Manche Angebote für die Web-Zwo-Nullköpfe sind wirklich sehr dumm. Zum Beispiel das Angebot, das ich hier kurz erwähne.
Dieses wirklich sehr dumme Angebot gelangte in meine Aufmerksamkeit, als ich für meinen beinahe nur automatisch befüllten Twitter-Account mal einen kurzen Blick auf die angesammelten Follower warf, um die ganzen Spammaden der Marke: „Ich folge jetzt mal mit einem flott geschriebenen Skript einigen tausend bis zehntausend willkürlich ausgewählten Typen und baue drauf, dass davon die Hälfte zurückfolgt, und dann gibts Spam, Spam, Spam, Spam“ zu blockieren und in eindeutigen Fällen¹ als Spammer zu melden. Natürlich schaue ich mir an, was ich als Spam melde.
Ja, und dabei fand ich bei einer entzückenden „Dame“ mit recht freizügigem Avatar (das ist für mich übrigens noch lange kein Kriterium für Spam) einen Link auf dieses Angebot:
Der Link mit dem Hinweis auf diesen dummen Dienstleister wurde in einem englischsprachigen Tweet abgesetzt, obwohl diese entzückende „Dame“ sich sonst einer anderen Sprache befleißigte. (Nein, es war nicht Deutsch.) Er wurde also mit hoher Wahrscheinlichkeit automatisch gesetzt, als diese entzückende „Dame“ ein bisschen Geld bei diesem Dienstleister gelegt hat, um mehr Follower zu bekommen – es steht also zu vermuten, dass diesem Anbieter Schreibrechte auf dem Twitter-Account gegeben werden müssen, und der Anbieter lässt es sich dann auch nicht nehmen, gleich mit einem Tweet auf sein dummes Angebot hinzuweisen. Das ist schon hart an der Grenze zur Spam, selbst wenn es für den Nutzer des dummen Angebotes irgendwo transparent gemacht wurde. Geld dafür bezahlen, dass man als Werbeträger benutzt wird… Bäh!
Dummheit Eins: Warum eigentlich sollte jemand Interesse an völlig willkürlich ausgewählen Followern haben, die durch sinnloses, mechanisches Followen angelockt werden? Ich kann mir nur eine Form der Kommunikation mit einem derartigen Account voller willkürlich ausgewählter Follower vorstellen: Spam. Es handelt sich um ein Angebot von Spammern für Spammer, und dass dabei ganz nebenbei ein Spammer den anderen Spammer zuspammt, trägt zwar ein dürres Sönnchen Heiterkeit in diesen Dummfug, macht es aber nicht erträglicher.
Die Seite mit dem Angebot trägt alle Merkmale der schnell hingepfuschten Dreckssite eines Gossen-Spammers. Die Grafik im Titelbereich zum Beispiel (hier vergrößert und mit ein paar roten Rahmen verdeutlicht)…
…zeigt recht deutliche Artefakte einer schnellen, schäbigen Bearbeitung. Diese legen den Verdacht sehr nahe, dass sich jemand einfach eine andere Grafik aus dem Internet genommen hat, um den Text daraus wegzuretuschieren und durch einen gewünschteren Text zu ersetzen. Dies geschah dermaßen schlampig, dass der Wegwerfcharakter des Designs beim bloßen Hinschauen offenbar wird. Ich bin wirklich kein guter Pixelmaler, aber für einen derartigen Pfusch würde ich mich schämen. Das Rechteck mit der Frage „Do you twitter“ (hier wieder vergrößert)…
…steckt voller JPEG-Artefakte und will gar nicht so gut in das sonst sehr glattgebügelte Design passen. Es macht weiterhin mit dem drittel Fragezeichen im Hintergrunde deutlich, dass es aus einem größeren grafischen Zusammenhang herausgeschnitten und hier zweitverwertet wurde. Mutmaßlich wurde es ebenfalls an anderer Stelle entwendet, in einem Grafikprogramm zugeschnitten und abermals als JPEG gespeichert, so dass sich die Artefakte so anhäuften, wie es jetzt auf der Dreckssite von Spammern für Spammer zu sehen ist. Nicht einmal dieses einfache Designelement wollten sich die Gestalter dieser Dreckssite selbst machen, diese zehn Minuten waren bei der Jagd nach schnellem Geld durch nutzlose Angebote nicht mehr drin.
Es handelt sich nicht um kleine Fehler, die man auch immer wieder einmal auf großen Websites sieht, sondern um Dinge, die sofort und schmerzhaft ins Auge fallen. Wer immer diese Site gestaltet hat, besondere Mühe hat er sich nicht gegeben. Vermutlich hat er das Ergebnis seiner eingesparten Arbeit nicht einmal selbst angeschaut.
Für jeden, der auf diese offensichtliche Wegwerfsite kommt, ist also klar, womit ers zu tun hat. Aber wo es um ein Angebot von Spammern für Spammer geht, da ist Qualität nicht weiter wichtig. Weil Qualität in der Schrotmunition der Spam generell nicht weiter wichtig ist. Wozu mit guten Geschossen auf die „Zielgruppe“ zielen, wenns mit massenhaft miesen Geschossen auch immer wieder einmal einen Treffer gibt.
So viel nur dazu. Natürlich macht dieser dumme Anbieter auch Angebote. Für 50 Dollar…
…gibt es 500 Follower in einem Paket voller rottiger Follow-Spam, und für 850 Dollar…
…gibt es 20000 Follower in einem Paket voller rottiger Follow-Spam. Aber nicht irgendwelche Follower, sondern ganz gezielte – zum Beispiel wird jemand wie ich von den Spamfollows dieses Web-Zwo-Nulldienstleisters belästigt, obwohl ich nicht einmal die gleiche Sprache wie der so beworbene Twitter-Account spreche. Gezielt heißt eben nicht getroffen. Natürlich gibt es noch viele Angebote dazwischen, die ich hier nicht als Beispiel bringe. Wer einen Eindruck davon bekommen möchte, kann sich den Screenshot der Website anschauen.
Dummheit Zwei: Wer dieses Angebot nutzt, gibt eine Menge Geld für eine vollkommen nutzlose Gegenleistung aus. Er bezahlt den Anbieter dieser Web-Zwo-Nulldienstleistung dafür, dass er ein Programm startet, das willkürlich anderen Leuten followed, damit sie zurückfollowen. Von „targeted“ ist dabei keine Spur. Jemandem 850 Dollar für den Start eines Programmes in die Hand drücken zu sollen, ist eine ganz schön happige Preisgestaltung.
Und was hat dieses massenhafte Followen zur Folge? Dass unter den vielen auch einige auf den offensichtlichen Spamcharakter aufmerksam werden und den so behandelten Account bei Twitter als Spam melden. Ich habe das übrigens auch getan. Das führt dann zur Dummheit Drei: Das Ergebnis dieser Investition ist in vielen Fällen, dass der damit „aufgewertete“ Twitter-Account von Twitter als Spam gesperrt wird. Bis zur Sperrung durch Twitter erscheint er in vielen Listen mit eindeutigen Namen wie „Spam“, „My spam followers“ und so weiter, so dass jedem Besucher des Gezwitschers bei einer Spur näherem Interesses durch eine bloße Übersicht der Listen der zutreffende Eindruck kommen muss, dass es sich um einen Twitter-Account handelt, der mit Spam in die Aufmerksamkeit gedrückt werden soll. Wenn man damit dann…
…ausgerechnet „Marketing“ betreiben will – die Idee eines Marketings auf Twitter ist von diesem Spamanbieter abgesehen sowieso ein unsäglicher Bullshit – denn ist so ein Eindruck mit Sicherheit nicht geschäftsfördernd.
Zusammenfassend sage ich noch über den dummen Anbieter: Wer zu doof ist, andere Leute mit schäbigen SEO-Dienstleistungen abzuzocken, der bietet eben schäbige Twitter-Dienstleistungen an.
¹Was ein eindeutiger Fall ist? Na, wenn jemand 300 Tweets verfasst hat, aber 5000 Follower hat, denn weiß ich, wie die gewonnen wurden. Das gilt vor allem, wenn es sich um jemanden handelt, der nicht einmal meine Sprache spricht und ausschließlich Interessen offenbart, die nicht erwarten lassen, dass er sich für irgend etwas von mir interessieren könnte. Wenn jemand bei jedem dritten Mal oder noch häufiger einen Link auf eine unseriöse und an der Grenze zum Betrug stehende Dreckssite ablässt, ist der Fall noch klarer. Und sind es gar Links auf Scareware-Sites, Abzockcasinos und andere offenbar kriminelle Dinge, denn ist die Spam eindeutig zu erkennen. Die meisten Spammer sind immer noch dumm, sonst wären sie keine Spammer – und wie das Zwitschern eines hirnlosen Vogels sieht die Twitter-Spam dann auch in vielen Fällen aus. Wer mit derartigen Web-Zwo-Nullbotschaften um meine Aufmerksamkeit ringt, ist eben ein Spammer. Das Medium kann wechseln, die Idiotie bleibt die gleiche. Twitter wäre ungleich erträglicher, wenn die dort aufscheinenden Menschen – ein Spammer ist höchstens im biologischen Sinn als Mensch zu betrachten – ein gewisses Minimalbewusstsein für die Seuche der Spam hätten und immer wieder einmal gegen jeden Spammer vorgingen.