In die „Hall of Shame“ für Twitterspammer kommen nur die ganz Harten. Die, bei denen sich der mutige Einsatz von Technik mit unfassbarer Dummheit und Intelligenzverachtung paart. Die, bei denen die Worte erst einmal Luft holen müssen, ehe sie das Gesehene beschreiben können. Wenn du hier landen willst, Spammer, denn musst du dir schon Mühe bei deiner Müllproduktion geben…
@mxmailfilterTM ist seit Februar 2016 bei Twitter. Das sind ja doch schon einige Tage. Mindestens 1377 Tage sind es.
Mit dem Twittern hat es @mxmailfilterTM allerdings nicht so. Am 29. April 2016, also mindestens sechzig Tage, nachdem er sich bei Twitter registriert hat, ist ihm offenbar erst aufgefallen, dass man für die Teilnahme an Twitter doch ein bisschen kommunizieren muss. Dies führte dazu, dass er mit stolzgeschwellter Brust, vom unbändigen Willen zur Reklame erfüllt, seinen ersten Tweet absetzte:
Probably the best #antispam #antivirus #antimalware mail filter, 20 in one, no software, no hardware need, change only your MX register
Das deckt sich zwar völlig mit der Kanalbeschreibung und wirkt deshalb ein wenig überflüssig, aber vermutlich war ihm die Benutzerschnittstelle bei Twitter zu kompliziert und er ist ein wenig durcheinandergekommen. Dennoch muss es für ihn sehr befreiend und erfreulich gewesen sein, denn er legte gleich seinen zweiten Tweet hinterher:
Probably the best #antispam #antivirus #antimalware, no soft, no hardw, get 10 day trial http://mxmailfilter.com
Um sich vor Spam, Viren und Schadsoftware zu schützen, braucht man also keine Software und keine Hardware, aber das Gehirn ist auch nicht gemeint, denn davon hat man ja mehr als nur eine Zehn-Tage-Probierversion – und man muss weder auf einen Link klicken noch etwas kaufen. Aber immerhin: Im zweiten Versuch hat er auch seinen Link untergebracht. Und das ist ja das Wichtigste! 🏆
Das war der zweite und letzte Tweet des twitternden Spambekämpfers™. Er ist jetzt 1317 Tage her.
Seitdem ist er erfreulich still. 🤐
Ich bin also in der seltenen Situation, die vollständige Twitter-History dieses emsigen Vermarkters in einem relativ kleinen Screenshot zeigen zu können:
Aber das er nicht mehr twittert, bedeutet noch lange nicht, dass er mir nicht auffallen würde. Wie man im Screenshot erkennen kann, hat er trotz seines erfreulichen Schweigens 2.418 Follower eingesammelt. Und bei seinem Einsammeln der Follower habe ich ihn heute kennengelernt.
Denn er ist mir gefolgt. Neben den 3.377 weiteren Leuten, denen er folgt und die er vermutlich schnell wieder entfolgt, wenn sie nicht zurückfolgen, weil es bei Twitter ja wegen des massiven Missbrauches durch Followspam eine von der eigenen Followerzahl abhängige Begrenzung der Follows gibt.
Er versteht zwar die Sprache nicht, in der ich selbst sporadisch Twitter nutze, aber das ist seinem Skript egal. Dieses Skript folgt einfach in topmoderner „künstlicher Dummheit“ irgendwelchen wahllos ausgewählten, anderen Twitter-Nutzern und erzeugt auf diese Weise Aufmerksamkeit für die wahrscheinlich beste Anti-Spam, Anti-Virus und Anti-Schadsoftware-Mailfilterung mit 20 in einem, ohne Software und ohne Hardware, bei der man einfach seinen MX-Eintrag ändert und Spam stoppt. 🛑
Ja, einige folgen sogar halbmechanisch zurück, ohne sich diesen Murks auch nur anzuschauen. 🐑
Immerhin über 2.400 andere Twitter-Nutzer sind es, die bis jetzt dermaßen hirnlos zurückfolgten, hauptsache, die Zahlen im Profil sehen schön groß aus. Das ist ja für viele ja das Einzige, worauf es bei Social Media ankommt. Das ist ja fast wie eine Viagra für das verkümmerte Selbst im darbenden Narzissmus. Und es ist so einfach! 🙁
Es muss eine tolle und wahrhaft großartige Anti-Spam-Lösung sein, die dieser Twitterer anzubieten hat. 👍
Denn er ist selbst zur Auffassung gekommen, dass man seine Anti-Spam-Lösung am besten mit Follow-Spam in Social Media vermarktet. 🚮
Auf so eine Idee muss man erstmal kommen! 🤦
Die unfassbar tollen Ideen, mit denen dieser Intelligenzflüchtling mich dann auch noch vor Spam, Viren und Schadsoftware schützen will, möchte ich da gar nicht mehr näher kennenlernen. Ich befürchte, dass ich vor so viel gleißender Genialität einfach auf der Stelle zu Staub zerfallen würde. 🤣
Davon, diesem Spammer auch noch die persönliche oder gar geschäftliche Mail verarbeiten und filtern zu lassen, kann ich allerdings auch nur abraten. Er ist Spammer, und deshalb muss man davon ausgehen, dass er für die so in seine Hände gespülten Daten äußerst unerquickliche Zweitverwendungen finden wird. ♻️