Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Zur richtigen Zeit am richtigen Ort

Freitag, 4. Mai 2007

Für die Spammer ist man das wohl immer, wenn man gerade irgendwo seine Mails abholt. Deshalb ist der Betreff dieses E-Mülls durchaus passend. Und auch der Text ist mal etwas anderes, weil er die gröbsten Schwierigkeiten mit der deutschen Rechtschreibung vermeidet.

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir suchen Menschen mit Weitblick, um die Eröffnung Deutschlands und der ersten 5 Länder in Europa strategisch zu planen. Wir werden gemeinsam mit dieser Firma etwas außergewöhnlich Großes aufbauen.

Diesmal gilt der Spruch: Zur richtigen Zeit am richtigen Ort und die richtige Entscheidung egal was Sie bis jetzt gemacht haben, jetzt zählt es.

Grossindustrielle und Networkprofis sagen „Es ist das professionellste und schnellstwachsende Unternehmen der Welt“.

Schauen Sie sich hier an, um welches Unternehmen es sich handelt.

[… URL von mir entfernt]

Mit freundlichen Grüßen

Michael Schulte-Kump

Herzlichen Glückwunsch, Spammer. Da hast du erfolgreich einen Standard-Brief abgeschrieben und mit ein paar wenig sagenden Phrasen gefüllt. Ein naiver Empfänger – und Naivität ist ja ganz wichtig für euer Geschäft, nicht? – könnte beim Lesen glatt vergessen, dass es sich um kriminelle Spam handelt, die millionenfach auf ein weit gehend wehrloses Internet losgelassen wird. Obwohl es schon sehr auffällig ist, dass derartige Hinweise – wenn sie schon seriös sein sollten – mit der denkbar unpersönlichsten Ansprache des Empfängers daher kommen.

Und wenn der Empfänger diesen Charakter der Spam vergessen hat, denn könnte er auf euren Link klicken, den ich hier natürlich entfernt habe. (Achtung: Auf einen Link in einer Spam klickt man nur mit einen besonders gut gesicherten Browser, und selbst dann kann man noch Übles erleben. Es ist nicht zur Nachahmung empfohlen. Ich weiß, was ich tue.) Und da sieht er denn eine recht ansprechend gestaltete Website, die sogar für „seriös“ gehalten werden könnte, wenn sie nur einen anderen Text hätte.

Wenn ich dich schon nicht verlinke, du krimineller Spammer, denn erlaube ich mir doch wenigstens, dich mal ein bisschen zu zitieren. Du hast doch nichts dagegen, oder? Ach, mich hast du ja auch nicht gefragt, ob ich deinen Müll kriegen will.

Also greifen wir mal fröhlich in den hanebüchenen Unsinn, der wohl nur geschrieben wurde, um ein paar Dumme zu fangen. Deshalb sagt er auch mit so vielen Worten so wenig.

Wir haben im Herbst 2006 die reizvolle Aufgabe übernommen, den schnellstwachsenden Konzern der Welt in Europa einzuführen. Unser Partnerkonzern hat schneller als viele andere gross Unternehmen die erste Umsatzmilliarde erreicht. Es wird nur ein einziges Produkt vermarktet welches an Attraktivität nicht zu überbieten ist.

Wow! Euer Produkt muss so was von gut sein, dass ihr auf eurer „Firmenhomepage“ nicht einmal erwähnt, um was es sich handelt. Wahrscheinlich ist euch einfach nichts eingefallen. Genau so, wie euch einfach nicht eingefallen ist, wie dieser irre schnell wachsende Konzern heißen soll, der dieses Produkt anbietet. Sonst könnte man ja ein bisschen recherchieren und schnell bemerken, dass hinter diesen Worten wirklich nichts steht.

Professionelle PR-Massnahmen , Pressekonferenzen, Film und Sportsponsoring etc. haben dazu beigetragen, dass die„MARKE“ in den USA in nur 4 Jahren zu einem der bekanntesten Trendsetter wurde.

Im Sommer / Herbst 2007 findet die offizielle Eröffnung des deutschen Marktes statt.

Bis dahin befinden wir uns in der Marktaufteilungsphase.

In den nächsten 5 Jahren werden weitere 40 europäische Länder eröffnet.

Und, was ist es nun? Einfach nur „DIE MARKE“? Handelt ihr etwa mit Postwertzeichen? Da müsst ihr aber sehr offensiv vorgehen, da dieser Markt in den ganzen europäischen Ländern, die ihr da „eröffnen“ wollt, schon längst gut bedient ist.

Hierfür suchen wir Personen/Unternehmen mit den dementsprechenden Kontakten um eine perfekte Markteinführung in den einzelnen europäischen Ländern gewährleisten zu können. Das Produkt wird nicht über den herkömmlichen Handelsondern ausschliesslich über ein Netz von unabhängigen Vertriebspartnern platziert.

Klar, und die findet man mit einer Massenmail! Aber damit jetzt der naivere Leser nicht auf dumme Fragen kommt, sondern den heutigen Tag für seinen Glückstag hält, habt ihr einen Appell an die Gier gleich hinterher geschrieben. Das verblendet Deppen gut, die kommen dann auch nicht mehr auf die Idee, sich zu fragen, was das wohl für ein tolles Produkt sei. Eines, das man „ausschliesslich“ über ein Netz von unabhängigen Vertriebspartnern platziert, und das man dabei nie beim Namen nennt. Mir fällt da eigentlich nur ein Produkt ein, dass auf eure Beschreibung passt: Heroin. :mrgreen:

In den nächsten 4-5 Jahren werden in Europa ca. 2,5 Millionen Verbraucher entstehen, die Monat für Monat unser Produkt konsumieren werden. Die Umsatz und Einkommenszahlen aus bereits eröffneten Ländern liegen weit ausserhalb der herkömmlich verbreiteten Vorstellungskraft. Topleute verdienen nach nur 36 Monaten bereits über 300.000 $ monatlich.

Heroin würde auch recht gut zu den von euch beschriebenen, überall in Europa entstehenden Verbrauchern passen. Obwohl man bei solchen Gewinnen (die Umsätze müssen ja weit höher sein) auch an Kokain als mögliches „Produkt“ denken sollte.

Zur Zeit suchen wir schwerpunktmässig Führungskräfte als Kooperationspartner in Deutschland, sowie für die Ländereröffnungen Österreichs und der Schweiz.

Klar doch, „Führungskräfte“ findet man mit Spam. Das glaubt doch jeder, der auch noch an den Weihnachtsmann glaubt.

Bei Interesse senden Sie uns bitte Ihre aussagefähige Kurzbewerbung an

(Die letzte Zeile ist nicht unvollständig zitiert. Sie ist so unvollständig.)

Oh, da habt ihr in dieser tollen Website doch glatt etwas vergessen, nämlich eure Mailadresse für die Bewerbung. Aber das macht ja nichts, da ist ja noch eine weitere Möglichkeit für naive Menschen, mit Leuten in Kontakt zu kommen, die nicht so ganz koscher sind.

Oder füllen Sie uns online unser Datenaufnahmeformular aus.

Das Datenaufnahmeformular„Datenaufnahmeformular“ ist ein wirklich passendes Wort für das, was ihr den Menschen da anbietet. Natürlich habe ich den Link, den ihr auf dieses seltsam passende Wort gelegt habt, entfernt, sonst klickt da noch jemand und gibt was ein. Aber wer einen Eindruck von diesem Formular zur Aufnahme seines freiwilligen Datenstriptease haben möchte, kann gern mal auf das kleine Bildchen klicken.

Was dort an Eingaben gefordert ist, das ist nicht von schlechten Eltern. Die komplette Anschrift mit Telefonnummer ist eine verpflichtende Eingabe, dazu soll das Opfer angeben, zu welchen Zeiten es am liebsten angerufen wird. Darüber hinaus darf man angeben, was man gerade arbeitet, wie lange man diesem Beruf arbeitet, welche Sprachen man spricht, welche Fähigkeiten man hat. Und natürlich auch, warum man nun gerade nach einer neuen Tätigkeit sucht. Auch die Angabe einer Gehaltsvorstellung ist möglich, nebst der Angabe der Anzahl Stunden, die man in der Woche tätig werden kann. Wem das alles noch nicht genug ist, der kann noch in einem Textfeld freiwillige weitere Angaben machen, schließlich winken ja Einkommen von mehr als einer Viertelmillion Dollar im Monat.

Um es noch einmal klar zu machen: Diese Angaben macht das Opfer, weil es wegen einer Spam mit einer mutmaßlich gefälschten Absenderadresse der Domain x1-tv.com auf eine Website gelangt ist, die nichts substanzielles über ihre Betreiber und das geplante Geschäftsmodell aussagt. Dafür soll das Opfer umso substanziellere Aussagen über sich selbst machen. Die Spammer haben nur eine „Marke“ und ein „Produkt“, ohne diese Begriffe auch nur ansatzweise mit Inhalt zu füllen; der gläubige Idiot soll auf der anderen Seite Angaben machen, die überaus viel sagen.

Die so händeringend mit Spam gesuchten „Führungskräfte“ hätten jedenfalls Hirns genug, um bei einer solchen Zumutung das Fenster zu schließen und sich wieder ernsthaften Dingen zuzuwenden. Was hier auch gesucht wird, sind aussagekräftige Daten von leichtgläubigen (und damit auch leicht abzockbaren) Schwachköpfen.

Ach ja, bevor ich es noch vergesse. Wer bei über 3 Millionen offiziell gemeldeten Arbeitslosen in Deutschland Personal mit einer Spam suchen muss, der hat wohl eine Tätigkeit anzubieten, die ein intelligenzbegabter Mensch nicht für zumutbar hält. Ich glaube ja, dass es hier nur um gezieltes Datensammeln geht, aber sollten die auch Jobs anbieten, denn kann ich nur raten: Finger weg!

Und schon wieder Tier-Spezi

Freitag, 4. Mai 2007

Aber diesmal mit einem ganz anderen Text, der ebenfalls strunzdumm ist und unter dem Betreff „Fabelhafte Chancen auf der Boerse“ drauflos fabuliert. Lesen die Spammer etwa hier mit und korrigieren ihre gröbsten Fehler? Oder lesen die ihre eigene Spam, nachdem sie einige Millionen ihrer Müll-Nachrichten in die Welt gepustet haben und korrigieren sie dann ihre Fehler? Na ja, lesen wir mal rein:

Mit jedem Tag waechst das Handelsvolumen der Firma.
Das bedeuted das die Liquiditaet des Stocks staendig zunimmt und offensichtlich etwas grosses im Gange ist
Bald wird die Firma Ihren eigenen Markt haben.

Wie? Die Firma hat noch keinen eigenen Markt? 😆

Ich schmeiße mich weg! Das klang gestern aber noch ganz anders. Zwar konnte man mit nur 30 Sekunden Recherche herauskriegen, dass die schweizerische Tier-Spezi AG (übrigens ein selten dummer Name zum Firmieren, aber daran ist der Spammer unschuldig) doch einen etwas anderen Markt als in der Spam angegeben bedient. Aber das lesen sie nicht nach, die Idioten, die auf eine Mail hin diese Aktien kaufen sollen. Intelligenz ist schlecht für das Geschäft, das diese Verbrecher machen wollen.

Aber immerhin, jetzt haben es auch die Spammer gemerkt, wie peinlich ihre dummen Fehler sein können. Da müssen sie doch gleich wieder ihre Mails mit allgemeinen Unverbindlichkeiten füllen. Etwa über die „zunehmende Liquidität des Stocks“, das „wachsende Handelsvolumen“ und die Feststellung, dass etwas „im Gange“ ist.

Gerade letzteres muss ja auch nicht unbedingt etwas Gutes bedeuten. 👿

Wir erwarten zum 10. Mai neue Nachrichten von der Tier Spezi AG(WKN:AOLB1T).

Man kann einiges zum 10. Mai erwarten. Vielleicht sogar, dass die Plage mit diesen Spams aufhört, nachdem ihr euren Grabsch auf Kosten eurer leichtgläubigen und naiven Opfer gemacht habt. Vielleicht hört die Spamplage auch aus anderen Gründen auf, schließlich ist der 10. Mai der Tag des Schlaganfalls.

Die Erschliessung neuer Geschaeftsfelder und die Veroeffentlichung der neuesten Unternehmensnachrichten.
Dann wird die Aktie einen neuen Hoechststand erreichen

Im Moment haben wir einen 3 Tages Tiefststand erreicht.Der Hoechststand lg bei ueber 1,20 eu.

Klar doch, steht alles ganz tief. Also kaufen, ihr Deppen!. Denn es geht ja wieder aufwärts.

Sogar ihr blöden Spammer müsst einräumen, dass die Schwankungen dieses Wertes im Verlaufe dreier Tage erheblich sein können, da sollte doch jeder wissen, auf was für windiges Papier er sein sauer verdientes Geld legt. Und ihr schickt euren E-Müll durch das Internet und wollt so dem windigen Papier etwas Aufwind geben – ich bin mir sicher, dass ihr reichlich mit diesen Zetteln eingedeckt seid und spätestens am 9. Mai die Frucht eurer Netzwerk-Verseuchung genießen wollt. Wenn dieses Posting ein kleiner Beitrag dazu sein kann, dass eure Rechnung nicht aufgeht, wäre mir das eine wirkliche Freude. Weil ich euch nicht direkt die Gewalt zurück geben kann, die ihr mir und anderen Menschen mit eurer kriminellen Energie antut.

Zum 10. Mai erwarten wir einen Stand
von 1,85 Jetzt ist die Zeit einzusteigen
Innerhalb von 6 Monaten wird der Kurs auf 3,30 steigen.

Macht ihr eigentlich auch Vorhersagen der Lottozahlen? So etwas kann man einigen Leuten auch ganz gut verkaufen. Ach, das wäre euch zu seriös, ich verstehe… :mrgreen:

Der Markt warted auf den Ausbruch
Die Devise kann nur lauten: halten und zukaufen

Klar, damit ihr abstoßt und kassiert.

Geschäfte mit Aliens

Donnerstag, 3. Mai 2007

Vergleichen und Zugreifen

Ein hübsches Fragment aus der automatisierten Hölle eingeblendeter Werbung ist das. Was man doch mit Aliens so alles machen kann! Man kann sie zum Beispiel bei Ebay ersteigern, also einfach hin da und los gehts mit dem „Vergleichen und Zugreifen“! Und wer doch kein eigenes Alien möchte, der möchte vielleicht an anderer Stelle etwas „praktische Geschäftsinfomation“ über Aliens bekommen, man weiß ja nie…

Aber immerhin, auch wenn man nie weiß: Wer der nächste Papst wird, das kann man in diesen tollen Angeboten (eingeblendet auf einer englischen Site über RFID) doch erfahren. Dafür muss man nur das 17. Kapitel der Offenbarung lesen und die biblische Prophetie gelernt haben. Wenn mir die „biblische Prophetie“, die hier gewiss sehr geschäftstüchtig angeboten wird, auch noch verraten könnte, wie man Spammer und Werber aller Art möglichst schnell in die Hölle schickt, würde ich das Angebot gleich viel interessanter finden. 👿

Spamradio

Donnerstag, 3. Mai 2007

Ganz frisch verlinkt ist ein etwas anderer, ebenfalls recht kreativer Umgang mit der täglichen Spam-Seuche. Spamradio lässt die Texte der Spams automatisch verlesen, unterlegt sie mit Hintergrundmusik und stellt das Ergebnis dieser Transformationen in einem Audio-Stream zur Verfügung, der mit einem streamfähigen Player gehört werden kann. Genau das richtige für jemanden, der noch nicht genug davon hat. Oder, um es mit der Selbstbeschreibung dieser großartigen Idee für ein Webradio zu sagen:

Serving up delicious helpings of spam to all who are hungry.

Using a complex arrangement of pipes and funnels we turn the junk mail that we receive into a streaming audio broadcast that can be enjoyed from anywhere on the Internet.

Kurz (und etwas schlampig) ins Deutsche übertragen:

Für jeden, der Hunger hat, servieren wir eine schmackhafte Abhilfe mit Spam.

Unter Verwendung einer komplexen Anordnung von Röhren und Trichtern (das hier verwendete Wortspiel lässt sich nicht gut übersetzen, da eine Pipe ein Konzept unixoider Betriebssysteme ist) verwandeln wir unsere täglich empfangene Müll-Mail in einen Audiostream. Dieser kann überall im Internet genossen werden.

Na denn: Guten Appetit! 😉

Nochmal Tier-Spezi AG

Donnerstag, 3. Mai 2007

Die „Kauf mal ein paar Aktien“-Mails mit irreführenden Informationen zur schweizerischen Tier Spezi AG gibt es jetzt auch in einer „neuen“ Version.

So neu ist die Version aber gar nicht. Der Text ist etwas entdummt und sprachlich (durchaus gelungen) geglättet worden, er hat jetzt sogar richtige deutsche Umlaute, ist aber inhaltlich kaum verändert. Dafür wurde der Text jetzt in eine Grafik gepackt, die in einer HTML-Mail eingebettet daher kommt – die sieht so aus:

Tier-Spezi Spam

Stilecht und in der typischen Seriosität einer solchen Spam wird diese Grafik voller irre führender Informationen von einem thematisch fern liegenden Textschnippsel gefolgt, der gewiss in jeder Mail anders aussieht. Bei mir sieht dieser „Text“ so aus:

Er hatte in der ersten TV-Debatte in Frankreich 1974 die entscheidenden Punkte fuer seinen Wahlsieg gegen den Sozialisten François Mitterrand errungen.

Sarkozy liess sich zunaechst nicht aus der Ruhe bringen und verwies auf eine «katastrophale» Situation, die die sozialistische Regierung Lionel Jospin bei seinem Amtsantritt 2002 hinterlassen habe.

[… Rest von mir entfernt]

Immerhin, die Anführungszeichen (in «katastrophale») und der Verzicht auf das „ß“ sehen wenigstens nach Schweiz aus. Das ist aber auch der einzige Bezug dieses Filter-Verblendungs-Textes zu einer schweizerischen Aktiengesellschaft.

PREIS IST CHANCE

Donnerstag, 3. Mai 2007

Kurz und knapp ist die Drill-Lyrik der gegenwärtigen Pennystock-Spams. Ein Betreff wie „PREIS IST CHANCE“ verheißt schon gewisse Probleme mit dem Ausdruck in der deutschen Sprache, die sich denn im Rest dieses E-Mülls fortsetzen:

[… Von mir entfernt] ist am 52-Woche niedrig!
Es ist Zeit jezt es zu kaufen!

[… Von mir entfernt]
Kurzel: [… Von mir entfernt]
Letzter Preis: 0.19
Prognose: 1.45
[…]

Sehen Sie [… Von mir entfernt] am 3.Donnerstag!
Verpassen Sie dieser Tag nicht!

Spammers IQ ist eben 52 Wochen im Jahr niedrig. Irgendwann kriege ich doch mal so einen modernen Börsenbetrüger in die Finger, und dann braucht man gar nicht lange zu warten. Verpassen Sie dieser Tag nicht! 👿

Wer auf dieses unbeholfene Gestammel hin sein Geld für ziemlich wertlose Aktien ausgibt, damit diese lästigen Fäkalmaden einen guten Schnitt für ihre Spam-Attacken machen, dem ist nicht mehr zu helfen.

Aktien steigen

Mittwoch, 2. Mai 2007

Klar, wenn die Menschen auf eine solche Mail wie die dressierten Hunde reagieren, denn steigen die Aktien – sehr zum Entzücken dieser Spammer. Aber vielleicht sollte der Autor dieser Spam ein bisschen an seinem Deutsch feilen, damit es nicht zu gewissen Missverständnissen kommt.

Guten Tag, ich heisse DR. Ortega.
Heute moechte ich Ihnen ueber einen erfolgreichen Aufstieg einer Internet-Firma mitteilen. Verschiedene Waren werden ueber Internet verkauft und die Verkaufsvolumen steigen vom Jahr zu Jahr das ist schon nicht merkwuerdig.

Und verschiedene Mails werden über Internet versandt und die Mailvolumen steigen von Jahr zu Jahr das ist schon nicht erfreulich.

Ueber das Internet sind die Waren billiger, es ist bequemer sie zu bestellen, fast jedes Netz-Geschaeft bittet Lieferung und Rabatte an.

Über das Internet sind die Werbebriefe billiger, es ist bequemer sie zu verschicken, fast jeder Netz-Betrüger bittet sie täglich um ihre Geduld für seine Müll-Lieferung.

Eines der besten Beispiele vom Internet-Geschaeft ist die Firma Tier-spezi AG […]

Eines der duchschnittlichsten Beispiel vom Internet-Müll ist unsere Firma Schweinehund AG. Man braucht schon ein geradezu hündisches Vertrauen und eine amöbenhafte Dummheit, um wegen dieser Spams Aktien zu kaufen.

Diese Firma verkauft Artikel fuer unsere kleine Brueder. Dieses Unternehmen hat eigenes Verkaufsnetz und eigene Produktionslinien, am besten laeuft das Geschaeft ueber das Internet.

Und wir versenden die Mails an unsere kleinen Brüder. Wie haben ein eigenes Botnetz und jemanden, der strunzdumme Texte verfasst, mit denen wir Börsenmanipulationen machen. Am besten läuft dieses Geschäft über das Internet.

Die Thesaurierung und der Verkaufswuchs der Gesellschaft ist unwahrscheinlich, nur in zwei Jahren ist es der Firma gelungen, auf den offenen Markt aufzutreten und eigene Aktien den Privatunternehmern anzubieten. Durch Knut-Geschichte hat sich die Denkensweise der Menschen umgewandelt, man holt jetzt immer mehr Tiere aus den Tierpflegeheimen. Die Verkaufsvolumen der Tierspesi AG sind unwahrscheinlich gestiegen. Deswegen braucht das Unternehmen neue Investitionen fuer die Produktionserweiterung.
Pruefen Sie die Marktdaten des Tier-spezi AG […]

Dabei erfinden wir auch gern mal ein neues Wort, wenn unser Übelsetzungs-Programm nicht weiter weiß. So entstehen unsere tollen Begriffe wie „Thesaurierung“, „Verkaufswuchs“ und „Denkensweise“. Das kapiert unsere aus hirnweichen Idioten bestehende Zielgruppe nicht, und deshalb halten die uns für ganz große Insider mit gewaltigem kaufmännischen Lach- und Sachverstand. Durch Knut-Geschichte haben wir gemerkt, dass in Deutschland Menschen sind so dumm, deshalb machen wir es so.

Das ist eine ausgezeichnete Chance fuer den Aufstieg der Gesellschaft!

Wenn sie wegen dieser Spam anspringen und kaufen und den Kurs der Aktie hochtreiben, ist das eine ausgezeichnete Chance für unseren Aufstieg in der Gesellschaft. Durch Ihr Geld und Ihre grenzenlose Dummheit.

Natürlich hat die schweizerische Tier-Spezi AG mit dieser Spam wohl nichts zu tun. Sie ist selbst unbeteiligte Dritte in diesem kriminellen Börsenzock mit vielen, blutenden Dummen. Sie hat auch ein ganz anderes Geschäftsfeld, wie eine Recherche mit einem Aufwand von 30 Sekunden hervorbringt. Der Zweck dieses Unternehmens besteht nicht etwa in Produkten für die Haustiere, sondern im

Erwerb, Verwaltung sowie Veräusserung von Beteiligungen an anderen Unternehmen; kann Tochtergesellschaften errichten, sich an anderen Unternehmungen beteiligensowie Grundeigentum / Immobilien erwerben, belasten, veräussern und verwalten.

Aber wahrscheinlich sind einige Empfänger dieser Spam zu doof, um das mal eben nachzuschlagen. Die Vorstellung, dass da irgendwas „für Knut“ gemacht wird, klingt doch viel sympathischer.

Ach so: Der Dr. Ortega nennt sich auch Dr. Parisi. Wahrscheinlich hat er noch ein paar Namen mehr. Der Text ist aber identisch, einschließlich aller Schwächen.

Gaga!

Mittwoch, 2. Mai 2007

Normalerweise ist es leicht, zu verstehen, warum so eine Spam auf eine wehrlose Welt losgelassen wird. Es gibt im Wesentlichen zwei Gründe für dieses widerliche und kriminelle Verhalten. Entweder soll Leuten etwas verkauft werden, oder die Rechner der Empfänger sollen mit Malware verseucht werden.

Wenn man so ein hohes Wort für derart niedere Beweggründe verwenden will, denn kann man sagen, dass die Spam einen gewissen „Sinn“ hat.

Aber diese Zeiten scheinen vorbei zu sein. Im Moment stapeln sich bei mir völlig sinnlose Müll-Mails in englischer Sprache. Sie haben einen sinnlosen Text, kommen ohne Attachment daher und enthalten auch keine Links. Die Texte sind offenbar Fragmente, die ihres Kontextes beraubt werden und dadurch entfernt an die „Mitteilungen“ schwer schizophrener Menschen erinnern.

So etwa diese MFC-Traurigkeit:

Betreff: The rain falls down on last year’s man, an hour has gone by and he has not moved his hand.

Here’s the MFC 4.

Wie gesagt, ohne jeden Link und ohne eine Spur von Sinn. Einfach nur Müll, der das virtuelle Postfach verstopft. So zum Beispiel auch dieser Hinweis zur Benutzung eines NTFS-Dateisystems unter DOS:

Betreff: NTFSDOS must be started from the directory that contains its support files.

He tried it several times.

Ob einer dieser vielen Versuche wohl gefruchtet hat? Es scheint gar nicht so leicht zu sein, das passende Verzeichnis zu finden. Aber muss man das einem wehrlosen Internet mit dummer Spam mitteilen?

Große Teile der Texte scheinen aus dem USENET entnommen zu sein. So tauchen immer wieder die vielen kleinen Probleme der Programmierung in den sinnlosen Mitteilungen auf:

Betreff: My problem is how I can associate the two Views with the mainframe document.

When such values are encountered, an implicit binding to an anonymous variable name is created.

Nun, bei solchen Problemen könnte es hilfreich sein, eins nach dem anderen zu erledigen. Diese drei Zitate sind nur Beispiele für etwas, was momentan als regelrechte Flut kommt.

Warum einige Spammer im Moment so vorgehen, ist allerdings eine schwierige Frage. Es handelt sich ja nicht um Einzelfälle, sondern um eine große Aktion, die scheinbar keinen Nutzen bringt.

Nach etwas Nachdenken bin ich zu dem Schluss gekommen, dass diese Spams sich wohl an Spamfilter richten, nicht an Menschen. Die vielen Filterprogramme sollen offenbar mit einer so großen Bandbreite von verschiedenen Textmustern geflutet werden, dass sie unbrauchbar werden – vielleicht klappt das sogar ein bisschen. Wenn die vielen „selbstlernenden“ Filter solche „fast normalen“ Texte als Spam erlernen, führt dies auch zu einem Zerfall der bislang erkannten Muster in Spam-Mails. Und damit besteht durch solche Aktionen eine gesteigerte Wahrscheinlichkeit, dass die Spam demnächst wieder besser durchkommt.

Und wer badet diesen ganzen Wahnsinn aus? Wir paar Menschen, die das Internet vor allem als ein Netzwerk verwenden, das Menschen verbindet. Wenn ich doch nur einmal einen Spammer in die Finger kriegen könnte!