Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Tagesarchiv für den 15. Oktober 2009

Sehr geehrter PayPal Kunde,

Donnerstag, 15. Oktober 2009

Ja, dieser Betreff endet wirklich mit einem Komma!

Sehr geehrter PayPal-Mitglied,

Und mit der simplen Tatsache, dass „Mitglied“ in der deutschen Sprache von sächlichem Geschlechte ist, kennen sich diese Verbrecher auch nicht aus. Den bei PayPal wohlbekannten Namen, der in jeder echten Mail von PayPal erwähnt wird, können sie in ihrer millionenfachen Massenpost natürlich auch nicht kennen.

Vor kurzem haben wir bemerkt, ein oder mehrere Versuche, sich in Ihr PayPal-Konto anmelden aus einer fremden IP-Adresse.

Auch das sonstige Deutsch ist mal wieder ein bisschen holprig…

Wenn Sie Zugriff auf Ihr Konto vor kurzem wдhrend der Reise, die ungewцhnliche Login-Versuche gewesen sein mag, die Sie gestartet.

…und auch die Angabe der korrekten Codepage für die Darstellung deutscher Umlaute ist diesen Idioten gründlich missglückt.

Jedoch, wenn Sie der rechtmдЯige Inhaber des Kontos, klicken Sie auf den untenstehenden Link, um auf das Konto anmelden und den Anweisungen folgen.
https://www.paypal.com/de/cgi-bin/webscr?cmd=login

Die nicht besonders toll formatierte Mail ist natürlich im HTML-Format verfasst, und diese tolle Adresse ist nicht etwa ein Link auf diese tolle Adresse, sondern geht auf ein gehacktes Forum. In diesem Forum war eine Datei mit dem Namen pp.html hinterlegt, die der Login-Seite von PayPal sehr ähnlich sah. Ich schreibe das in der Vergangenheit, weil ich den Betreiber des Forums sofort darüber informiert habe, und der hat daraufhin etlichen kriminellen Dreck aus seinem Forum gelöscht, damit nicht noch mehr Schaden durch das Phishing entsteht und dabei hoffentlich auch mal seine Software aktualisiert. Das empfehle ich übrigens zur Nachahmung, wenn man einen Rechner hat, der besonders gesichert ist, so dass ein Klick in eine Spam gefahrlos ist. (Die bloße Existenz eines Virenscanners und einer Firewall ist keine ausreichende Sicherung.)

Die eingegebene Mailadresse und das Passwort gehen natürlich nicht zu PayPal, sondern auf die Website von Verbrechern. Die werden damit Dinge anfangen, die sich kein Kunde bei PayPal wünschen kann.

Wenn Sie sich dafьr entscheiden, das Ersuchen zu ergдnzen, geben Sie uns keine andere Wahl, auf Ihr Konto vorьbergehend auszusetzen. Es dauert mindestens 72 Stunden fьr die Untersuchung in diesem Fall und wir empfehlen Ihnen, Ihr Konto zu diesem Zeitpunkt zu ьberprьfen.

Sondermüll sofort löschen! Denn…

Thank you for using PayPal!
PayPal Account Review Department
PayPal Email ID PP232

…PayPal hat damit nix zu tun. (Und so etwas wie eine „PayPal Email ID“ ist ein sehr dürftiger Ersatz für eine persönliche Ansprache.)

Spamgezwitscher

Donnerstag, 15. Oktober 2009

Wenn man einen kleinen, völlig unbeachteten Account bei Twitter hat, bekommt man bald jede Menge lustiger Gesellen, die so tun, als ob sie sich für das Gezwitscher interessieren. Viele dieser lustigen Gesellen haben einen Frauennamen, gefolgt von einem Unterstrich und einer Ziffernkombination als Nick, einige auch gleich einen leckeren Buchstabensalat. Da ist ja immer ganz klar, was diese Leute wollen – andere Leute auf die diversen, als Porno-Sites getarnten Malware-Schleudern der Mafia locken.

Und dann gibt es auch jene, die ein etwas anderes Marketing versuchen. Ob ein „Follower“, der solche Interessen wie dieser hier kundgibt…

DavidUnzicker Wie Sie mehr als 2000 Usern folgen können

…allerdings so ein Zugewinn für die Reichweite des eigenen Gezwitschers ist? Oder ob der einfach nur sein tolles Stück Software verkaufen will, das total automatisch dafür sorgt, dass man bei allerhand willkürlich ausgewählten Twitter-Usern als Follower eingetragen wird, immer in der Hoffnung, dass die „zurückfolgen“? In keinem Fall verspricht ein derart eingeschränkter Themenkreis irgendetwas Interessantes, hier geht es einfach nur um den Missbrauch der Funktion „Follow“, um eine solche „Botschaft“ möglichst vielen Leuten zu präsentieren – und zu hoffen, dass einige Empfänger dieser „Botschaft“ ganz heiß darauf sind, ebenfalls zu Twitter-Spammern zu werden.

Also so etwas wie das hier:

Geschenksets ideale Geschenkidee für Kinder fuer Euro

Tröstlich, dass es „für Kinder“ ist, aber „fuer Euro“.

Nach fünf Monaten experimenteller Twitter-Nutzung kann ich folgenden Eindruck zusammenfassen: Mehr als 80 Prozent der vorgeblichen „Follower“ sind Spamversuche. Allerdings beseitigt Twitter die derbsten Idioten von selbst. So sehr einige Leute auch von der Vorstellung besessen sind, dass es sich bei Twitter und anderen Diensten zur Mitteilung von Stümmelnachrichten um etwas ganz Neues und Tolles handelt, ich sehe hier genau die gleiche Krankheit wie in allen anderen Kanälen, auf den Menschen sich eigentlich austauschen könnten: Sie werden durch asozialen Missbrauch unbrauchbar gemacht.

Und die beiden Beispiele sind nicht etwa die Einzigen, sondern die Spitze eines Eisberges…