Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


wmltulow

Samstag, 16. März 2024, 17:07 Uhr

So nannte sich der Experte für digitale „Güter“ – für Spam ist er auf alle Fälle ein qualifizierter Experte – mit seiner IP-Adresse aus Russland und seinem nicht so gut programmierten Spamskript, der heute um 13:22 Uhr hier auf Unser täglich Spam den folgenden SEO-trächtigen „Kommentar“ ablegen wollte, aber dabei an seiner Unfähigkeit gescheitert ist:

A digital goods marketplace is an online platform that enables individuals or businesses to accept, tattle on, and employment digital goods. Digital goods are immaterial products that can be delivered electronically, such as software, music, e-books, photos, videos, online courses, and [b][url=https://wmlogs.com]Top Affiliate Programs[/url][/b] art.

Digital goods marketplaces can be designed for indicated types of digital products, such as a stage seeking selling stock photos, or they can be more inclusive, sacrifice a widespread off the mark discrepancy of digital products. Examples of digital goods marketplaces comprise Etsy for digital art and craft items, Udemy on online courses, and Amazon allowing for regarding e-books and music.

Digital goods marketplaces give a at one’s fingertips modus operandi in return sellers to reach a large audience and representing buyers to identify a extensive breed of products in identical place. They typically give tools for sellers to list their products, look after inventory, and course of action payments. Buyers can flip and search also in behalf of products, conclude from reviews, and prevail upon purchases securely using a number of payment methods.

One of the advantages of digital goods marketplaces is that they instances presentation a way for sellers to reap untouched gains by creating and selling digital products now, while buyers can get a kick critical access to the products they win without having to minister to for shipping. However, digital goods marketplaces also face challenges such as preventing piracy and ensuring the quality of products sold on their platforms.

Selbst, wenn das Spamskript ein bisschen besser gewesen wäre, hätte es dieser „Kommentar“ mit seinem SEO-wertig verlinkten Top Affiliates Programs nicht durch den Spamfilter geschafft. Aus inhaltlichen Gründen. Es ist ja auch für Anfänger nicht so schwierig, in einem Skript herauszubekommen…

$ curl -s http://spam.tamagothi.de/ | grep -i generator
<meta name="generator" content="WordPress 6.4.3" />
$ _

…womit Unser täglich Spam betrieben wird¹, und dass WordPress keinen BBCode in Kommentaren verwendet, sondern HTML, sollte einem Spammer eigentlich bekannt sein. Aber die einfache Regel, die nach BBCode filtert, erwischt immer noch einen Großteil der Spam. Einfach, weil Spammer sich die kleine Mühe nicht machen. Denn wenn Spammer sich Mühe geben wollten, brauchten sie ja nicht zu spammen, sondern könnten gleich arbeiten gehen. 🛠️

Aber hauptsache, mit „Marktplätzen für digitale Güter“ – das klingt schon ein bisschen wie ein verklausuliertes „nicht lizenzierte digitale Kopien“ – kennt sich dieser Hirnstummel aus. Man kann sich ja nicht mit allem auskennen.

Wie man Kommentarspam abwehrt

Der Kommentar wäre übrigens auch noch aus anderen Gründen neben dem BBCode inhaltlich nicht durchgekommen. Es kommen mehrere Wörter darin vor, die ich beinahe nur in Spam habe und deshalb ausfiltere. „Affiliate“ zum Beispiel. Auch „online“ steht bei mir nur in Spam, denn denkende und fühlende Menschen müssen nicht eigens betonen, dass etwas, was in diesem Internet stattfindet, auch noch „online“ ist. Sie betonen ja auch nicht, dass man bei Licht sehen kann, dass Wasser nass ist und dass Dinge durch Farben bunt werden.

Wer tippt schon gern ohne Grund Banalitäten? Das machen nur Spammer. Die machen es dafür aber sehr häufig. Das Wort „online“ kommt bei mir zurzeit² in rd. 17,5 % der Spamkommentare vor. Auch in Spamkommentaren, die nicht mit einem Skript gemacht, sondern in idiotischer Arbeit über die Zwischenablage ins Kommentarfeld kopiert und abgesendet werden. Das ist inzwischen auch eine ganze Menge, wenn auch hauptsächlich sehr durchschaubarer Vorschussbetrug. In weiten Bereichen Afrikas ist Arbeit billig, und als diese Handspammer noch keine VPNs verwendet haben, kam ein großer Anteil der IP-Adressen aus dem bettelarmen Benin. Inzwischen werden durchgehend VPNs verwendet, weil es wohl oft Geoblocking zur Spamabwehr gab. Wer hat schon Kunden (oder auch nur Leser) aus Benin? Es ist natürlich nur meine Vermutung, dass sich die gut organisierten und umsatzstarken Betrügerbanden aus dem benachbarten Nigeria hier „Arbeitskraft eingekauft“ haben, aber eben auch eine Vermutung, für die vieles spricht. Diese Banden sind nun einmal darauf angewiesen, dass ihre Kommentarspams in Foren und Blogs stehenbleiben und wahrgenommen werden. Handarbeit trickst viele einfache Spamfilter aus, denn der Kommentar sieht technisch „echt“ aus. Handarbeit kommt auch sehr gut mit den beliebten und auch für Menschen lästigen und ausgrenzenden CAPTCHAs klar, die immer noch recht häufig zur Spamabwehr eingesetzt werden. Dafür lohnt sich die Investition. Vor allem, wenn man nur eine halbe Handvoll Dollar für einen Arbeitstag eines Menschen bezahlen muss, aber ein einziger erfolgreicher Betrug das Tausendfache dieses Betrages einbringt. Mindestens. Wer hätte da noch Lust, die leidige Arbeit des Spammens selbst zu machen, wer würde sich da nicht lieber aufs „Kerngeschäft“ konzentrieren? In der eingesparten Lebenszeit kann man doch vorzüglich sein kriminell erwirtschaftetes Geld beim Koksdealer, im Bordell und mit teuren Autos verprassen.

So etwas kann man leider nur inhaltlich filtern. „Online“ kommt praktisch nie in Kommentaren von denkenden und fühlenden Menschen vor. Mit ganz wenigen Ausnahmen. So oft und gern ich die Dummheit von Spammern verspotte, manchmal bin ich da auch ganz froh drüber… 😉️

Aber ich befürchte, dass wir demnächst angelernte neuronale Netzwerke mit Sprachmodellen haben werden, die auch eine schwierig zu erkennende Spam generieren können. Es besteht ja ein „geschäftliches“ Interesse daran, und der „Markt“ ist keineswegs klein. Spammer spammen. Das gefällt mir auch nicht, aber das ändert nichts daran. Ich würde wirklich ungern die Kommentarfunktion abschalten. Da würde es mich dann auch nicht mehr trösten, wenn sich in so einer Entwicklung eine dumme Rechenmaschine als intelligenter als die Spammer erwiese, so sich das auch mit meiner Einschätzung deckte. 😁️

Aber zum Glück scheinen wir noch nicht so weit zu sein.

¹Übrigens kann man die generator-Angabe im Quelltext mit Addons für WordPress unterbinden, ich halte davon aber nicht so viel. Es gibt genügend weitere Artefakte in jeder mit WordPress betriebenen Website, die eine Identifikation ermöglichen. Spammer, die mit Schrotmunition aufs Web schießen, kümmern sich eh nicht groß darum, und richtige Angreifer mit ernstzunehmenden Ambitionen werden schon rausbekommen, welche Software man benutzt.

²Zeitraum: Letzte vierzehn Tage.

Ein Kommentar für wmltulow

  1. J.R. sagt:

    „ Aber ich befürchte, dass wir demnächst angelernte neuronale Netzwerke mit Sprachmodellen haben werden, die auch eine schwierig zu erkennende Spam generieren können.“

    Ich beschäftige mich gerade intensiv mit der Technologie und glaube mir: mit GPT-4 aufwärts wäre das kein Problem mehr. Man müsste nur wissen, wie man die Prompts formuliert. So wie manche Spammer ihre Texte gestelzt formulieren, um Erkennung durch Filter vorzubeugen, werden die das in der nahen Zukunft lernen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert