Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Wer seinen Job hasst guckt hier!

Samstag, 12. August 2017, 15:23 Uhr

Liebe Leser!

Stimmt, wer das liest, der ist ein Leser. Endlich haben die Spammer eine gute Anrede gefunden!

Ihr hasst Euren Job, doch Ihr habt verständlicherweise große Angst davor, einfach alles hinzuwerfen?

Wer seinen Job hasst und nur noch aus lauter Angst weitermacht, ist kein Arbeiter oder Angestellter, sondern ein ohnmächtiger Sklave seiner Verhältnisse. Nur dumme Sklaven glauben, dass die Freiheit mit einer illegalen und asozialen Spam kommen könnte, von so einem illegalen und asozialen Freiheitsbringer, der…

Dann zögert nicht lange und schaut Euch unbedingt unser Alternativ-Konzept an, welches viele Vorteile miteinander verbindet und Euch ganz neue Perspektiven eröffnet:

…jungen, naiven Sklaven Alternativen zur Sklaverei anbietet. Mit Vorteilen. Und mit Perspektiven. Aber ohne ein Wort darüber, worin die Alternativen bestehen. Er wird doch nicht etwa den Freitod vorschlagen? 👿

1: Anwendbarkeit: Ihr könnt es umgehend austesten, ohne Euren alten Job aufzugeben, bedingungslos und ohne Zeitbeschränkung.

Nein, der Freitod kann es nicht sein. Den könnte man zwar auch umgehend austesten, aber nach diesem Test könnte man nicht weiterarbeiten. Das wäre auch seltsam gewesen, denn die Spammer spammen nur, um andere Menschen abzuziehen, zu belügen und zu betrügen. Und beim Freitod wird ja gar kein Geld umgesetzt. Was sollte sich daran also für den Spammer lohnen.

2: Verschwiegenheit: Keiner wird irgendetwas von Eurem Unterfangen mitkriegen und schon gar nicht Euer Chef, Eure Kollegen oder sonst jemand.

Also gibt es ein tolles Freiheitsprogramm für heftig hassende Sklaven ihrer Lebensverhältnisse, von dessen Durchführung die Umgebung gar nichts mitbekommt. Wer daran teilnimmt, wird also frei, ohne dass jemand anders die Freiheit bemerken könnte. Das ist eine tolle Eigenschaft, da sie eine Veränderung ist, die darin besteht, dass alles so bleibt, wie es ist. Der Autor dieser Spam hat wahrlich verstanden, wie man Menschen ansprechen muss, die ihr stinkendes Leben hassen und die in ihrer lähmenden Angst vor jeglicher Veränderung gefangen sind: Wie Dummköpfe, die selbst klaffende Widersprüche in der Darlegung gar nicht bemerken können. Vermutlich geht der unbekannte Autor dieser Zeilen davon aus, dass man aus Dummköpfen das meiste Geld herausleiern kann.

3: Flexibilität: Es gibt keine Verpflichtungen, geschweige denn feste Arbeitszeiten. Es steht Euch frei, selbst zu entscheiden, wann Ihr aktiv sein möchtet.

Aha, es handelt sich um einen „Nebenjob“. Wer einen Job machen muss, den er schon hasst, der kann ja noch einen zweiten Job machen. Und, worin besteht dieser Nebenjob?

4: Möglichkeiten: Bei uns gibt es keine Dumpinglöhne. Ab einer 24-Stunden-Woche sind Einnahmen im 3-stelligen Bereich für jedermann garantiert.

Das wird nicht gesagt. Stattdessen gibt es garantierte „Einnahmen“; keinen Lohn, kein Gehalt, sondern „Einnahmen“. Es ist wohl doch kein „Nebenjob“. Aber immerhin werden die „Einnahmen“ garantiert. Mit heiligem Spammerehrenwort. Geschworen bei der gefälschten Absenderadresse der Spam. Und außerdem hat der Spammer neulich einen Dienstleister gefunden…

5: Zufriedenheit: Auf unserer Facebookseite findet Ihr dutzende Likes von Menschen, die uns herzlich weiterempfehlen und durchweg zufrieden sind.

…bei dem man für ein paar Dollar einige tausend Däumchenhochs bei Facebook erwerben kann, um damit Eindruck zu schinden. Oder vielleicht auch nicht, denn seine „Facebookseite“ wird in der Spam ja gar nicht verlinkt. Dabei ist er durchaus dazu imstande, einen Link in seiner HTML-formatierten Spam zu setzen, der Spammer mit seiner Freiheit durch zusätzliche „Nebenjobs“.

Na, seit Ihr neugierig geworden? Dann wartet nicht lange und lasst Euch in Kenntnis setzen, damit auch Ihr 2017 endlich Euer Leben so gestalten könnt, wie Ihr es schon immer wolltet!

- HIER KUNDIG MACHEN UND DIE BESSERE ALTERNATIVE ZUM ARBEITSPLATZ FINDEN -

Oh, es ist ja doch kein „Nebenjob“, sondern eine Alternative zum Arbeiten. Warum schreibt der Spammer das nicht gleich? Ach egal.

Der Link geht in die Domain begindust (punkt) com und ist mit einer eindeutigen ID versehen, damit der Spammer auch erfährt, unter welchen Mailadressen seine bescheuert formulierte Spam ankommt und beklickt wird. Das Weiterleitungsskript funktioniert nur mit der ID, aber es funktioniert zum Glück immer noch, wenn man die ID gegen eine beliebig ausgedachte austauscht, zum Beispiel gegen eine Null:

$ mime-header "http://begindust.com/begindust/link.php?M=0&N=36&L=1&F=H"
http://begindust.com/begindust/link.php?M=0&N=36&L=1&F=H
  HTTP/1.1 302 Found
  Date: Sat, 12 Aug 2017 11:24:23 GMT
  Server: Apache/2.4.6 (CentOS) PHP/5.4.16
  X-Powered-By: PHP/5.4.16
  Location: http://clever-online-arbeiten.info/
  Content-Length: 0
  Connection: close
  Content-Type: text/html; charset=UTF-8
$ _

Die Reise geht also zur Website in der Domain clever (strich) online (strich) arbeiten (punkt) info, wo es gewiss ganz clevere Tipps gibt, wie man „online“ Geld verdienen kann. Schon die jedem Spamgenießer vertraute Headergrafik der regelmäßig auf andere Domains umziehenden Schrottseite macht klar, wie clever diese „Arbeit“ ist, die man „online“ verrichtet:

Headergrafik der betrügerischen Website, die auf der linken Seite eine Frau mit einem Fächer aus 100-Euro-Banknoten, auf der rechten Seite einen überteuerten, benzinschlürfenden Sportwagen und in der Mitte einen Roulettekessel zeigt, über dem die Worte 'Clever zum Erfolg' prangen

Für den Spammer ist es allerdings sehr clever. Der spielt natürlich nicht Roulette nach dem auf seiner vorsätzlich leserverdummenden Drecksseite angepriesenen, völlig nutzlosen Martingale-System, bei dem viele lächerlich kleine Gewinne gegen einen irgendwann mit Sicherheit kommenden, sehr großen Verlust eingetauscht werden. Stattdessen lässt er sich lieber von windigen Internet-Zockläden Affiliate-Geld dafür bezahlen, dass er ihnen neue Kunden anwirbt – und das können durchaus zweistellige Eurobeträge pro zahlender Kunde sein. Wenn er nur jeden Tag nur zehn Dumme fände, die auf seine immer wieder wiederholten Lügen und auf seine Spam auf allen Kanälen reinfielen, dann könnte er schon jeden Tag mehr als hundert Euro in Kokain und Bordellbesuche umsetzen.

Leider steht zu befürchten, dass er jeden Tag mehr als zehn Dumme findet.

Und leider steht zu befürchten, dass diese aufdringliche, saublöde Nummer nicht seine einzige Methode ist, die Naivität und Leichtgläubigkeit anderer Menschen in Geld zu verwandeln.

Das „Cleverste“ für den Spammer: Seine inzwischen sehr betagte Nummer macht ihn kaum Mühe. Die Webseite mit den Roulettesystem-Lügen ist seit zweieinhalb Jahren völlig unverändert, nur der Name und die angegebene Mailadresse werden gelegentlich ausgetauscht. Die einzige Tätigkeit des Betrügers besteht darin, sich regelmäßig neue Strunztexte für seine Spams aus den Fingern zu saugen, ein Skript zu starten, das diese Strunztexte millionenfach als Spam versendet und das eingegangene Geld für sein menschenverachtendes Tun zu zählen. Gut, dass er sich über die Folgen seines Tuns für die darauf reinfallenden Menschen keine Gedanken machen muss, sonst wäre es sicherlich sehr belastend. :mrgreen:

Hochachtungsvoll
Julia Kirchner

Geh sterben, du Platitüdenbaron!

Anmerkung: Nicht informativ? Dann hier drauf tippen und wir versenden keine Mitteilungen mehr an Euch.

„Hier drauf tippen“ ist das „Click here“ für die „Generation Smartphone“, und es klingt und ist genau so blöd wie „Click here“. Menschen, die wirklich etwas lesenswertes mitzuteilen haben, werden niemals solche Sprachstummel benutzen.

Ein Kommentar für Wer seinen Job hasst guckt hier!

  1. liu-yan sagt:

    Und wieder – wie üblich – aus Panama !

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert