Von: D Rajesh <d.rajesh375@gmail.com>
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client:2 Captcha
Der neue „Traumberuf“: Für irgendwelche Leute (Spammer, Kriminelle, Autoren von Spam- und Massenanmeldeskripten), die bereit sind, dafür ein paar Cent¹ zu bezahlen, diese ganzen CAPTCHAs lösen, mit denen genau diesen Leuten der Zugang erschwert werden sollte. In vielen gegenwärtigen Web-Projekten sind CAPTCHAs der wichtigste, oft sogar der einzige Spamschutz.
Leider werden sich wohl irgendwo auf dieser von Hunger und Habsucht geprägten Welt immer ein paar Leute finden, die für eine Handvoll Klickcents selbst noch zur hirnlosesten und niederträchtigsten „Arbeit“ bereit sind, weil sie überleben wollen. Egal, ob das die Welt noch schlimmer macht oder nicht, sie werden ja dafür bezahlt. Bis sie irgendwann auch nicht mehr nötig sind, weil die Erledigung dieser „Arbeit“ durch Computer möglich geworden und noch billiger ist. Die Fähigkeiten entsprechend angelernter neuronaler Netzwerke sind jetzt schon recht gut. 🙁
Ich habe ja immer vom Einsatz von CAPTCHAs abgeraten. Die damit angeblich gewonnene Sicherheit hat sich schon lange erledigt. Man vergrault damit seine Leser und Nutzer, man sperrt Blinde, Sehbeeinträchtigte und Nutzer textbasierter Browser, darunter viele schwer Körperbehinderte, aus, aber gegen die Spammer, Asozialen und Kriminellen hilft es nicht. Und wenn man dann auch noch diese unsäglichen Google-CAPTCHAs einbindet, wo man seinen Website-Nutzern zumutet, in einem zeitraubenden Prozess auf viele verschwommene Fotos von Hydranten, Bussen, Ampeln, Zebrastreifen und Fahrrädern klicken zu müssen, damit sie „beweisen“, dass sie keine Roboter sind; wenn sich zur kalten Zumutung des CAPTCHAs auch noch die Preisgabe der Leser an den größten privatwirtschaftlichen Überwacher, Stalker und Datensammler der Welt gesellt, ja, dann wünsche ich den Leuten, die so vorgehen, von ganzem Herzen viel Freude mit dem Insolvenzverwalter. Der intellektuelle und menschliche Bankrott ist ja schon da.
Es gibt zurzeit rd. fünf US-Dollar für jeweils tausend gelöste CAPTCHAs (Quelle: eigene schnelle Recherche in einer Darknet-Jobbörse). Das durchschnittliche Monatseinkommen in Indien liegt knapp unter 120 US-Dollar, und nennenswerte Anteile der Bevölkerung haben noch weniger zur Verfügung. Jemand, der in Indien nur zweitausend CAPTCHAs am Tag löst, kann sich also schon einen überdurchschnittlichen und für seine Verhältnisse recht sorgenfreien Lebensstil leisten und sich sogar mehrere Tage im Monat „frei nehmen“, um sich in aller Ruhe anzuschauen, wie die vielen Tagelöhner unter den gegenwärtigen Pandemiebedingungen für deutlich weniger Geld anstrengende und körperlich zersetzende Arbeiten machen müssen. Das Wort „Globalisierung“ bedeutet übrigens, dass vergleichbare Zustände auch hier eingeführt werden, und zwar planvoll, schrittweise und auch in Blick auf die sozialen und menschlichen Konsequenzen absichtlich und vorsätzlich. Unsere gegenwärtige Kanzlerin Angela Merkel nennt dies eine „marktkonforme Demokratie“ und erfährt dafür nicht die Spur eines Widerspruchs von ihren Komplizen in den anderen politischen Parteien der BRD, auch nicht von der Partei, die sich als eine „Alternative“ anbietet und einfach nur das Tempo der Massenverelendung erhöhen will. Jedes Jahr geht es ein Stück weiter in diese Richtung voran, und längst ist bei uns in der BRD in Vergessenheit geraten, dass ein Facharbeiter der Siebziger Jahre verheiratet war, zwei Kinder hatte, sein Haus abbezahlen konnte, sich ein Auto leisten konnte und nicht nur keine finanziellen Sorgen hatte, sondern davon noch Rücklagen bilden konnte, obwohl das nicht nötig war, weil sein Rentenanspruch existenzsichernd war – ohne, dass diese heute fast paradiesisch anmutenden Zustände (waren sie nicht, es gab auch richtige Maloche) zu einem Zusammenbruch der Wirtschaft geführt hätten.