Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Kategoriearchiv „Sonstiges“

Ihr System wird von (vier) Virus schwer beschädigt

Freitag, 2. Dezember 2016

DON‘T PANIC! 😉

Wer diese (oder eine ähnliche) Meldung beim Besuch einer Website auf seinem Android-Handy sieht, sollte sich nicht eine Sekunde lang beunruhigen lassen und schon gar nicht auf die Idee kommen, sich wegen einer derartigen Meldung eine App auf seinem Handy zu installieren – diese wird nämlich mit Sicherheit eine Schadsoftware sein, die alles halten wird, was der Text nur „versprechen“ kann:

Auf der Seite http://us.amarketa.top steht: Ihr System wird von (vier) Virus schwer beschädigt. -- Wir erkennen, dass ihr Generic Android 2.0 28,1% BESCHÄDIGT wegen vier schädlichen Viren aus den jüngsten Erwachsenen-Sites. Bald wird es ihres Telefones SIM-Karte beschädigt werden und korrupt Ihre Kontakte, Fotos, Daten, Anwendungen, usw. -- Wenn Sie den Virus nicht entfernen jetzt, wird es zu schweren Schäden an Ihrem Telefon führen. Hier ist, was sie (Schritt für Schritt) tun müssen: -- Schritt 1: Taste tippen und installieren AppLock kostenlos bei Google Play! -- Schritt 2: Öffnen der App zu beschleunigen und Ihrem Browser

Auf der Seite http://us.amarketa.top steht: [Wiederholter Text aus dem zweiten Screenshot entfernt] beheben jetzt! -- ACHTUNG! -- Das Generic Android 2.0 ist mit Viren infiziert und Ihrem Browser ist schwer beschädigt. Sie müssen Viren entfernen und sofort Korrekturen vornehmen. -- Es ist notwendig, jetzt zu entfernen und zu beheben. -- Sie dieses Fenster nicht schließen. -- **Wenn Sie verlassen, werden Sie in Gefahr sein** -- [OK]

Dass es sich hier keineswegs um eine Systemmeldung handelt, sollte schon die lustige Sprache klar machen, mit der hier naiven Anwendern ein schwerer Schrecken eingejagt werden soll, damit sie vor Schreck etwas sehr, sehr Dummes tun.

Aber dass die Leute, die hier mit irreführenden, beängstigenden und zur Eile drängenden Texten anderen Leuten eine App aufschwatzen wollen, demnächst etwas geschickter in ihrer Präsentation werden, halte ich für relativ sicher. Und nein, dass man eine App über Google Play installiert, bedeutet leider niemals, dass es sich nicht doch um einen Trojaner oder eine sonstige Schadsoftware handelt – und auch eine gut aussehende Bewertung der App und vertrauenerweckende Kommentare sind für Spammer schnell geschrieben.

Vielen Dank für die Screenshots an B.G.!

Wenn die Wolke Spam abregnet…

Dienstag, 29. November 2016

Dies ist keine Spam, sondern ein Hinweis auf einen Artikel bei Heise Online:

iCloud-Nutzer erhalten vermehrt Spam in Form von geteilten Fotoalben, Erinnerungslisten und Termineinladungen, die Werbung direkt in den Kalender bringen. Apple bietet keine Gegenwehr, Nutzer müssen sich mit Tricks behelfen

Piktogramm einer abregnenden Wolke, in der das Wort 'Spam' steht.Auch in Zukunft werden Spammer – die leider nun einmal spammen – jeden denkbaren und weniger denkbaren Kanal für menschliche Kommunikation daraufhin abklopfen, ob er für ihre meist kriminellen, aber stets asozialen Belästigungen benutzbar ist. Dabei sind Kanäle, für die es noch keine halbautomatischen Verfahren zur Spambekämpfung gibt, stets von ganz besonderem Interesse – und eigentlich ist es erstaunlich, dass ich selbst bislang noch nicht auf die Idee gekommen bin, dass Cloud-Dienste für die Verbreitung von Spam benutzt werden könnten. Vermutlich liegt es daran, dass es mir gar nicht in dem Sinn käme, die Hoheit über meine Datenspeicherung ohne Not an einen Dritten abzugeben und ich es von daher auch nicht verstehen kann, wenn andere so etwas tun. Es gibt nämlich gar keine Cloud. Es gibt nur die Computer anderer Menschen.

Betroffenen Apple-Anwendern kann ich nur raten, die im verlinkten Artikel vorgestellten Workarounds anzuwenden, bis Apple wenigstens die Möglichkeit anbietet, derartige Spam zu löschen, ohne dem Spammer mitzuteilen, dass sie angekommen ist (und damit noch mehr Spam von diesem Geschmeiß einzuladen). Desweiteren sollte natürlich jede Spam…

Nutzer können den Absender unerwünschter Benachrichtigungen an abuse@icloud.com melden

…an die dafür vorgesehene Stelle bei Apple gemeldet werden, damit Apple…

  1. …einen zutreffenden Eindruck vom Ausmaß des Problemes bekommt,
  2. …die für Spam missbrauchten Accounts identifizieren und stilllegen kann, und
  3. …die Aussichten und Möglichkeiten einer Strafanzeige überprüfen kann.

Dass im Heise-Artikel entmutigend steht, dass das vermutlich nicht helfen wird, sollte nicht davon abhalten. Es scheint sich im Moment um die einzige mögliche Gegenwehr zu handeln.

Alle Jahre wieder

Freitag, 25. November 2016

Der Tod als apokalyptischer ReiterAlle Jahre wieder werden in etliche Websites Codefetzen verbaut, die dem Seitenbetrachter anzeigen, mit welchen Referern¹ die letzten Besucher gekommen sind, also von welchen Seiten aus sie auf die gerade betrachtete Seite geführt wurden. Das ist zwar eine völlig überflüssige Information (und wer wirklich Interesse an der Verlinkung einer Website hat, kann diese Kleinigkeit mit einer erweiterten Google-Suche herausbekommen), aber das etwas unnütz ist, hat leider noch niemanden abgehalten. „Oh, gucke mal, das ist ja cool!“, lautet dann die Begründung.

Alle Jahre wieder sehen Spammer dieses immer wieder einmal aufkommende Treiben und sagen sich: „Oh schön, ich habe eine Möglichkeit, Werbung für meine kriminellen Dreckssites auf den Websites anderer Leute zu machen“. Ein kleines Skriptchen, das einfach eine Seite abruft und den HTTP-Header Referer auf einen beliebigen gewünschten Wert setzt, ist auch für einen mindertalentierten Programmierer unter Verwendung einer HTTP-Bibliothek sehr schnell geschrieben – ein richtig fauler Spammer wird sich jedoch eines bestehenden Skriptes bedienen. Schließlich könnte ein Spammer, der sich Mühe gibt, auch gleich richtig arbeiten gehen.

Und so kommen alle Jahre wieder derartige Referer bei mir an:

Aktuelle Top-Referer auf Unser täglich Spam mit den Spamreferern keywords-monitoring-your-success.com, fix-website-errors.com, top1-seo-service.com, 1-99seo.com, buttons-for-website.com, free-video-tool.com, keywords-monitoring-success.com, 1-free-share-buttons.com

Denn der Spammer macht sich nicht die Mühe, nur diejenigen Websites vollzuspammen, die dann auch wirklich den Referer anzeigen. Er schießt mit Schrotmunition. Er ist Spammer und ist es deshalb gewohnt, dass nur ein Promille seiner Spam wirklich trifft, und davon lebt er. Der Top-Referer https: aus dieser wenig erbäulichen Liste macht deutlich, dass ein Spammer sich nicht einmal die Mühe gibt, sein Gehäcksel zu testen, bevor er es aufs Internet loslässt. Einmal ganz davon abgesehen, dass er es hinbekommt, auch sehr einfache Dinge so falsch zu machen, dass seine Bemühungen ein für ihn völlig wertloses Ergebnis hervorbringen, so dass von seiner Spam wirklich nur noch eines übrig bleibt: Die asoziale Belästigung anderer Leute.

Deshalb, Leute: Macht es nicht! Verbaut keine Anzeige der Marke „Meine Besucher kommen von“ in eure Websites! Niemand braucht eine öffentliche Anzeige der Referer, und selbst als sinnfreie Spielerei ist es nur ungefähr so „cool“ wie ein infektiöser, eitriger Ausschlag. Also so „cool“ wie die tägliche Spamflut. Dass man in der Bundesrepublik Deutschland für die Links auf seiner Website haftbar gemacht werden kann, wisst ihr ja sowieso schon. Was eine Abmahnung ist, habt ihr vielleicht auch mal gehört. Da ist es besonders leichtsinnig und dumm, anderen Menschen über einen Mechanismus, dessen Manipulation kinderleicht ist, die Möglichkeit zum beliebigen Linksetzen zu gewähren.

Ach ja, eines noch: Dass diese ganzen im Screenshot gezeigten Websites von Leuten betrieben werden, die davon ausgehen, derartige Spammethoden nötig zu haben, sagt mehr über die auf diesen Websites angebotenen Dinge und Dienstleitungen, als ich es selbst mit vielen und nicht immer stubenreinen Worten sagen könnte. Ich mag dieser Selbsteinschätzung der Spammer nicht widersprechen. Angesichts der Tatsache, dass allein vier der mit Referer-Spam beworbenen Websites aus dem halbseidenen „SEO“-Dunstkreis kommen, zeigt zudem, was diese Leute unter „SEO“ verstehen: Asoziale Spam aus allen Rohren über alle Kanäle. Und nein, Spam führt weder zu Beliebtheit noch zu einer guten Reputation. Da hilft dann auch alles Google-Manipulieren nicht. Ich sage es ganz pauschal, und wer mir komischen Blogger das nicht glaubt, darf und sollte auch gern mal auf der nächsten Polizeidienststelle nachfragen, ob das stimmt: Websites, die mit Spam beworben werden, stehen immer unter dem begründeten Verdacht, für kriminelle Machenschaften vom Betrug bis zur heimlichen Installation von Schadsoftware betrieben zu werden. Einzige mögliche Ausnahme ist ein Websitemacher, der so dumm wie ein halber Meter trockener Feldweg ist, und von einer Website derartiger Idioten sollte man auch nicht viel erwarten…

Ich reproduziere hier den Schreibfehler aus der Frühzeit des World Wide Web, der bis heute Bestandteil des HTT-Protokolls ist. Es handelt sich in dieser Form um einen technischen Begriff. Natürlich schreibt sich das englische Wort korrekt als „Referrer“.

Neu und super: Browser-Addon-Spam

Dienstag, 15. November 2016

Hier geht es nicht um eine Spam, sondern um einen Artikel bei Heise Online, dessen Lektüre ich dringend empfehle:

Einige beliebte Browser-Erweiterungen werden offenbar zur Verbreitung dubioser Werbeanzeigen missbraucht. Betroffen sind laut dem Web-Entwickler Chris White die Erweiterungen Live HTTP Headers, Inject jQuery, W3Schools Hider und HTTP Headers. Möglicherweise gibt es weitere, die bislang noch nicht entdeckt wurden

Die destruktive „Fantasie“ von Spammern, Menschen an den unerwartesten Stellen mit asozialer Spam zu belästigen, kennt nun einmal kein Ende – in diesem Fall wurden einige populäre Addons für den Webbrowser „Chrome“ in Spamschleudern umgebaut, welche die Spam in sämtliche aufgerufenen Seiten integriert haben. Aus Benutzersicht sah das so aus, als handele es sich hier um „normale Werbebanner“ innerhalb der besuchten Websites.

Gegen diese relativ neue Form der Spam gibt es nur ein Mittel: Aufmerksamkeit. Keine Addons verwenden, wenn man nicht genau weiß, zu welchem Zweck diese Addons dienen und welchen Nutzen man davon haben soll! Nicht mehr benötigte Addons wieder löschen! Keine unnötigen Experimente mit Addons! Wenn der Browser sich sonderbar verhält, alle Addons deaktivieren, danach jedes Addon einzeln aktivieren und schauen, welches der Addons für das sonderbare Verhalten verantwortlich sein könnte, um dieses zu deinstallieren (und nach Möglichkeit andere Menschen gut begründet und mit einer Beschreibung der eigenen Beobachtungen davor zu warnen, um spambasierten Geschäftsmodellen so schnell wie möglich den Strom abzustellen)!

Und nein, es handelt sich nicht um ein Problem des Chrome-Browsers; derartige Addon-Spam kann auf jedem modernen Browser auftreten. Auf dem Firefox ist vor einigen Tagen das Addon „Web of Trust“ in Verruf geraten, weil es sich offenbar um einen Trojaner handelt, der seinen Nutzer überwacht und trackt. Die mit diesem Trojaner gewonnenen Überwachungsdaten wurden an jeden verkauft, der es sich leisten konnte, den Preis dafür zu zahlen. Angesichts der Tatsache, dass „Web of Trust“ als Addon gegen kriminelle Machenschaften und zur Erhöhung der Computersicherheit angepriesen wurde, handelt es sich um ein ausgesprochen niederträchtiges und verachtenswertes Geschäftsmodell. Aber es macht klar, dass es bei keinem Addon eine Garantie dafür gibt, dass es „sauber“ ist. Der einzige Schutz besteht darin, so wenig Addons wie möglich zu verwenden und aufmerksam zu bleiben.

Es gibt nun einmal keinen möglichen Spamkanal, den Spammer nicht irgendwann nutzen werden. Dazu gehören leider auch die Addon-Schnittstellen der populären Browser. Spammer spammen. Und das, was mit derartiger Spam transportiert wird, ist immer gefährlich.

Sexkontakte finden

Samstag, 24. September 2016

Atemlos sind Spammer darum bemüht, auch an den unerwartesten Stellen Menschen mit ihrer Spam zu überrumpeln. Offenbar ist auch Indymedia von Spam betroffen, wie sich an einem dort publizierten Artikel zeigt:

von: Sexkontakte finden am: 24.09.2016 – 07:52

Sexkontakte finden ist für manchen Antifa-Aktivisten oft schwer. Doch die Seite von Sexkontakte-finden.de hilft dabei das auch Antifas zu ihrem Spass kommen.

Mehr

Der ursprüngliche „Artikel“ bei Indymedia ist natürlich inzwischen gelöscht worden (deshalb konnte ich auch nur einen Spiegel in einem RSS-Feedaggregator verlinken), aber das dortige Spamposting hat durch Aggregation, automatische Mailinglisten und dergleichen eine beachtliche Reichweite erzielt. Und genau das scheint der Spammer beabsichtigt zu haben…

Was meiner Meinung nach von Websites zu halten ist, bei denen jemand zu der Auffassung gelangt ist, dass solche Formen des asozialen Spam-Marketings auf exquisit nichtkommerziellen und antikapitalistischen Plattformen erforderlich sind, um das angestrebte Geschäftsmodell funktionieren zu lassen, verschweige ich jetzt mal – wegen des weitgehenden Rechtsschutzes für beleidigte Leberwürste in der Bummsre… ähm… Bundesrepublik Deutschland. Nur so viel nehme ich mir heraus: Eine Empfehlung für die so angepriesenen Produkte zur Unterstützung der Masturbation ist das nicht. Ganz im Gegenteil.

Und nein, diese Spam war kein Einzelfall auf Indymedia. Ich befürchte, davon wird es in nächster Zeit noch etliches mehr geben. 🙁

Warum „Adblock Plus“ sofort deinstalliert werden muss

Mittwoch, 14. September 2016

Dies ist keine Spam, sondern nur ein Link und eine dringende Leseempfehlung: Mobilegeeks – Adblock Plus verkauft nun Werbebanner.

Adblock Plus verkauft nun Werbeanzeigen, und zieht das Geschäft höchst professionell auf. Wie ein richtiges Werbenetzwerk, mit rund 100 Millionen potentiellen Betrachtern der angeblich „akzeptablen“ Werbung. Damit öffnet die Kölner Eyeo GmbH endlich ihr Visier und offenbart, worum es bei ihrem perfiden Geschäftsmodell tatsächlich geht: um ein richtig dickes Stück vom milliardenschweren Werbekuchen.

Es gibt zwar – schon im Interesse der Computersicherheit und des Schutzes der Privatsphäre – keine Alternative zur Benutzung eines wirksamen Adblockers im Webbrowser, aber es gibt sehr wohl Alternativen zu „Adblock Plus“ von der Eyeo GmbH, und diese sollten auch anstelle von „Adblock Plus“ verwendet werden! Denn ein Adblocker, der keine trackende Reklame aus Drittquellen ausfiltert, sondern sogar zusätzliche Ads vermarktet, schützt weder die Privatsphäre seines Nutzers vor Tracking und grenzkrimineller, vorsätzlich irreführender Reklame aus Ad-Netzwerken noch den Computer seines Nutzers vor Schadsoftware, die immer häufiger über Werbebanner von Ad-Netzwerken transportiert wird.

Einmal ganz davon abgesehen, dass der eigentliche Grund für die Installation eines Adblockers ein ganz anderer ist. Wer würde Kondome benutzen, die in der Fabrik mit Speziallöchern gelocht wurden, damit nur „akzeptable“ Kinder gezeugt werden? Aus dem gleichen Grund, aus dem man wirksame und dichte Kondome benutzt, benutzt man auch Adblocker, die wirklich Ads blocken. Alles andere ist Bullshit, Etikettenschwindel und… sorry… Nutzerverarschung.

Ich empfehle übrigens uBlock Origin.

Spam per Banküberweisung

Montag, 4. Juli 2016

Sicher, die meiste Spam kommt immer noch über E-Mail. Aber: Unermüdlich denken sich Spammer neue Wege aus, an bislang unerwarteten Stellen die Aufmerksamkeit der Menschen an sich zu reißen und so die Menschen zu überrumpeln. Die neueste Idee einiger Spammer ist Spam per Banküberweisung.

SEPA-GUTSCHRIFT 1605485 Bitte rufen Si e uns an: 0211-867xxxx CODADEFXXX DE30360400xxxxxxxxxxxxxxx GFKL Collections GmbH

Bitte auf so etwas nicht hereinfallen und auf gar keinen Fall anrufen! Besser die angegebene Telefonnummer mit einer kurzen Beschreibung der Vorgehensweise der Spammer an die Bundesnetzagentur melden! Das geht schnell und einfach. Wer spammt, führt niemals etwas Gutes im Schilde.

Via @benediktg@gnusocial.de.

Spam von Microsoft! Über den Desktop gelegt!

Sonntag, 3. Juli 2016

Screenshot Windows 7 mit bildschirmfüllenden Update-Hinweis auf Windows 10

Piktogramm: Ein Monitor mit den großen, bildfüllenden Anzeige 'Desktop-Spam'Microsoft – wir erinnern uns: das ist die Unternehmung, die schon 1997-1998 so „vorausschauend“ und „innovativ“ war, dass sie über die „Channel-Leiste“ des „Active Desktop“ in Windows 98 Reklame direkt auf den Arbeitsbildschirm bringen wollte – unterbricht die Arbeit unter Windows 7 für einen wichtigen Hinweis: „Greifen sie jetzt kostenlos zu und nehmen sie jetzt unser neues Betriebssystem Windows 10, bevor sie dafür viel Geld bezahlen müssen! Das ist so irre mega wichtig, dass ihre eigentliche Computernutzung kurz hinter diesen Reklamehinweis von uns zurücktreten muss und deshalb unterbrochen wurde. Machen sie schon und klicken sie einen unserer Klickeknöpfe oder klicken sie auf einen etwas unsichtbarer gemachten Link, mit dem sie unsere Scheißspam abbestellen können“.

Wer dabei denkt, dass eine derartige bildschirmfüllende Präsentation verdächtig an die Präsentation eines Erpressungstrojaners erinnert, denkt das Gleiche wie ich.

Microsoft hat sich einen Eintrag in die Annalen der Spam verdient. Es ist die erste Unternehmung, die sich getraut hat, ihre Spam – als „Windows-Update“ getarnt und dem Opfer klandestin untergejubelt – direkt auf dem Desktop zu machen. Ich kann natürlich niemanden daran hindern, weiterhin Produkte eines offensiv auftretenden Spammers zu verwenden (und damit dem Spammer zu vertrauen, obwohl es sich um einen Spammer handelt), aber ich glaube, dass jeder Mensch, der mit einem so genannten Gehirn ausgestattet ist, selbst bemerken sollte, dass es sich dabei um eine ganz schlechte Idee handelt.

In jedem Fall verbietet sich die Nutzung eines durch Spam beworbenen Produktes von allein. Spam ist nämlich immer ein ganz schlechtes Zeichen. Das gilt auch, wenn es sich um eine neue, „innovative“ Form der Spam handelt. Nein, es gilt gerade dann!

Achtung! Spekulation!

Nach diesen Worten nun noch etwas Spekulatives von mir, nämlich eine völlig unbelegte Vermutung, wie es weitergehen wird. Des Schwierige an Prognosen ist ja diese Zukunft… 😉

Niemand glaube, dass mit dem ersten August der Wahnsinn der immer aufdringlicheren, grenzkriminelleren, überrumpelnderen, spamartigeren Werbemethoden von Microsoft für ein ohne derartige Spam offenbar nicht so gut weggehendes Windows 10 vorbei sein wird!

Ich halte es für ziemlich sicher, dass es danach noch eine Menge vergleichbar aggressiver Versuche geben wird, Windows-7-Nutzern das neue Windows 10 aufzuzwingen… ähm… auf vielerlei Wegen „nahezulegen“. Auch mit Sonderpreisen, vielleicht sogar (nach einer kurzen Schamfrist) weiterhin kostenlos.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie der „sanfte“ Update-Druck damals mit Windows 98 gemacht wurde – ein Betriebssystem, das eher ein Bugfix-Paket zu Windows 95 als ein neues Betriebssystem war, aber angereichert um solche Unverschämtheiten wie einen Microsoft-Zwangsbrowser als „Betriebssystemkomponente“, um solche scheunentorgroßen Sicherheitslücken wie „ActiveX“ und um lustige Desktop-Reklame-Versuche der totgeborenen Marke „Channel-Leiste“. Dies geschah, indem mit aller neuerer Software eine aktualisierte comdlg32.dll¹ mitgeliefert wurde. Es handelte sich um eine Version, die unter Windows 95 ein kleines Speicherleck aufwies, so dass ein Windows 95, auf dem auch neuere Software installiert war (zum Beispiel ein aktuelleres Microsoft Office oder ein Internet Explorer 4), bei längerer Nutzungsdauer immer instabiler wurde, bis schließlich irgendwann einer der vielen möglichen blauen Bildschirme erschien. Dies geschah völlig unabhängig vom Speicherausbau des verwendeten Computers, weil vom DOS-basierten Windows aus technischen Gründen nur ein sehr kleiner Speicherbereich für Systemressourcen verwendet wurde. Im Lande des vollumfänglichen Rechtsschutzes für beleidigte Leberwürste würde ich natürlich niemals unbelegt und angesichts der geheimgehaltenen Quelltexte auch unbelegbar behaupten, dass es sich dabei um einen Vorsatz gehandelt habe; und selbstverständlich wäre die schwierig nachzuweisende Straftat einer Sabotage von Millionen Computern auch inzwischen verjährt². Aber Windows 98 war dann halt viel stabiler und zuverlässiger…

Wenn es demnächst zu allerlei billigen bis kostenlosen „Probierangeboten“ und „Aktionen“ für Windows 10 kommt, beginnt auch spätestens die Zeit, in der man den Microsoft-Updates für Windows 7 nicht mehr vertrauen kann (sie hat eigentlich jetzt schon begonnen, denn es wird von Seiten Microsofts Spam darüber ausgeliefert), sondern gut damit beraten ist, immer ein paar Tage mit dem Update zu warten und aufmerksam in diversen technischen Websites nachzulesen, was es damit auf sich hat und welche Probleme von einer Installation verursacht werden können. Von einer Fortsetzung der asozialen Spam bis hin zu kriminellen Methoden traue ich Microsoft auch bei der Vermarktung von Windows 10 alles zu, und ich glaube nicht, dass irgendetwas davon wohltuend für die Betroffenen sein wird. Warum? Weil Microsoft nicht einmal mehr vor der Erfindung neuer Spamformen zurückschreckt, um auch noch dem Letzten etwas anzudrehen, was er gar nicht haben will.

Und was ist die Folge dieser… sorry… Arschlochnummer von Microsoft? Richtig: Dass eine größere Anzahl von Computern nicht mehr vertrauensvoll und möglichst unmittelbar mit Sicherheitsupdates gegen die kriminelle Ausbeutung von Softwarefehlern abgesichert werden kann.

Ja: Microsoft macht sich gerade zum größten Freund der Organisierten Kriminalität. Die davon angerichteten Schäden bei Privatpersonen, Unternehmen, Verwaltungen und Organisationen werden in ihrer Summe zwar nicht präzise ausweisbar, aber gewaltig sein. Mir wäre es jedenfalls lieber, wenn sich Microsoft zum größten Feind der Organisierten Kriminalität machte (und auf diesem Weg auch mal ein paar dumme, häufig kriminell ausgebeutete GUI-Designentscheidungen aus den Neunziger Jahren korrigierte, wie etwa die standardmäßige Ausblendung von Dateinamenserweiterungen, wenn man schon die an sich gefährliche, grundlegende Idee der Kennzeichnung einer ausführbaren Datei durch ihren Dateinamen nicht ändern kann, ohne schwere Inkompatibilitäten zu verursachen).

Was für ein Zufall, dass bei solcher „Partnerschaft“ der bildschirmfüllende, den Desktop überlagernde Reklame-Hinweis auf Windows 10 so verdammt ähnlich wie der Hinweis eines Erpressungstrojaners aussieht… :mrgreen:

Ein abschließendes Wort an Microsoft

Microsoft-Entscheider!

Statt zu Spammern zu werden und eure Kunden (die euch immerhin bezahlen) so offen zu verachten, dass ihr ihnen mit asozialer, den Desktop überlagernder Spam kommt, seht lieber ein, warum eure Kunden Microsoft Windows benutzen! Sie tun das nicht, weil sie ein weiteres Spielzeug-Betriebssystem für Spielzeug-Computer wie diese Wischofone³ haben wollen, sondern weil sie mit ihrem Computer arbeiten wollen. Sonst würden sie sich ja auch direkt Spielzeug-Computer kaufen. Für das, was eure Kunden wollen, brauchen sie keinen Appstore, keine Kacheln, keine Reklame auf dem Desktop, keine Datenenteignung durch Cloud-Dienste, keine klandestin verbauten Überwachungsfunktionen und übrigens auch keine Arbeitsunterbrechungen durch eure Drecksspam.

Denkt an diese Menschen (programmiert meinetwegen eine zweite, alternative Shell für Kinder und Vollidioten, wie ihr es schon einmal gemacht habt), und sofort wird sich euer Erfolg wieder einstellen. Dann braucht ihr auch keine Spam. Und die Lizenzen werden sogar bezahlt. Nicht, weil man euch liebt. (Das ist auch eine Haltung, die man eher gegenüber Menschen als gegenüber Computern einnehmen sollte.) Sondern weil eine gewisse Abhängigkeit von eurem Betriebsystem gewachsen ist. Auf dieser Grundlage nehmen Menschen leider einiges in Kauf. Aber nicht alles.

Plonk!

¹Diese DLL von Microsoft ist zuständig für die Darstellung von Standarddialogen wie etwas zur Dateiauswahl, zur Schriftartauswahl, für den Ausdruck, für die Farbauswahl und dergleichen.

²Es gibt auch im Zusammenhang der spamartigen Windows-7-Marketingaktionen von Microsoft Menschen, die offen von Sabotage sprechen (hier auch eine dauerhaft archvierte Version der aus nachvollziehbaren Gründen patzig und aggressiv gestellten „Frage“ an den Microsoft-Support). Als Windows technisch noch ein Aufsatz auf DOS war, hat Microsoft sein Windows gezielt zu DOS-Versionen inkompatibel gemacht, die nicht von Microsoft kamen. Das war sicherlich nicht leicht, aber was tut man nicht alles für ein bisschen Erpresserlohn…

³Wischofon: Mein Wort für ein Smartphone.