Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Kategoriearchiv „Print“

Mit ohne Finanzierung

Freitag, 9. Januar 2009

In ihrem atemlosen Ringen um prägnante sprachliche Verkürzungen greifen die Werber auch immer wieder einmal eine Formulierung heraus, die falsch und realsatirsch peinlich daher kommt. Karstadt erweckt zum Beispiel in seinem aktuellen Postwurf-Müll in riesigen Buchstaben den gewiss so nicht erwünschten Eindruck…

0% Finanzierung - Lieferung kostenlos

…dass da „Null Prozent“, also gar nichts, finanziert würde. Na ja, wenigstens wird die Ware dafür kostenlos geliefert. :mrgreen:

Gebrochene betende Hände

Donnerstag, 20. November 2008

Der hannöversche Klöttenverkaufer I.G. von der Linde hat die gestrige Ausgabe der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung um eine Beilage „bereichert“, in der Schlafbekleidung – sorry: das heißt jetzt ja bei den Werbeheinis „Sleepwear for Night and Day“ [die falsche Großschreibung entspricht dem Original] – angeboten wird.

Der im folgenden Bild ganzseitig und in zugegebenermaßen recht guter Druckqualität präsentierte Pyjama, der im Gegensatz zur darin steckenden Frau für 60 Euro zu erwerben ist…

Pyjama, 59,95 Euro, 100% Baumwolle

…scheint sich allerdings in ganz besonderer Weise für Frauen zu eignen, die nicht nur zwei verschiedene Hände mit unterschiedlichen Farben, Knöcheln und Fingerlängen haben, sondern auch gewohnheitsmäßig (vielleicht als psychologische Abwehrreaktion gegen eine solche körperliche Besonderheit) die Finger ihrer linken Hand mit der gut und recht muskulös entwickelten rechten Hand brechen:

So sehen die betenden Hände aus, wenn ein unfähiger Photoshop-Stümper sich daran zu schaffen macht...

Und jetzt widmen wir uns alle mal der Frage, was dieser mit Photoshop rumstümpernde „Grafiker“ eigentlich von Beruf ist. :mrgreen:

Sagt mal, Werbefuzzis da draußen, gehts noch?! Die Modelle, die ihr für eure Fotosessions nehmt, sind echt schon total hübsche Menschen. Und dann müsst ihr daran noch mit Photoshop rumretuschieren? Einfach nur, um jedes verbleibende Merkmal von Persönlichkeit und körperlicher Eigenart wegzunehmen. Und das Ergebnis dieses Bemühens ist in diesem Fall mal wieder so schäbig geraten, dass sogar die Blindenhunde anfangen zu kläffen. Ich bin nun wirklich kein Grafiker und auch in keiner Weise dazu talentiert, aber wenn ich einmal einen derartigen Mist in GIMP bastele, denn lasse ich das nicht drucken, sondern schäme mich dafür und sehe zu, dass es keiner sieht. Und das war wirklich nicht das einzige Bild in diesem Prospekt, dass ihr verhunzt habt – minimale Kenntnisse von Perspektive und körperlichen Proportionen wären beim Basteln dieser Homunculi aus den Ergebnissen des Shootings echt sehr hilfreich gewesen. Kommt denn heute jeder Stümper und Nichtskönner in der Werbung unter?

Das Klimalachen

Dienstag, 4. November 2008

Mit Verlaub, ihr Werber im Auftrage des hannöverschen Nahverkehrs-Betreibers üstra, aber…

Das GVH UmweltAbo für Bus und Bahn! Abo fahren - und das Klima hat gut lachen!

…dieser Versuch, werbewirksam auf der gegenwärtigen Klimaangstdebatte zu schwimmen, ist doch drei Nummern zu doof. Auch, wenn ihr im hingestümperten Sprachkonstrukt „GVH UmweltAbo“ in rekordverdächtiger Weise die Binnenmajuskel mit dem Deppen Leer Zeichen verheiratet, dem Klima ist es so was von egal, ob sich eure „Beförderungsfälle“ (so heißen die Fahrgäste in den Allgemeinen Beförderungsbedingungen wirklich) irgendein Abo an ihr Leben tackern oder nicht. Wer eine andere Möglichkeit hat, der wird eure Verkehrsmittel jedenfalls meiden, wann immer es möglich ist. (Ihr wisst nicht, warum? Na, denn fragt doch mal die Menschen, die euch meiden. Mich zum Beispiel, und ich kenne viele mehr.)

Das einzige, was zum Lachen ist, das ist der gequirlte Bullshit, den ihr auf Flyer druckt und in euren Verkehrsmitteln auslegt.

Und, ihr Werber im Auftrag der üstra, ob die Darstellung unseres Planeten Erde…

Das Bild muss man gesehen haben! Ein Luftballon mit den Kontinenten der Erde und einem Grinsen - Mobilität mit Klimaschutz! GVH

…als ein augenlos blind über eurem claim grinsender Luftballon angesichts möglicher globaler Katastrophen so eine gute Idee ist, wo solche Ballone doch so leicht laut knallend platzen, das ist auch noch so eine Frage, die ihr euch mal stellen solltet. Dieses recht fragwürdige Symbol für die von euch angeblich gebotene „Mobilität“ und den von euch angeblich gebotenen „Klimaschutz“ wird auch nicht besser…

Der grinsende Ballon mit dem grinsenden Weib

…wenn man es mit einem grenzdebil grinsenden Weiblein kombiniert. Vor allem, wenn euer Photoshop-“Künstler“ das da so unbeholfen reinfriemelt, dass nicht mal das Licht stimmt. Für den Ballon kommt es von vorne oben, der Schatten fällt aber nach rechts, für die Frau kommt es hingegen von links. Immerhin hat euer „Künstler“ daan gedacht, den etwas gebogenen Hals des reinkopierten Weibsstückes so weit weichzuzeichnen, dass man die Bearbeitung eines billig gekauften Standardbildes einer Agentur nur beim Hinschauen sieht. Was dieses Weiblein nun aber mit einem Klima zu tun haben soll, dass „gut lachen hat“, das erschließt sich auch beim fünften Nachdenken noch nicht.

Ach so, da soll man gar nicht drüber nachdenken? Man soll sich einfach von eurem wortstrokeligen Murks verblöden lassen? Na, das habe ich mir doch gleich gedacht.

Und der Ballon? Ein Selbstbildnis des Werbers? Sieht groß und wichtig aus, wie ein ganzer Planet, kann immer toll grinsen, ist aber innen ziemlich hohl und nur mit lauwarmer Luft gefüllt? Ich verstehe. :mrgreen:

Rasierer gratis

Samstag, 1. November 2008

Die aktuelle Postwurfsendung von extra, die allerorten von den Briefkästen in die Mülleimer wandert, erfreut nicht nur durch den tollen claim…

Mehr extra zum Leben!

…sondern auch durch einen extraordinären Hirnverzicht beim Versuch, ein überteuertes Produkt als Geschenk anzupreisen:

Gillette Fusion Rasierklingen, 4-Klingen-Packung - Rasierer gratis - GRATIS RASIERER - Ihr Preisvorteil: mind. 24 % - 9,77

In dieser Anpreisung erfreuen nicht nur die vielen, fröhlichen Deppen Leer Zeichen in „Gillette Fusion Rasierklingen“ und „Gratis Rasierer“, auch die Gehirne der Zielgruppe scheint man für Leerräume zu halten, die keinen intellektuellen Widerstand leisten, selbst wenn man den dümmsten Unfug dort hineinstecken will.

Es ist ja wirklich eine tolle Idee, den Leuten beim Kauf von vier Rasierklingen einen Rasierer zu schenken, mit dem sie nur diese speziellen Rasierklingen benutzen können – ein ganz großartiges „Geschenk“. Vor allem, wenn eine einzige derartige Rasierklinge – man verzeihe mir die obsolete, aber doch für viele immer noch besser fühlbare Währungseinheit – stolze fünf Mark kostet. (Das entspricht ungefähr dem Betrag, den ich in einem ganzen Jahr für Rasierklingen ausgebe.) Worin nun genau der mindestens 24prozentige Preisvorteil liegen soll, wenn man derartig abrasiert wird, bleibt allerdings das ziemlich unerläuterte Geheimnis der Werber.

Vor allem, weil die Werbespacken bei Gillette es ja auch noch in einer aufwändigen Kampagne geschafft haben, ihren allzu gläubigen Kundendeppen einzureden, dass man nun auch für die Nassrasur einer Batterie bedürfe – so dass gleich noch weitere, ebenso unnötige Kosten hinzukommen. Den größten Preisvorteil hat hier immer noch, wer auf jedes Produkt verzichtet, dass mit allgegenwärtiger Werbung angeboten wird.

Kauf dich schön! Mach dich frei!

Mittwoch, 29. Oktober 2008

Wenn Werber Sprache produzieren, ist das ja meist eher peinlich, es kann aber auch durchaus einmal offenbarend sein. So zum Beispiel in einer aktuellen Reklame von Yves Rocher, die im Begriff einer…

Schönheits-Preisliste

…völlig klar macht, dass dort nicht einfach nur überflüssige Pampe verkauft wird, die sich Weiblein auf Haut und Haare klatschen sollen, sondern „Schönheit“. Gut, was man sich hier so alles kaufen kann; und schlecht, was frau dann an wirkungsloser, aber wortreich beworbener Kurpfuscherei für ihr Geld geliefert kriegt.

Neben solch unfreiwilliger Klarheit, Wahrheit und prächtiger Realsatire findet sich in der gleichen Reklame aber auch der übliche Unfug der Werbung, der vor allem dort entsteht, wo der Werber viel mehr Englisch spricht, als er überhaupt Deutsch kann. Denn der ganz „aktuelle“ Herbst-Trend ist für die Werbeheinis von Yves Rocher der folgende, brüllende Schwachsinn:

Natürliche Ausstrahlung? Der Nude-Look!

Wer jetzt noch nicht in unkontrolliertes Lachen verfallen ist, benötigt offenbar noch eine Vokabelklärung. Das englische nude meint zu Deutsch ganz einfach nur nackt – und in der Tat sorgt nacktes Herumlaufen im Gegensatz zur Körperverhüllung durch Kleidung und die tägliche Kriegsbemalung der Frauen für eine sehr natürliche und erfreuliche Ausstrahlung. Allerdings ist der Herbst doch eine eher ungeeignete Jahreszeit dafür, vor allem im kühlen Mitteleuropa.

Aber damit lässt sich ja gar kein Geschäft machen? Stimmt.

Die meinen auch etwas ganz anderes. Die meinen Hautbemalungsmittel, bei denen der Betrachter die Bemalung gar nicht bemerken soll, und das nennen diese Sprachpfuscher denn einen „Nude-Look“ – flugs auf deutsch gesagt, ist das ein „nacktes Aussehen“.

Und in solchem Dummsprech verwundert es denn auch nicht mehr…

Nude-Look nur 24,95 statt 53,00

…dass solch „Nacktheit“ im Gegensatz zum erfreulich billigen Fallenlassen der Kleidung doch ihren Preis hat, der trotz seiner Reduzierung um mehr als 50 Prozent immer noch beachtlich ist. Das einzige, was bei diesem „Nude-Look“ nackt vorm Betrachter steht, ist die entblößte Dummheit der Reklame.

Ein Dank an M. für dieses herrlich dämliche Zustecksel