Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Schlagwortarchiv „Schadsoftware“

Besser spät als nie

Dienstag, 24. Juni 2014

Am 20. Februar des vorigen Jahres, also vor 489 Tagen, ist mir das erste Mal eine angebliche Rechnung der Telekom Deutschland GmbH in den Spameingang geflossen, die sehr trügerisch aussah und mit einem Schadsoftware-Anhang kam.

Von daher begrüße ich es, dass die Telekom Deutschland GmbH auf ihrer T-Online-Seite ihre Kunden einmal mehr über diese Spams aufklärt und sie darauf hinweist, an welchen Merkmalen jeder erkennen kann, ob es sich um eine Spam handelt oder nicht. Das von der Telekom zum Schutz empfohlene „aktuelle Virenschutz-Programm“ hilft bei den per Spam zugestellten, im Regelfall sehr frischen Trojanern allerdings so gut wie gar nicht, wie ich hier mehrfach unter dem Schlagwort „Schadsoftware“ aufgezeigt habe (darunter auch ein ganz übles Beispiel) – um so wichtiger ist es, dass Kunden dazu befähigt werden, derartige Spams mit ihrem Hirn zu erkennen und zu löschen.

Ich wünsche der Telekom Deutschland GmbH gutes Gelingen bei der Aufklärung der eigenen Kunden¹! Wer Probleme hat, kriminelle Spams zu erkennen oder generell Angst vor den Betrügern hat, sollte sich das von der Telekom zur Verfügung gestellt kurze Dokument ausdrucken und öfter mal vorm Klicken einen Blick drauf werfen… vor allem, wenns um Geld geht oder wenn irgendwelche Dokumente in irgendwelchen Mailanhängen geöffnet werden sollen oder wenn irgendwelche Links geklickt werden sollen.

¹Und das war es auch schon mit guten Wünschen von mir an dieses Unternehmen…

Gesetzentwurf: 98581108

Mittwoch, 18. Juni 2014

Oha!

Guten Tag,

Wir erinnern Ihnen, dass am 16 Juni 2014 Ihre Schuld 53.31 Euro ist!

Verner Schütt
+49-591-1340-xxx

An der Spam hängt… zum Abwechslung einmal kein ZIP-Archiv mit einer ausführbaren Datei für Microsoft Windows, sondern ein Dokument für Microsoft Word. Ein solches Dokument kann ebenfalls Programmcode enthalten, der beim Öffnen ausgeführt wird, und genau das wird hier der Fall sein. Deshalb öffnet man niemals derartige Mailanhänge.

Es ist aktuelle Schadsoftware, die zurzeit nur von einem Drittel der gängigen Antivirus-Programme erkannt wird. Zum Glück ist es in diesem Fall für einen Menschen sehr einfach, die Mail als Spam zu erkennen und das damit zu machen, was man mit einer Spam macht: Nach kurzem Druck auf die Löschtaste vergessen.

Übrigens, das Öffnen des Dokumentes lohnt sich überhaupt nicht, es enthält keinen Text. Das habe ich natürlich nicht herausbekommen, indem ich es – etwa in OpenOffice – geöffnet hätte, sondern indem ich es gespeichert habe und an meiner Kommandozeile kurz file gasetz_98581108.doc getippt habe¹, was zu folgender Ausgabe führt:

gasetz_98581108.doc: Composite Document File V2 Document, Little Endian, Os: Windows, Version 6.1, Code page: 1251, Author: xN:.GL]ycfB9Md4 [sic!],, Template: Normal.dotm, Last Saved By: xN:.GL]ycfB9Md4,, Revision Number: 1 [sic!], Name of Creating Application: Microsoft Office Word, Total Editing Time: 01:00 [sic!], Create Time/Date: Mon Jun 9 18:38:00 2014, Last Saved Time/Date: Mon Jun 9 18:39:00 2014, Number of Pages: 1, Number of Words: 0 [sic!], Number of Characters: 0 [sic!], Security: 0

Das ist zugegebenermaßen etwas unübersichtlich in der Ausgabe, aber das Wesentliche wird klar. Dieses Dokument wurde von einem Autor mit dem schönen Namen xN:.GL]ycfB9Md4 verfasst (so nennen wir uns ja alle, wenn wir einen Namen bei der Installation eingeben sollen), es handelt sich um die erste Version dieses Dokumentes, er hat daran genau eine Minute lang gesessen (um den Makrocode mit der Schadsoftware einzufügen) und mit dem Tippen von irgendwelchen zum Lesen ermunternden Buchstaben vor dem Speichern dieses Werkes hat sich der Verbrecher gar nicht erst beschäftigt. Denn wenn er sich Mühe geben würde, könnte er auch gleich arbeiten gehen…

Weil ich so lange kein Makrovirus mehr gesehen habe und sie jetzt doch noch einmal zurückzukommen scheinen, lege ich zum Abschluss mal einen fröhlichen Link auf einen mittlerweile fast fünfzehn Jahre alten Text, den Felix von Leitner – besser bekannt als Fefe – anlässlich des E-Mail-Wurms ILOVEYOU verfasst hat. Ich wiederhole: Der Text ist fast fünfzehn Jahre alt – was man auch daran bemerken kann, dass Netscape noch erwähnt wird. Geändert hat sich seitdem nicht viel. Den herzlich formulierten Dank für diese Zustände bitte an den Softwarehersteller ihres Vertrauens senden…

¹Die Zahlen im Dateinamen sind jedesmal anders.

Elias Schwerdtfeger We found broken images

Samstag, 14. Juni 2014

Hui, die haben meinen Namen rausgekriegt¹! 😀

Elias Schwerdtfeger

We found broken images

Hey, das habt ihr schon im Betreff gesagt. Tolle Anrede übrigens, einfach so den Namen zu nehmen.

IMG_62187044.jpg

View images

Es ist egal, auf welchen den beiden Links man klickt. Beide führen zu einem Webserver unter der IP-Adresse 194.226.148.40. Anders, als man auf dem ersten Blick glauben möchte, handelt es sich nich um eine weitere Pimmelpillen-Apotheke, sondern dort wird der Computer während und nach der üblichen Kaskade von Weiterleitungen… ähm… einer „gründlichen Sicherheitsprüfung“ unterzogen. Und wenn sich dabei irgendeine ausbeutbare Schwachstelle findet, hat man hinterher einen Computer anderer Leute auf dem Schreibtisch stehen.

Deshalb klickt man eben niemals in eine Spam.

Übrigens gibt es gegen diese Art der Übernahme einen Schutz, der wesentlich wirksamer als jedes Antivirus-Schlangenöl ist: Einfach nicht jeder dahergelaufenen Seite aus dem Web erlauben, JavaScript-Code im Browser auszuführen. Das Firefox-Addon „NoScript“ ermöglicht es, recht bequem zu verwalten, welchen Websites man dieses Privileg einräumen möchte.

¹Mein Name war Bestandteil der verwendeten Mailadresse.

Ihre Rechnung von zooplus

Mittwoch, 4. Juni 2014

Diese Mail kommt nicht von Zooplus.

vielen Dank für Ihre Bestellung 51273295.

Schön, ich habe keinen Namen und ich habe eine Zahl bestellt. :mrgreen:

Für Ihre Unterlagen erhalten Sie anbei die dazu gehörige [sic!] Rechnung als Anhang im pdf-Format. Sie können diese abspeichern oder bei Bedarf ausdrucken. [Ach!]

Sollten Sie weitere Fragen zu Ihrer Bestellung haben, erreichen Sie unseren Kundenservice über unser Kontaktformular. Klicken Sie dazu bitte hier:

https://www.zooplus.de/kontakt

Ihr zooplus
Service-Team

Um nicht alles zu wiederholen, was ich schon vorgestern zu einer Spam mit ähnlicher Machart schrieb, hier die Kompaktversion:

  1. Der vorgebliche Absender ist nicht der Absender. Die Absenderadresse der Spam ist ebenfalls gefälscht. Rückfragen sind sinnlos.
  2. Der Anhang ist Schadsoftware!
  3. Der Anhang ist ganz aktuelle Schadsoftware, die zurzeit von weniger als einem Drittel der gängigen Antivirus-Schlangenöle als solche erkannt wird!
  4. Es ist erforderlich, zu lernen, derartige Spam selbst als Spam zu erkennen – was hier wirklich nicht schwierig ist – und sie zu löschen, statt darin herumzuklicken, oder man hat ganz schnell einen Computer anderer Leute auf dem Schreibtisch stehen.
  5. Das Antivirus-Programm schützt nicht gegen aktuelle Schadsoftware. Es ist technoquacksalberisches Schlangenöl.
  6. Derartigen kriminellen Müll einfach löschen! Danach den schöneren Dingen im Internet zuwenden! Viel Spaß dabei!

Bestellnummer 37862105779

Montag, 2. Juni 2014

Die Nummer ist in jeder Mail anders, auch die anderen Zahlen und der eine oder andere kleine Textbestandteil. Es werden ständig andere gefälschte Absenderadressen verwendet. Meine Exemplare kamen alle von einer dynamischen IP-Adresse eines italienischen Zugangsproviders, also nicht von einem gewöhnlichen Mailserver, sondern von einem mit Schadsoftware übernommenen Privatrechner. Oder anders gesagt: Es handelt sich hier um die Mail von Kriminellen, die mit Schadsoftware übernommene Privatrechner für ihre Kriminalität benutzen.

Vielen Dank dafür, dass Sie Dienste unseres Geschäfts ausnutzen [sic!]!

Das pseudohöfliche „Vielen Dank“ soll darüber hinwegtäuschen, dass der angebliche Kunde, der die „Dienste unseres Geschäftes“ ausnutzt, keinen Namen hat, und…

Ihre Bestellung #37862105779 wird 07-06-2014 verschickt werden.

…die Bestellnummer so wie die anderen Nonsens-Daten…

Datum: 02-06-2014 15:35:17
Summe: €155.34
Bezahlungstyp: Kreditkarte
Transaktionsnummer: FB6732282B

…sollen mit viel sinnlosem Text die Spam füllen, ohne irgendeine aus Kundensicht relevante Information zu geben – also die Frage zu beantworten, was da bei wem bestellt wurde, wann dies geschah und wohin das geliefert wird. Dies sind alles Angaben, bei denen ein echtes Unternehmen darauf achten würde, dass keine Missverständnisse aufkommen können. Auch auf die Angabe der Kreditkartennummer wird verzichtet. Stattdessen gibts eine lustige Tasse Buchstabensuppe als angebliche „Transaktionsnummer“.

Warum das so ist?

Na, weil jede dieser Informationen jedem Empfänger sofort klar machen würden, dass alles in dieser Spam Unsinn ist, der nichts mit irgendeiner Bestellung zu tun hat. Und dann würde die Spam wohl einfach lachend gelöscht. Das will der Spammer freilich nicht, er will stattdessen…

Die Gesamtrechnung werden Sie in der Datei buchung6755.zip finden

…dass das angehängte ZIP-Archiv aufgemacht wird, in dem sich nicht etwa ein Dokument, sondern eine ausführbare Binärdatei für Microsoft Windows, die von Verbrechern zugestellt wurde befindet – leicht an der Dateinamenserweiterung .exe zu erkennen, wenn man diese im Windows Explorer anzeigen lässt¹.

Wer es immer noch verstanden hat: Es handelt sich um eine Kollektion aktueller Schadsoftware. Zurzeit wird diese Schadsoftware von nur einem Antivirusprogramm aus einer Liste von 53 Antivirusprogrammen erkannt. (Ich habe dieses Ergebnis mal durch einen Screenshot dokumentiert, falls mir eine Woche später mal wieder niemand mehr glaubt.) Fast alle Empfänger dieses kriminellen Mists, die sich auf ihr Antivirus-Schlangenöl verlassen haben, sind verlassen und haben nach dem Starten der angehängten Schadsoftware einen Rechner anderer Leute auf ihrem Schreibtisch stehen, ohne dass es zu einem Alarm kommt – und dies völlig unabhängig davon, ob das Schlangenöl Geld gekostet hat oder nicht².

Deshalb ist es umso wichtiger, derartigen Müll selbst zu erkennen und zu löschen. Das war in diesem Fall nicht weiter schwierig. Alle Spams, die ihre Empfänger zum Ausführen von Schadsoftware überrumpeln wollen, haben folgende Merkmale:

  1. Es wird innere Unruhe erzeugt, etwa mit der Behauptung von Geldforderungen, mit angeblichen Rechnungen, Mahnungen oder mit angeblichen Rechtsangelegenheiten. Manchmal sind es auch kurze „Liebesbriefe“ oder „Gutscheine“ von Unbekannten. Eine Übersicht derartiger Maschen findet sich hier auf Unser täglich Spam unter dem Schlagwort „Schadsoftware“.
  2. Alles, was im Text der Mail über den angeblichen Sachverhalt steht, ist völlig nichtssagend und – im Falle angeblicher Mahnungen oder Rechnungen – oft einschüchternd technokratisch formuliert. (Irgendwelche Nummern, technische Angaben und dergleichen, Menschen sind in unserer Maschinerie unbedeutend, du musst unserer Maschinerie gehorchen, es ist mechanisch, ein Fehler durch menschliches Versagen ist völlig ausgeschlossen: Man beachte unter diesem Aspekt das in der vorliegenden Spam gewählte, technisch anmutende Datumsformat.)
  3. Die einzige Möglichkeit, zu erfahren, um was es eigentlich geht, liegt darin, einen Mailanhang zu öffnen.
  4. Dieser Mailanhang ist ein ZIP-Archiv. Jede E-Mail mit einem angehängten ZIP-Archiv ist gefährlich. Diese „Verpackung“ wird von den Verbrechern vorgenommen, um gefährliche Dateitypen an den Spamfiltern vorbeizumogeln.
  5. Im ZIP-Archiv liegt eine einzige Datei. Das Piktogramm der Datei sieht meistens wie ein PDF oder wie ein Word-Dokument aus, aber es handelt sich in Wirklichkeit um eine ausführbare Datei für Microsoft Windows.

Der Doppelklick auf das angebliche „Dokument“ installiert dann die Schadsoftware. Diese ist in aller Regel so „neu“ (also so aus bestehender Schadsoftware abgeleitet, dass Antivirus-Programme beim Erkennen versagen), dass es bei vielen Menschen nicht zu einer Warnung kommt.

Mit freundlichen Grüßen,
Verkaufsabteilung
Hasica Becht

Wenn das die „Freundlichkeit“ ist, will ich die Feindschaft nicht mehr kennenlernen.

Und weil diese Spammer ganz besonders asozial sind, haben sie noch eine Innovation dieser Masche im Angebot:

+49-3533-7386-xxx [von mir unkenntlich gemacht]

Ich kann nur hoffen, dass die verwendeten Telefonnummern nicht existieren – denn die armen Menschen, die sich ansonsten mit vielen hunderten erboster Anrufe herumschlagen müssten, die können mir nur leid tun.

Die asozialen und kriminellen Spammer sind freilich von solchen menschlichen Regungen unbeeinflusst. Diesem Pack ist alles egal.

¹Das ist nicht die Voreinstellung von Microsoft. Hassmails wegen dieser idiotischen Entscheidung bitte an Microsoft senden! Aber noch wichtiger: Eine bessere Einstellung machen, die sofort klar macht, dass es sich trotz des PDF-Piktogramms nicht um ein PDF handelt!

²Sorry, liebe „Spammitgenießer“ vom LKA Niedersachsen, aber euer Hinweis, dass gekaufte wirkungslose Software besser ist als kostenlose wirkungslose Software, ist ein dermaßen gefährlicher Humbug, dass mir alle Worte fehlen. Ansonsten ist euer Präventionsportal wirklich ein lobenswerter Schritt in die richtige Richtung, den ich so viele Jahre lang vermisst habe.

Guten Morgen von Gèza

Donnerstag, 29. Mai 2014

Gute Nacht vom Spammer!

Jetzt lieg ich hier wach am frühen Morgen und hab schon wieder lauter Sorgen. Wo krieg ich jetzt nen Spruch schnell her um dir zu sagen: Ich lieb dich so sehr.

Gèza

Tja, Gèza, vielleicht solltest du mal damit anfangen, nicht an irgendwelche Mailadressen zu schreiben, die du mit einem Harvester eingesammelt hast. Dann musst du nämlich nicht deine Opfer überrumpeln, sondern kannst ihnen hoffentlich halbwegs warme Worte sagen.

Aber statt warmer Worte hast du einen Anhang. Der ist ein ZIP-Archiv, und darin liegt eine Datei guten_morgen_526.exe, also eine ausführbare Datei für Microsoft Windows, die von kriminellen Spammern in einer Spam mit gefälschtem Absender zugesendet wurde. Was wohl passieren mag, wenn man diese Datei ausführt? Zum Glück bedarf es nur eines handelsüblichen Gehirnes, um sich das auszumalen.

Typischerweise ist es recht aktuelle Schadsoftware, die so unter die Leute gebracht wird. Es mag daran liegen, dass ich heute morgen nicht an meine Mail gekommen bin, dass mehr als die Hälfte aller Antivirus-Programme diesen gefährlichen Sondermüll auch als solchen erkennt – und fast die andere Hälfte eben nicht. Gut, dass es für einen Menschen sehr einfach ist, so etwas selbst zu erkennen und die Spam zu löschen.

Gutschein E16958FE360501

Montag, 12. Mai 2014

Zur Eröffnung bekommen Sie einen Gutschein für kostenlose Würstchen von uns geschenkt.
Gutscheinnummer: E16958FE360501
Gültigkeit: bis 17-05-2014

Mit freundlichen Grüßen,
Karl-Günter König
+0177 9911 xxx

Wir haben eine E-Mail, in deren Text bei Lichte betrachtet gar nichts steht. Klar, es gibt einen „Gutschein“, aber wo soll man den einlösen? Irgendwo, wo etwas eröffnet wird. Was wird da eröffnet? Eine Metzgerei? Eine chirurgische Klinik, die ihre Pathologieabfälle entsorgen muss? Und warum überhaupt?

Stattdessen hängt ein ZIP-Archiv an der Mail…

Und das Muster: Nichtssagender Mailtext, der entweder ein Appell an die Angst oder an die Gier ist – die beiden größten Freunde aller Kriminellen – begleitet von einem ZIP-Archiv als Anhang ist nicht wirklich neu, sondern der Standardweg, auf dem die Verbrecher ihre Schadsoftware verbreiten. Natürlich hängt da kein Gutschein an der Spam. Im ZIP liegt genau eine Datei, und das ist eine .exe, eine ausführbare Datei für Microsoft Windows, die von einem kriminellen Spammer in einer Spam zugestellt wurde. Wer Microsoft Windows benutzt und auf diese Datei einen Doppelklick macht und sie damit startet, hat hinterher einen Computer anderer Leute auf seinem Schreibtisch stehen.

Ganz so, wie es bei diesem Verbreitungsweg üblich ist, handelt es sich um sehr aktuelle Schadsoftware, die von vielen Antivirus-Programmen noch nicht als solche erkannt wird – zurzeit versagen neunzig Prozent der gängigen Antivirus-Programme bei der Erkennung dieser kriminellen Überrumpelung. Wer sich also nur darauf verlässt, ist wieder einmal verlassen – aber wer das einfache Muster…

  1. …die Mail kommt von einem Unbekannten; …
  2. …der Text der Mail enthält nicht die geringste harte Information, um was es eigentlich geht, sondern ist nur ein oberflächlich formulierter Appell an meine Gier oder meine Angst; und…
  3. …alles Weitere befindet sich in einem ZIP-Archiv, das an die Mail angehängt wurde…

…erkennt und sofort eine Zuckung im Löschfinger bekommt, ist gegen den größten Teil der zurzeit umlaufenden Trojaner-Spams gut gesichert. Es gibt immer noch kein besseres Antivirus-Programm als das eingeschaltete Gehirn.

E-Card from +01774804667

Montag, 5. Mai 2014

Ich habe den gleichen Müll auch mit ein paar anderen Nummern im Betreff und in der Mail…

Absender: +01774804667
Datum: 2014.05.05 11:50:29 UTC.
Nachricht: Ich liebe dich auch
ID: 84853773457705.

Tja, unbekanntes Schnuckelchen, warum sendest du mir dann keine ganz normale E-Mail, wenn du schon meine Adresse hast? Da kannst du dann Text reinschreiben und vielleicht mal erwähnen, wer du überhaupt bist. Den Ziffernsalat, der da deinen Namen ersetzt, finde ich jedenfalls etwa so erotisch wie eine Kurvendiskussion über eine Funktionenschar. Und außerdem musst du nicht so einen ZIP-Anhang dranhängen, in dem sich eine ausführbare Datei für Microsoft Windows befindet, die von einem Idioten von Spammer zugestellt wurde. Natürlich mit der Zusicherung…

This email is free from viruses and malware because avast! Antivirus protection is active.
http://www.avast.com

…dass das frische Trojanerpaket frei von Viren und Schadsoftware ist, geschworen beim heiligen Namen von Avast, besiegelt mit der gefälschten Absenderadresse und den hinterfotzigen Vorwand, mit dem einen dieser kriminelle Müll reingedrückt werden soll.

Moment, schauen wir uns das mit dem „keine Viren“ doch mal ein bisschen genauer an. Ah ja, es ist mal wieder ganz heißer, aktueller Scheiß, aber immerhin wirds jetzt schon von sechs Prozent der verbreiteten Antivirus-Schlangenöle erkannt. Der kleine Witz dabei: Avast erkennt diese Kollektion aktueller Schadsoftware zurzeit wirklich nicht als das, was es ist. 😀

Gut, dass das Gehirn eines Menschen derartigen Schrott wesentlich zuverlässiger erkennt!

Ich habe im Moment übrigens relativ viel aktuelle Schadsoftware in meinem Mülleingang, und bei den Maschen, mit denen die Menschen dazu gebracht werden sollen, derartige Anhänge zu öffnen und die darin abgelegten Programme auszuführen, wird ein bisschen experimentiert. Daraus kann ich vorsichtig schließen, dass die Rechnungen, Mahnungen und Anwaltsbriefe ohne inhaltlichen Text in der Mail, die alles Substanzielle im Anhang mitzuteilen vorgaben, mittlerweile kein so großes Erfolgsmodell mehr sind. Diese Hinterhältigkeit hat sich vermutlich gut herumgesprochen. Aber wer glaubt, dass die Kriminellen sich jetzt einer anderen Tätigkeit zuwenden würden, ist ein Traumtänzer. Deshalb kann ich nur dazu auffordern, aufmerksam zu sein. Der wichtigste Schutz vor Schadsoftware ist nicht etwa – wie es die Lüge der Reklame und der gekaufte Journalismus behaupten – ein Antivirus-Schlangenöl, dass die Schwächen eines notorisch für kriminelle Übernahmen anfälligen (und zudem auch noch teuren) Betriebssystemes zu lindern vorgibt, sondern ein restriktiv konfigurierter Webbrowser und das genaue Wissen darum, dass jede E-Mail mit einem ZIP-Archiv im Anhang stinkt und nur mit der allergrößten Vorsicht behandelt werden sollte. Niemals auf Dateien klicken, die in solchen ZIPs herumliegen. Auch nicht, wenn die Mails so aussehen, als kämen sie von renommierten Unternehmungen. Und schon gar nicht, wenn die Mails von völlig Unbekannten kommen und ein offener Appell an die Angst oder an den Eros sind. Im Zweifelsfall derartige Mails immer löschen, und auch bei Unternehmungen, die derartige Anhänge versenden, vor dem Öffnen jedes einzelnen derartigen Anhanges telefonisch nachfragen und am Telefon jede Möglichkeit einer Fälschung ausdrücklich ausschließen lassen¹. Die Absenderadresse einer E-Mail kann jeder aufgeweckte Dreijährige fälschen, sie ist niemals ein Kriterium – also müssen andere Wege gegangen werden…

¹Die Deutsche Telekom versendet immer noch ihre Rechnungen in einem ZIP-Archiv. Sie sollte meiner Meinung nach für den Schaden, den sie dadurch mittelbar anrichtet, in möglichst großem Umfang zivilrechtlich haftbar gemacht werden, damit dieser technisch und sachlich unnötige Unsinn aufhört. Die Chancen für ein zivilrechtliches Einfordern von Schadenersatz nach einer telefonischen Klärung der Echtheit eines zugestellten Dokumentes halte ich – wohlgemerkt, als juristischer Laie – für recht gut. Das ZIP ist unnötig. PDF-Dateien sind für sich bereits sowohl komprimierbar als auch digital signierbar, ohne in einem solchen Archiv-Container gesteckt werden zu müssen.