Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Tagesarchiv für den 23. März 2008

C-Klasse

Sonntag, 23. März 2008

Der vorgeblich kanadische Pillenversender, der übrigens einfach nur das Geld einstreicht und niemals Pillen versendet und wohl auch deshalb häufiger seine Internet-Adresse wechselt als ich meine Unterwäsche, er hat wohl inzwischen bemerkt, dass seine diversen Glücksideen gar nicht mehr so richtig bei der Zielgruppe ankommen. Ist ja auch kein Wunder, wenn die Spams so schäbig gestrickt sind, dass auch ein dummer Filter irgendwann diesen Müll erfolgreich aussortiert.

Einen neuen C-Klasse Mercedes und viele weitere Preise - Spam von Canadian PharmacyDeshalb hat man sich jetzt an die Arbeit gemacht und ein „Redesign Viagra Spam“ in die Wege geleitet. Die alten Betreffzeilen, die sofort klar machten, dass man es wieder einmal nur mit diesen Pimmelsteifern zu tun hat, sie wurden aufgegeben. Stattdessen gibt es schon im Betreff einen klaren Appell an die Gier: „Einen neuen C-Klasse Mercedes und viele weitere Preise“ – das ganze kommt in einer munter gestalteten HTML-Mail daher, für einen Eindruck von der Gestaltung einfach auf das Vorschaubild klicken.

Allerdings ist im Text der HTML-formatierten Mail gar nicht mehr von irgendwelchen Gewinnspielen die Rede – was ich angesichts des angegebenen Namens des Absenders, „Apotheke-Online“, auch gar nicht erwartet hätte. So machen die Absender dieses elektronischen Kothaufens auch dem Dümmsten schon auf dem ersten Blick klar, dass sie nur Betrüger sind, die auf eine Überrumpelung ihrer Opfer setzen. Da vermag es auch nicht zu überzeugen, dass jemanden wie mir, der ich niemals so eine Scheiße bestelle, eine „Kunden-Nr.: 84763″ zugeteilt wurde. Ein sachlich tun wollendes, dekoratives Element im Text. Allerdings ist der Absender des millionenfachen Mülls auf der anderen Seite nicht dazu imstande, seine „Kunden“ mit einem Namen anzureden.

Und nein, der Name „Anna“ beim Empfänger ist nicht meiner. Ich habe mich noch nicht beim Experimentieren mit diversen Pflastern zur Verlängerung des kleinen Freundes selbst kastriert und nenne mich deshalb immer noch Elias.

Aber kommen wir doch mal zum Text:

Apotheke-Online

Das habt ihr schon im Absender geschrieben. Seit wann kriegt man jetzt einen Mercedes in der Apotheke. Wird der etwa von der Krankenkasse übernommen, wenn man Minderwertigkeitsgefühle oder einen kurzen Pimmel nachweisen kann?

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Wie, jetzt erst? Das macht ihr doch schon echt lange. Bestellen konnte man bei euch immer, bezahlen übrigens auch. Das funktionierte ganz hervorragend. War ja auch euer Geschäft. Nur etwas geliefert kriegen, das konnte man bei euch nie. Macht aber nichts, hat eurem Geschäft ja keinen Abbruch getan.

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Immerhin habt ihr inzwischen mal gemerkt, dass das Runterkürzen der Pillen für den stahlharten Pimmel auf Vi., Ci. und Le. nicht von jedem Enpfänger in eurem Sinne gedeutet wird.

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Revolutionär auch eure innovative Schreibweise des Wortes „Pillen“ mit dem Doppel-“i“ als Binnenmajuskel. Na, mein Spamfilter kennt des jetzt auch. Aber eigentlich habt ihr doch im Betreff was von einer fetten Karre gefaselt, die man bei euch gewinnen können soll – und jetzt werden es doch nur ein paar Zentimeter.

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Und falls jemandes Sinn nach Doping für den Heimgebrauch steht, kann er auch von euch beschissen werden. Aber nicht nur die anschwellenden Muskeln…

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…auch die abschwellende Wampe soll ein Grund sein, bei euch zu bestellen. Das mit der „canadian diet method“ könnte sogar funktionieren. Wenn man euch genügend Geld hingeworfen hat, ohne irgendeine Ware zu sehen, muss man eben mal für einen Monat lang woanders sparen. Und wer sich immer noch nicht angesprochen fühlt…

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…ist vielleicht ganz heiß auf eure „weiteren Produkte“, die wie üblich angepriesen, aber niemals geliefert werden. Was das wohl sein wird? Auch Neugier ist eine Gier, und zwar eine, die eurer Gier sehr entgegen kommt.

Übrigens führen alle Links auf dem Text „Info hier“ auf die gleiche Seite. Wer bei solcher Präsentation glaubt, dass hier Verweise auf spezielle Informationen gegeben werden, hat sich geschnitten. Wie übrigens jeder, der den Spambetrügern irgendetwas glaubt. Damit die Homepage auch wirklich gesehen wird…

Besuchen Sie uns noch heute
Erich Buttler, Apotheke-Online
http://nbype.gasalways.com/

…wird ihre URL auch nochmal ausgeschrieben. Das ist bei so einer URL aber wirklich keine gute Idee, das habt ihr vor einem Monat schon einmal etwas „innovativer“ gelöst, indem ihr eure Schrottdomains in der HTML-Formatierung gut versteckt habt.

Ach, und ein kleiner Tipp noch an die Arschlöcher, die mir das Postfach zumüllen: Wenn ihr schon in deutscher Sprache spammt (inzwischen sogar in gutem, fehlerfreien Stil, das hat echt gedauert), denn denkt doch mal daran, dass dieses graphische Banner in Englisch ein bisschen daneben ist. Oder wollt ihr einfach nur vermeiden, dass „#1 Internet Online Drugstore“ auf Deutsch zu einem „Ihre Nummer Eins für Medikamente im Internet“ wird und dass sich denn jeder fragt, warum er von dieser „Nummer Eins“ nur über kriminelle und asoziale Spam hört? :mrgreen:

hi

Sonntag, 23. März 2008

Hi dear!!

Hallo, unbekannter Sexlockvogel aus dem kalten, fernen Russland, der du nicht einmal meinen Namen kennst und doch so „persönlich“ klingen willst.

My letter will surprise you!!

Ich wäre eher überrascht, wenn ich einmal meine Mail abholte und von so einem Schrott verschont würde.

Übrigens: Interessanter persönlicher Stil mit dem doppelten Ausrufezeichen!! Verbraucht sich aber spätestens beim zweiten Mal!!

My name – Elena. My age-26 years.

Dein Name könnte alltäglicher nicht sein. Dein Alter nicht besser gewählt. Selten nur wurde mit so wenigen Worten eine Kulisse für flüchtige Sexträume geschaffen.

I live in Russia!!

Irgendwie ist das der einzige Satz in dieser Mail, den ich glauben kann.

Private life didn\’t turn out well. I decided to find a foreign man.

[Der Backslash vor dem Apostroph kommt aus dem Original und verrät deutlich, dass die Textfragmente aus einer Datenbank kommen. Es kann ja eigentlich nicht so schwer sein, diesen technischen Müll aus der Mail zu entfernen. Aber so viel Sorgfalt sind die Opfer den Spammer nicht wert. Das wäre ja ein Testlauf und vielleicht ein halbes Stündchen zusätzlicher Arbeit.]

Ich kann mir vorstellen, dass das Leben nicht so toll ist, wenn man für die Spammafia Texte schreibt. Aber ausgerechnet mit millionenfacher Mail nach einem Mann im Ausland suchen? Du musst ja ganz ordentlich Hornhaut auf den Schamlippen haben, wenn du es so hart brauchst.

I dream to meet a decent, kind and clever man!!

Träum weiter!!

It is difficult to tell about myself.

Kein Wunder, wenn man gar nicht wirklich existiert. Was will man da schon über sich erzählen. Wahrscheinlich war die Angabe des Namens und des Alters schon eine Überforderung deiner literarischen Phantasie.

If this is of any interest to you, write to me. My address – ramsdams@gmail.com

Immerhin, zwei Dinge hast du geschafft. Erstens ist es dir gelungen, dass deine Antwortadresse mit der Absenderadresse übereinstimmt. Und zweitens scheinst du die Captchas aus der GoogleMail-Anmeldung ab und an mal entziffert zu kriegen. Bei so viel technischer Fähigkeit hättest du dir doch wirklich jemanden suchen können, der etwas überzeugendere Trieftexte schreibt. Aber zu viel Mühe willst du denn doch nicht in deine Betrugsnummern investieren.

I\‘ll wait!! Kisses Elena

Fick dich selbst!!

Und wenn das mit Spams von Google-Konten in den nächsten Tagen bestehen bleiben oder gar zunehmen sollte, denn wird die komplette Domain gmail.* von mir als Spamquelle behandelt und alles von dort wandert ungesehen in den digitalen Orkus. Ich werde bestimmt nicht der einzige sein, der genau so vorgehen wird, und ich glaube kaum, dass Google das wollen kann. Länger als – sagen wir mal – eine Woche werde ich mir die neue Quelle der Spampest nicht zu Gemüte führen. Danach ergeht es Google bei mir so, wie es jetzt schon längst Yahoo und mail.ru ergangen ist. Denn ich habe Besseres mit meiner beschränkten Lebenszeit zu tun, als mir so eine miese Scheiße in die Augen zu reiben.