Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Kategoriearchiv „Plakat & Co.“

Bayer: Befußballerter Kopfschmerz

Montag, 14. Mai 2018

Werbung im Schaufenster einer Apotheke -- BAYER -- Fußball 2018: Sei dabei, kopfschmerzfrei! -- Aspirin Effect -- Einnahme ohne Wasser

Hier hat sich ein Werber im Brote der Bayer AG der ihm gestellten Aufgabe entledigt, ein einfach und schnell einzunehmendes Schmerzmittel mit Wirkstoff Acetylsalicylsäure zur kommenden FIFA-Fußball-WM irgendwie werbend zu befußballern, aber bitte so, dass dabei keine teuren Lizenzgebühren an die FIFA oder den DFB abgeführt werden müssen. Das Ergebnis seiner nicht besonders großen Bemühungen in Form dieses beleuchteten Aufstellers für die Präsentation in Apothekenschaufenstern ist für mich, der ich dem Spektakel und dem Rasensport gar nichts abgewinnen kann, durchaus treffend, denn angesichts der im öffentlichen Blick- und Schallraum aufgestellten Brüllareale, angesichts der wochenlangen intellektuellen Retardierung eines großen Teiles der unvermeidlichen Alltagskommunikation und angesichts der Häufung barbarisierter, brüllender Mitmenschen ist ein gebieterischer Kopfschmerz während der Zeit dieser Geldmeisterschaft bei mir gar nicht so unwahrscheinlich.

Ob jedoch Menschen, die dem Fußball etwas mehr abgewinnen können als ich, bei einer Weltmeisterschaft gleich an drohende Kopfschmerzen denken werden? Ich habe da ja so meine leichten Zweifel, dass die vom Werber und von der Bayer AG anvisierte Zielgruppe sich gut getroffen fühlt und deshalb schon Vorratspackungen kaufen wird… :mrgreen:

Übrigens: Wirksame Schmerzmittel mit dem Wirkstoff Acetylsalicylsäure sind ungleich preiswerter, wenn man beim Kauf nicht für den Handelsnamen „Aspirin“ (oder vergleichbare Handelsnamen) mitbezahlt. Jeder Apotheker wird auf Nachfrage entsprechende Generika anbieten, und dabei kann man sich bis zu achtzig Prozent des Kaufpreises sparen. (Von eventuell angebotenen Kombinationspräparaten mit Vitaminen, Koffein, Paracetamol und dergleichen Nonsens rate nicht nur ich ab, und wer mir als „dahergelaufenen Blogger“ in Gesundheitsdingen aus guten Gründen keinen Glauben schenken möchte, frage bitte einfach mal seinen Arzt!)

Es gibt wahrlich bessere Verwendungen für Geld, als die Bezahlung derartig dümmlich-lieblos hingeklatschter Reklame und der ständigen Kampagnen, mit denen eine Marke präsent gemacht wird.

Übrigens, ihr Werber für „Alnatura“…

Samstag, 5. Mai 2018

ALNATURA -- Super Natur Markt

…den hippen Hang zum Deppen Leer Zeichen lasse ich euch ja noch mit den reklameüblichen Bauchschmerzen durchgehen; es weiß dank der eifrigen Tätig- und Tätlichkeiten der Werbebranche eh kaum noch ein deutschsprechender Mensch, wie man halbwegs richtig schreibt.

Aber habt ihr euch selbst mal gefragt, was die von euch benutzten Wörter bedeuten? Was ist denn ein „Super Natur Markt“, was soll dort vermarktet werden?

Das dem Lateinischen entnommene Präfix „super“ bedeutet so etwas wie „über das Folgende hinausgehend“, „dem Folgenden überlegen sein“. Das kennt ihr bestimmt von „Superman“ aus den schönen Bilderbüchern, denen ihr mutmaßlich eure literarische Bildung entnommen habt. Dessen Fähigkeiten vom Fliegenkönnen bis zum Röntgenblick gehen über die Fähigkeiten eines Menschen hinaus, und von der großen körperlichen Kraft will ich gar nicht erst anfangen. Es handelt sich also um einen Übermenschen.

Wenn ihr Werber in der von euch gestalteten Reklame „Supernatur“ anbietet, um euer lächerliches Wortgebilde mal zu entleerzeichen, dann bietet ihr also etwas an, was über die Leistungsfähigkeit der Natur hinausgeht. Eine „Übernatur“ sozusagen, die die Natur übertrifft. Zumindest vor meinem inneren Auge entsteht da wie von alleine der Eindruck von Industrie, Chemie, Gentechnik und hocheffizienter Intensivlandwirtschaft. Ob das der Eindruck ist, den ihr bei den „Alnatura“-Kunden erwecken wollt?

Aber ihr könnt euch wohl gewiss sein, dass eure „Zielgruppe“ mindestens so wenig Intelligenz und Sprachgefühl hat wie ihr selbst, wenn nicht gar noch weniger… denn sonst würden sie kaum auf den ganzen beutelschneiderischen Öko-Beschiss hereinfallen. :mrgreen:

Meint jedenfalls euer euch genießender
Nachtwächter

Parship: Reklame für mathematische Analphabeten

Dienstag, 3. Oktober 2017

Plakatwerbung für 'Parship' im öffentlichen Blickraum: Alle 11 Minuten verliebt sich ein Single über Parship -- Jetzt parshippen

Ist die von Werbern gegebene Zusicherung „alle elf Minuten“ auf dem Plakat eine Empfehlung? Nun, das lässt sich nach einer kleinen Rechnung viel besser abschätzen. Für diese Rechnung ist nicht einmal „höhere Mathematik“ von Nöten, sie sollte jedem Hauptschüler mit seinen Schulkenntnissen möglich sein.

Zunächst: Wie viele Minuten hat ein Jahr. Es hat 365 Tage mit jeweils 24 Stunden zu 60 Minuten, also insgesamt…

$ echo "365*24*60" | bc
525600
$ _

…rd. 526.000 Minuten. Wenn sich alle elf Minuten ein Single „über Parship“ verliebt…

$ echo "525600/11" | bc
47781
$ _

…dann sind das etwas unter 48.000 „erfolgreiche Liebesvorfälle“ im Jahr.

Nun ist Parship einer der großen Anbieter für die „Fleischvermittlung“, der seit Jahren mit hohem Aufwand und omnipräsenter (also auch kostenintensiver) Reklame um Kunden für seine hochpreisige Dienstleistung wirbt. Wie viele Nutzer wird Parship wohl haben? Wenn es mehr als 50.000 wären, dann gäbe es schon einige, die sich durchschnittlich nicht ein einziges Mal im Verlaufe eines Jahres „über Parship verliebten“. Die Wahrscheinlichkeit in Prozent, dass jemand oder jefrud sich als Parship-Kunde binnen eines Jahres „über Parship verliebt“ in Abhängigkeit von der Anzahl der Parship-Kunden sieht übrigens als kleines, als Konsolenausgabe zugegebenermaßen nicht ganz so hübsch formatiertes Tabellchen so aus¹:

$ echo 'scale=1; for(i=50000; i<=500000; i+=50000) { print i, "\t", 100 * 47781 / i, "\n"; }' | bc
50000   95.5
100000  47.7
150000  31.8
200000  23.8
250000  19.1
300000  15.9
350000  13.6
400000  11.9
450000  10.6
500000  9.5
$ _

Wer diese Zahlen in hübscherer Formatierung sehen möchte, verwende einfach eine Tabellenkalkulation, und wer meinen vielleicht etwas kryptisch anmutenden Rechnungen mit bc nicht vertrauen möchte, greife zu seinem Taschenrechner und rechne es damit nach! Ich mache das nur so, weil ich faul bin und gern die Zwischenablage verwende. 😉

Schon, wenn „Parship“ nur eine Viertelmillion Nutzer hätte – das wäre rd. ein drittel Prozent der Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland – bedeutete dies, dass sich mehr als vier Fünftel aller Nutzer nicht einmal binnen eines Jahres „über Parship verliebten“.

Wenn ich dem Wikipedia-Lemma zu „Parship“ glauben darf, kostet die Nutzung von „Parship“ mindestens rd. dreißig Euro pro Monat, ohne Rabatt gar rd. 45 Euro. Der beachtliche Umsatz von „Parship“ wird von Menschen erbracht, die nach Genuss derartiger Reklame dazu bereit sind, bis zu rd. 540 Euro im Jahr dafür zu bezahlen, dass ihnen auf allgegenwärtigen Plakaten relativ offen und mit Leichtigkeit durch eine Rechnung abschätzbar mitgeteilt wird, dass sie an einer chancenarmen Vermittlung teilnehmen. Wer rechnen kann, liest den claim auf diesen Plakaten etwas anders: „Alle elf Minuten teilt dir eine Plakatreklame mit, dass deine Intelligenz offen verachtet wird“.

Oder anders gesagt: Das Geschäftsmodell von „Parship“ basiert darauf, dass von Seiten „Parships“ mit dem leider sehr verbreiteten mathematischen Analphabetismus in der Bundesrepublik Deutschland gerechnet wird. Oder etwas weniger zurückhaltend ausgedrückt: Die Opfer eines dysfunktionalen Schulsystemes, das nicht einmal mehr zivilisatorische Grundfertigkeiten wie das elementare Rechnen so zu vermitteln vermag, dass sie lebenspraktisch anwendbar sind, werden mit schönen Bildern zu für sie unverständlichen Zahlenspielen abgeholt und professionell am Geldbeutel abgemolken. Und auch weiterhin werden die Schüler im Zeitalter der Rechenmaschine mit stundenlangen und geisttoten Rechenexerzitien gequält, damit die Erwachsenen von morgen in den Schulen von heute auch ja gut auf die Herausforderungen von gestern vorbereitet werden. 🙁

Nicht Daten sind der Rohstoff der Zukunft. Dummheit ists.

¹Die print-Anweisung funktioniert so nur im GNU bc, sie entspricht nicht dem POSIX-Standard. Ich habe sie hier benutzt, um einen Tabulator für bessere Formatierung in die Zeilen zu bekommen.

Klingt ja viel besser…

Donnerstag, 26. Januar 2017

Werbung für ein Deodorant von Duschdas mit dem Claim 'Wie willst du dich heute fühlen?'.

„Wie willst du dich heute fühlen?“ klingt ja viel besser als „Mit welchen aufdringlichen Duftstoffen, die industriell zusammen mit etwas Treibgas in einer chemischen Fabrik in diesen Deodosen abgefüllt wurden, willst du heute deinen dir von Werbern zum Ekel gemachten Körpergeruch übertünchen?“. Dann noch rasch ein paar gezeichnete Früchte und Blüten dazu, das Ganze mit viel naturheischendem Grün unterlegt, und schon ist der gewöhnliche kleine Hirnfick des Werbers fertig.

Billiger: Der Tod!

Samstag, 19. November 2016

Plakatwerbung für Pall Mall an einer hannöverschen Bushaltestelle. Wir senken die Preise, die Qualität bleibt unverändert hoch. Darunter drei Tabakdosen von Pall Mall mit deutlichem Aufdruck 'Rauchen ist tödlich'. Tiefpreis-Garantie. Rauchen kann tödlich sein.

Werter Werber im Brote von Pall Mall,

hast du dir das Plakat, das du gestaltet hast, überhaupt einmal angeschaut, bevor der öffentliche Blickraum damit zugekleistert wurde? Hast du bei deiner kleinen Betrachtung wahrgenommen, dass die beiden augenscheinlichsten Textelemente die Preissenkung und der Tod sind? Hast du gesehen, wie dieser Pfeil mit der „Tiefpreis-Garantie“ wirkt, der mit der von ihm aufgebrochenen roten Grundfläche beinahe so aussieht, als wolle er sich gleich sechs Fuß tief in den Boden rammen, aber dabei mit seiner Aufmerksamkeit erzeugenden Pfeilspitze direkt auf die Warnung „Rauchen kann tödlich sein“ zeigt? Oder noch präziser beschrieben: Auf das Wort „tödlich“? Ist dir gar nicht aufgefallen, dass das gesamte Plakat wie ein Sonderangebot für den Tod wirkt?

Klar hast du dir das angeschaut. Und, was hast du dir dabei gedacht, als du das von dir geschaffene Werk gesehen hast?

Du hast dir dabei einfach nur „Fuck it!“ gedacht? Und ein „das merkt ja eh keiner“?

Nun, ganz genau so ist es mir auch vorgekommen. Und vermutlich kommt es jedem Betrachter so vor.

Meint dein dich „genießen“ müssender
Nachtwächter

Gruß auch an die Leute bei Pall Mall, die das so abgenommen und bezahlt haben und vermutlich völlig vom Kläffen ihres Blindenhundes unbeeindruckt waren!