Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Angriff der Nerv-Popups

Freitag, 11. August 2017, 14:27 Uhr

Hier geht es nicht um eine Spam, sondern um eine Leseempfehlung und einen Link auf einen Artikel bei Heise Online zu einer derzeitig laufenden, auf Smartphones gerichteten, ausgesprochen asozialen und spam-artigen Werbemethodik, die einem selbst auf seriösen Websites begegnen kann.

Es gibt kaum ein Entkommen: Von Ebay bis Boredpanda, von Reuters.com bis taz.de – auf zahlreichen reputablen Seiten tauchen in den letzten Monaten Pop-Ups auf, die sogar oft von einem Vibrationsalarm begleitet werden. „Glückwünsche! Google Benutzer!“, heißt es dort zum Beispiel. „Sie wurden als Sieger des heutigen iPhone 7, € 500 Amazon oder Samsung Galaxy S7 ausgewählt! […] Auch die Mainzer Firma Lead Spot Media, die hinter der Website smartphone-prize.de steht, bestreitet jede Kenntnis. Man lasse die Website durch Affiliate-Netzwerke bewerben, die gegen Provision Besucher auf die Seite lenken, erklärte Geschäftsführer Dennis Sauer telefonisch gegenüber heise online. Nun wolle sich die Firma bemühen, die Urheber der Werbekampagne zu identifizieren, die gegen die Werberichtlinien seiner Firma verstoße

Die Verwendung von wirksamen Adblockern ist und bleibt alternativlos – und Betriebssysteme, die eine Installation wirksamer Adblocker erschweren oder unterbinden, sind nicht benutzbar. Punkt. Selbst der Heise-Verlag – nach wie vor selbst davon abhängig, auf seiner Website Einnahmen über eingeblendete Werbung aus Drittquellen zu erwirtschaften – weist diesmal lobenswerterweise auf das Sicherheitsrisiko durch derartige Ads hin, was leider eine Ausnahme ist:

Die Urheber haben bewiesen, dass sie nach Belieben Skripte auf seriösen Seiten unterbringen können. Falls die Provisionen aus dem Direktmarketing nicht mehr fließen, könnten sie sich nach anderen Einnahmequellen umsehen

Erpressungstrojaner sollen zurzeit etwa ein gutes, einträgliches Geschäft sein, habe ich mir sagen lassen – und ein erheblicher Anteil der Mobilgeräte hat riesige, leicht ausbeutbare Sicherheitslöcher. Das Antivirus-Schlangenöl wird bei der ersten Welle nicht helfen. Das hilft nur gegen bekannte Schadsoftware (und auch das tut es nicht zuverlässig). Natürlich werden die Verbrecher ihre kriminellen Attacken mit den gängigen Antivirus-Programmen austesten. Die Verbrecher sind ja darauf angewiesen, dass ihre Attacken funktionieren; sie leben schließlich davon.

Und deshalb ist ein wirksamer Adblocker völlig alternativlos. Ein wirksamer Adblocker ist ein Adblocker, der sämtliche Ads blockt, statt gewisse, angeblich „weniger nervige und asoziale“ Ads durchzulassen, wenn Werbefirmen (also professionelle Lügner) dafür bezahlen. Ein wirksamer Adblocker unterbindet einen wichtigen, gefährlichen und schon vielfach kriminell ausgebeuteten Verbreitungsweg an der Wurzel, statt wie das Antivirus-Schlangenöl zu versuchen, erst nachträglich eine mögliche Schadsoftware zu erkennen, sie zu isolieren und ihre Ausführung zu unterbinden.

Ich erkläre es noch einmal ganz plump und hoffentlich für jeden Menschen unmittelbar verständlich: Natürlich könnte man sich vor einer Vergiftung „schützen“, indem man regelmäßig gewisse Dosen eines Gegengiftes einnähme und die damit verbundenen Nebenwirkungen in Kauf nähme. Dieser Schutz wäre allerdings recht dumm. Besser und intelligenter ist es, wenn man das Gift gar nicht erst einnimmt und sich die Belastung und das dauerhafte Risiko durch das Gegengift erspart. Ein Antivirus-Schlangenöl ist ein präventiv eingenommenes Gegengift, und die Nebenwirkungen dieses Gegengiftes können durchaus erheblich sein. Die Verwendung eines wirksamen Adblockers bedeutet hingegen, dass man das über Werbenetzwerke eindringende Gift gar nicht erst einnimmt.

Deshalb sind wirksame Adblocker vollkommen alternativlos. Sie sind die beste Lösung gegen das so genannte Malvertising, also gegen den Schadsoftwaretransport über Werbenetzwerke – und auf den Schutz vor Träcking und Überwachung, der Adblocker bereits zur vernünftigen Wahl macht, bin ich dabei noch nicht einmal eingegangen. Es ist dumm und unverantwortlich, keinen wirksamen Adblocker zu benutzen, wenn man sich im Web bewegt. Es ist dumm und unverantwortlich, Betriebssysteme zu benutzen, die die Benutzung von wirksamen Adblockern erschweren oder unterbinden. Macht das bitte niemals!

Und nein, ein „eingebauter Adblocker“ im Webbrowser des größten Trackers, Menschenüberwachers und Werbevermarkters der Welt ist kein wirksamer Adblocker. Ein wirksamer Adblocker blockt ausnahmslos sämtliche Werbung.

2 Kommentare für Angriff der Nerv-Popups

  1. Steffen sagt:

    Leider hatte Heise dann doch nicht den Mut, Ad- und Scriptblocker direkt als wirksame Schutzmaßnahme zu empfehlen.

  2. Onkel Hu sagt:

    Die Heise- Leute finden aber nicht Anstößiges dabei,
    wenn in der App der Gelben Seiten, gehört zu Heise übrigens,
    penetrante Popups mit gekauften Anzeigen erscheinen.

    Und diese Enblendungungen kann man nicht mal wegschieben.
    Das Produkt nennt sich Mobiles Banner oder so.

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