Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Tagesarchiv für den 26. November 2008

Willste Reklame machen?

Mittwoch, 26. November 2008

Nicht nur Mail, Blogkommentare, IM oder IRC werden mit Spam geflutet, sondern jeder nur erdenkliche Kanal. In meinem Blog ist es ja möglich, mir über ein kleines Kontaktformular eine Mail zu senden. Die meisten dieser Mails sind zum Glück noch richtige Mitteilungen, Hinweise oder inhaltliche Kritik von Menschen, aber in letzter Zeit nimmt auch die Spam über diesen Kanal zu. So auch „danzel“, der sich unter Angabe einer kostenlosen Mailadresse bei Google Mail – danzel (punkt) soligate (at) googlemail (punkt) com – an mich wandte:

Buen día,

Contactar con vosotros porque éstoy interesado de comprar espacio de publicidad en vuestro sitio de web –
http://www.tamagothi.de

Quisiera tener un enlace de texto o un pequeño aviso en su sitio. Por favor infórmeme cuál sería el precio por un aviso de ese tipo.

Saludos cordiales

Nun, das kommt mir recht spanisch vor. Aber zum Glück hat dieser Spammer, der nicht dazu imstande war, meinen Namen aus den paar Zeilen zum Kontaktformular herauszulesen (was wohl daran liegt, dass es sich um ein dummes Skript und nicht um einen Menschen handelte), seine „Mitteilung“ auch noch in einer Sprache wiederholt, die ich verstehe:

Good day,

I am contacting you because I am interested in buying advertising space on your web site –
http://www.tamagothi.de

I would like to have a text link or a small banner on your site. Please advice what will be the price for such advertising.

Best regards

Nun, Unbekannter, der du deine Abschiedsformel nicht mit einem Namen versiehst, der du unter keinem Firmennamen firmierst, der du keine Website angeben kannst, der du nicht einmal die Sprache meines Blogs erkannt hast und der du noch weniger gelesen hast, dass dieses Blog aus Prinzip werbefrei bleibt, ich kann dir sagen, welchen Preis ich nehme. Gar keinen. Und wenn du irgendetwas von mir verlinkt haben willst, ist es immer noch am besten, wenn du etwas tust oder schreibst, was ich gern und kostenlos verlinke – aus Überzeugung oder wenigstens aus Respekt. Mit deinen mechanischen Spam-Versuchen hast da da aber keine Chance. Das ist einfach nur schäbig.

Ach ja, deine für Spamzwecke missbrauchte Mailadresse habe ich schon an Google verpetzt, dein Account dort wird hoffentlich bald gelöscht. Aber leider ist davon auszugehen, dass dich das nicht stoppen kann.

Heute Geld von Shell

Mittwoch, 26. November 2008

Betreff: READ CAREFULLY!! Congratulations Your been declared the winner Of GBP500,000!!

Glaubt ihr Vorschussbetrüger da draußen wirklich, dass so eine Ansage auch nur einen Deut glaubhafter wird, wenn man die Ausrufezeichen verdoppelt? (Oder sollte ich lieber zwei Fragezeichen setzen??)

The Shell Petroleum Development
Company London
P O Box 1010, Liverpool,
L70 1NL, UNITED KINGDOM

Ja ja, ist schon klar. Ein riesengroßer Ölkonzern, und die versenden ihre Mail ausgerechnet über eine kostenlose Mailadresse bei aol.com. Wenn ihr schon den Absender fälscht, denn macht es doch wenigstens so, dass es glaubwürdig ist.

Ticket Number 644 79543465 B448056490902
Serial Number 4708-325
Lucky Number 4-13-33-37-17
File ref. ILP/HW 7509/02

Nicht einmal meinen Namen kennt ihr, aber ganz viele wichtige Nummern, die mir eine Anrede ersetzen, bevor ich überhaupt weiß, was hier los ist.

SHELL PETROLEUM WINNER NOTIFICATION.

Dear Winner,

Stattdessen muss es ein „Lieber Gewinner“ tun. Und die nahe liegende Idee, dass man in einer HTML-formatierten Mail bessere Hervorhebungen ALS DIESE GROSSMACHTASTE hat, die habt ihr ebenso wenig bekommen wie eine gute Idee, wie man ein paar Millionen Spamempfänger treffend ansprechen kann.

We are delighted to inform you that have been declared the winner of £500,000 British Pound Sterling. This is the concluded selection that was conducted over the internet with our automated email selecting machine.

Und was hat meine Mailadresse mit den komischen Zahlen da oben zu tun? Das erklärt der doofe Spammer nicht. Dafür hat er wenigstens mal einen „guten“ Grund gefunden, warum Shell Geld verschenken sollte:

The day after Barack Obama from Africa, is elected president in united sate of America, the Shell Foundation London, in conjunction with some multi national companies and other relevant bodies are celebrating Obama victory as the first Africa world president.

Offenbar habe ich in den letzten Tagen etwas wesentliches verpasst, denn Barak Obama ist jetzt „der erste aus Afrika stammende Weltpräsident“. :mrgreen:

The Shell company in conjunction with some multi companies is giving award amount to £500,000 British Pound Sterling to each lucky winners

Und Shell macht das zusammen mit so ein paar ganz großen Multis. Die haben aber gerade mal keine Lust auf Werbung und schmeißen deshalb ihr Geld wirkungslos zum Fenster raus, aus lauter Liebe zur Welt und zu den Mailempfängern.

All participants were selected through a computer balloting system drawn from approximately nine hundred thousand e-mail =0 D addresses from Canada, Australia, United States, Asia, Europe, Middle East, Africa and Oceania as part of our international promotions Program which is conducted annually.

Und was haben die Mailadressen mit den komischen Zahlen zu tun, die ihr gleich wieder reinklatscht. Ist das etwa so kompliziert und unverständlich, dass nicht einmal ihr es rafft?

Your email address was attached to ticket number; 644 79543465 serial number 4708-325 This batch draws the lucky numbers as follows 4-13-33-37-17 bonus number 17,which consequently won the lotto in the second category.

You here by have been approved a lump sum pay of £500,000 British Pound Sterling in cash credit file ref: ILP/HW 7509/02 from the total cash prize shared amongst eight lucky winners in this category.

Ja ja, der Unfug wird auch mit den ganzen Zahlenzeug nicht konsistenter. Aber vielleicht hat ja der neue Weltpräsident das Mailsystem dieser Welt ein bisschen umgestellt…

We congratulate you!

Nett von euch. Nicht einmal meinen Namen kennt ihr, ja, ihr versucht nicht einmal, meine Mailadresse in eurem Dreckstext zu zitieren, versucht deshalb den Geist mit endlosen und sinnlosen Ziffernfolgen zu erschlagen und gratuliert einem schließlich. Wer darauf reinfällt, muss schon ziemlich merkbefreit sein.

HOW TO CLAIM YOUR PRIZE: YOU ARE TO CONTACT YOUR REGIONAL CLAIMS AGENT, FOR FURTHER INFORMATION REGARDING THE TRANSFER OF YOUR PRIZE.

Und immer noch kennt ihr bei einem solchen Konzert wie Shell (zusammen mit einer ganzen Reihe weiterer, von reiner Güte beseelter und deshalb völlig ungenannter Multis) keine bessere Möglichkeit der Textformatierung in HTML als die GROSSMACHTASTE.

YOU CAN FIND HIS CONTACT INFORMATION‘S BELOW:
Simply contact our claims agent through email:-

NAME: Mr.Felix Namdi
EMAIL; felixnamdi12 (at) live.com
PHONE NO: 03-799-3473

Und auf gar keinen Fall die Antwort-Funktion der Mailsoftware benutzen, denn dafür hätten diese Gangster mal verstehen müssen, wofür diese ominöse Antwortadresse im Header einer Mail gut ist. Einfach zu einer weiteren, kostenlosen Mailadresse schreiben oder gleich anrufen und den folgenden Datenstriptease ablegen:

Send all the following information to your fiduciary agent immediately.

FULL NAMES:
GENDER:
DATE OF BIRTH:
NATIONALITY:
COUNTRY OF RESIDENCE:
MARITAL STATUS:
HOME ADDRESS:
OFFICE ADDRESS:
TELEPHONE NUMBER:
OCCUPATION:
POSITION HELD:
EMAIL ADDRESS:

Ja, das meinen die Betrüger hier ernst. Eben noch haben die mir wort- und zahlenreich mitgeteilt, dass meine Mailadresse eine halbe Million britische Pfund gewonnen habe, und was wollen die jetzt von mir wissen: Meine Mailadresse. 😆

Wie gaga gehts denn noch?

Auch die folgende Erklärung ist ein bisschen gaga:

Due to mix up of some numbers and names, you are advised to keep your winning information confidential until your claims has been processed and your money remitted to your nominated bank. This is part of our security protocol to avoid double claims and unwarranted abuse of this programme by some participants.

Nicht einmal eine Verschlüsselung oder wenigstens eine Signierung einer solchen „Gewinnbenachrichtung“ kriegen die Betrüger hin, aber faseln davon, dass diese ganzen, unverschlüsselt über das Internet übertragenen Nummern Teil eines Sicherheitsprotokolles seien. Und deshalb muss ich dieses Zeug, das offen wie eine Postkarte durch des Netzes Strukturen geleitet wurde, jetzt ganz ganz geheim halten.

We hope with part of your prize, you will participate in our end of year high stakes for US $2.3 Million international draw.

Aber wenigstens kann man noch viel mehr gewinnen, wenn auch die Währungen ein bisserl durcheinander gehen.

Please contact him Mr Namdi (felixnamdi12 (at) live.com) immediately for verification processing and payment.

Und bitte bitte daran denken, dass man diese Mail nicht einfach mit „Beantworten“ beantworten kann, weil die Absender dieser Mail in technischen Fragen völlig inkompetent sind.

Yours Faithfully,

DR. PAUL JOHNSON
Regional Co-ordinator

Werd doch Märchenerzähler!

Ach, dazu hast du kein Talent? Das merkt man.

Wenigstens wird die Spam noch durch Werbung angereichert, so ist das eben, wenn man Mails über die Strukturen von AOL versendet:

Traveling over the river or through the woods this holiday season? Get the MapQuest Toolbar. Directions, Traffic, Gas Prices & More!

Ganz toll. Werbefinanzierte Spam! Das ist, als würde man Heizungen in der Hölle verkaufen. Darauf habe ich mein ganzes Leben lang gewartet.

Es gibt diese Mail gerade in mehreren Varianten, die hundertfach meinen Maileingang verstopfen. Die Zahlen sind immer verschieden, und auch die Namen und einige Textfragmente werden öfter einmal ausgetauscht, aber die Masche ist immer die gleiche. Ob nun eine Mrs. Janet Hopewell (!) darum bittet, dass man Mr. Kelvin Jones anschreibe, oder ob aus der tollen Veranstaltung von Shell zum neuen Weltpräsidenten aus Afrika eine schlichte „free lottery“ wird – hier wird nichts gewonnen, hier werden nur naive Netznutzer abgezockt. Die Masche ist einfach: Vor der Auszahlung des ganzen Zasters sind ein paar Formalien gesetzt, und der „Gewinner“ muss zunächst mit ein paar Hundertern in Vorleistung gehen. Dabei macht der „Gewinner“ sehr beflissene Telefonkontakte, die ihm immer mehr Geld rausleiern, was schnell einen fünfstelligen Schaden verursacht. Die fetten Gewinnbeträge existieren nicht, und die ganzen netten Banker, Anwälte, Mitarbeiter, Notare, Treuhänder und Berater lösen sich in Nichts auf, wenn aus einem Opfer nichts mehr herauszuholen ist.