Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


from mr godwin joshua

Montag, 24. Juni 2019, 13:52 Uhr

Tja, normale Menschen schreiben in einen Betreff rein, um was es in der Mail geht. Und dumme Vorschussbetrüger schreiben da noch einmal ihren für mich völlig fremden und bedeutungsleeren Namen rein, der übrigens schon als Absender sichtbar wird.

Ach ja, der Absender:

Von: MR. GODWIN JOSHUA <devkaranblb4u@yahoo.co.in>
Antwort an: godwinjo1997@gmail.com

Der Absender ist natürlich gefälscht¹. Und die gesamte weitere Kommunikation in dieser Sache – es geht vermutlich immerhin um 22,6 Megadollar, der Spammer hat es aber nicht so mit dem korrekten und unmissverständlichen Hinschreiben von arabischen Ziffern – soll über eine kostenlos und anonym eingerichtete Mailadresse beim Freemailer von Google laufen, diesem auch nach mehrfachen Meldungen einer von Trickbetrügern missbrauchten Mailadresse regelmäßig völlig untätigen Freund aller schäbigen Kriminellen².

ATTENTION PLS!

„Obacht“ ausgeschrieben, „bitte“ abgek. – da kommt schon vor dem eigentlichen Text eine Ahnung von Stil auf. Einmal ganz davon abgesehen, dass das keine übliche Anrede eines Empfängers in einer geschäftlichen E-Mail ist. 😉

I am Mr. Habib.K.Fadila, the Auditing and Accounting manager of Bank of Africa (B.O.A ANNEX) Ouagadougou, Burkina Faso. I Hoped that you will not expose or betray my trust and confident that I am about to establish with you for the mutual benefit of our both family. In my department I discover an abandoned sum of (US$22.600.000.000Million) in an account that belongs to one of our foreign customer who died along with his family in plane crash.

Aber wo der Spammer schon meinen Namen nicht kennt, hat er wenigstens selbst einen Namen. Und dieser nach einem „Ich bin“ genannte Name ist nicht einmal der gleiche Name wie im Absender. Vermutlich konnte er sich seinen ausgedachten Namen nicht so lange merken. Aber dafür soll man jetzt ganz fest daran glauben, dass der Rest der wirren Geschichte stimmt.

Denn der Spammer hat einen tollen Job: Er ist Oberbanker in Burkina Faso. Bei einer Bank, wo immer das viele Geld rumliegt, das den Menschen dann fehlt. Leider hat der freundliche Bankkaufmann aus dem Spameingang, der hier einen Komplizen für einen angeblichen Betrug sucht, auf der Berufsschule für Bankkaufmänner noch nicht gelernt, wie man Zahlen hinschreibt, und deshalb entsteht ein Betrag von 22,6 Milliarden Millionen US-Dollar, also 22,6 Billiarden Dollar. So viel Geld gibt es natürlich nichtaber das kann durchaus noch kommen:mrgreen:

Vermutlich wollte er schreiben, dass es 22,6 Millionen Dollar sind. Aber wer sich seinen ausgedachten Namen nicht so lange einprägen kann, der kann auch beim Abzählen der Nullen mal durcheinanderkommen.

It is therefore upon this discovery that I now decided to make this business proposal to you and release the money to you as the next of kin or relation to the deceased for the safety and subsequent disbursement since nobody is coming for it. I agree that 40% of this money will be for you, and 60% would be for me. Then after the money is been transferred into your account, I will visit your country for an investment under your kind control.

Und jetzt bin einmal mehr ich gefragt. Ich soll einfach einen Erbschaftsbetrug machen, mir das Geld aufs Konto überweisen lassen, vierzig Prozent davon in meine Taschen stecken und die restlichen sechzig Prozent holt sich unser Bankster mit seiner Namens- und Zahlenschwäche ab. Da ist er sich auch so richtig gut mit sich selbst einig geworden. 😀

Aber erstmal…

You have to contact my Bank directly as the real next of kin of this deceased account with next of kin application form which I will send to you immediately I hear from you. All you are required to do now is to confirm the bellow information through my private email address for a security reasons to enable us commence immediately.

1. Your Full Name:
2. Home Address:
3. Age & Sex:
4. Occupation:
5. Cell Phone:
6. State of Origin:
7. Country:
8: Marital Status:

…muss ich mich ein bisschen datennackt machen. Vor einem Banker, der seine Absenderadresse fälscht und Zahlen nicht so hinschreiben kann, dass dabei keine Ambiguitäten entstehen und mich als Komplizen für einen Erbschaftsbetrug ausgewählt hat, weil ich so eine schöne Mailadresse habe, obwohl er mich überhaupt nicht kennt. Es geht ja nur um ein bisschen Geld. Und der einen von Sicherheitsgründen faselt, aber in unverschlüsselter E-Mail offen wie mit Postkarten kommuniziert.

Da müsste ich aber ganz schön blöd sein… oh ja, genau das ist die Absicht! Ja, die suchen Dumme, und die grenzbescheuerte Spam zur Einleitung eines Vorschussbetruges ist nur die Vorauswahl. Je dümmer, desto besser.

Denn nur ein sehr dummer Mensch zahlt eine Vorleistung nach der anderen, wobei schnell tausende oder gar zehntausende von Euro zusammenkommen, weil irgendwelche Trickbetrüger ihm immer wieder von den Millionen erzählen, die er bald haben wird. Und nur ein sehr dummer Mensch zahlt diese Vorleistungen vollständig anonymisierend über Western Union und vergleichbare Dienstleister, weil so ein freundlicher Bankkaufmann, Notar, Treuhänder, etc. leider kein Bankkonto hat, auf dem er etwa einen Scheck einlösen könnte. (In Wirklichkeit wollen die Betrüger nicht polizeilich ermittelbar sein, denn sie gehen nun einmal lieber ins Bordell als in den Knast.)

Waiting to hear from you soon.

Und dann setzt sich der Spammer hin und wartet auf die Antworten, wohlwissend, dass die Mutter der Dummen immer schwanger ist und dass er auf seine paar Millionen Spams demnächst zwanzig, dreißig Antworten vom IQ-Bodensatz der Weltbevölkerung bekommen wird. Leider sind diese Spammer immer noch nicht verhungert, so dass es beinahe so ausschaut, als hätte der Mugu recht und es wüchsen immer wieder neue naive und dumme Menschen nach. Dabei ist der Vorschussbetrug ein wirklich alter Hut, den jeder kennen sollte.

Yours faithfully,
Mr.Godwin Joshua

Mit Winkewinke vom Vorschussbetrugsspammer
Jetzt wieder mit dem tollen Namen aus Betreff und Absender

¹Das ist sehr einfach: Es kann eine beliebige Absenderadresse in eine E-Mail eingetragen werden, ähnlich, wie man auch auf einem Brief jeden beliebigen Absender schreiben kann. Da der Absender für den Transport von E-Mail (und Briefen) keine Rolle spielt und nicht überprüft wird, entstehen für einen Spammer (oder Witzbold) keine Probleme durch gefälschte Absender. Niemals auf den Absender einer E-Mail hin vertrauen!

²Ich habe es längst aufgegeben, so etwas an Google zu melden. Es ist eine Verschwendung begrenzter Lebenszeit. Google hat kein erkennbares Interesse am Schutz der Menschen vor Spam und Kriminalität. Zusammen mit derartigen Beispielmails gemeldete Adressen von Spammern sind manchmal sogar noch jahrelang aktiv. Deshalb ist GMail auch bei Verbrechern so beliebt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert