Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Eldred Sephus

Montag, 26. Februar 2018, 12:07 Uhr

Diesen hübschen Namen gab sich der hässliche Krepel mit seiner dynamisch vergebenen IP-Adresse aus Frankreich, der den folgenden, eigenhändig über die Zwischenablage in Textfeld kopierten „Kommentar“ hier auf Unser täglich Spam veröffentlichen wollte, aber aus inhaltlichen Gründen am Spamfilter scheiterte:

Ich habe eine Weile von dieser leeren Bankomatkarte gehört, und ich habe sie wegen meiner Zweifel nie wirklich interessiert. Bis ich eines Tages einen Hacker namens Engineer Michael entdeckte, ist er wirklich gut darin, was er macht. wird ausgegeben Blank ATM-Karte, um Menschen zu helfen und Menschen reich zu machen. Ich war überrascht, nachdem er mir meinen geschickt hat, nachdem er getan hat, was er fragte, erhalte ich die Karte von ups Lieferung mit meinem Stift. Ich benutze es in jedem Geldautomaten, es funktioniert gut ohne jede Spur, ich Cash $ 5000 täglich jeden Tag. Gott segne Sie, mein Herr. bitte mailen Sie an micharelatmhacker@gmail.com oder schreiben Sie ihm eine SMS an +1850800xxxx. Ich sorge mich auch um dich, ich will, dass du reich bist und glücklich bist wie ich. Bitte sag ihm, dass ich seine Informationen für das, was er für mich getan hat, teile. versuche und probier dein und sei reich. Gott segne dich Michael.

Und nein, natürlich gibt einem dort kein Weihnachtsmann aus lauter Lust am Glücklichmachen eine Karte, mit der man beliebige Mengen Geld am Geldautomaten ziehen kann. Wenn eine solche Karte existierte, wäre schon längst das technische Verfahren verändert worden, damit die ausgebeutete Lücke nicht mehr ausgebeutet werden kann. Die Banken haben es schließlich nicht vom Geben und Sich-nehmen-Lassen, sondern umgekehrt. Aber trotzdem darf, wer darauf hereinfällt, mit allerlei Bullshitbegründungen (an einen Typen, der sich doch angeblich beliebige Mengen Geldes einfach so an überall herumhängenden Automaten abholen kann) ein „bisschen“ Geld bezahlen. Ein „bisschen“ heißt hier: Einige tausend Euro. Scheibchenweise. Mit vielen Telefongesprächen und lauter lustigen Geschichten. Natürlich wird das Geld nicht mit einer Banküberweisung an die Betrüger übermittelt, sondern über ein anonymisierendes Verfahren wie Western Union oder auch über Bitcoin und vergleichbare „Kryptowährungen“. Dieses Geld für eine angebliche Wunderkarte ist weg. Es wurde irgendwo auf der Welt von einer kleinen, gut eingespielten Bande abgeholt, die nur Spott für die leichtgläubigen Menschen übrig hat, und dort wurde das ergaunerte Geld recht unmittelbar in die Förderung der lokalen Bordellwirtschaft und des Rauschmittelhandels investiert.

Wisst ihr übrigens, wie der Kommentarbereich eines Blogs ohne wirksame Spamfilterung aussieht? Er sieht irgendwann so aus, und es kommt immer mehr davon nach. Das ist es, was Spammer mit ihrem illegalen und asozialen Müll aus einem Ort für menschlichen Gedankenaustausch machen: Eine Abkippstelle für unfassbar dumme und intelligenzbeleidigende Überrumpelungsversuche, in der jegliches Miteinander verschüttet wird.

Was man an diesem bemerkenswerten Kommentarthread allerdings auch sieht – hier eine Archivversion, falls dort doch noch einmal aufgeräumt wird – ist, dass der Trickbetrug mit der „gehackten Geldautomatenkarte“ zumindest in der Kommentarspam das Zeug hat, zum Nachfolger des Trickbetruges mit dem günstigen Darlehen an Menschen ohne Bonität zu werden. Und das bedeutet, dass es tatsächlich eine Menge Menschen zu geben scheint, die darauf hereinfallen – obwohl die Nummer für jeden auch nur kurz nachdenkenden Geist eine noch größere Zumutung als das durch Kommentarspam beworbene, günstige Darlehen für jeden ist. Sind die Menschen wirklich so dumm? Sind sie nach drei Jahrzehnten politisch gewollter Massenverarmung teilweise so verzweifelt, dass sie sich an solchen Strohhalmen festhalten wollen, um nicht unterzugehen?

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