Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Fwd:

Freitag, 24. Februar 2023, 13:53 Uhr

Qualitätsbetreff! 🥉️

Diese dumme Phishing-Spam gibt es gerade in verschiedenen leichten Variationen, für alle möglichen Banken und jedesmal verschiedener, absurd langer Spamprosa. Bei mir wird sie immer sicher als Spam erkannt und automatisch in den Müll sortiert. 🚮️

Sehr geehrte Kunde,

Nach so viel Gender-Neusprech¹ fällt so etwas vielen Menschen sicherlich kaum noch auf. Aber natürlich ist da ein Grammatik-Fehler gleich in der Anrede. Von einer richtigen Bank habe ich solche zu allem Überfluss und Überdruss auch noch fett gesetzten Fehler noch nie gesehen. Offenbar liest da noch einmal jemand über die Texte und nimmt die gröbsten Fehler raus, bevor die Kunden damit belästigt werden. Bei Spammern gibt es so eine Sorgfalt nicht. Wenn Spammer sich Mühe geben wollten, könnten sie doch gleich arbeiten gehen. 🛠️

Aber eine richtige Bank, die ihre Kunden anschreibt, spricht sie ja auch beim Namen an. Und sie nennt die Kontonummer, denn viele ihrer Kunden haben mehrere Konten. Zum Beispiel, um Geldflüsse aus selbstständiger geschäftlicher Tätigkeit sauber von ihrem privat genutzten Geld zu trennen, weil diese Jungs vom Finanzamt ganz schön garstig werden können.

Unser System erkennt, dass Sie Ihre Telefonnummer noch nicht aktiviert haben. Bitte bestätigen Sie Ihre Rufnummernanmeldung, damit Sie regelmäßig Benachrichtigungen der BBBank erhalten und Ihr Bankkonto besser kontrollieren können.

Huch, meine Telefonnummer ist nicht aktiv?! 😂️

Manche Formulierungen aus einer Spam sind von einer so tiefen, glückseligen Dummheit, dass sie fast schon wieder interessant klingen. „Aktivieren sie ihre (nicht angegebene) Telefonnummer, um ihr Bankkonto (ohne angegebene Kontonummer) besser zu kontrollieren“ ist so ein Beispiel. Kurt Schwitters wäre begeistert gewesen. 🙃️

Klicken Sie auf die Schaltfläche unten. und folgen Sie den Schritten:

Jetzt bestätigen

Wer da klickt, lasse alle Hoffnung fahren. Die Zumutung fängt damit an, dass der Link auf den eingebauten Linkkürzer von Twitter, auf t.co, geht. Keine Bank und kein anderer Geschäftstreibender würde so etwas tun. Es wäre ein Verstoß gegen Datenschutzbestimmungen, der ganz schön ins Geld gehen kann. Außerdem gibt es keinen Grund, warum man in einer HTML-formatierten Mail, in der sich auch eine überlange URI hinter einem Linktext versteckt, einen Linkkürzer verwenden sollte. Es gibt ja kein Platzproblem.

$ lynx -dump -source https://t.co/vn6vzP4GdE
<meta http-equiv="refresh" content="0;URL=https://exciting-diffie.143-198-93-206.plesk.page/kamil/wino">
$ mime-header "https://exciting-diffie.143-198-93-206.plesk.page/kamil/wino"
HTTP/1.1 301 Moved Permanently
Server: nginx
Date: Fri, 24 Feb 2023 11:59:43 GMT
Content-Type: text/html; charset=iso-8859-1
Content-Length: 361
Connection: close
Location: https://exciting-diffie.143-198-93-206.plesk.page/kamil/wino/
X-Powered-By: PleskLin
$ _

Oh, eine „Weiterleitung“ auf die eigene Adresse sieht man auch nicht jeden Tag. Immer wieder lustig, was sich Spammer einfallen lassen, um die Analyse zu erschweren. Auf alle Fälle bekommt man dort schließlich die Gelegenheit, etwas sehr sehr Dummes zu tun:

Screenshot der Phishing-Website

Alle Daten, die man dort in einem mehrstufigen Verfahren eingibt, gehen direkt an gewerbsmäßige Betrüger. Diese haben danach Zugriff auf ein Bankkonto und eine Kreditkarte und werden nicht nur das Konto leerräumen², sondern auch Betrugsgeschäfte unter der Identität des Kontoinhabers machen. Für den betrogenen Inhaber des Kontos und der Kreditkarte ist das – neben dem unmittelbaren finanziellen Schaden, der leicht fünfstellig werden kann – im Regelfall der Beginn eines mehrjährigen Ärgers, der in langwieriger Kommunikation mit Auskunfteien, Banken, Inkassobüros, Polizeien und Staatsanwaltschaften noch viel begrenzte Lebenszeit und Geld kosten wird. ☹️

Zum Glück für uns alle gibt es einen einfachen und völlig sicheren Schutz gegen Phishing, eine der häufigsten Kriminalitätsformen im Internet: Niemals in eine E-Mail klicken!. 🖱️🚫️

Wenn man sich für häufig aufgerufene Websites Lesezeichen im Webbrowser anlegt und diese Websites nur über diese Lesezeichen aufruft, haben Trickbetrüger keine Chance, einem einen giftigen Link unterzuschieben. Wenn man so eine E-Mail empfängt, die man nicht sofort unter spontaner Heiterkeit löscht, dann klickt man nicht in die E-Mail, sondern öffnet das Lesezeichen in seinem Webbrowser und meldet sich ganz normal auf der Website an. Wenn man daraufhin sieht, dass das in der E-Mail behauptete Problem gar nicht existiert, hat man einen dieser gefürchteten Cyberangriffe abgewehrt. So einfach geht das! 🛡️

Vielen Dank!

Keine Spam ist echt ohne diesen kalten, pseudohöflichen Dank für Nichts. 🤢️

BBBank Stiftung, Herrenstr. 2 -10.
76133 Karlsruhe.

© BBBank eG, Karlsruhe 2023.

Nein, diese Mail stammt nicht von BBBank, und ich hoffe sehr für meine Meinung von der Intelligenz in dieser Bank, dass dort niemand auf die Idee käme, für eine Mitteilung von so nichtexistententer Schöpfungshöhe allen Ernstes (und völlig ohne Rechtswirkung) ein „geistiges Eigentum“ zu proklamieren. 🤡️

Nein, nicht nur einmal, sondern…

© 2023 – BBBank Stiftung, Herrenstr. 2 -10. 76133 Karlsruhe..

…gleich zweimal, und zwar mit zwei Punkten. 🤦‍♂️️

Telefon: +49 211 59■■ ■
Fax: +49 211 59■■ ■■

Vorsitzender des Aufsichtsrats
Dr. med. dent. Karl-Georg Pochhammer

Vorstand
Matthias Schellenberg, Vorstandsvorsitzender | Alexander Müller | Thomas Runge | Holger Wessling | Sylvia Wilhelm

Eintragung
Amtsgericht Düsseldorf GnR 410

Umsatzsteueridentifikationsnummer
DE 119260415

Ich habe die Telefonnummern in diesem E-Mail-Impressum mal unkenntlich gemacht. Vermutlich wird das Telefon dort heute eh schon etwas häufiger bimmeln. 😑️

So weit ist es eine ganz normale Phishing-Spam. Was diese Spam bemerkenswert macht, ist die außerordentlich umfangreiche, aus Websites übernommene und in jeder dieser Spams andere Spamprosa, die für automatische Spamfilter einen „Inhalt“ simulieren soll. In dieser Spam war es der gesamte englischsprachige Wikipedia-Eintrag zu Dresden. In anderen Phishing-Spams für andere Banken wurden andere englischsprachige Wikipedia-Artikel übernommen. Von einem Zitat sehe ich hier ab, es wäre sehr lang… Dresden ist nun einmal keine geschichts- und gesichtslose Kleinstadt. 😉️

Es hat übrigens alles nichts genützt. Die Spam wurde und wird trotzdem sicher als Spam erkannt und automatisch aussortiert. Ja, diese Spamwelle läuft immer noch. 🌊️

¹Das in meinen Augen und Ohren Schlimmste an den Wortneubildungen, mit denen ein typisches First-World-Problem „gelöst“ werden soll, ist die hochgradige Verkrampftheit aller Schreib- und Sprechweisen. In den wenigen Situationen, in denen ich es überhaupt einmal für erforderlich halte, benutze ich die y-Endung, also „Sehr geehrty Kundy“. Das ist zwar auch nicht wirklich schön, aber es ist wenigstens sprechbar, klingt nicht krampfig, nicht einmal völlig unnatürlich, und es ist auch für blinde und schwer körperbehinderte Menschen zugänglich. Wer glaubt, dass der von Sonderzeichen aller Art durchsprenkelte Gender-Neusprech unserer bürgerlichen höheren Töchter mit Universitätshintergrund und „Linksgefühl“ irgendwie „inklusiv“ sei, muss sich nur mal anhören, wie die geschriebenen Texte bei einem blinden Menschen ankommen. Aber ganz offenbar haben diese Menschen, die immer von Inklusion sprechen, es nur sehr selten mit behinderten Menschen zu tun. Sonst würden sie sich schämen. Religion mag das Opium des Volkes (Marx) oder das Opium für das Volk (Lenin) sein, aber Gender ist LSD für die politische Linke.

²Nachdem man die Daten eingegeben hat, gibt es noch einen Anruf eines angeblichen Bankmitarbeiters, dass man die Änderungen „aus Sicherheitsgründen“ noch legitimieren müsse. Dabei wird aber über das jeweilig angewendete Sicherheitsverfahren eine Transaktion freigeschaltet, mit der das gesamte Konto leergeräumt wird.

4 Kommentare für Fwd:

  1. J.R. sagt:

    „Wer glaubt, dass der von Sonderzeichen aller Art durchsprenkelte Gender-Neusprech unserer bürgerlichen höheren Töchter mit Universitätshintergrund und „Linksgefühl“ irgendwie „inklusiv“ sei, muss sich nur mal anhören, wie die geschriebenen Texte bei einem blinden Menschen ankommen.“

    Ich vermute, da spricht die TTS-Engine dann „Kund Innen“ aus – wohl auch der Grund, warum häufig mit Doppelpunkt oder Unterstrich gegendert wird, weil ein „*“ öfter mal „Sternchen“ oder seltener „mal“ gesprochen wird.
    Und wenn du dir die angesprochenen Personen mal anhörst, wirst du feststellen, dass die exakt so sprechen und diese Pause zwischen „Kund“ und „Innen“ für sie „Entwicklung der Sprache“ bedeutet.

    Ich bevorzuge, wenn ich so sprechen oder schreiben muss, die Langversion – „Kundinnen und Kunden“, zufällig in unterschiedlicher Reihenfolge. Das stört dann auch nicht beim schnell-lesen durch erfassen der Wörter von ihrer Form durch Ober- und Unterlängen oder beim „mittragen lassen“ beim zuhören, d.h., wenn das zuhören in einem „Hintergrundprozess“ mit geringer „Systemauslastung“ des Gehirns stattfindet.

    • Und wenn du dir die angesprochenen Personen mal anhörst, wirst du feststellen, dass die exakt so sprechen und diese Pause zwischen „Kund“ und „Innen“ für sie „Entwicklung der Sprache“ bedeutet.

      Und wenn sich das noch ein paar Jahrzehnte verschleift, so es sich überhaupt in der Breite durchsetzt, dann bekommen wir so etwas ähnliches wie einen dänischen Stød – den auch lernbereite und motivierte Fremdsprachler nur mit erheblicher Mühe reproduzieren können. Dabei haben die Dänen so schön ihre Grammatik runtergeschliffen, dass es eigentlich eine leicht zu lernende Sprache ist. Wenn nur die Phonetik nicht so schwierig wäre. (Nicht nur der Stød, auch das weiche „d“ und der ganz eigene Vokalreichtum nebst einer lustigen Orthografie, die überhaupt nicht klar macht, wie ein Wort klingt, aber auch den gemeingermanischen Wortstamm hinter stummen Konsonanten verbergen kann, wie etwa in „mand“ für Mann. Flüssig gesprochenes Dänisch klingt für mich wie ein Strom aus teilweise schwer reproduzierbaren Vokalen, auf dem irgendwo eine Bedeutung dümpelt, die sich nicht von mir greifen lassen will.)

      Meistens probiere ich ja Formulierungen mit „Menschen“ und hoffe, dass das keinen Menschen ausgrenzt. Die völlig falschen Partizipien der Marke „Rad Fahrende“, „Studierende“ oder „Software Nutzende“, die sich gerade wie eine kranke Mode ausbreiten, geraten hoffentlich bald wieder in Vergessenheit oder werden zur typischen Merkmalen der Bürokraten- und Juristensprache in einer sprachlichen Parallelwelt, die ja schon immer anfällig für absurde Eigentümlichkeiten und den festen Willen, einfach ohne uns weiterzumachen war. Ich habe jedenfalls in meinem Leben eine Menge Studenten (oder in meinem Behelfsgegender: Studentys) kennengelernt, die keine Studierenden waren. Als ob Deutsch nicht schwierig genug wäre…

      Ich werde nie verstehen, warum sie nicht einfach Englisch sprechen. Da kommt man sehr gut und natürlich klingend ohne Geschlechtsmarkierungen aus.

  2. P.C.User sagt:

    Nach dem, was ich so lese, ist auch im englischen Sprachraum die wokeness unterwegs, um Sachkompetenz oder Befähigung als Kriterium durch Quoten-Erfüllung zu ersetzen.

    Ganz abgesehen von der Sprachverwirrung – gegendert kann man nicht mehr in einem Wort klar sagen oder verstehen, was gemeint ist: Ein(e) Studier-ende kann meines Erachtens z.B. jede(r) sein, der sich (um Wissen be-)müht – wo, wann, und in welchem Lebensalter auch immer – aber Studenten müßte man als „Immatrikulierte“ bezeichnen, wenn denn unbedingt geschlechtslos angeblich alle Geschlechter gleichermaßen gewürdigt werden sollten. Denn sie zeichnen sich gerade dadurch aus, daß sie an einer Hochschule zum Studium zugelassen sind, und leider gar nicht immer dadurch, daß sie davon auch Gebrauch machen…

    Überhaupt – allenthalben das -ende vor Augen zu haben, deprimiert mich, ehrlich gesagt. Am liebsten würde ich vorschlagen, zu schreiben: Studier-Enten, Fahrrad-Enten, Fußgeh-Enten usw. (Wenn mir nicht schiene, daß durch Verhunzen der Sprache nur wieder Aktionismus demonstriert wird, um ja nicht die bestehenden Ungerechtigkeiten antasten zu müssen – im Gegenteil, da ergibt sich die Möglichkeit, weitere zu begehen, wie z.B unbequeme Nicht-Konformisten zu diskreditieren – oder schlimmeres). Mein ‚Dank‘ vor allem den („journalistisch“) Bericht-Enten (denen nebenbei auch irgendwie die Vergangenheit abhanden gekommen ist)…

    • Nach dem, was ich so lese, ist auch im englischen Sprachraum die wokeness unterwegs, um Sachkompetenz oder Befähigung als Kriterium durch Quoten-Erfüllung zu ersetzen.

      Das kann ich bestätigen. Aber zumindest klingt die dabei herauskommende Sprache nicht wie ein vom Krampf durchschüttelter Fremdkörper, sondern fügt sich sehr schön ein. Manchmal gefällt es mir sogar. „Humankind“ als Ersatz für „Mankind“ ist wohl eines der gelungensten Beispiele. Es ist aber auch nicht so viel Verhunzung möglich, wenn die Ausgangssprache eh schon selten klare Geschlechtsmarkierungen macht und darüber hinaus kein grammatisches Geschlecht mehr hat. Deutsch mit seiner immer noch wuchtigen Komplexität und Formenfülle ist da leider ein ganz anderes Angriffsziel… und „leider“ nicht, weil ich da irgendwelche sentimentalen Gefühle hätte, sondern weil Deutsch nun einmal zufällig die Sprache ist, die für mich fühlt, erkennt, singt und denkt. Spätenstens, wenn man jemanden einen Stein auf den nackten, großen Zeh schmeißt, weiß man, was seine Muttersprache ist.

      Am liebsten würde ich vorschlagen, zu schreiben: Studier-Enten, Fahrrad-Enten, Fußgeh-Enten […] Mein ‚Dank‘ vor allem den („journalistisch“) Bericht-Enten

      So als ein gar nicht so heimlicher Freund von Kurt Schwitters – Rosenduft möge der Widerhall seines Namens ewiglich verbeiten! – fände ich ein „Gentern statt Gendern“ rundherum und mit wohligem Winken begrüßenswert.

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