hat nicht hinterher das Nachsehen. Wissen macht frei.

¹Das sind nicht nur .exe, sondern unter anderem (diese Liste ist wahrscheinlich unvollständig, denn ich bin kein Windows-Nutzer) auch .scr, .com, .pif, .js, .bat, .hta, .scf, .cmd oder .vbs. Jemand, der sich wirklich mit Windows auskennt, kann die Liste sicher weiter ergänzen.

Rechnung von März

Mittwoch, 2. März 2016

Aber der März hat doch gerade erst angefangen…

Hallo ,

Anbei die Rechnung von März. Ich hoffe, alles ist gut. [sic!]

Liebe Grüße

Herschel Curry

Inzwischen sollte wirklich jeder das Schema erkennen: In einer unpersönlichen und eigentlich recht patzigen Mail steht praktisch nichts (außer, dass es um Geld geht oder um etwas anderes, was sofortige Aufmerksamkeit erfordert), alle Einzelheiten gibt es erst im Anhang.

Was ist da im Anhang? Richtig: Es ist eine Schadsoftware.

In diesem Fall handelt es sich wieder einmal um ein vorsätzlich unverständlich formuliertes Javascript-Programm für den Windows Scripting Host in einem ZIP-Archiv, das eine ausführbare Datei aus dem Internet nachlädt und ausführt – also um völlig klare Schadsoftware, die den Spamempfängern unter einem Vorwand angedreht wird. Wer dieses Programm unter Microsoft Windows mit einem Doppelklick ausführt, hat hinterher einen Computer anderer Leute auf dem Schreibtisch stehen. Das Antivirus-Programm ist in vielen Fällen kein zuverlässiger Schutz dagegen.

Deshalb öffnet man keine Mailanhänge! (Außer, sie wurden vorher über einen anderen Kanal als E-Mail explizit abgesprochen.)

Buchung/Rechnung DH80RK

Dienstag, 1. März 2016

Von: Nurflug.de <info (at) nurflug (punkt) de>

Nein, diese Spam hat niemals einen Server von nurflug (punkt) de gesehen. Sie wird über Botnetze aus kriminell übernommenen Computern versendet. Eines meiner Exemplare kam aus Bangalore, Karnataka, Indien; und ein anderes meiner Exemplare kam aus New Delhi, ebenfalls Indien. In beiden Fällen handelte es sich um dynamisch vergebene IP-Adressen, also mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um Privatrechner, die mit Schadsoftware übernommen wurden. Zum Beispiel, weil ihre Besitzer Mailanhänge geöffnet haben…

Sehr geehrte/r Kundin/Kunde,

Ich bin also Kunde, aber ich habe keinen Namen.

vielen Dank für Ihre Buchung DH80RK

Ich habe also etwas gebucht, aber das hat nur eine Nummer.

In der Anlage übermitteln wir Ihnen Ihre Bestätigung/Rechnung im PDF Format.

Geld kostet es mich auch noch. Wenn ich rauskriegen will, um was zum hackenden Henker es überhaupt geht, „muss“ ich einen Anhang öffnen.

Sollten Sie das PDF Dokument nicht öffnen können, so erhalten Sie den Acrobat Reader dazu kostenlos unter www.adobe.de

Wir wünschen Ihnen eine schöne und erholsame Reise !

Ihr Reise- & Buchungsservice Team

PS: Beachten Sie bitte unsere geänderten AGBs die wir für Sie unter http://www.nurflug.de/agb/ bereitgestellt haben.

Blah! Einmal das übliche Geschwurbel, mit dem Spammer davon ablenken wollen, dass in Wirklichkeit nur das Folgende in der Spam steht: „Obwohl wir sie nicht kennen und sie von uns nur einen beliebig fälschbaren Absender kennen, seien sie doch bitte so angstblöd, dass sie nur wegen solcher Wörter wie Rechnung und Buchung ganz schnell einen Anhang aus einer E-Mail unbekannter Zeitgenossen öffnen“.

Wer hier häufiger mitliest, wird es sich schon denken können: Es ist keine Rechnung, sondern eine Schadsoftware. Der Anhang ist ein ZIP-Archiv, in dem nicht etwa ein PDF-Dokument liegt, sondern ein vorsätzlich unverständlich formuliertes Javascript-Programm für den Windows Scripting Host, das eine ausführbare Datei aus dem Internet nachlädt und ausführt. Wer das Archiv auspackt und unter Microsoft Windows einen Doppelklick auf diese Datei macht, hat hinterher einen Computer anderer Leute auf dem Schreibtisch stehen. Diese klare Schadsoftware wird zurzeit von den meisten Antivirus-Programmen nicht als Schadsoftware erkannt.

Wer aber äußerste Vorsicht mit E-Mail-Anhängen übt; wer einen Anhang nur aufmacht, wenn dieser vorher (und über einen anderen Kanal als E-Mail) ausdrücklich vereinbart wurde; wer mit den typischen Maschen der Kriminellen vertraut ist; wer sich nicht von Behauptungen in Angst versetzen lässt – tja, der hat diese Spam einfach gelöscht und dem Antivirus-Schlangenöl gar nicht erst die Chance gegeben, daran zu versagen.

Invoice #08945011/15

Dienstag, 1. März 2016

Dear costumer,

Ich habe zwar keine Ahnung, wie du heißt, obwohl du angeblich mein Kunde bist und mir…

You are receiving this informational letter because of the fact that you have a debt totaling $248,54 due to late payment of invoices dating March �15.

…zweihundertfuffzich Dollar schuldest. Wofür du mir das Geld schuldest, erzähle ich dir in meiner Spam nicht direkt, sondern erst…

In attachment you will find a reconciliation of the past 12 months (year 2015).

…wenn du den Anhang aufmachst.

Please study the file and contact us immediately to learn what steps you should take to avoid the accrual of penalties.

Also komm, mach schon klicki-klicki den Anhang auf! Denn ich bin Spammer und davon lebe ich schließlich, dass immer wieder Leute so naiv sind.

Diese Spam wurde mechanisch erstellt und kommt daher ohne jeden Gruß.

Der Anhang ist ein ZIP-Archiv, in dem sich nicht etwa ein Dokument, sondern ein vorsätzlich kryptisch formuliertes Javascript-Programm für den Windows Scripting Host befindet¹, das eine Datei aus dem Internet nachlädt und ausführt. Mit einem Doppelklick startet man dieses in einer Spammail zugestellte Programm, und das Antivirus-Programm wird in vielen Fällen nicht davor schützen. Deshalb ist es so wichtig, derartige Spam selbst zu erkennen und zu löschen – und niemals, niemals, niemals einen Anhang einer E-Mail zu öffnen, wenn dieser nicht vorher und über einen anderen Kanal als E-Mail explizit abgesprochen wurde. Die Möglichkeit, jemanden anders eine Datei auf den Rechner machen zu können und dazu einen Vorwand zum Anklicken dieser Datei zu liefern, ist nämlich das Paradies für Kriminelle, und dieser Zustand erfordert nun einmal Vorsicht.

¹Das funktioniert natürlich nur mit Microsoft Windows.

Kurz verlinkt: Neues Fax von 034205-99xxxx

Donnerstag, 25. Februar 2016

Dies ist kein hier gegebenes, kommentiertes Zitat einer Spam, sondern ein Hinweis auf die aktuelle Masche der Schadsoftware-Gangster bei botfrei.de: Die Schadsoftware tarnt sich als ein bei Sipgate angekommenes Fax, das als Mailanhang versendet wird. Dieser Anhang ist wie immer vergiftet, es handelt sich um den Erpressungstrojaner „Locky“.

Also: Den Anhang nicht aufmachen, sondern die Spam löschen (oder abspeichern und für die Strafanzeige gegen Unbekannt als Beweismaterial zur Polizei mitnehmen).

Sehr gelungen sind die dort gegebenen Hinweise zur Prävention für Anwender von Microsoft Windows – wobei mir besonders gut gefällt, dass Antivirus-Programme in der Liste ganz weit unten stehen und Backups, vernünftige Einstellungen von Betriebssystem und Programmen, die ausschließliche Verwendung aktueller Software und die äußerste Vorsicht bei E-Mail-Anhängen ganz weit oben stehen. 😉

Die dort gegebenen weiterführenden Links sollten auch weniger erfahrenen Nutzern weiterhelfen.

Denn etwas Vorsicht ist nun einmal besser als das Nachsehen zu haben…

Rechnung Nr. 152259 vom 15.02.2016

Montag, 22. Februar 2016

Das ist die Pest des heutigen Tages. Die Ziffernfolge ist natürlich jedesmal eine andere. Dabei wird auch vor führenden Nullen nicht zurückgeschreckt.

Sehr geehrte Damen und Herren,

Ich weiß nicht, wie du bist, obwohl ich dir eine „Rechnung“ schicke.

in der Anlage erhalten Sie unsere Rechnung 152259 vom 15.02.2016 im MS-Office Word Format. Diese Reifen sind per DPD an Sie unterwegs.

Wenn du dir kein Microsoft Office gekauft hast oder kein Betriebssystem benutzt, auf dem Microsoft Office überhaupt lauffähig ist, kannst du meine „Rechnung“ nicht lesen und bekommst auch niemals eine andere „Rechnung“ von mir, mit der du etwas anfangen kannst. Bezahl dann einfach nichts! :mrgreen:

Bitte drucken Sie diesen Beleg für Ihre weitere Verwendung und für Ihre Unterlagen aus.

Diese „Rechnung“ ist ein „Beleg“. Wenn man ihn nicht ausdruckt, kann man ihn nicht verwenden und nicht archivieren.

Bitte beachten ! Dieser Beleg ist das Orginalexemplar !

Und der „Beleg“ ist sogar ein „Original“. Und wenn man ihn fünfmal ausdruckt, gibt es fünf „Originale“. Eine einfache Kopieroperation kann allerdings waldschonender neue Originale erzeugen.

Mit freundlichen Grüßen

Gunther Schulz

ADVANCED COURIER

Freundlich wie die Pest
Dein Spammer

Kurzes Spamkompetenztraining – was bedeutet wohl die Kombination folgender Merkmale:

  1. Unpersönliche Anrede, obwohl mal beim Absender Kunde sein soll;
  2. Verzicht auf jegliche Information, worum es überhaupt geht, stattdessen gibt es eine Nummer;
  3. natürlich ist es eine Rechnung; und
  4. um überhaupt etwas zu erfahren, muss man einen Mailanhang öffnen, weil in der Mail kein Platz mehr war?

Richtig, es handelt sich um Schadsoftware von schäbigen Kriminellen im Anhang. Nach Öffnen des Word-Dokumentes – das übrigens wie eine „kaputte Datei“ aussieht¹ und laut Word-Metadaten nur aus neun Buchstaben besteht – und nach dem Zulassen von Makros steht ein Computer anderer Leute auf dem Schreibtisch.

In diesem Beispiel wird die Schadsoftware wieder einmal von der Mehrzahl der Antivirus-Programme nicht als Schadsoftware erkannt. Wer sich auf sein Antivirus-Programm verlassen hat, hat verloren. Wer die Spam sofort als Spam erkannt hat und gelöscht hat, hat gewonnen. Und wer niemals einen Mailanhang öffnet, außer, wenn die Zustellung vorher ausdrücklich vereinbart wurde, kann über E-Mail kaum an Schadsoftware kommen.

¹Ich weiß nicht, ob den Kriminellen hier ihr MIME-Encoding verunglückt ist oder ob eine Schwäche von Microsoft Word ausgenutzt wird.

Rechnung Nr. 2016_131

Freitag, 19. Februar 2016

Das ist die Pest des heutigen Tages. Eine hochgefährliche Spam mit vergiftetem Anhang.

Von: fueldnerCAC (at) lfw (strich) ludwigslust (punkt) de

Natürlich ist der Absender gefälscht.

Sehr geehrte Damen und Herren,

Ich heiße aber „Lieber Kunde“.

bitte korrigieren Sie auch bei der Rechnung im Anhang den Adressaten:

Ich muss ja Kunde sein, wenn ich eine „Rechnung im Anhang“ bekomme.

LFW Ludwigsluster Fleisch- und Wurstspezialitäten

GmbH & Co.KG

Vielen Dank!

Bitte, bitte!

Kleines Spamkompetenztraining. Was bedeutet wohl diese Kombination von Merkmalen:

  1. Unpersönliche Ansprache;
  2. es handelt sich um eine Rechnung, es geht also um Geld, so dass möglichst schnelle Aufmerksamkeit gefordert ist;
  3. im Text der Mail steht nichts Näheres zur Sache; und
  4. um zu erfahren, um was es überhaupt geht, muss man einen Anhang einer E-Mail öffnen?

Richtig: Es ist eine Spam und der Anhang ist Schadsoftware!

Es handelt sich hier um ein ZIP-Archiv, in dem eine Javascript-Datei liegt, die vorsätzlich unverständlich gecodet wurde. Das ist kein Dokument und somit auch keine Rechnung, sondern ein Programm, das von einem Kriminellen mit einer E-Mail zugestellt wurde. Wer darauf doppelklickt, führt dieses Programm aus. Danach steht ein Computer anderer Leute auf dem Schreibtisch.

Und nein, das Antivirus-Programm hilft überhaupt nicht. Zurzeit wird diese völlig klare Schadsoftware von keinem einzigen Antivirus-Schlangenöl als Schadsoftware erkannt. Das einzige, was hilft, ist eine Haltung, Anhänge von E-Mails mit äußerster Vorsicht zu behandeln und nur zu öffnen, wenn ihre Zustellung vorher explizit vereinbart wurde. Denn jeder E-Mail-Anhang ist gefährlich.

Mit freundlichen Grüßen

Anke Füldner

Finanzbuchhaltung

Tel.: 03874-422xxx

Fax: 03874-4220xxx

E-Mail: fueldner (at) lfw (strich) ludwigslust (punkt) de

Logo: Ludwigsluster... seit 1892

LFW Ludwigsluster Fleisch- und Wurstspezialitäten

GmbH & Co.KG, Bauernallee 9, 19288 Ludwigslust

HRA 1715, Amtsgericht Schwerin

Geschäftsführer: U.Müller, U.Warncke

USt.-IdNr. DE202820580, St.Nr. 08715803209

[Ich habe die Telefonnummern mal unkenntlich gemacht, denn an dieser Leitung möchte ich heute nicht sitzen…]

Ja, die Zeilenumbrüche sind aus dem Original. Und unbedingt daran denken:

Diese E-Mail kann vertrauliche und/oder rechtlich geschützte Informationen enthalten. Wenn Sie nicht der richtige Adressant sind oder diese E-Mail irrtümlich erhalten haben, informieren Sie bitte sofort den Absender und vernichten diese E-Mail und alle Anhänge und Ausdrucke unverzüglich.

Das Gebrauchen, Publizieren, Kopieren oder Ausdrucken sowie die unbefugte Weitergabe des Inhalts dieser E-Mail ist nicht erlaubt.

This e-mail and any attached files may contain confidential and/or privileged information. If you are not the intended recipient (or have received this e-mail in error) please notify the sender immediately and destroy this e-mail. Any unauthorised copying, disclosure or distribution of the material in this e-mail is strictly forbidden.

Diese unverschlüsselte E-Mail, die offen wie eine für jeden sichtbare Postkarte durch das Internet befördert wird, ist eine ganz geheime Geheimsache, die man nach dem Lesen aufessen muss.

Leute, die solche Sprüche unter einer unverschlüsselten E-Mail schreiben… ach, wenn Dummheit rollen würde, könnte man sie den Berg hochbremsen! :mrgreen:

Am Rande bemerkt: Heise Online ist der Meinung, dass ein „Krypto-Trojaner“ in Deutschland „wütet“, weil es zurzeit angeblich über 5.000 Infektionen pro Stunde gibt. Das ist mitnichten der Fall. Was in Deutschland wütet, das ist ein zu jeder unüberlegten Tat aufgelegtes Unwissen und eine brütende Dummheit, die dazu führen, dass jede Stunde 5.000 Menschen auf Anhänge einer E-Mail wie der hier zitierten klicken. Ein Gutteil dieser gefährlichen Dummheit, die zu großen Schäden bei Menschen und Unternehmen sowie zu großen Einnahmen bei der Organisierten Kriminalität führt, geht auf eine dümmliche und ihre Leser verdummende Presse zurück, die immer wieder so tut, als sei Antivirus-Schlangenöl (siehe auch hier) der Inbegriff der Computersicherheit und andererseits jede Aufklärung ihrer Leser über aktuelles kriminelles Vorgehen und den möglichen Schutz davor unterlässt. Ich kann meine Aufforderung nur wiederholen: Bitte fallen sie niemals, niemals, niemals auf Reklame oder auf den dummen, hässlichen Bruder der Reklame, den Journalismus, herein! Sie werden davon nämlich nur Schaden haben.