Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Kategoriearchiv „Allgemein“

Trickbetrug unter „Nutzung“ persönlicher Kontakte

Dienstag, 21. Oktober 2025

Keine Spam, sondern ein im Kontext der Spam wichtiger Hinweis des Landeskriminalamtes Niedersachsen auf eine aktuell laufende Betrugsmasche:

In den vergangenen Tagen gingen einige besorgte Mailanfragen bei uns ein. Die Fragenden berichteten von Mails, die bei Bekannten eingegangen seien. Die Täter hätten sich namentlich als diese bekannte Person gemeldet. Jedoch sei die Absender-Adresse eine Falsche.

[…] Die Täter bitten um den Kauf von Guthabenkarten (z.B. von Apple) und dann um die Übermittlung der freigerubbelten Codes von der Rückseite […]

Da die Täter sich als Bekannte der angeschriebenen Person ausgeben und auch mit deren Namen einen eigenen Mailaccount eingerichtet haben, kann es sein, dass der Empfänger die Fälschung nicht erkennt, dieser Bitte nachkommt, Guthabenkarten kauft, den Code freirubbelt und diese sensiblen Daten dann per Mail an die Täter übermittelt

Ich kann es gar nicht oft genug sagen: Eine E-Mail – selbst, wenn die Absenderadresse einmal stimmen sollte, was angesichts des „Industriestandards“ im Datenschutz auch niemanden mehr überraschen sollte – kann von jedem Menschen aus dem ganzen Internet kommen. Auch Absenderadressen können oft mit Leichtigkeit gefälscht werden. Wenn die Mail nicht digital signiert wurde und man diese digitale Signatur nicht überprüft hat, kennt man den Absender nicht. Und nein, „normale“ Menschen sind leider damit überfordert, bei ihrer Mailsoftware, die sie meist nicht einmal benutzen, Strg+U zu drücken und im Quelltext die Header zu lesen. Obwohl das gar nicht so schwierig ist.

Bitte spätestens dann einmal telefonisch (oder über einen anderen Kanal als E-Mail) nachfragen, wenn man für einen Freund oder Bekannten Geld ausgeben soll! Am besten schon vorher, wenn einem etwas seltsam vorkommt. Es ist jetzt einige Jahre her, dass jemand versucht hat, in meinem Bekanntenkreis unter meiner Identität aufzutreten, aber was mich dabei geschützt hat, war die banale Tatsache, dass ich beim Schreiben von E-Mail einen so markanten Stil habe, dass vielen sofort aufgefallen ist, dass diese Mails gar nicht von mir sein können. Stil ist eben wichtig, aber die meisten Menschen versuchen sich leider ohne Stil zu behelfen. Von der fehlenden digitalen Signatur – jede Mail von mir, auch jede völlig banale Mail, ist digital signiert, was überhaupt keine Mühe bereitet – einmal ganz abgesehen, aber die überprüft wohl eh niemand, so dass eine Signatur mit einem anderen privaten Schlüssel gar nicht erst aufgefallen wäre. Ich weiß nicht, was da eingeleitet werden sollte, aber es wäre ganz sicher nicht in meinem Sinn gewesen.

Auch, wenn das nach Meldung der Kriminalpolizei zurzeit die wesentliche Quelle von Mailadressen und Beziehungen für diesen Trickbetrug ist, müssen die kriminell verwendeten Daten nicht von Vereinswebsites stammen. Das Internet ist voller Quellen, und in sehr vielen Fällen lassen sich persönliche Beziehungen von Menschen über offene Websites wie Facebook oder LinkedIn mit Leichtigkeit automatisiert ermitteln. Angelernte neuronale Netzwerke¹ geben hier schon jenen Kriminellen einen einfachen Einstieg, die keinerlei Programmierkenntnisse haben. Einen Prompt zu formulieren, ist kinderleicht. Wenn das Ergebnis in zwei Drittel der Fälle zutrifft, ist ein Trickbetrüger hochzufrieden damit.

Datenschutz ist kein absurder technokratischer Firlefanz ohne lebenspraktische Relevanz, der in einer dadaistischen Monstanz durch die Welt getragen wird, sondern Schutz vor kriminellen und anderen völlig unerwünschten Machenschaften, die leicht nennenswerten Schaden anrichten können. Und es gibt nur einen Datenschutz, der wirklich funktioniert: Größtmögliche persönliche Datensparsamkeit, die darin besteht, dass man niemals sachlich oder technisch unnötige Daten von sich preisgibt. Ja, in einer Welt, in der Menschen für irgendwelche Nullwertdienste und Furzapps ihre Telefonnummer, ihren Geburtstag, ihre Anschrift und als Sahnehäubchen noch einen Ausweisscan rausrücken, rede ich gegen Wände. Ich weiß das auch. Aber soll ich denn lügen? Ich vermisse viel zu oft den Trost darin, dass ich recht hatte.

Alles, was man ins Internet reinsteckt, kommt irgendwann wieder irgendwo heraus, und man hat nicht die geringste Kontrolle darüber. Daten werden sinnlos langfristig gespeichert und gesammelt, und kein Gesetz verbietet das. Meistens ist dieses „Herauskommen“ höchst unerfreulich. Ich werde auf Mailadressen zugespammt, die im Handy-Adressbuch von Bekannten lagen und dort von trojanischen Apps eingesammelt wurden. Alles, was irgendwo wieder herauskommt, wird schließlich auch benutzt. Oft zusammengeführt mit anderen Daten, die irgendwo anders wieder herausgekommen sind. Nur ein unüberwindlicher Unwille, Daten überhaupt preiszugeben, kann davor schützen.

Die in der Bundesrepublik Deutschland obligatorische Impressumspflicht auf Websites hilft dabei übrigens nicht. Die hilft nur den Verbrechern.

¹Diese werden von Journalisten, Politikern und anderen digitalen Analfabeten durchgehend mit dem Reklamewort „künstliche Intelligenz“ bezeichnet, damit wir alle mehr Reklame als Deutsch reden und denken.

Das Stadtbild

Freitag, 17. Oktober 2025

Keine Spam, sondern eine kurze Anmerkung zur sonst hier völlig ignorierten Tagespolitik: Das, was – wie ich immer wieder in Gesprächen bestätigt bekomme: nicht nur – mich am Stadtbild [Archivversion] am meisten stört, ist die immer allgegenwärtigere, immer unentrinnbarere, immer invasivere, durch gleißendhelle (und dabei gewiss nicht klimaneutrale) Wechselbildtafeln auf allen Wegen immer stärker gewaltsam an der Aufmerksamkeit zerrende, manipulative und offen intelligenzverachtende professionelle Lüge der Reklame. Aber ebendiese scheint für den amtierenden Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, Friedrich Merz (CDU), kein Problem im Stadtbild zu sein, den interessieren wohl nur die Augen- und Hautfarben der Menschen in den Städten, alles andere scheint ja ganz gut zu sein. Oder was meint dieser unglauwürdige AfD-Simulator sonst mit seinem populistischen Gefasel vom Stadtbild?

Einmal in fünfzehn Jahren darf ich hier wohl so eine Anmerkung machen. Wenn Politik zur Schrotmunition der Spam und zum reinen Dummenfang geworden ist, soll sie auch hier ihren wohlverdienten Platz finden.

Werbung an der Fassade des Ihmezentrums und in der Spinnereistraße

Schreiben sie sich nicht ab, Herr Bundeskanzler, bewerben sie sich, machen sie etwas besseres aus sich!

So, jetzt aber genug davon.

Neuronale Netzwerke spammen die Blogs voll

Montag, 29. September 2025

Keine Spam, sondern ein Link auf einen im Kontext interessanten Blogartikel von Henning Uhle: Spamkrieg gegen Blogs?

Was für eine Zahl! 20578 Spam-Kommentare wehrte dieser Blog heute ab. Und nicht nur mir ging es so. Es tobt ein Spamkrieg im Internet. Ich weiß gar nicht, ob mein Blog jemals so viel Spam an einem Tag abwehren musste. Da ich damit aber nicht allein bin, gehe ich davon aus, dass da eine größere Nummer abläuft […] Dann kam vor ein paar Tagen der Tommi um die Kurve und erzählte uns allen etwas von KI-Spam. Er hat da auch ein wunderbares Beispiel für so einen komischen Kommentar abgelegt, an dem wir uns ergötzen könnten. Das war eigentlich erst witzig. Und dann stieß ich auf den John mit 16000 Spam-Kommentaren. Noch ein Beispiel gefällig? 12000 bei der Melli im Blog. Erzählt mir gern nochmal, dass das kein ausgewachsener Spamkrieg gegen deutsche Blogs ist

Im Moment sind derartige Fluten bei mir noch nicht angekommen, aber das ist wohl leider nur eine Frage der Zeit. Der erste Job, der von angelernten neuronalen Netzwerken – die von Politikern, Journalisten und anderen digitalen Analphabeten durchgehend mit dem Reklamewort „künstliche Intelligenz“ bezeichnet werden, damit wir auch alle mehr Reklame sprechen und denken – also: der erste Job, der von angelernten neuronalen Netzwerken übernommen wird, ist die sinnlose und unter vollständigem Denkverzicht erbrachte Contenterstellung für Spam und Journalismus. Dass Spammer gar nicht widerstehen können, wenn schwierig filterbare Spamtexte automatisch generiert werden, war leider zu erwarten. Da wächst zusammen, was zusammengehört. Wenn Spammer sich Mühe geben wollten, könnten sie ja auch gleich arbeiten gehen.

Ich bin jedenfalls gespannt, wann der Tsunami der mechanischen Idiotie hier ankommen wird. Gegebenenfalls werde ich dann zu ersten Mal in den mitterweile achtzehn Jahren, die es Unser täglich Spam schon gibt, vorübergehend die Kommentarfunktion abschalten. (Ich habe vor vielen Jahren, in der kurzen Blütezeit der deutschsprachigen Blogs, schon einmal kurz davor gestanden, in einer Phase mit damals rd. 5.000 Spams am Tag.) Eine fünfstellige Anzahl von Müllkommentaren pro Tag kann ich nicht mehr wuppen. Ich habe jetzt schon Probleme, die tägliche Spamflut auf mögliche Fehler in der Spamfilterung zu überfliegen und Kommentare aus dem Glibbersieb zu fischen, und das bei einem eher dreistelligen Aufkommen, das manchmal niedrig vierstellig wird.

Wie solche Kommentare aussehen und warum sie so schwierig zu filtern sind?

Hier zur Illustration ein Kommentar, der heute nacht um 0:36 von einer chinesischen IP-Adresse zu diesem Text über eine absurde Werbung an absurdem Ort mit absurder Werbeform abgelegt wurde und der nur wegen der damit Keyword-verlinkten „Homepage“ ausgefiltert wurde:

Von: Basketball Bros
Homepage: In der TLD .run
E-Mail: @hotmail.com
IP-Adresse: aus der „Volksrepublik“ China
Zeit: 29. September 2025, 0:36 Uhr

Habe ich das richtig gelesen? Mit dem ganzen Energieverbrauch für diese Bildwechsel, die ja angeblich zur Klimaförderung dienen sollen, wird doch nur unterstrichen, wie unwichtig die Umwelt für dieses Unternehmen ist. Dass sie sich überhaupt Gedanken machen, ist ja schon ein Verdienst, aber die Umsetzung ist einfach nur albern. Manchmal frage ich mich, wie solche Firmen überhaupt noch Geschäfte machen können, wenn sie so dumm und verantwortungslos agieren. Ich glaube, ich werde mich von ihnen definitiv distanzieren und einen Anbieter wählen, der wenigstens ein Minimum an Verstand und Rücksicht zeigt. Das ist ja wirklich zum Schreien schön.

Ich habe heute fünf von der Sorte gelöscht. Wenn es fünftausend gewesen wären, hätte ich pauschal alle Kommentare der letzten 24 Stunden in der Datenbank gelöscht, indem ich etwas SQL tippe, weil das schneller als das Geklicke im WordPress-Backend geht – und hingenommen, dass ich so viel größere Kollateralschäden an eventuellen echten Kommentaren verursache. Viel Spaß beim Formulieren von Regeln! 😩️

Und nein, der „Autor“ kann kein Deutsch. Diese Form der Spam ist ein vollständig automatisierter Prozess, der völlig ohne „natürliche Intelligenz“ auskommt. Einfach nur ein Prompt der Marke „Verfass einen Kommentar für diesen Blogtext in der Sprache dieses Blogtextes, gib im Formular als Homepage meine Schadsoftwareschleuder oder Betrugswebsite an“.

Der Spamtsunami wird vernichtend. ☹️

Keine Spam, aber…

Mittwoch, 17. Juli 2024

Es geht hier nicht um eine Spam, sondern um eine angebliche Kapitalanlage. Wenn einem jemand eine Rendite von 3,3 % täglich verspricht, ist es eigentlich ziemlich gleichgültig, ob dieses Versprechen in einer Spam, einer Reklame, einer Fernsehshow, einer großen Gala oder durch einen „Finanzberater“ verkündet wird:

Wer zuerst Kryptowährung einzahlte, sollte 3,33 Prozent Rendite erhalten. Pro Tag.

Keine weiteren Fragen. Es ist ein Betrug. Nähere Untersuchung ist da gar nicht erforderlich. Schon bei sehr viel geringeren Renditeversprechen als der hier versprochenen…

$ echo "1.0333^365" | bc -l
155828.44147298743307414021
$ _

…jährlichen Verhundertfünfzigtausendfachung des eingesetzten Kapitals – ja, wirklich! – sollten alle Alarmglocken schrillen. Geld wächst nicht auf Bäumen. Und was man mit Kryptogeld bezahlt hat, kann man sich nicht mehr zurückholen. Das macht ja auch die Beliebtheit von Kryptogeld bei Kriminellen aus.

Aber es scheint ja leider mehr als genug Menschen zu geben, bei denen alle höheren Verstandesleistungen aussetzen, wenn sie sich nur vorstellen, mit ganz geheimen Geheimmethoden, von denen man nur aus fragwürdigen Quellen erfährt an ganz viel Geld zu kommen. Die greifen dann auch nicht mehr zum Taschenrechner, zum Handy, zu ihrer Tabellenkalkulation oder zu ihrem so genannten „intelligenten Assistenten“ und rechnen einfach mal kurz überschlagsweise nach, wie plausibel das wohl alles ist, bevor sie irgendwelchen Leuten oder Klitschen ihr oft bitter erarbeitetes Geld geben. Eine Rendite von rd. 15,6 Millionen Prozent im Jahr ist so völlig absurd und gaga, dass ich hoffentlich nicht mehr darlegen muss, warum die absurd ist. Vom zweiten Jahr will ich gar nicht erst anfangen… 😲️

15.000 Menschen in Griechenland sind darauf reingefallen. Das sind rd. anderthalb Promille der Bevölkerung. Oder, wie ich es vor ein paar Jahren schon einmal anmerkte:

Der Intelligenzquotient ist so definiert, dass der Durchschnitt für jede Altersgruppe bei 100 und die Standardabweichung bei 15 liegt. Wenn die Intelligenz normalverteilt ist, und das ist sie in guter Näherung, bedeutet das: Rd. 68 % der Menschen haben einen IQ zwischen 85 und 115, rd. 4,5 % liegen über 130 oder unter 70, und rd. 0,3 % über 145 oder unter 55. Etwas deutlicher: Rd. jeder dreihundertste Mensch hat so wenig Intelligenz, dass es im Alltag richtige Probleme gibt

Die Betrüger haben mit dieser Nummer noch nicht einmal alle Dummen abgezogen. Vermutlich, weil da sogar dem einen oder anderen nicht so intelligenzbegabten Menschen aufgefallen ist, dass da etwas faul sein muss. Schade, dass diese Leute nicht zur Polizei gegangen sind.

Nicht Daten sind der Rohstoff der Zukunft. Dummheit ists.

Kein Phishing…

Montag, 8. Juli 2024

Kein Phishing sind die (natürlich nicht digital signierten) alarmierenden E-Mails von Microsoft an Kunden mit Link auf eine Website, auch wenn sie offenbar öfter mal vom Spamfilter als Spam aussortiert wurden. Nein, die sind einfach nur dumm und hirnlos [Archivversion]:

Nach Cyberangriff:
Warnmail von Microsoft landet bei vielen Kunden im Spam

[…] Kunden seien jedoch besorgt gewesen, dass es sich um einen Phishing-Versuch handle, „da laut den E-Mail-Headern weder SPF noch DKIM verwendet wurden“ – zwei gängige Methoden zur Sicherstellung der Authentizität von E-Mail-Absendern […] in der Mail eine URL enthalten, die auf eine einfache Azure-Power-App verweise […] Die sei mit einem von einer externen Zertifizierungsstelle ausgestellten DV-SSL-Zertifikat geschützt, das keine Angaben zur Organisation enthalte. Bei den anderen Domains verwende Microsoft hingegen in der Regel OV- oder EV-Zertifikate, die der Konzern selbst ausgestellt habe […]

Weia! 🤦‍♂️️

Für jene, die „dumm und hirnlos“ eine Nummer zu derb ausgedrückt finden, möchte ich kurz daran erinnern, dass Microsoft nicht der kleine Frisörbetrieb von umme Ecke ist, sondern eines der ganz großen Softwarehäuser, die ihren Kunden unter anderem auch Sicherheits- und Serversoftware verkaufen. Immerhin: Selbst der „Windows Defender“ und „Exchange“ haben diese Mail als spamverdächtig aussortiert, scheinen also doch ein bisschen gegen Phishing zu funktionieren. 😁️

Generell finde es ich ziemlich schlimm, dass die Mails größerer Unternehmen auch in den 2020er Jahren noch genau die gleichen Merkmale wie Phishingspams haben, insbesondere mit Link zum Reinklicken statt eines Textes wie „melden sie sich mit ihren Zugangsdaten wie gewohnt an unserem Kundenportal an, um nähere Informationen und Hinweise zu erhalten – wir setzen zum Schutz unserer Kunden vor Phishing niemals einen Link in einer E-Mail“. Sollte Microsoft seine eigenen Kunden wirklich als so dumm einschätzen, dass man dort glaubt, die klicken einfach auf alles, was sich nur anklicken lässt? Ist das ein Beitrag zur Förderung der Kriminalität? Will man Menschen wirklich auf diese Weise ans Phishing gewöhnen, was immer noch eine der häufigsten und gefährlichsten Trickbetrugsformen im Internet ist?

Ich habe so etwas ähnliches schon vor über zehn Jahren, im Jahr 2014, sehr deutlich in Richtung PayPal formuliert, was jetzt auch keine kleine Klitsche ist. Es ist auch auf diesem Hintergrund noch lesenswert.

Der durchgehende Verzicht auf digitale Signaturen war übrigens in den späten Neunziger Jahren schon verantwortungslos.

Am tickenden Puls der Zeit: Die ARD-Tagesschau

Sonntag, 7. Juli 2024

Keine Spam, aber es geht zu etwas manchmal schon recht spamähnlichem: Zur Tagesschau. 😉️

Viele Jahre, nachdem ich in meiner täglichen Spam das vorläufige Ende des Schwindels und Betrugs mit dem „Reichwerden durch Kryptogeld“ erlebt habe, der direkt auf das vorläufige Ende des Schwindels und Betrugs mit dem „Reichwerden durch Börsenhandel mit exotischen Derivaten wie etwa binären Optionen“ folgte und im Wesentlichen ein anderer Vorwand für die gleiche Nummer war… so viele Jahre, nachdem das alles in meiner Spam alles längst vorbei ist, erwähnt die Tagesschauredaktion der ARD mal deutlich in einer Meldung, dass es sich bei diesen Anbietern der Marke „Machen sie Börsenhandel auf ihrem Handy und werden sie reich“ um Betrüger handelt [Archivversion].

Das hat aber gedauert, bis der Groschen fällt! Ich hoffe, diese Meldung mit wesentlich größerer lebenspraktischer Relevanz für die Menschen in der Bundesrepublik Deutshcland als der gegenwärtig laufende europäische Fußballwettbewerb oder die ins Sommerlochmikrofon gesprochenen Sprechbläschen der zweiten Reihe unserer Parteienoligarchie kommt heute abend in den 20-Uhr-Nach­richten! Ach, geht nicht, es gibt Wichtigeres? Ach, so ist das! Dann darf man sich als quasibesoldeter Qualitätsjournalist aber auch nicht wundern, wenn es für viele Menschen etwas Wichtigeres gibt, als Nachrichten zu schauen, die mit ihrer Lebenswirklichkeit ungefähr so viel zu tun haben wie eine tote Mondlandschaft mit einer durchsummten, durchzwitscherten, durchmuhten Kuhweide.

Oh, es ging ja auch gar nicht um illegale Spam, sondern um leider völlig legale Reklame? Und das war neben dem Sommerloch und dem vorläufigen Ende des Sommerspuks mit DFB und UEFA vermutlich der einzige Grund, weshalb es überhaupt die Relevanzkriterien der Tagesschauredaktion erreicht hat?

Der Broker warb mit Italiens Rekordmeister Juventus Turin und Tennislegende Boris Becker um Kunden. Die Werbung versprach schnelle Gewinne mit binären Optionen und CFD, ganz einfach per Smartphone-App

Na, der Betrug muss sich aber gelohnt haben!

Ein schönes, aber für mich nicht unerwartetes Detail ist, dass die „persönlichen Berater“, die den Leuten im persönlichsten Tonfall noch und nöcher das Geld aus der Tasche quasseln, dafür eine Provision gekriegt haben. Da versteht wenigstens noch jemand, dass man für gute Arbeit auch gut bezahlen muss!

Aber vielleicht sehen jetzt endlich mal ein paar Leute mehr ein, dass ein Werbeblocker bei der Benutzung des Web einen Menschen auch davor schützen kann, zum Opfer eines fiesen Trickbetrugs zu werden. Gern auch mal von Boris „Intelligenzgranate“ Becker oder irgendwelchen Balltretern vorgetragen. Wie die Tagesschau schon meldet: Die Betrugsnummern laufen weiter und finden immer noch ihre Opfer. Und nun nach der Börse vor Acht nochmal zum DAX! Oh, ich werde schon wieder zynisch…

Merkt euch nur eins: Geld kommt nicht aus der Steckdose! Mehr muss man eigentlich nicht wissen. Beim Handel entsteht auch kein Geld. Beim Handel wird Geld nur umverteilt, die Menge des Geldes bleibt gleich. Egal, ob Wochenmarkt oder Börse. Die Gewinne, die der eine Mensch macht, werden vom anderen Menschen bezahlt. Kein Eurocent entsteht dadurch zusätzlich, dass der Anton dem Bert zwei Pfund Kartoffeln abkauft. Kleinanleger an der Börse – das sind so Leute, die mit ein paar hunderttausend Euro oder einem kleinen Millionenbetrag dabei sind – sind im Börsengeschehen ungefähr das, was im Krieg das Kanonenfutter ist. Und Höhe und Entwicklung von Börsenkursen sind ungefähr so rational nachvollziehbar wie der Glaube an die Astrologie. Der entstehende Aberglaube bei den Chartanalysen wirkt da auch gar nicht so unähnlich. 🤭️

Wenn die Menschen nicht den Unterschied zwischen „Antworten“ und „Allen antworten“ kennen und der Spammer auch eher dumm ist…

Montag, 29. Januar 2024

…dann kann es bei mir und so um die tausend weiteren Menschen im Mülleingang auch mal so aussehen:

Ein ganzer Thread von Spamempfängern im Maileingang, die mit einer Antwort auf die Spam an »Allen antworten« die Spam abbestellen wollten

Wir haben heute den 11108. September 1993. Dies ist das Logbuch des Spamgenießers, der sich im Lande der von Werbern als „Digital Natives“ bezeichneten „Zielgruppe“ irgendwie durchschlägt; unter dummen, zu Konsumtrotteln gemachten Leuten, die selbst sehr einfache und halbwegs anschauliche Konzepte nicht mehr verstehen können oder wollen. Viele von ihnen haben übrigens eine formal gute Bildung. Und ich habe in den letzten drei Jahrzehnten eine ziemlich unvorteilhafte Meinung von den heutigen Titelmühl… ähm… Universitäten entwickelt. 😐️

Nein, so etwas erlebe ich nicht zum ersten Mal, und vermutlich auch nicht zum letzten Mal. Und alle im Screenshot sichtbar werdenden Beteiligten – wohlgemerkt, wir leben im Jahr 2024, dieses Internet ist inzwischen doch schon ein bisschen älter, prägt inzwischen bei beinahe jeden Menschen einen wichtigen und großen Teil des Alltags und sollte daher jedem Menschen ein bisschen vertraut sein – schreiben ihre Antwort an den Absender mit „Allen antworten“. 📣️

Liebe Mitmenschen, merkt es euch! Graviert es euch tief und gut lesbar in euer Hirntäfelchen! Einem Spammer kann man nicht antworten. Und wenn man auf „Allen antworten“ klickt, dann kriegt der Spammer nicht noch zuverlässiger seine Antwort, es kommt keine eifrig wunscherfüllende Fee aus dem Computer, um Schokochips für alle zu verteilen und es passiert auch kein anderes Wunder, sondern die Antwort geht an sämtliche Mailadressen, die in der beantworteten Mail als Empfänger oder CC eingetragen wurden. Das ist der Zweck von „Allen antworten“. Deshalb heißt das auch so. Ist doch nicht so schwierig zu kapieren! Bei dieser Spam eines Vollidioten und allen „Antworten“ sämtlicher seiner Hilfstrottel waren es so viele, dass ich keine Lust zum Zählen habe¹. 😲️

Seid nicht so dumm! Löscht die Spam! Antworten geht nicht. Abbestellen geht sowieso nicht. Ein Spammer ist, wie jeder andere Kriminelle, an kein Gesetz gebunden. Was er macht, ist klar illegal und ziemlich asozial. Die angegebene Absenderadresse stimmt nicht. Mit euren Antwortversuchen schafft ihr nur Probleme. Erspart es euch. Erspart es anderen. Und vor allem: Lernt endlich mal, was der Unterschied zwischen „Antworten“ und „Allen antworten“ in eurer Mailsoftware ist! Es ist nicht so schwierig zu verstehen. Wirklich nicht. 😤️

Und während ich darüber so schreibe, übrigens auch nicht zum ersten Mal in meinem Leben, wie man an einem früheren Link sehen kann, baut sich in meinem Glibbersieb der nächste Thread auf, gespeist von Leuten, die diese Spam abbestellen wollen, indem sie allen Empfängern der Spam antworten. Herr! Himmel! Hirn! Oh, die haben Regenschirme… ☂️

¹Ja, ich weiß, wie man einen Computer zählen lässt. Nicht einmal darauf hatte ich Lust. Es waren zu viele. Dafür brauchte ich nicht zu zählen. Das habe ich sofort gesehen.

Mal etwas Erheiterndes

Montag, 11. September 2023

Das deutschsprachige Fachmagazin für Fake news und Hate speech, die Bildzeitung, hat am 8. September des Jahres 2023 sicherlich zur Überraschung aller ihrer Leser entdeckt…

Bildzeitung vom 8. September 2023, Hannover-Ausgabe, mit der Schlagzeile: Betrugswelle mit SMS und E-Mails! Experte schlägt Alarm: "Erschreckend".

…dass es Spam gibt und auch gleich einen erschrockenen Experten gefunden, der sagt, dass das ziemlich erschreckend ist. 😅️

Dank an F. B. für den Hinweis. Ich sehe dieses ziemlich ekelhafte Blatt zum Glück nicht mehr.