Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Tagesarchiv für den 8. Dezember 2014

Anonymen wird den Börsencrash

Montag, 8. Dezember 2014

Guter Betreff, der sofort Kompetenz durchblicken lässt! :mrgreen:

Damit von vornherein keine Missverständnisse aufkommen: Diese E-Mail hat nichts mit den Aktivisten von Anonymous zu tun, diese Bezeichnung wird hier von Kriminellen missbraucht und damit in den Dreck gezogen. Diese Fälschung ist dermaßen schlecht gemacht, dass sie eigentlich für jeden zu erkennen ist – wer es nicht erkannt hat, lese einfach weiter. Es ist aber nicht auszuschließen, dass die „Anonymous-Masche“ in Zukunft mit besseren Fälschungen versucht wird, inbesondere auch mit eigens dafür eröffneten Twitter-Accounts, auf denen zum Schein zusätzlich richtige Anonymous-Inhalte wiedergegeben werden. Die Struktur von Anonymous – oder besser gesagt: Das Fehlen sonst üblicher Struktur bei Anonymous – macht es sehr schwierig, eine sich auf Anonymous berufende Quelle zu überprüfen. Deshalb ist es immer wichtig – und nein: Nicht nur bei Anonymous – daran zu denken, dass Geld nicht auf Bäumen wächst. Wenn etwas zu schön klingt, um wahr zu sein, ist die naheliegendste Erklärung dafür immer, dass es nicht wahr ist. Das gilt insbesondere bei Dingen, die man über anonymisierende Medien oder in E-Mail-Spam erfährt.

Sie können die Bilder nicht sehen? Angesichts der web version

Wir sind zu blöd, eine HTML-Mail so zu machen, dass sie gut aussieht? Na, dann gleich mal reinklicken, eine Website können wir bestimmt besser! Und vielleicht ist da sogar das Deutsch von jemanden geschrieben, der auch Deutsch kann. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.

Wer da draufklickt, teilt den Verbrechern übrigens mit, dass die Spam angekommen ist. Und das wird zu noch mehr Spam führen.

Erstaunlicherweise ist das PHP-Skript, das da verlinkt wird, so mies gemacht, dass es auch noch funktioniert, wenn man die Parameter aus dem Link entfernt, die offensichtlich der Identifikation dienen. Anstelle der im Text angegebenen Mailadresse wird dann ein Platzhalter angezeigt, und die Seite sieht so aus (zum Vergrößern auf Originalgröße klicken):

Screenshot der Website dieser Betrüger

Ich habe diesen Screenshot absichtlich verlustfrei als PNG gespeichert, er entspricht also 1:1 der Darstellung auf der in der Spam verlinkten Webseite. Dass dieser angebliche „Tweet“ von Anonymous gefälscht ist, sieht man nur beim Hinschauen – denn der Photoshop-Beauftragte dieser freundlichen Betrüger hat es offenbar nicht hinbekommen, dass der angebliche Text die gleiche miese Darstellungsqualität hat wie der Rest, sondern recht scharf in einer Wüste von JPEG-Artefakten erscheint. Dass die Schriftart des „Tweets“ auch nicht passt, wird auch Menschen mit weniger typographischem Geschmack auffallen, und selbst wer nicht zählt, wird bemerken, dass die 191 Zeichen des angeblichen „Tweets“ die maximale Tweetlänge von 140 Zeichen deutlich überschreiten. Aber wenn so ein Spammer sich Mühe bei seinen Betrugsgeschäft geben würde, könnte er ja auch gleich arbeiten gehen – und deshalb lässt er das mit der Mühe eben.

Wenn Sie diese Empfehlungen nicht erhalten möchten: Mich entfernen

Jeden Tag eine frische Tonne verrotteter, überwiegend idiotischer Spam ist nur einen Klick entfernt! Einfach dem Spammer mitteilen, dass die Spam ankommt und beklickt wird.

Wenn Sie den Erhalt von E-Mails von diesem Absender nicht erlaubt haben, benachrichtigen Sie uns bitte

Und, wer zum Henker seid „ihr“? Ach so, die Spammer… :mrgreen:

Hey,

Immer eine gute Anrede, fast so gut wie „Guten Tag“.

Die Jungs von Anonymus [sic!] haben eine neue Trading Roboter, die Sie ein Vermögen machen können [sic!] entdeckt.
Ich bekam einen Screenshot davon, bevor sie nahm ihn herab [sic!].
#BanksGoingDown #V4Vendetta @RealLifeRobinHood
@KeepTheStruggle

Aha, der Screenshot eines Trading-Roboters, der einfach Elektrizität in Geld umwandelt, sieht aus wie ein Tweet. Ich verstehe. :mrgreen:

Hier ist der Link für die Software sie redeten: AnonymusAlgoRobot

Aha, wieder so eine Seite, auf der man lesen kann, dass jedes frisch lobotomierte Suppenhuhn total einfach Geld an der Börse machen kann, ohne irgendetwas davon zu verstehen. Natürlich nicht einfach aus sich selbst heraus, sondern nach dem Ablegen eines nahrhaften Eies von etwas eigenem Geld:

Hier die ersten Schritte -- Schritt 1: Ein Konto bei der DeutschenGarantie eröffnen. -- Schritt 2: Am Anfang eine Einzahlung von min. 200€ vornehmen. -- Schritt 3: Beginnen mit der Deutschen Garantie Geld zu verdienen -- Button: Konto eröffnen

Schon klar! Irgendwelchen enthirnten Grabverweigerern, die es nicht einmal hinbekommen, für ihre betrügerische Spam einen Tweet überzeugend zu fälschen, drückt man doch gern zwei grüne Lappen in die Hand! Vor allem, wenn die mit ihrem Reichwerdrezept schon so eine großartige Reputation beim Web of Trust aufgebaut haben.

Wir haben gerade eine gebrochene algorithem [sic!] zum Börsenhandel… Erhalten Sie es schnell, bevor sie den Computer ausschalten…
10:31 AM – 5 Dezember 14

Klar, und um eine offen im Web herumliegende Seite zu lesen und „zu erhalten, bevor man den Computer ausschaltet“, bedarf es der Aktivisten von Anonymous! Das ist so dermaßen überzeugend, da würde niemals jemand dran zweifeln. Das glaubt jedenfalls so ein Reichwerdexperte aus der Spam… 😀

Diese Nachricht wurde bestimmt für: [Hier entfernt]
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Ja, ihr könnt mich auch mal!

Diese Spam aus der täglichen Hirnhölle des Glibbersiebes am Maileingang ist ein Zustecksel meines Lesers R.R.F. – danke nochmal dafür!

Persönlicher Brief !

Montag, 8. Dezember 2014

So persönlich

Guten Tag,

Ich heiße aber „Sehr geehrter Webmaster“.

Ich bin Frau Hilda Moreno, der Auditor General von Unicaja Bank Madrid. Im Zuge meiner Abschlusspruefung, entdeckte ich eine schwimmende Fonds [sic!] auf einem Konto, das 1990 bei der Cam Bank eroeffnet wurde, bevor der Besitz von Unicaja Gruppe gekauft wurde, ich bin der Abschlusspruefer der einem toten Auslaender Herr Kenny, der im Jahr 2004 starb, zugeteilt wurde. Jede Anstrengung, ein Mitglied seiner Familie oder einen naechsten Angehoerigen zu Ermitteln sind gescheitert. Bei meinen Ermittlungen habe ich festgestellt, dass Sie zu den naechsten Angehoerigen gehoeren, da Sie den gleichen Nachnamen tragen. Er verstarb ohne Nachkommen oder einen Testament.

Und genau das mit dem gleichen Nachnamen, den ich angeblich haben soll, ist der Grund dafür, dass keine bessere Ansprache als „Guten Tag“ kommt. Verstehe.

Meine Absicht ist es, diese Summe von 5,5 Mio. von den oben genannten Konto auf ein sicheres Konto zu ueberweisen. Ich schlage daher vor, dass ich Sie als stillen Teilhaber eintrage und Sie mir ein Konto zur Verfuegung stellen, oder ein neues Konto eroeffnen um dieses Geld dorthin zu ueberweisen. Fuer Ihre Unterstuetzung bei diesem Vorhaben, bin ich bereit, mit einem guten Prozentsatz des gesamten Fonds zu trennen [sic!]. Beim durchsehen der Aufzeichnungen und Akten der verstorbenen Person, entdeckte ich dass

(1) Niemand dieses Konto seit 2004 betrieben hat
(2) Er starb ohne Erben, daher das Geld weiter floss [sic!].
(3) Keine andere Person Ueber dieses Konto bescheid weiss und auch kein Empfaenger eingetragen ist

Und deshalb kommst du jetzt mit einem Menschen namens „Guten Tag“ ins Geschäft. Weil du einen Komplizen für einen angeblichen Betrug über ein paar Millionen brauchst. Die Währungseinheit hast du als echter Banker gar nicht weiter erwähnt, was interessiert das schon, ob es sich um Euro oder Zimbabwe-Dollar handelt. Das ist ja fast schon so überzeugend wie die Legende vom Weihnachtsmann.

Wenn ich mich nicht schnellstens dieser Angelegenheit annehme, wird dieses Geld verfallen und anschliessend in Gesellschaftsmitteln fliessen, von denen nur die Regisseure meiner Firma [sic!] profitieren werden. Ich kann Ihnen dieses Geld rechtlich zukommen lassen, wenn Sie einige notwendigen Genehmigungen, die auf Ihren Namen zugelassen sind ausfuellen, wobei ich Ihnen selbstverstaendlich behilflich sein werde.

Passend zum miserabel aufgeführten Betrüger-Mummenschanz hat die (wie immer: namenlose) Firma kein Management, sondern Regisseure. :mrgreen:

Bitte geben Sie mir eine Antwort auf meine private E-Mail hilda (punkt) moreno (at) kfz (punkt) zeichen (punkt) ws oder Fax 00 34 917 692 xxx [Die „x“ sind von mir], so dass ich Ihnen detaillierte Informationen ueber die Modalitaeten meines Vorschlages zu senden kann. Ich bitte Sie eingehend dieses Schreiben absolut vertraulich zu behandeln. Bitte senden Sie mir Ihre Telefonnummer auf der sie leicht zu erreichen sind. Ich freue mich auf Ihre baldige Antwort.

Oh, das ist ja toll. Da hast du dir so viel Mühe mit deinem Spamskript gegeben und hast sogar einen Reply-to-Header reingefummelt, dass die Antwort an eine von dir wählbare Adresse gehen könnte, statt an die gefälschte Absenderadresse – aber dann hast du es doch nicht hingekriegt, hast da unnötigerweise noch einmal den Absender wiederholt und musst jetzt diesen Bullshit mit der „privaten E-Mail“ bringen, damit es plausibel klingt. Du hättest natürlich auch mal nachlesen können, wie eine E-Mail aufgebaut ist, dann hättest du das nicht nötig gehabt. Aber das zu lesen und zu verstehen hätte ja etwas von deiner wertvollen Lebenszeit in Anspruch genommen, die du lieber mit Koks und Nutten verbringst, finanziert von deinen Opfern, denen du jeweils ein paar tausend bis zehntausend Euro rausleierst, die sie für allerlei Vorleistungen via Western Union und MoneyGram zu dir rüberbeamen. Tja, wenn du dir Mühe geben würdest, dann könntest du auch gleich arbeiten gehen, ich verstehe das schon…

Mit freundlichen Gruessen
Frau Hilda Moreno
Fax 00 34 917 692 xxx

Ich verachte dich auch!

Der Nachtwächter
Spamfresser ohne Faxgerät