Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Kategoriearchiv „Print“

Das genormte Leben

Donnerstag, 4. Juni 2009

Könnte es einen trefflicheren Zeugen des gegenwärtigen Wahnsinnes geben, als die Tatsache, dass ein Produkt, dass seinen Anwendern vorgeblich dabei helfen soll, weniger zu essen und somit einfacher zu hungern, ausgerechnet den Namen…

www.bionorm.de - Nur in Ihrer Apotheke

…“Bio-Norm“ trägt. Das ist genau passend für jene gewünschte „biologische“ Selbstnormung, die heute von jedem Menschen erwartet wird.

Quelle des Scans: rtv 22/2009

Fünfundachtzig Prozent

Mittwoch, 3. Juni 2009

Und immer wieder stellt sich beim Lesen des ganzen Bullshits in der Reklame die Frage, auf welche gewiss „hochwissenschaftliche“ Weise wohl diese ganzen Zahlen in der Werbung ermittelt werden:

Anti-Hauterschlaffung: 85% - Anti-fahler-Teint: 85%

Wie sieht wohl ein Messgerät für die Hauterschlaffung aus? Wie misst man die prozentuale Straffheit? Oder ein Messgerät für die Fahlheit des Teints? Wie wird der prozentuale Anteil vom leichenhafter Blässe im Gesichte festgestellt? Oder handelt es sich hier etwa gar nicht um richtige Messwerte, sondern nur um das gut aufbereitete Befragen von Menschen, deren Meinung man mit mutmaßlich suggestiver Fragestellung schon in die richtige Richtung bringt? Ach ja, letzteres ist der Fall, denn unter dem plakativen Großgedruckten gibt es noch ein wenig schamvoll Kleingedrucktes:

Getestet an 52 Frauen - Selbsteinschätzung nach 4 Wochen, Zustimmung in %

Schon klar. Und was heißt dieses etwas nebulös formulierte Verfahren jetzt wirklich? Heißt es etwa nur, dass 85 Prozent der (mit mutmaßlich suggestiven Fragen) befragten Frauen eine wie auch immer geartete Verbesserung ihrer „Fahlheit“ (klingt ja schon wie halbtot, dieses Wort, niemand wird sich selbst leicht so ein Aussehen zuschreiben) und ihrer Hauterschlaffung (auch so ein tolles Wort aus dem Falschsprech der Werber, das alles und nichts bedeuten kann) einräumten? Und heißt es, dass mehr als jede siebte befragte Frau (trotz der mutmaßlich suggestiven Fragen der Werbeheinis) gar keine Wirksamkeit der tollen Kosmetikprodukte einräumen wollte? Ich frag ja nur mal so… :mrgreen:

Mit nichts schwindelt es sich so gut und so einfach wie mit Zahlen. Und kaum eine andere Form des Schwindels sieht so „wissenschaftlich“ aus. Dass einem ein solcher Schwindel so schamlos präsentiert wird, belegt allerdings nicht die Wirksamkeit irgendeiner Zauberpaste für die Haut, sondern es belegt in erster Linie, für wie dumm die Werber die Menschen aus der „Zielgruppe“ zu halten scheinen.

Quelle des Scans: Werbung von L´Ôreal

Hallo, Hannoversches Wochenblatt!

Mittwoch, 27. Mai 2009

Wen müsste ich bei euch eigentlich wo was und in welcher Menge zustecken, damit ein „Artikel“ wie der folgende…

Rewe unterstützt den Artenschutz - Hannover (jc). Seit dem 16. März heißt Extra nun Rewe. Mit den deutschlandweiten Big Bang stellte die Rewe Group am 16. März die 245 von der Metro übernommenen Extra-Märkte offiziell auf die nationale Vertriebsmarke Rewe um. Die offizielle Logoenthüllung fand im Extra-Markt Langenhagen statt. Für Rewe ein Anlass, Gutes zu tun. An diesem Tag wurde Klaus-Michael Machens (Zoo Hannover) ein Scheck über 3300 Euro überreicht. Jetzt gibt es noch mehr freudige Nachrichten zu vermelden: Bei der Eröffnungs-Tombola gemeinsam mit den Märkten in Barsinghausen, Hannover-Südstadt (Spielhagenstraße) und in Neustadt (Siemensstraße) kamen weitere 4967 Euro zusammen, die vergangenen Mittwoch wiederung bei einer symbolischen Scheckübergabe an den Zoo Hannover überreicht wurden. Das Spendengeld fließt in die Stiftung Relgion Hannover, die sich dem Atenschutz in und außerhalb Hannovers zur Aufgabe gemacht hat. Unterstützt werden unter anderem Projekte zum Schutz bedrohter Eisbären und die Alaskalandschaft Yukon Bay, die im Frühjahr 2009 im Zoo Hannover eröffnet wird.

…mitten im redaktionellen Teil eures zeitungsähnlichen Produktes und ohne jede lästige Kennzeichnung – etwa mit einem deutlichen Wort wie „Werbung“ – erscheint? Oder soll man vielleicht eure gesamte „Zeitung“ als eine reine Werbung betrachten und haltet ihr deshalb eine solche Kennzeichnung für überflüssig?

Denn das es hier um reine Werbung geht, dass mutmaßlich eine ziemlich hohle Presseerklärung der Rewe Group direkt abgeschrieben wurde, das zeigt sich beim bloßen Hinschauen. Deshalb ist auch sichergestellt, dass „Rewe“ bereits im Titel aufscheint, dass ein passendes Foto das Rewe-Logo mit einem großen Betrag zeigt und dass das sehr positiv besetzte Wort vom „Artenschutz“ dort verwendet wird, wo die Aufmerksamkeit des Lesers sich am Schriftgrad der Überschrift festbeißt. Nach zweimaligem Durchlesen dieses strunzdummen Versuches einer versteckten Werbung fand ich es allerdings tröstlich, dass laut Text dieses „Artikels“ vor allem die Arten im hannöverschen Zoo geschützt werden sollen – denn das ist die einzige Förderung, die nicht nur mit unverbindlichem Blah erwähnt wird. Das ist wohl auch der Grund, weshalb der „Scheck“, der übrigens mit dem Worte „Reklametafel“ besser klassifiziert wäre (siehe Foto), an den Zoo übergeben wurde – fein arrangiert vor wehrlosen Zierelefanten im Hintergrund. Immerhin, wo der vorgebliche gemeldete Teil dieses „Artikels“ ein wenig nebulös bleibt, da wird doch wenigstens ganz klar angegeben, wo man den doch etwas versteckten Rewe in der hannöverschen Südstadt finden kann. Damit auch der Blödeste noch sieht, worauf es bei solchen „Artikeln“ ankommt. Auch ist ganz wichtig, dass „Raider“ jetzt „Twix“ heißt. Denn das sind die eigentlichen Informationen in diesem „Artikel“.

Das nächste Mal bitte ein bisschen weniger plump! Sonst kommen sich eure Leser verachtet vor, und das ist schlecht für euer Geschäft. Ihr versucht doch, den Look und Feel einer Zeitung zu imitieren, damit euer Blatt nicht zusammen mit dem anderen Werbemüll sofort im Altpapier landet, oder? Denn macht es doch so glaubwürdig, dass diese Nummer auch funktioniert.

Quelle des Scans ist das Hannoversche Wochenblatt vom 20. Mai 2009 – vielen Dank für diesen Hinweis an M.

Ein völlig neuer Fetischismus

Dienstag, 14. April 2009

Die Werber im Auftrag von Knorr haben in ihrem Drang nach täglich ansteigender Vergewaltigung der Sprache eine völlig neuartige und bislang noch nirgends beschriebene Form des Fetischismus entdeckt und liefern auch gleich das passende Produkt hierzu, …

Knorr Suppenliebe - versch. Sorten

…die so genannte „Suppenliebe“.

Quelle des Scans: Postwurfmüll der Billigkette „Plus

Werter Photoshop-Künstler…

Mittwoch, 1. April 2009

Stümperei!

…der Hauch von weißem Fummel, dem du diesem Platzhalter-Blondinchen nachträglich gegeben hast, der ist ja schon ganz gut. Und dieses Ding mit der perspektivischen Verzeichnung, der Länge der Arme und der Größe der Hände üben wir einfach noch ein bisschen, bevor wir so etwas in Zukunft in halbseitiger Größe drucken lassen!

Quelle des Scans: Aktuelle Werbung von Porta. Und weil Porta (oder die von Porta beauftragte Werbefirma) es nicht für nötig hält, seine Website in der bunten Reklame anzugeben, halte ich es auch nicht für nötig, die zu verlinken. Wenn man das Bild im Druck vor sich sieht, denn sieht die photoshop-generierte Elephantitis noch viel monströser aus, beim Scannen und Verkleinern geht es leider ein bisschen unter.

Knickmatratze

Mittwoch, 18. März 2009

Wie war bei euch noch mal das Motto, das ihr in jeden eurer Reklamezettel reindruckt? So etwas wie „Qualität des Photoshop-Künstlers genau so weit unten wie der Preis“? Oder hieß es vielleicht „Wer uns kennt, hat das Maß für preisliche und körperliche Proportionen verloren“? Oder war es vielleicht doch etwas anderes? Es will mir nur einfach nichts anderes mehr einfallen, seit ich eure letzte Postwurfsendung gesehen habe, diese mit dem „gültig ab dem 23. März“, die ihr hier überall in Hannover in die Briefkästen gestopft habt. Da kann man auf Seite 5 in beinahe halbseitiger Größe die folgende Anpreisung einer Matratze bewundern…

Scan aus der Aldi-Werbung

…und sich eine Menge Fragen stellen. Zum Beispiel, wie dieser Grinsetyp da hinter der Grinseblondine diesen krassen Knick in seinen Körper gekriegt hat, ohne dabei an der rechten Seite aufzureißen und sein Gekröse über die Frau und die Matratze zu verteilen. Aber solche kleinen Missgeschicke passieren den Werbern schon einmal, wenn sie eifrig ein solches Druckwerk zusammenstellen und dabei die Bilder von den Modellen in Stücke schneiden und wieder neu zusammensetzen. Und damit auch ja der letzte Depp merkt, dass dieses Bild eine Montage ist – und zwar eine grottenschlechte – wird das halt einfach so hingepfuscht:

Man beachte den weißen Rand an der linken seite des Armes des Mannes

Was man da auf der rechten Seite des Armes des Mannes sieht, ist ein Beispiel für schlechtes Ausschneiden in Photoshop. Stümper! Ich habe schon bessere Arbeit von 12jährigen gesehen. Und das mit der hingepatschten Hand geht ja wohl gar nicht. Man kann nicht einfach so die Illusion einer Hand erzeugen, indem man ein paar Finger wie heimatlos zu einem Armstumpf legt. Dass irgendwie bei der Gesichtsbearbeitung des weiblichen Modelles sowohl die Hautfarbe als auch die Größe der Nase und des Mundes sichtbar daneben geraten sind, will ich gar nicht weiter erwähnen. Wir haben uns schließlich alle daran gewöhnt, dass jene werbenden Bildnisse von Menschen – nach denen übrigens viele Menschen da draußen ihr Schönheitsideal kalibrieren, dass sie sogar psychisch krank daran werden – dass diese Bildnisse so etwas wie das computergraphische Äquivalent zu Frankensteins Monster sind. Aber für Hände…

Eine völlig verkrüppelte Hand aus dem Aldi-Prospekt

…für Hände hat der unbekannte Photoshop-“Künstler“, der im Auftrage von Aldi diese Werbung gestaltet hat, überhaupt kein Händchen. :mrgreen:

Na, vielleicht lernt er es ja noch.

Seit ich dieses Blog führe, überfliege ich ja nicht nur die Spam, sondern auch die Werbung nach allerhand darin zu findendem Unfung. Das Bildmaterial ist eigentlich immer nachbearbeitet und weist zumindest bei den kleineren Bildern oft deutliche Artefakte schlechter Arbeit auf. Aber ich blogge in der Regel nicht auch noch darüber. Außer, es leuchtet mir riesengroß entgegen und der davon ausgelöste Juckreiz wird unwiderstehlich. Dann muss ich es einfach bloggen. Wenn euch das bei Aldi nicht gefällt, solltet ihr vielleicht einmal ein bisschen Qualitätssicherung machen, bevor ihr solche „Werke“ in die Briefkästen verklappen lasst.

Mach die Reklame sichtbar!

Dienstag, 17. März 2009

Spam ist in aller Regel unerträglich dumm. Sie ist so dumm, dass man sich manchmal fragt, ob es überhaupt Menschen gibt, die sich von so einem dummen Versuch der Überrumpelung „fangen“ lassen. Für den Spammer ist das unwichtig, er verwendet das zurzeit billigste Werbemittel und hat ein festes Vertrauen darin, dass jeden Tag ein Dummer aufsteht, der unter den Millionen Empfängern ist und sich so verhält, wie es der Spammer eben möchte. Leider scheint diese „Rechnung“ noch oft genug aufzugehen, dass sich die Spam weiterhin für die Verbrecher lohnt.

Aber auch ganz gewöhnliche, legale und in ihrer Verbreitung mit viel höheren Kosten verbundene Werbung kann unerträglich dumm sein. Zum Beispiel die tolle Idee einiger Werber im Auftrage der Deutschen Bahn, einen scheinbar völlig leeren Brief zu verschicken, der dazu auffordert, den Brief erst ins Licht zu halten, um ihn anschließend im Dunkel zu lesen, damit man auch die gewiss tolle Reklamebotschaft lesen kann. Einige (mutmaßlich im Gehirn vom Kokain-Abusus zerfressene) Werber scheinen wirklich zu glauben, dass jemand so viel Interesse an ihren idiotischen Mitteilungen hat, dass er sich diese Mühe machen würde.

Vielleicht sollte mal jemand den Werber ins Licht halten. Und wenn das nicht geholfen hat: Ab mit ihm in die Dunkelkammer. :mrgreen: