Oh, ich habe gewonnen? Wo denn?
Von: Barrister Jose Miguel Rodriguez <support@capacityproviders.com>
Antwort an: jnmiguelrodriguez@gmail.com
An: undisclosed-recipients:;
Ah, bei einem Spezialrechtsanwalt aus dem Spamfilter, der seine Kommunikation lieber über eine kostenlos und anonym eingerichtete Mailadresse beim dicksten Freund des Spammers und Betrügers, bei Googles GMail, macht. Die Mail wurde übrigens über den Freemailer von Microsoft versendet, die Absenderadresse stimmt nicht. Puh, ich hatte ganz vergessen, wie viel sinnlosen Müll Microsoft immer in die Mailheader schreibt! Mein rspamd hat dieser Mail 10,67 güldne Spampunkte gegeben, ab fünf Punkten gehts bei mir in den virtuellen Orkus. Diese Spam wird also fast überall als Spam aussortiert werden, auch bei weniger empfindlich eingestellten Spamfiltern.
Aber selbst, wenn diese Spam mal durchkommt, wird der Text dieser Vorschussbetrügerbande hoffentlich nur spontane Heiterkeit auslösen.
Hallo.
Ja, das ist mal wieder genau mein Name. Und, was habe ich gewonnen?
Endgьltige Mitteilung ьber die Zahlung nicht beanspruchter Preisgelder
Ah, kaputte Umlaute habe ich gewonnen. Weil der Spammer sein Spamskript nicht verstanden hat und als Encoding Windows-1251 angegeben hat, aber seinen Text in ISO 8859-15 geschrieben hat. Tja, hätte er dieses neumodische Unicode benutzt, das es seit über dreißig Jahren gibt, das sich vor über zwanzig Jahren durchgesetzt hat und das von jedem modernen Betriebssystem unterstützt und als Standard verwendet wird, dann wäre das nicht passiert. Vermutlich sind sowohl das Spamskript als auch die für den Betrug verwendeten Texte sehr alt, und der Spammer weiß auch nicht so genau, wie man recode verwendet, denn das mit dem Computerkram hirnt ja alles nur und er möchte doch mit dem Computer nur betrügen. Dann sind da eben kyrillische Kringel statt der im Deutschen üblichen lustigen Pünktchen über den Vokalen.
(Ich muss aber eingestehen, dass solche Altlasten in den Daten wirklich fürchterlich nerven können. Es hat schon seinen Grund, dass in der grauen Vorzeit der elektronischen Datenverarbeitung grundsätzlich keine Umlaute verwendet wurden. Es gab dafür keine Standards, was alles erschwert hat. Auch mit recode
ist man manchmal aufgeschmissen.)
Wir mцchten Sie darьber informieren, dass unsere Anwaltskanzlei mit der rechtlichen Beratung fьr Sie als Ihr Vertreter fьr die Verarbeitung beauftragt wurde
Ich will aber keinen Vertreter für meine Verarbeitung! Das klingt ja, als solle ich in die Metzgerei. 😁️
Auszahlung eines nicht beanspruchten Lotteriegeldes in Ihrem Namen.
Was ist denn jetzt mein Name, du Anwalt, du? „Hallo“ ist es jedenfalls nicht. 😅️
Der Gesamtbetrag, der Ihnen zusteht, betrдgt 5.540.225,10 EUR
Elftausend lila Lappen der EZB! Und dabei habe ich noch nicht einmal bei irgendeiner Lotterie ein Los gekauft. Warum sollte ich auch? Ich kaufe von meinem Geld lieber Nudeln, als in Form einer Lotterieteilnahme freiwillig Steuern zu zahlen. 😺️
Wir beraten Sie bei der Geltendmachung Ihres Anspruchs.
Ich mag ja Wörter wie „Geltendmachung“. Die sollen immer so schön präzise, einschüchternd und ernst klingen, klingen aber in Wirklichkeit lächerlich und dumm. Gilt mein „Anspruch“ denn gar nicht und muss er erst „geltend“ gemacht werden? Oder ist er gültig (obwohl ich keinen Beleg für meine Teilnahme an dieser Quatschlotterie eines Vorschussbetrügers habe), aber noch nicht geltend? Oder was? Ein Mensch, der denken und fühlen kann, würde hier eher „Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen (oder Sorge zu tragen, wenns geschwätzig werden soll), dass ihr Anspruch angemeldet wird und sie an ihren Gewinn kommen“. Ach, die „beraten“ ja nur? Und gegen wen habe ich überhaupt einen Anspruch. Ich habe bis jetzt nur gelesen, dass ich fünfeinhalb Megaøre bei einer Quatschlotterie aus dem Spameingang gewonnen habe, aber ich habe noch gar nicht erfahren, was für eine Lotterie das eigentlich sein soll. Ein Rechtsanwalt, der meine Ansprüche gegen jemanden anders vertritt, würde schon klar machen, wer dieser Andere ist. Und zwar ziemlich zum Anfang seines Schreibens.
Bitte kontaktieren Sie unseren deutschsprachigen Anwalt Juan Miguel Rodriguez;
Tel.: +34 634 155 ■■■ E-Mail: jnmiguelrodriguez@gmail.com
Seltsam, im Absender hieß es noch Jose Miguel Rodriguez. Hans oder Josef, klingt ja beides spanisch. 😂️
Nein, diese Leute geben sich überhaupt keine Mühe. Wenn die sich Mühe geben wollten, brauchten sie ja auch nicht mehr zu spammen, sondern könnten einfach arbeiten gehen. Ihre Zielgruppe sind extrem leichtgläubige Menschen, bei denen die letzten Reste intellektueller Begabung zu einem sich rasch auflösenden Dunst über der inneren Wüstenei der entfesselten dummen Gier werden, wenn sie sich nur große Geldbeträge vorstellen.
Aber erstmal muss ich dem Hans-Josef erzählen…
Um Ihren Anspruch geltend zu machen, geben Sie bitte an
Bitte lesen Sie die folgenden Informationen, bevor Sie fortfahren Dokumente zu erhalten.
Vollstдndiger Name.
Heimatadresse:
Land:
Geburtsdatum:
Telefonnummer:
Email:
…wer ich überhaupt bin. Was die „folgenden Informationen“ sind, bleibt dabei ein bisschen im Dunkel. Ebenso bleibt im Dunkel, warum ich meine Mailadresse angeben soll, die doch im Absender meiner Mail stehen wird – ich bin ja kein Spammer, der da einfach irgendeine Mailadresse reinschreibt. Auch mein Geburtsdatum und meine Telefonnummer sind für die Auszahlung von Geld wichtiger als meine IBAN. 😁️
Die Telefonnummer brauchen die Betrüger allerdings für die Aufführung ihrer Nummer. Der größte Teil des Betrugs wird über Telefon vorgetragen. Die Spam dient nur zur Einleitung. Das Geld ist immer kurz vor der Auszahlung, aber es wird eine finanzielle Vorleistung nach der anderen nötig – aber bitte über anonymisierende Verfahren wie Western Union und Konsorten bezahlen, denn niemand scheint ein Bankkonto zu haben. Wenn aus dem Opfer nichts mehr herauszuholen ist, bricht der wochenlang so intensive Kontakt plötzlich ab.
Bild: Wikimedia Commons, Lizenz: Public Domain
Mit dem so eingesammelten Geld finanzieren die Betrüger ihren verfeinerten Lebensstil.
Ich werde auf Ihre E-Mail antworten, nachdem ich Ihre E-Mail erhalten habe
habe erhalten.
Oh, es ist schon schwierig, wenn man aus älteren Texten einen neuen Text zusammenkopiert, obwohl man die Sprache überhaupt nicht versteht. Da geht es um so viele Millionen Øre, und dann sind nicht einmal die paar Euro fuffzich für einen richtigen Dolmetscher übrig. Ich werde übrigens über Spam bloggen, nachdem ich die Spam erhalten habe. Ich denke mir die Spam nicht aus. 🙃️
Das Original finden Sie im Anhang.
Bitte laden Sie die angehдngte Datei herunter.
Bei der angehдngten Datei handelt es sich um eine sichere PDF- Datei.
Nun, in der Tat, die Mail hat einen Anhang. Es handelt sich um…
$ ls -lh *.pdf -rw-rw-r– 1 elias elias 727K Jul 30 10:22 Gewinninformationen.pdf $ pdfinfo Gewinninformationen.pdf Title: ANWALTSKANZLEI VIDAL AND PEREZ Author: Acer Creator: Microsoft® Office Word 2007 Producer: Microsoft® Office Word 2007 CreationDate: Fri Jul 26 03:42:07 2024 CEST ModDate: Fri Jul 26 03:42:07 2024 CEST Custom Metadata: no Metadata Stream: no Tagged: yes UserProperties: no Suspects: no Form: none JavaScript: no Pages: 1 Encrypted: no Page size: 612 x 792 pts (letter) Page rot: 0 File size: 743464 bytes Optimized: no PDF version: 1.5 $ pdftotext Gewinninformationen.pdf – | wc 59 571 4914 $ _
…ein PDF-Dokument mit einer einzigen Seite Text und der stolzen Dateigröße von rd. 727 KiB. Das muss ich auch nicht mehr „herunterladen“, wie mich der Quatschanwalt so schön auffordert, als ob er von gar nichts eine Ahnung hätte, das ist ein Anhang der Mail, den ich bereits habe, wenn ich die Mail habe. Durch das Encoding in Base64 für den Mailversand ist da rd. ein Megabyte Stopfmasse für mein Mailpostfach draus geworden, was eine ziemlich fette Verpackung für nicht einmal fünftausend Buchstaben Text ist. Es muss ja eine Menge Design im „Brief“ sein. Da stellt sich eigentlich nur noch eine Frage: Wie sieht das Dokument aus?
Oh, schön sieht es aus!!1! Und der Text erstmal! Selbst im PDF ist die Zeichenkodierung zerschossen und es gibt keine Umlaute. 🤣️
Barrister Jose Miguel Rodriguez
RECHTSANWALT.
Hans-Josef, wenn du ein Anwalt bist, dann ist ein freidrehender Clown Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Oh, die wählen ja in ein paar Monaten… 😕️
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Hey, Hans-Josef, verklag mich doch für mein Vollzitat deines vertraulichen Textes mit voll empfindlichen Gesundheitsdaten! Du bist doch Anwalt! 🥳️
Zeichenkodierung … ein weites Feld! Seit längerer Zeit beobachte ich immer wieder (in ‚professionellen‘ Systemen) Zeichen, die als zwei in iso-8859-1(?) oder Windows-1252(?) kodierte statt eines in utf-8 behandelt werden – das erste ist meistens ein großes A mit irgendeinem Akzent. Wundert mich eher nicht – zum Massenprodukt wurde der PC in englischsprachigen Ländern, und dort fällt es bei der SW-Entwicklung nicht auf, wenn ein Text ‚komische‘ Buchstaben enthält; denn die druckbaren Zeichen von us-ascii sind eine Teilmenge von utf-8…..
Dieses Wochenende habe ich sowas in der Sendungsbeschreibung im Signal eines Fernsehsenders gesichtet (etwas früher, ganz selten, im Videotext) – die werden doch nicht etwa neue Rechner angeschafft haben, auf denen nicht mehr Windows-1252 als Standard verwendet wird?
Bei den Scripts der Spammer vermute ich eher, daß die meisten ursprünglich mal von Leuten verfaßt wurden, die Windows-1250 als Standard benutzen; dort soll es talentierte Programmierer geben…
Ein großes B in kleinerer Schriftart statt Es-Zett ist eher die Ausnahme – übrigens ist auf der Grafik ein kleines Ü zu finden – aber nur eins. 🙂
Korrektur – es sind drei keine Ü und sogar ein Es-Zett versteckt…
Bei Fernsehsendern gibt es noch mehr lustige Sachen – vor einiger Zeit wurden Filme im Breitformat oben und unten mit schwarzen Rändern verziert im Format 4:3 gesendet; jetzt gibt es Wiederholungen solcher Filme, bei denen das damalige 4:3-Bild (mit Balken oben und unten!) durch Ränder links und rechts auf 16:9 aufgefüllt ausgestrahlt wird…..
Da ist es eher noch harmlos, wenn andere Sender ihre alten 4:3-Sendungen, die keine solchen Ränder hatten, auf diese Art ‚verbreitern‘ (und so weniger Bildinformation übertragen müssen), anstatt korrekte Format-Informationen ins Signal zu schreiben (ja ja, es gibt Leute, die lieber breitgezogene Gesichter ansehen, als sich zu merken, wie man das Bild richtig / oder automatisch / einstellt).