Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Tagesarchiv für den 17. März 2008

Mafia!

Montag, 17. März 2008

Ich erhalte gelegentlich Kritik dafür, dass ich immer von einer „Spam-Mafia“ spreche, wenn ich die Urheber der asozialen und kriminellen „Mitteilungen“ bezeichne. Wer so kritisiert, stellt sich wahrscheinlich vor, dass alle Spam von fehlgeleiteten Jugendlichen ausgeht, die ihre Pubertät nicht so ganz verwunden haben – und hält das ganze Problem für harmlos. In Wirklichkeit stehen hinter dem Wahnsinn der Spam sehr handfeste Interessen, es handelt sich insgesamt um ein kriminelles Milliardengeschäft.

Wer mir das nicht glauben will, und wer auch nicht selbst einsehen kann, dass dieser ganze Aufwand nicht aus reiner Destruktivität, sondern um des dicken, schnell gemachten Geldes willen betrieben wird, sollte heute einmal einen Blick auf den Heise-Artikel „Nigerianische Betrugsmasche zieht immer noch“ werfen:

4,3 Milliarden US-Dollar haben E-Mail-Betrügereien voriges Jahr an Verlusten verursacht. […] Die niederländische Firma Ultrascan […] spricht von einer „schnell wachsenden multinationalen Industrie in 69 Ländern“. Mindestens 250.000 Nigerianer sollen an den 419-Scams beteiligt sein und 31.000 in anderen Ländern, die meisten davon in den USA, China und Kanada. […] Allein in Deutschland sollen die Verluste mit den Betrügereien bei Firmen und Personen 2007 mindestens 280 Millionen US-Dollar betragen haben, in den USA sollen sie sich gar auf mindestens 830 Millionen US-Dollar belaufen.

Und wer glaubt, dass nur dumme Menschen auf die Tätigkeit professioneller Betrüger reinfallen können, sollte folgendes zur Kenntnis nehmen:

Die Firma hat auch eine Untersuchung der 362 schwersten Betrugsfälle ausgeführt, in der die Opfer mehr als 190.000 Euro verloren haben. Das Ergebnis: Besonders Akademiker und gut ausgebildete Personen scheinen den Betrügern am schnellsten auf den Leim zu gehen […] Besonders verführbar seien Mediziner mit hohem Selbstvertrauen, wenn der Betrüger suggeriert, dass sie etwas Gutes täten.

Es ist nämlich keineswegs nur Dummheit, die zum Schaden führt, sondern auch ein Mangel an zuverlässiger Information. Da das gesamte Thema der Spam-Kriminalität von den etablierten Medien unbeachtet ist, gehen nicht bei jedem Menschen die Alarmglocken an, wenn ein attraktives Angebot offeriert wird – und gerade bei Menschen, die sich für intelligent und gut informiert halten, scheint die Gefahr recht groß zu sein, zum Betrogenen zu werden.

Niemand sollte Spam auf die leichte Schulter nehmen.