„Viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt“ (Mt.22:14). Gut, dass das bei den Spammern ein bisschen anders ist, da ist jeder auserwählt, dessen Mailadresse unter Spammern umläuft. Es gibt zwar kein Heil und kein Himmelreich, aber dafür einen Gutschein… ach, so etwas nennt man jetzt ja „Geschenkkarte“, weil das Wort viel moderner klingt:
𝐅𝐞𝐢𝐞𝐫𝐧 𝐒𝐢𝐞 𝐝𝐚𝐬 𝐁𝐨𝐨𝐤𝐢𝐧𝐠.𝐜𝐨𝐦-𝐉𝐮𝐛𝐢𝐥ä𝐮𝐦 𝐦𝐢𝐭 𝐞𝐢𝐧𝐞𝐫 𝟓𝟎𝟎-€-𝐆𝐞𝐬𝐜𝐡𝐞𝐧𝐤𝐤𝐚𝐫𝐭𝐞
Das Bild wird aus dem Web nachgeladen. Es wurde – für Spammer erfreulich anonym und kostenlos – bei Zupimages hochgeladen. Das mögen Spammer. Es spart ihnen Geld und erspart ihnen diese lästigen Handschellen bei der Verhaftung.
Und die Spam kommt bei jeden an, dessen Mailadresse unter Spammern umgeht. Selbst bei mir. Dabei habe ich überhaupt keine Erfahrungen mit „Booking.com“ und wusste bis eben nicht einmal, dass es eine Klitsche dieses Namens gibt und was sie mir anbieten will. Und zwar aus dem gleichen Grund, aus dem die allermeisten Menschen nicht wissen, wo man in diesem Internet Auftragsmorde bestellen kann: Warum sollte man etwas kennen, wenn man noch nie Interesse daran gehabt hat? Und ja, dank eines wirksamen Adblockers im Webbrowser hat auch noch nie eines von diesen Werbebannern mit eingebauter Überwachungsfunktion versucht, mein Interesse zu erwecken. Was ich übrigens nicht vermisse. Ganz im Gegenteil: Ich bin manchmal schon ein bisschen entsetzt, wie das Web bei Menschen ohne Adblocker aussieht und wie unbenutzbar es für sie gemacht wird… und wie langsam es selbst bei sehr schneller Leitung werden kann, wenn der Browser riesige Javascriptmengen abarbeiten muss, die vor allem völlig unerwünschte Überwachungsfunktionen implementieren sollen. So schade, dass niemand Werbung für Adblocker schaltet! 😁️
Aber das ist ein ganz anderes und eigentlich auch etwas trauriges Thema. Denn Adblocker sind ja nicht nur eine Komfortfunktion, sondern eine unverzichtbare Software zum Schutz der Computersicherheit und der Privatsphäre, wesentlich wichtiger und wirksamer als jedes Antivirusschlangenöl.
Also zurück zur Spam.
Dieses „Booking.com“ hat jedenfalls keine Mailadresse von mir. Selbst, wenn ich dort Kunde wäre und eine Mailadresse angeben müsste, würde ich eigens dafür eine spezielle Mailadresse einrichten, denn ich weiß ja immer gern, woher Kriminelle im real existierenden Industriestandard des Datenschutzes ihre Daten bekommen, schreibe auch ganz gern mal an die Datenschutzbeauftragten und außerdem kann man eine Wegwerfadresse sehr bequem wieder wegwerfen, wenn dort nur noch Müll ankommt. Dieses Vorgehen kann ich anderen Menschen nur zur Nachahmung empfehlen. Eine Mailadresse ist schnell eingerichtet. Ich kenne schönere und nahrhaftere Lektüre als Reklame, die mich mit fadenscheinigen Tricks und niederträchtiger Lüge vollspinnen und umgarnen will, und ich kenne angenehmerere, weniger stinkende Menschen als die Menschen, die sich für Reklame bezahlen lassen und für eine Handvoll Geld jede nur erdenkliche Niedertracht und Lüge hervorbringen. Der Unterschied zwischen leider legaler Reklame und illegaler Spam ist gar nicht so groß, wie Werber das vermutlich gern hätten, wenn ihnen noch nicht jede erstrebenswerte Kultur des zivilisierten Miteinanders gleichgültig wäre. Es ist ein juristischer Unterschied, kein inhaltlicher oder intentioneller. Es ist beides Ausfluss der gleichen charakterlichen Verkommenheit.
Nebeneffekt: Man erkennt sofort Phishing, wenn es auf einer falschen Mailadresse ankommt.
Ach!
Jedenfalls sollte jedem Menschen klar sein, dass diese Spam nicht von „Booking.com“ kommt, sondern eine Spam ist. Die „Geschenkkarte“ gibt es nicht. Die Umfrage mit den „paar kurzen Fragen“ ist Bullshit. In die Spam sollte man besser nicht klicken, denn es ist eine Spam. Sie führt auf eine Website von Trickbetrügern, die mit Lügen einen völlig falschen Eindruck erwecken wollen. Generell ist jeder Klick in eine Mail gefährlich. Das gilt erst recht für Spam.
Wer trotzdem klickt, darf – nach einigen Weiterleitungen, denn Spammer setzen niemals einen direkten Link – der Reihe nach die folgenden Fragen beantworten, die für Marktforschungszwecke sicherlich fast schon so wichtig wie ein kleines Steak sind:
- Wie oft nutzen Sie Booking.com, um Ihre Reiseunterkünfte zu buchen??
- Stets
- Oft
- Gelegentlich
- Selten
- Wie haben Sie von der Verlosung einer Booking.com-Geschenkkarte im Wert von 500 € erfahren?
- Sozialen Medien [sic!]
- Booking.com-Website
- Freunde oder Familie
- Was ist ihr Lieblingsservice auf Booking.com?
- Einfacher Buchungsprozess
- Große Auswahl an Unterkünften
- Kundenbewertungen
- Angebote und Rabatte
- Wie erfahren Sie normalerweise von Angeboten auf Booking.com?
- E-Mail Benachrichtigungen
- Sozialen Medien [sic!]
- Anzeigen auf anderen Websites
- Mundpropaganda
- Haben Sie schon einmal an einer Promotion oder einem Giveaway von Booking.com teilgenommen?
- Ja, mehrmals
- Ja einmal
- Nein, aber ich habe von ihnen gehört
- Nein niemals
- Wie wichtig sind Kundenbewertungen für Ihren Entscheidungsprozess auf Booking.com?
- Sehr wichtig
- Irgendwie wichtig
- Nicht sehr wichtig
- Überhaupt nicht wichtig
- Welche Art von Unterkunft buchen Sie am liebsten auf Booking.com?
- Hotels
- Wohnungen
- Ferienhäuser
- Herbergen
- Wie bezahlen Sie normalerweise Ihre Buchungen auf Booking.com?
- Kreditkarte
- Debitkarte
- PayPal
- Andere
- Welchen Aspekt von Booking.com würden Sie am liebsten verbessert sehen?
- Weitere Unterkunftsmöglichkeiten
- Bessere Preise
- Verbesserter Kundenservice
- Einfachere Website-/App-Navigation
- Wofür würden Sie die Booking.com-Geschenkkarte im Wert von 500 € am wahrscheinlichsten verwenden?
- Ein Wochenendausflug
- Ein Familienurlaub
- Eine Geschäftsreise
- Ein besonderer Anlass
Ich erspare mir mal die Kommentare zu diesen wichtigen Marktforschungsfragen.
Währenddessen tickt im unteren Seitenbereich eine Uhr die 6:30 Minuten weg, die man Zeit hat, damit man auch ja nicht so viel und kompliziert nachdenkt. Ich habe sie mal komplett runterticken lassen. Sie fängt dann wieder bei 6:30 Minuten von vorne an. Es handelt sich nicht um Zeitmessung, sondern um einen bei solchen Betrügern beliebten Trick, den potentiellen, in Spam gierig gemachten Opfern Stress zu machen. Die Betrüger wissen ja aus ihrer „Berufserfahrung“, dass so ein Stress dumm macht und die Erfolgsaussichten für einen Betrug erhöht.
Danach darf ich auf einer Website, die nichts mit „Booking.com“ zu tun hat, meinen Vornamen, meinen Nachnamen, meine Anschrift mit Postleitzahl und Stadt, meine Mailadresse und meine Telefonnummer angeben. Außerdem muss ich lustige allgemeine Geschäftsbedingungen und ebenso lustige Aktionsbedingungen mit einem Klick auf die Checkbox abnicken, die ich aber leider nicht archivieren kann, weil beides über Javascript eingeblendet wird, statt auf eine Website zu verlinken. Nun gut, mal den Fake Name Generator anwerfen, damit die Betrüger wenigstens ein paar wertlose Mülldaten bekommen, die ihnen die Zeit rauben. Wenn ich mir das alles schon anschaue, ohne dabei viel Neues zu sehen…
Im nächsten Schritt darf man dann den Trickbetrügern, die einen völlig falschen Eindruck erwecken, seine Kreditkartendaten mitteilen, um zwei Euro Versandgebühr zu bezahlen: Karteninhaber, Kartennummer, Ablaufdatum und CVV. Damit haben die Betrüger alles, was sie für den Missbrauch einer fremden Identität und einer fremden Kreditkarte benötigen – und wer darauf reingefallen ist, hat sich eine Menge Ärger und vermutlich noch in der gleichen Stunde des Tages erhebliche finanzielle Verluste statt eines angeblichen Geschenkes im Wert von fünfhundert Euro abgeholt. Denen, die darauf reingefallen sind, empfehle ich, zur Schadensbegrenzung sofort die Kreditkarte sperren zu lassen und zur Polizei zu gehen.
Der nächste Urlaub wird dann wohl ausfallen, und vermutlich auch der übernächste. Wenn man es im Internet mit Trickbetrügern zu tun hat, ist schnell eine Menge Geld weg. In diesem Fall führt der kriminelle Missbrauch der Identität und der Kreditkarte zu langjährigem und sehr nachhaltigem Ärger, weil man in etlichen Betrugsverfahren als mutmaßlicher Täter zum Ziel der Ermittlungen wird. Dazu muss man immer wieder Untersuchungsrichtern, Inkassobüros und Polizeibeamten seine Geschichte erzählen, als ob es nicht zermürbend genug wäre. Der tägliche Blick in den Briefkasten wird zu einem „Mal schauen, was für eine Scheiße heute kommt“. Das verlorene Geld und die ganze verlorene Lebenszeit gibt einem niemand mehr zurück.
Deshalb klickt man ja auch nicht in eine E-Mail. 🖱️🚫️
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Was ist eigentlich mit den Menschen, die auf diese spezielle Nummer hereinfallen könnten. Ich habe mir sagen lassen, dass inzwischen doch ziemlich viele Menschen neben der Rundfunkabgabe – von mir meist als „Quasikopfsteuer auf das Bewohnen einer Wohnung zur Finanzierung des Parteienstaatsfunks“ bezeichnet – auch noch Geld fürs Streaming ausgeben, weil die Qualität der Unterhaltung im teuer bezahlten öffentlich-rechtlichen Angebot unzumutbar und offen geistverachtend ist. Außerdem gehe ich kraft meiner im Laufe meines Lebens angesammelten Vorurteile davon aus, dass Menschen, die einen hohen passiven Medienkonsum (so etwas wie Fernsehen) haben, tendenziell eher nicht zu den Hellsten gehören. Leute, die für Streaming bezahlen, könnten also durchaus eine „Zielgruppe“ für Spammer mit ihrem ständigen Betrug und Bauernfang sein. Ich sehe ja gerade eine solche Spam vor mir. Die ist übrigens auch so „gut“, dass sie es bei mir durch den Spamfilter geschafft hat, was inzwischen eine Seltenheit ist. Diese Spam könnte also bei ziemlich vielen Menschen ankommen, ohne sofort Verdacht zu erwecken, weil sie als Spam aussortiert wurde. Und da ist vielleicht auch der eine oder andere Empfänger dabei – den Spammern reicht es ja für ihr kriminelles Geschäftsmodell immer aus, wenn sie nur einen Bruchteil der Empfänger abziehen können – der keinen Überblick über seine bezahlten Leistungen bei Netflix hat und deshalb schnell mal in die Mail klickt. Was bekommt ein solcher Empfänger dann zu sehen?![Ihre Mitgliedschaft ist abgelaufen! -- Lieber Kunde, -- Ihre Mitgliedschaft ist abgelaufen. -- Aber im Rahmen unseres Treueprogramms können Sie jetzt kostenlos um 90 Tage verlängern. -- Genießen Sie 3 Monate lang kostenlos Ihre Lieblingsfilme. Bereit zum Zuschauen? Verlängern Sie Ihre Mitgliedschaft. -- [Jetzt verlängern] -- (460 Pixel leerer Zwischenraum in der Seitengestaltung) -- Diese Website ist nicht mit Netflix oder einer ähnlichen Marke verbunden oder wird von diesen unterstützt und erhebt keinen Anspruch darauf, Marken, Handelsnamen oder Rechte im Zusammenhang mit den Produkten zu vertreten oder zu besitzen, die Eigentum der jeweiligen Eigentümer sind, die dies tun -- Diese Website ist weder Eigentümer noch befürwortet oder bewirbt sie sie. -- Durch Eingabe der Kreditkartendaten auf der Zahlungsseite kann der Benutzer für ein kostenpflichtiges Abonnement angemeldet werden. Für die auf dieser Seite angebotenen Produkte fallen Gebühren an. Weitere Informationen finden Sie auf der Website des Herstellers, da die Bedingungen je nach Angebot variieren. Die Allgemeinen Geschäftsbedingungen zu diesem Angebot finden Sie auf der Zahlungsseite.](https://spam.tamagothi.de/wp-content/uploads/2024/07/spam-netflix-500.png)
![Bild aus der Spam: KETO PLUS -- DAS SCHLANKE GEHEIMNIS AUS AMERIKA! -- GESUND & SCHNELL -- Abnehmen nach amerikanischem Rezept! -- [KLICKEN SIE HIER] -- JETZT IN DEUTSCHLAND ERHÄLTLICH -- Dank dieser neuen Art des Abnehmens ist ein Traumkörper jetzt so einfach wie nie zuvor. Sind Sie bereit, in ihre Gesundheit zu investieren? -- [MEHR INFORMATIONEN] -- Dann müssen Sie diesen Artikel unbedingt lesen. Eine starke Schlankheitshilfe aus Amerika ist jetzt auch in den Niederlanden und Belgien erhältlich. Einfaches Abnehmen mit 100 % natürlichen Inhaltsstoffen ist jetzt für jedermann verfügbar. -- Klicken Sie auf die Schaltfläche unten und beginnen Sie auch mit dem Abnehmen! -- [MEHR INFORMATIONEN]](https://spam.tamagothi.de/wp-content/uploads/2024/07/keto.jpg)
Aber es scheint ja leider mehr als genug Menschen zu geben, bei denen alle höheren Verstandesleistungen aussetzen, wenn sie sich nur vorstellen, mit ganz geheimen Geheimmethoden, von denen man nur aus fragwürdigen Quellen erfährt an ganz viel Geld zu kommen. Die greifen dann auch nicht mehr zum Taschenrechner, zum Handy, zu ihrer Tabellenkalkulation oder zu ihrem so genannten „intelligenten Assistenten“ und rechnen einfach mal kurz überschlagsweise nach, wie plausibel das wohl alles ist, bevor sie irgendwelchen Leuten oder Klitschen ihr oft bitter erarbeitetes Geld geben. Eine Rendite von rd. 15,6 Millionen Prozent im Jahr ist so völlig absurd und gaga, dass ich hoffentlich nicht mehr darlegen muss, warum die absurd ist. Vom zweiten Jahr will ich gar nicht erst anfangen… 😲️