Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


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Das YouTube Geheimnis

Samstag, 5. März 2011

Was wäre ich nur ohne die heiteren Gesellen auf Twitter, die massenhaft Leuten folgen und hoffen, dass einer zurückfolgt? Vermutlich etwas weniger genervt. Leider geht die Rechnung dieser Follow-Spammer immer wieder auf. Der folgende tolle Anbieter…

Screenshot youtubegeld von der Twitter-Website

Name: youtube verdienen, Ort: Germany Deutschland, Web: [zensiert], Biographie: Neue Möglichkeiten um mit YouTube Geld zu verdienen. Jetzt mit Gratis Download und Gratis Videos. Jetzt ansehen. (youtube geld, geld mit youtube), Following: 1088, Follower: 447, Gelistet: 10, Updates 62

…ist mit seinen 62 Tweets bislang noch nicht besonders als eifriger Twitterer aufgefallen, aber das hält ihn nicht davon ab, gießkannenartig Follows rauszuplätschern, auf das auch jemand zurückfolgt. So hat er es zurzeit auf 447 Follower gebracht, die jetzt seine ganz besondere Form der „Kommunikation“ erleben dürfen – die übrigens schon etwas „intelligenter“ ist als das übliche Vorgehen der Spammer. Die Verwendung des Komparativs von „intelligent“ soll jetzt aber nicht aussagen, dass der Positiv eine angemessene Beschreibung wäre. 😉

Der freundliche Mensch, der von seiner Mutter mit dem Namen „youtube verdienen“ gestraft wurde, unterhält ein Splog, und die Tweets werden aus den Blogeinträgen automatisch über twitterfeed erstellt. Die Inhalte des Splogs sind hier durchaus „zielgruppengerecht“ und erwecken den Anschein von Handarbeit – immerhin wurde ein Video eingebettet und der Titel des Videos kopiert, und zwar ganz ohne die sonst bei diesem tollen Anbieter so aufdringlichen Deppen Leer Zeichen:

Wie Ebook-Spitzenverdiener mit eBooks Geld verdienen

Diesem Menschen, der uns alle im Internet so nett über allerlei „Geheimnisse“ des „Reichwerdens im Internet“ aufklärt, hat leider noch niemand das Geheimnis verraten, wie man einen Link in ein Blogposting einfügt. Die URL steht immer unverlinkt als Text drin. Na, das mit dem HTML lernen wir noch, ist gar nicht so schwierig… :mrgreen:

Eines ist jedoch überall verlinkt, denn das ist es, worauf es diesem freundlichen Zeitgenossen, der uns alle reich machen möchte, in Wirklichkeit ankommt – und das ist eine ganz tolle Seite, die uns allen die brenndende Frage beantwortet, wie man denn jetzt bitte mit YouTube reich werden kann – ein ganz geheimes Geheimnis ist das:

Das YouTube Geheimnis - Trafficexplosion und Geld verdienen mit YouTube - Wollte Sie schon immer einmal wissen, wie sie mit YouTube ganz leicht Geld verdienen? - Kein Problem! - Denn genau dies und noch vieles, vieles mehr erfahren Sie durch den neuen Gratis Bonus Report, Das YouTube Geheimnis. In zwei kostenlosen LIVE Videos sehen Sie zusätzlich, wie alles auch in der Praxis funktioniert. Sie müssen dann nur das nachmachen sas Sie sehen. Einfacher geht es gar nicht.

Detail aus der tollen Seite

Das Geheimnis, warum dieser freundliche Mensch sich nicht einfach selbst aus dem Display seines Klapprechners mit 20-Dollar-Noten vollregnen lässt, warum er es stattdessen nötig hat, auf jeden nur erdenklichen Weg zu spammen, um seinen „Gratis Bonus Report“ unter die Leute zu bringen, verrät er allerdings nicht.

Stattdessen soll man „jetzt gratis downloaden“ können.

Aber das heißt natürlich nicht, dass es da einen Link für den Download gäbe, so wie das jeder leidlich geübte Webnutzer gewohnt ist. Die direkte Nutzung von gewöhnlichen Internet-Techniken ist bei diesem freundlichen Anbieter eben nicht Bestandteil seines großartigen Angebotes. Nein, um an den Download zu kommen, muss man sich für den „kostenlosen Newsletter“ eines Spammers mit seinem Vornamen und seiner Mailadresse anmelden und bekommt das dann alles als ein Dankeschön und GRATIS den Bonus Report nebst zwei nur heute verschenkten Live-Videos, und zwar erfreulicherweise…

Keine Fragen mehr? - Na, dann melden SIe sich jetzt zu meinem kostenlosen Newsletter an und erhalten Sie als Dankeschön, GRATIS, den Bonus Report Das YouTube Geheimnis. Zusätzlich schenke ich Ihnen heute zwei Live-Videos mit dazu. - E-Mail Adresse und Namen eintragen, auf zum Download klicken; das wars. PS: Ich respektiere Ihre Privatsphäre. Deshalb sind ihre Angaben 100% sicher und absolut spamfrei.

…absolut sicher und 100% spamfrei. Ganz großes Spammer-Ehrenwort.

Wer angesichts dieses Angebotes ein déjà vu verspürt, der spürt übrigens das gleiche wie ich, denn diese Masche ist nicht neu – und immer werden ganz große Geheimnisse verraten. Man möchte fast denken, dahinter steht immer der gleiche freundliche Mensch, der schon allerhand komische Techniken ausprobiert hat, um seine Angebote an den Deppen Mann zu bringen, weil sich ohne Spam halt niemand für so einen Strunz interessieren würde. Na, jetzt eben auf Twitter mit dem Thema YouTube. Namen und „Ideen“ wechseln, die Spam und die Idiotie bleiben konstant.

Wie der Nutzen Googles immer mehr abnimmt

Freitag, 7. Januar 2011

Eine der Auswirkungen jener Spam-Formen, die auf die Manipulation der Indizes von Suchmaschinen und insbesondere auf Google zielen – gern nicht als Manipulation oder Google-Spam, sondern als SEO verpackt, damit die Hinterhältigkeit nicht sofort in der Nase stinkt – ist es, dass die Google-Suchergebnisse immer nutzloser für Menschen werden, dass sie immer mehr ein Spiegelbild des technischen Aufwandes und der Könnerschaft im Spammen als ein Spiegelbild des Internet und der Relevanz werden. Wer gut Englisch lesen kann, sollte einmal einen Blick auf den Artikel bei marco.org: „Google’s decreasingly useful, spam-filled web search werfen.

Die hier etwas auf die Schnelle übersetzten Schnippsel aus diesem Text geben nur einen Einblick:

Die augenscheinliche Niederlage Googles gegenüber der Spam ist auch für mich frustrierend. Es handelt sich nicht um ein plötzlich eingetretenes Ereignis. Es hat sich über Jahre hinweg fortschreitend verschlimmert. […]

Im Verlauf der Jahre hat der Einfluss der Spam – vor allem Marketing über Affiliate-Programme und automatisch erzeugte Spam-Blogs¹ – die Nützlichkeit jeder Produktsuche dezimiert. Es ist unmöglich geworden, mit Google sinnvoll nach Produkten zu recherchieren. […]

Teilweise wird diese Situation noch bitterer durch die jüngste Explosion billiger „Content“-Projekte, die versuchen, jede jemals gestellte Suchanfrage zu beantworten. Ähnlich wie die Spam für Affiliate-Marketing scheint zwar ein Gutteil davon von Menschen (im technischen Sinne – ich würde diese Leute nicht so einordnen) generiert zu sein, aber das Ergebnis ist nutzlos: Es sind Sites wie About (punkt) com, eHow und unzählige Ebenbilder in der .info-Domain, die zwar verheißen, noch für jede Nischenfrage die richtige Adresse zu sein, deren Inhalt jedoch jegliche Qualität und Substanz abgeht.

Google wurde einst so entworfen, dass es die Rolle eines passiven Beobachters des Internet spielt: Die Inhalte im Web wurden für Menschen erstellt, nicht für spezielle Anfragen an Google, und Google sollte sich umschauen, eine Aufstellung dessen erstellen, was verfügbar ist und hieraus den Menschen geben, wonach sie fragen. Die allgemeinen Algorithmen Googles, die ein derartig großes Bild erstellen, wurden wahrscheinlich nicht mehr stark verändert, nachdem sie einmal relativ zutreffende Ergebnisse erbrachten.

Doch so sehen die Inhalte im Internet nicht mehr aus. Inzwischen werden enorme Mengen von Websites erstellt, die im technischen Sinne keine Spam sind, sondern von Kleingeld-hungrigen Affiliate-Verramschern und heruntergekommenen Web-“Content“-Startups betrieben werden, nur, um massenhaft auf die Google-Suchbegriffe zu zielen. Diese Projekte schlürfen die Inhalte anderer Menschen auf oder bezahlen billige Arbeitskräfte dafür, dass sie formelartige und wenig nahrhafte Seiten aufschäumen, um darin die Suchbegriffe zu beantworten.

Etwas in Google suchen – das ist so geworden, als stellte man eine Frage auf einem überfüllten Flohmarkt hungriger, verzweifelter, schäbiger Kaufleute, von denen jeder einzelne behauptet, dass er die Antwort auf jede Frage hat, die gestellt werden könnte. […] Und natürlich: Kein einziger von ihnen hat eine verdammte Ahnung von der Sache, nach der eigentlich gefragt wurde. Sie bieten nur bedeutungs- und wertlose Wörter an, die nur so lange Sätze zu formen scheinen, bis jemand tatsächlich einmal versucht, diese Aussagen zu benutzen.

Sie nennen es „Content“. Aber es ist etwas völlig anderes, es ist Füllmasse. Und nimmt man eine Definition, die dem gesunden Menschenverstand näher kommt, ist es Spam. […]

Originaltext veröffentlicht von Marco Arment unter den Bedingungen der Creative Commons Attribution 3.0 U.S. License.

Nachtrag: Kaum habe ich diesen kleinen Hinweis online gestellt und wollte mal die Kommentare überfliegen, schon sehe ich so eine sinnlose, amöbenhafte Spam-Seite in meinen Trackbacks. 🙁

Noch mehr: Und beim Blah fanden sich diese beiden Hohlkopfprodukte mit ihren Spamtrackbacks schon auf der ersten Übersichtseite des Spamfilters. Und da kommen noch ein paar Seiten. Aber nein, noch mehr Nachträge mache ich nicht.

¹Ich bin mir nicht sicher, ob das handliche englische „splogs“ auch im Deutschen üblich und allgemein verständlich ist.