Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Your list of assets

Sonntag, 20. Mai 2012, 0:30 Uhr

Oh, eine Mail auf eine Mailadresse, die ich seit Jahren nicht mehr verwende, weil sie völlig spamverseucht war¹. Das kann ja nur ein ganz tolles Angebot sein!

We give you more slots and jackpots, plus 3000euro. www.palace-vips.com

Ach, das hatte ich ja lange nicht, dass mir so ein „Casino“ 3000 Euro schenken will…

Erstmal der obligatorische Blick auf das aktuelle Design der betrügerischen Casino-Spammer (zum Vergrößern auf das Vorschaubild klicken):

Screenshot der betrügerischen Website

Wie unschwer zu erkennen ist, haben diese Spammer ihren zuletzt völlig unfähigen Designer gegen jemanden ausgetauscht, der eine etwas erträglichere Arbeit abliefert. Zugegeben, die Anwendung der gaußschen Unschärfe, um einen Eindruck von Tiefenschärfe zu erwecken, wirkt genau dann lächerlich, wenn die Frau sich gestochen scharf mit scheinbar lautem Jubelschrei über einen Gewinn an der Slotmaschine freut, aber die in ähnlicher Entfernung stehende Slotmaschine eine vollkommen unkenntliche Farbmatschfläche ist. Aber das liegt daran, dass diesem lächerlichen Ensemble aus Jetons, Spielkarten und Würfeln zusammen mit der Frau ein naturgemäß recht scharfes animiertes GIF überlagert wurde, das fröhlich auf Karten, Jetonrändern und Armbändern vor sich hinglitzert, um auf diese Weise eine Spur von „Eleganz“ in den dummen Dreck zu streuen. Immerhin ist dieses GIF so gut optimiert, dass es sogar eine erträgliche Dateigröße hat. So viel grafische Könnerschaft war ich von den Produkten dieser Idioten schon gar nicht mehr gewohnt.

Wie so häufig ist der gegenwärtige Stand noch etwas unausgegoren (oben rechts in der Ecke fehlt auch ein Bild), und der über JavaScript reingefahrene Layer mit den Lügen und der Download-Aufforderung…

Detail: Layer mit zusätzlicher Download-Aufforderung

…schafft es nicht, in seiner ganzen Breite über den Rand des Browserfensters zu kommen. Zum Ausgleich dafür sieht seine gesamte Animation allerdings auch auf einem aktuellen Computer langsam, ruckelig und schlecht aus. Man freut sich bei den Casino-Halunken ja schon über Weniges. Zum Beispiel darüber, dass sie mich inzwischen nicht mehr mit einem in JavaScript realisierten Jackpot-Zähler nerven, der fröhlich nach oben zählt, aber beim Neuladen der Seite wieder bei seinem vorherigen Startwert anfängt. Da konnte man sogar Menschen mit extrem schwachem Denkmuskel klar machen, dass es sich um eine Täuschung handelt – und dass es nur einen Grund für derartige Täuschungen geben kann, nämlich Betrug.

Gut, das haben die Idioten also auch gelernt. Und jetzt versuchen sie mit viel Geglitzer und animierten GIF-Grafiken Eindruck zu machen. Das ist tatsächlich etwas besser als die Flash-Strokeleien, die ich auch schon „genießen“ durfte und die zu einem mehrsekündigen „Durchatmen“ des Browsers vor der Seitendarstellung geführt haben.

Aber was ist jetzt mit den 3000 Euro, die mir laut Spam geschenkt werden sollen. Mal einen Blick in die „Aktionen“ auf der Website werfen:

Bonus für 1. Einzahlung

300 % Bonus für neue Spieler

Jeder neue Spieler erhält von uns einen 300% [sic!], bis zu 1.500€ Bonus.
Tätigen Sie einfach Ihre erste Einzahlung und erhalten Sie Ihren Bonus! […]

Bonus für 2. Einzahlung

Erhalten Sie 300% bis zu 1.500€ auf Ihre zweite Einzahlung gutgeschrieben!

Tätigen Sie eine zweite Einzahlung, um einen weiteren Bonus bis zu 1.500€ gutgeschrieben zu bekommen.

Das ist ja wieder so richtig nett. Wenn ich also dazu bereit bin, einem „Casino“, das über illegale und asoziale Spam mit gefälschtem Absender beworben wird, zwei lila Lappen echtes Geld zuzustecken, dann bekomme ich dafür 3.000 Euro in virtuellen Jetons. Glasperlen hätte ich allerdings irgendwie überzeugender gefunden, denn die hätten wenigstens noch einen minimalen Gegenwert.

Erwähnte ich eigentlich schon, dass diese Website natürlich kein Impressum hat? Dass das „Casino“ also nicht einmal eine Anschrift hat? Und dass die Domain von einer „Inga Mimimi“ [sic!] registriert wurde, die im Palace God [sic!] an der 37 Avenu [sic!] in New York zu wohnen vorgibt? Den Nameserver für diese tolle Domain hat die gute Frau Mimimi allerdings lieber im großen weiten Russland stehen. Ich glaube ja, dass diese leicht mit einem flugs getippten whois -H ermittelbaren öffentlichen Daten keiner weiteren Kommentierung bedürfen und sage deshalb auch gar nichts weiter dazu. Wer meint, derartigen Gestalten Geld anvertrauen zu müssen, ist auch durch viele Worte nicht mehr richtig zu erreichen. Und wer meint, dass ein Button mit dem Text „DOWNLOAD“ auf der Website derartiger Gestalten eine tolle Sache wäre, sollte sich bitte umgehend vom nächsten Hirnmetzger lobotomieren lassen, damit er mit seiner Verantwortungslosigkeit im Internet wenigstens keinen Schaden mehr für andere Menschen anrichten kann, die regelmäßig unter kriminellen Angriffen und Spam aus den Botnetzen zu leiden haben. An der eigenen geistigen Leistungsfähigkeit würde ein solcher kleiner Eingriff ja nichts ändern.

Für jeden Menschen mit handelsüblichen cerebralen Funktionen werden weitergehende Informationen über durch Spam beworbene „Casinos“ im Internet allerdings kaum eine Überraschung sein.

Da ist dann auch auf der Stelle klar, was von einem weiteren Bonus-Angebot dieser mafiösen Spammer zu halten ist:

Bonus für die Zahlungsmethode

Spezieller Einzahlungsbonus von 15% für die Zahlungsmethode

Sichern Sie einen 15 %-Bonus bis zu 1.000 € auf Ihren Einzahlungsbetrag. 15% Bonus bei: Ukash, Neteller, Skrill, PostePay, Giropay, Sofort.

Das heißt auf gut Deutsch: Wenn sie eine Zahlungsmethode verwenden, bei der sie uns anonym und direkt Bargeld zuschieben, gibts noch mehr Bonus. Wer könnte dazu „nein“ sagen? Doch nur ein Mensch mit einem IQ über der Körpertemperatur! :mrgreen:

Ach ja, ganz unten in der Seite wird noch versucht, Eindruck mit „gefühlter Sicherheit“ zu schinden:

Detail aus der betrügerischen Website

Nun, SSL ist ein bisschen mehr als ein Piktogramm mit einem Schloss und dem Kürzel SSL dahinter – und da oben im Adressfeld steht http: als Protokoll, nicht https:. Diese Blender versagen bei ihrem Gestümpere doch immer wieder aufs Kläglichste, wenn sie einen falschen Eindruck beim Betrachter erwecken wollen…

Mal schauen, ob von solchen Versuchen nach ein paar Monaten erfreulicher Sendepause wieder ein paar mehr kommen.

¹Ich habe mir übrigens angewöhnt, völlig spamverseuchte Mailadressen auf einen Google-Account weiterzuleiten. Dass Google (in den Nutzungsbedingungen auch so mitgeteilt) meine virtuelle Post öffnet und mitliest, um mich besser nach Marketinggesichtspunkten zu quantifizieren und mich dann mit „passender“ Reklame vollzumüllen, finde ich so unerträglich, pöbelhaft und halbseiden, dass ich den E-Mail-Dienst von Google nur für… ähm… sehr spezielle Zwecke nutze. Zum Ausgleich darf Google gern jeden Tag eine dreistellige Anzahl Spammails an mich lesen, die ich auf die Google-Adresse weiterleite. Wenn dadurch ganz neben Googles Spamfilter besser wird und immer weniger Menschen mit den kriminellen Machenschaften der Spammer konfrontiert werden, ist mir das nur recht…

Ein Kommentar für Your list of assets

  1. Gerald sagt:

    Hast du keine Angst beim weiterleiten auf den Google-Account daß du stattdessen noch mehr Spam bekommst? Google ist die Anzahl völlig wurscht da es automatisiert geschieht und einige angeschlossene Partner die dann mit Informationen maschinell gefüttert werden sind auch nur Spammer.
    Ich denke nicht daß Google für dich den Spamfilter spielt (außer den üblichen Schutzmechanismen gegen Spam die jeder E-mail Dienst hat).

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