Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Spende

Montag, 13. Mai 2024, 11:48 Uhr

Abt.: Schlecht gemachter Vorschussbetrug

Von: Judith .R. Faulkner <planner_plt_mgm@riungmitra.co.id>
Antwort an: judith_faulkner63@cash4u.com
An: Recipients <planner_plt_mgm@riungmitra.co.id>

So so, lt. Betreff eine Spende. Von jemandem, den ich nicht kenne. Von jemandem, der mich nicht kennt. Meine Mailadresse steht nicht als Empfänger drin, da diese Mail als BCC an ganz viele Empfänger auf einmal geht. In meinem Fall geht die Mail an eine Mailadresse, die vor einigen Monaten mit einer Schadsoftware aus dem Adressbuch im Smartphone eines Bekannten abgegriffen wurde. Diese Mailadresse kann man offenbar schon zusammen mit ein paar Millionen weiteren frischen Mailadressen für eine Handvoll Bitcoin in den Dunkelkammern des Internet kaufen. Und ich soll auch nicht an die Absenderadresse antworten, sondern an eine ganz andere Mailadresse. Auch, wenn es hier mal nicht eine GMail-Adresse ist, ist völlig klar, dass es sich um einen Trickbetrug handelt, bevor ich auch nur ein einziges Wort gelesen habe.

Hier soll einmal mehr ein Vorschussbetrug eingeleitet werden.

Ein Blick in den Mailheader zeigt mir, dass die Spam über eine IP-Adresse aus Indonesien versendet wurde. Mein alles vorsortierender rspamd hat für diese Mail 29,55 Punkte vergeben. Ab fünf Punkten gehts bei mir automatisch ins Spamklo.

Die einzige Frage, die sich mir zu dieser Spam noch stellt, ist, wie viele Milliönchen mir denn heute grundlos geschenkt werden sollen, weil ich so eine schöne Mailadresse habe, die man einfach so beim Fachhändler für Kriminalitätszubehör kaufen kann. Mal reinschauen:

Hallo,

Genau mein Name! 👍️

Ich bin Judith R. Faulkner, Gründerin von Epic Systems, Investorin und CEO von Epic Systems.

Na, immerhin kennt das Absender seinen eigenen Namen. Den kennt ja auch nicht jeder.

Ich bin einer der Eigentümer von Epic Systems. Ich habe 30 Prozent meines Privatvermögens für wohltätige Zwecke gespendet.

Geld hat das Absender. Geld, das es für wohltätige Zwecke ausgibt. Zum Beispiel, indem es das Geld irgendwelchen „Hallos“ wie mir in die Hand drückt. Das wäre in der Tat eine Wohltat, klingt aber ein kleines bisschen unglaubwürdig, wenn man auch nur kurz darüber nachdenkt.

Und ich habe auch versprochen, den Rest von 30 % dieses Jahr 2024 an Individual zu verschenken.

Ich heiße aber gar nicht „Individual“. Schon schade, wenn man zwar so viel Geld wie diese „Judith“ aus dem Kackloch des Spamklos hat, sich aber noch nicht einmal einen richtigen Dolmetscher leisten kann und deshalb Computerübelsetzungen benutzen muss, die manchmal auch ein bisschen komisch klingen können. 😅️

Mit Stable Diffusion generiertes BildEinmal ganz davon abgesehen, dass diese Mail auch nicht digital signiert ist. Ich habe also weder eine Möglichkeit, festzustellen, dass der Absender im Besitz eines bestimmten privaten Schlüssels ist; noch habe ich eine Möglichkeit, festzustellen, dass der Text dieser Mail auf dem Weg durch das Internet nicht verändert wurde. Denn eine E-Mail wird völlig offen durch das Internet befördert und ist nicht nur so leicht lesbar wie eine Postkarte, sondern wesentlich einfacher zu manipulieren als eine Postkarte. Niemand mit geschäftlicher Erfahrung und einem halbwegs funktionierenden Gehirn als Schädelfüllmasse würde das so machen, wenn es um nennenswerte Geldbeträge ginge. Denn jeder Mensch, der regelmäßig mit größeren Mengen Geldes zu tun hat, weiß aus Erfahrung, dass es Diebe und Betrüger gibt und dass es auf diese Leute ungefähr wie ein Kackhaufen auf die Schmeißfliegen wirkt, wenn irgendwo größere Mengen Geldes herumliegen.

Ich habe beschlossen, €2,500,000.00 an Sie zu spenden. Wenn Sie an meiner Spende interessiert sind, kontaktieren Sie mich bitte für weitere Informationen.

Ah, 2,5 Megaeuro sind heute der Köder. 🎣️

Ein richtiger Dolmetscher hätte dieses Ding mit den Punkten und Kommas im Betrag übrigens beim Übersetzen in eine andere Sprache übrigens richtig gemacht. Wir Deutschschreibenden machen das ja genau anders herum wie die Menschen im englischen Sprachraum. Der hier verwendete Computerübersetzer konnte das entweder nicht – was mir sehr unwahrscheinlich vorkommt – oder die Spammer haben den Betrag noch nachträglich im Text verändert und dabei so geschrieben, wie sie es gewohnt sind.

Aber bevor ich an das ganze schöne Geld kommen kann, muss ich antworten und den Spammern auch schnell erklären, wer ich überhaupt bin, denn bis jetzt kennen die von mir nur eine Mailadresse. Wir kennen ja alle solche Anfälle von Wohltätigkeit, bei denen man irgendwelchen wildfremden Leuten einfach so ein dickes Bündel Banknoten in die Hand drückt. Oder auch mal ein kleines Köfferchen, wie damals, als die Politik der CDU von Unbekannten aufgekauft wurde. Aber das ging ja nicht an Unbekannte, und es hatte auch einen Zweck. Es ist einer der Gründe, weshalb es in Deutschland zurzeit so aussieht, wie es aussieht. 🍌️

If you are interested in my donation of €2,500,000.00 do contact me for more info.

Oh, ein Stück aus dem englischen Originaltext hat sich auch erhalten.

Diese Spam einer Betrügerbande wurde mechanisch erstellt und kommt daher ohne Grußformel.

Entf! 🗑️

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