Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Kategoriearchiv „Plakat & Co.“

Werbung sichtbar, Sonne unsichtbar machen

Montag, 7. November 2022

Keine Spam, sondern nur ein Hinweis auf die ganz allgemeine Verachtung von Menschen, ihren Bedürfnissen und ihrer Intelligenz, die stets mit der hergestellten Allgegenwart der Werbung einhergeht [Archivversion des verlinkten Artikels]:

Ein Vermieter hat in Berlin ohne Genehmigung die Front seines Wohnhauses mit einem riesengroßen Plakat abgehängt. Wie der „Tagesspiegel“ berichtet, nimmt die undurchlässige Plane den Bewohnern des Hauses in der Sonnenallee 7 im Bezirk Neukölln Sonnenlicht und Frischluft.

Deutlicher kann es kaum noch werden.

Ob das eine gelungene Reklame ist?

Dienstag, 19. April 2022

Foto einer Wechselreklamewand von Stroer in der hannöverschen Innenstadt. Gegenwärtig gezeigte Reklame: WENN gerade alles wichtiger als Versicherungen ist -- DANN seid ihr bei uns in besten Händen. -- VGH fair versichert.

Ich lese das ja als „Wenn du gerade keine Versicherung brauchst, dann sind wir genau die Richtigen für dich. VGH. Und jetzt versichere dich bei uns“. 😁️

Ja, ich weiß, dass das Foto eines gegen den Missbrauch durch Reklameheins wehrlosen Kleinkindes da etwas ganz anderes suggerieren soll. 😉️

Gefällt mir, bitte überall nachahmen!

Freitag, 17. September 2021

Hier geht es nicht um eine illegale Spam, sondern um eine Tagesschau-Meldung zur ganz gewöhnlichen und leider legalen Reklame im öffentlichen Blickraum [Archivversion gegen die von Presseverlagslobbyisten durchgesetzte Pflicht der ARD zur Depublizierung ihrer Inhalte].

Beschluss des Stadtparlaments
„Null Werbung“ in Genf ab 2025

„Werbung verschandelt die Stadtlandschaft“, sagt Emmanuel Deonna von der Initiative „Zéro Pub“ – also: „null Werbung“. „Ohne Werbung würden wir hier das Flussufer der Arve sehen und die schönen Bäume auf den Quais.“ Doch hier, im Genfer Stadtteil Carouge, versperren mehrere hintereinander auf dem Trottoir installierte Plakatwerbewände die Sicht […] Aber damit soll nun bald Schluss sein. Als erste Stadt in der Schweiz will Genf kommerzielle Werbeplakate ab 2025 aus dem öffentlichen Raum verbannen. So hat es gerade die rot-grüne Mehrheit im Stadtparlament beschlossen.

Warum eigentlich nur in Genf? Und warum nur kommerzielle Werbeplakate? Ich will es mal so sagen: Hier in Hannover hätte ich kein einziges dieser teilweise intelligenzverachtenden Plakate zur Kommunalwahl und zur Bundestagswahl vermisst, wenn es mir nicht in die Landschaft gestellt worden wäre. Die Entfernung des auf Kunststoff gestempelten Gesichts von Gerhard „Hartz-IV-Generalsekretär“ Scholz¹ mit dem beleidigendem Wort „Respekt“ darüber aus dem gesamten öffentlichen Blickraum ist eine Verschönerung. Schade, dass ich darauf noch wehrlos ein paar Tage warten muss, denn die Zerstörung dieser Unverschämtheiten ist eine Straftat.

Eine Welt ohne Reklame ist eine bessere Welt. Wer Reklame macht und in den öffentlichen Blickraum hängt, ist ein Weltverschlechterer.

¹Ich weiß, dass er Olaf Scholz heißt.

Ich trage ja auch nicht jeden Tag mein Gehirn…

Montag, 19. Oktober 2020

Beleuchtete Werbung am Straßenrand. Eine aufreizend blickende blonde Frau, die nur mit ihrem Handtuch bekleidet zu sein scheint. Dazu der Text: Ich trage ja auch nicht jeden Tag dieselben Schuhe. -- Für alle, die Abwechslung wollen: c-date.de -- Deutschlands Nr. 1 für Casual Dating

Dieser Dating-Fleischmarkt scheint genau richtig für alle zu sein, die zu blöd für „Tinder“ sind und stattdessen lieber Geld bezahlen möchten – aber ohne ins Bordell zu gehen, wo völlig klar wäre, was sie für ihr Geld bekommen. 💸

Wenn man diese Reklame sieht, scheint es sich um einen dieser Dating-Fleischmärkte zu handeln, in denen es nur Frauen gibt. Die naheliegende Frage, was diese „Frauen“ wohl getan haben, um die ganzen Männer zu vertreiben, soll von einem sabberfördernden softerotischen Foto erstickt werden. Und ist das Hirn erstmal abgeschaltet und das kostenlose „Testabo“ abgeschlossen, gibt es zumindest in Österreich automatische Vertragsverlängerungen, hohe Abbuchungen von Konto oder Kreditkarte, Mahnungen vom Inkassobüro. Selbst, wenn es gar keine „Dates“ gibt, sondern nur ein sich automatisch verlängerndes „Abo“ darauf. 😠

Im Moment sind Werbeplätze übrigens relativ billig. Das liegt an der Corona-Seuche, die unter anderem viel Reklame ausfallen lässt, während die Anzahl verfügbarer Werbeplätze praktisch konstant bleibt. Das drückt den Preis. So wird es auch halbseidenen, unseriösen und abzockerischen Unternehmungen erleichert, Plakat- oder gar Fernsehwerbung zu betreiben. Generell kann ich nur davon abraten, Produkte oder Dienstleistungen zu bezahlen, weil dafür geworben wird – denn die Kosten für die Reklame zahlen letztlich die Kunden als Aufpreis für das beworbene Produkt oder die beworbene Marke. Jede Reklame ist eine Negativempfehlung, ein Bloß-nicht-Kaufen. Immer. Ohne Ausnahme. So einfach ist das. 💡

Übrigens, Commerzbank…

Dienstag, 23. Juni 2020

Werbeaushang in einer Commerzbank-Filiale. Abgebildet ist ein Smartphone, in dem eine Commerzbank-Kundenkarte und das Logo für Apple Face-ID angezeigt wird. Daneben das Logo der Commerzbank und das Logo von Apple Pay. Dazu hat der Werber folgenden Text gesetzt: 'Neu bei der Commerzbank: Apple Pay. -- So easy geht bezahlen.

…ich fand das mit dem Bezahlen bislang gar nicht so schwierig, wenn man vielleicht mal davon absieht, dass die Menge Geld, die ich zur Verfügung habe, sehr beschränkt ist. Aber es freut mich, dass ihr in eurer Reklame so richtig klar und deutlich gemacht habt, wer eurer Meinung nach die Zielgruppe so genannter „iPhones“ ist: Leute, die mit dem Vorgang des Bezahlens intellektuell überfordert sind und deshalb immer daran scheitern. Und ich dachte schon, mit mir sei etwas nicht in Ordnung, weil ich – obwohl mir ständig durch product placement und Schleichwerbung in Presse, Film und Glotze erzählt werden soll, dass es die beste Erfindung seit geschnitten Brot sein soll – an so einem Gerät überhaupt kein Interesse habe. :mrgreen:

Bayer: Befußballerter Kopfschmerz

Montag, 14. Mai 2018

Werbung im Schaufenster einer Apotheke -- BAYER -- Fußball 2018: Sei dabei, kopfschmerzfrei! -- Aspirin Effect -- Einnahme ohne Wasser

Hier hat sich ein Werber im Brote der Bayer AG der ihm gestellten Aufgabe entledigt, ein einfach und schnell einzunehmendes Schmerzmittel mit Wirkstoff Acetylsalicylsäure zur kommenden FIFA-Fußball-WM irgendwie werbend zu befußballern, aber bitte so, dass dabei keine teuren Lizenzgebühren an die FIFA oder den DFB abgeführt werden müssen. Das Ergebnis seiner nicht besonders großen Bemühungen in Form dieses beleuchteten Aufstellers für die Präsentation in Apothekenschaufenstern ist für mich, der ich dem Spektakel und dem Rasensport gar nichts abgewinnen kann, durchaus treffend, denn angesichts der im öffentlichen Blick- und Schallraum aufgestellten Brüllareale, angesichts der wochenlangen intellektuellen Retardierung eines großen Teiles der unvermeidlichen Alltagskommunikation und angesichts der Häufung barbarisierter, brüllender Mitmenschen ist ein gebieterischer Kopfschmerz während der Zeit dieser Geldmeisterschaft bei mir gar nicht so unwahrscheinlich.

Ob jedoch Menschen, die dem Fußball etwas mehr abgewinnen können als ich, bei einer Weltmeisterschaft gleich an drohende Kopfschmerzen denken werden? Ich habe da ja so meine leichten Zweifel, dass die vom Werber und von der Bayer AG anvisierte Zielgruppe sich gut getroffen fühlt und deshalb schon Vorratspackungen kaufen wird… :mrgreen:

Übrigens: Wirksame Schmerzmittel mit dem Wirkstoff Acetylsalicylsäure sind ungleich preiswerter, wenn man beim Kauf nicht für den Handelsnamen „Aspirin“ (oder vergleichbare Handelsnamen) mitbezahlt. Jeder Apotheker wird auf Nachfrage entsprechende Generika anbieten, und dabei kann man sich bis zu achtzig Prozent des Kaufpreises sparen. (Von eventuell angebotenen Kombinationspräparaten mit Vitaminen, Koffein, Paracetamol und dergleichen Nonsens rate nicht nur ich ab, und wer mir als „dahergelaufenen Blogger“ in Gesundheitsdingen aus guten Gründen keinen Glauben schenken möchte, frage bitte einfach mal seinen Arzt!)

Es gibt wahrlich bessere Verwendungen für Geld, als die Bezahlung derartig dümmlich-lieblos hingeklatschter Reklame und der ständigen Kampagnen, mit denen eine Marke präsent gemacht wird.