Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Monatsarchiv für August 2024

Marleen

Samstag, 3. August 2024

So nannte sich das Spammchen mit seiner IP-Adresse aus dem Vereinigten Königreich von Großbritannien (das sind die mit dem König und dem Einhorn im Staatswappen), das heute nachmittag um 15:32 Uhr den folgenden, ohne Beteiligung irgendwelcher Skripten eigenhändisch über die Zwischenablage ins Kommentarfeld kopierten Kommentar hier auf Unser täglich Spam absetzen wollte, aber trotz ihrer Handarbeit aus inhaltlichen Gründen an der Spamfilterung gescheitert ist:

Guten Tag allerseits
Mit großer Freude schreibe ich diese Bewertung, um allen, die einen Kredit brauchen, von dieser Frau Molly Blane zu erzählen, die mir einen kostenlosen Kredit über 80.000 Euro angeboten hat.

Ich bin dem Herrn wirklich dankbar, dass er mich auf den richtigen Weg geführt hat, der es mir ermöglicht hat, heute einen Kredit zu bekommen, nachdem Betrüger mich um mein Geld betrogen haben. Wenn Sie sich in einer komplizierten Situation befinden und einen Kredit von einer vertrauenswürdigen und ehrlichen Person erhalten möchten, zögern Sie nicht, WESTLAKE LOAN unter der folgenden Adresse zu kontaktieren: Loanwestlake@gmail.com
telegram___https://t.me/lo■■■■

Ich wünsche dieser Marleen auf ihrem richtigen Weg mit achtzigtausend Öcken Schulden viel Spaß mit dieser Frau und diesem Herrn. Und natürlich mit Darlehen vom westlichen Tümpel. Ohne Website, nur mit kostenlos und anonym eingerichteter Adresse bei GMail und mit kostenlos und anonym eingerichtem Kanal bei Telegram. Fast so vertrauenswürdig wie ein kleiner Fruchtzwerg. Aber nur fast.

Erstaunlich, dass in solchen Kommentaren zur Anbahnung eines Vorschussbetruges immer seltener WhatsApp für die Kontaktaufnahme angegeben wird. Die werden doch nicht ausgerechnet bei der ekelhaften Spamklitsche Meta besser gegen betrügerische Spammer vorgehen als bei Google? Ich wäre gar nicht darüber überrascht. Hach, in so einem Fall könnte man nach einer hinreichend eindeutigen Abusemeldung den Leuten, die Kontakt zu einem Spammer aufnehmen, so eine schöne, leicht verständliche und deutlich formulierte Warnung präsentieren, was Vorschussbetrug ist und dass man gerade kurz davor steht, auf einen solchen Betrug hereinzufallen. Wenn man das als Betreiber doch nur wollte! Sofort hörte der reputationsgefährdende Missbrauch durch Trickbetrüger auf, wenn man ihnen so in die Suppe pinkelte. Es wäre viel zu gefährlich fürs betrügerische Geschäftsmodell. Leider kann ich mir kaum vorstellen, dass die Klitsche, die ich immer liebevoll als „Fratzenbuch“ bezeichne, so vorgeht.

Bestätigen Sie bitte die Zustellung Ihres Pakets

Freitag, 2. August 2024

Nein, es ist keine Paketspam, sondern der ältere Betrug. Und dieser Text scheint heute durch eine Zeitmaschine in meinen Spameingang gefallen zu sein.

Guten Tag, […]

Genau mein Name! 👍️

[…] dies ist die Ankündigung des Gewinnerpakets der El Gordo/Euromillions Spanish MegaJackpot-Aktion, die am 11. Dezember 2023 stattfand und zuvor von der Welttourismusorganisation / dem spanischen Ministerium für Tourismus organisiert wurde. Ihre E-Mail wurde mit der Losnummer: (721-524-27756), der Seriennummer: (52136/2013 und der Glücksnummer 66513 bestätigt. Sie sind der Gewinner von € 1.200.000,00 (eine Million zweihunderttausend Euro) in bar, gutgeschrieben unter der Referenznummer [WNT/25456009/EU].

Meine E-Mail wird durch Losnummern bestätigt, und deshalb bekomme ich 1,2 Megaøre in einer Lotterie, für die ich niemals ein Los gekauft habe.

Die Losnummer wurde seit 2013 offenbar so ziemlich jedes Jahr gezogen. Warum sollten die Spammer und Betrüger sich auch eine neue Zahl ausdenken? Das wäre ja anstrengend. Und wenn sie sich anstrengen wollten, könnten sie doch gleich arbeiten gehen. 🛠️

Wie man so eine lustige Ziehung mit benummerten Mailadressen durchführt? Na, demokratisch natürlich:

Die Gewinner wurden per Computerabstimmung aus 45.000.000 Namen und E-Mail-Adressen aus der ganzen Welt als Teil unseres internationalen Werbeprogramms ausgewählt, das wir einmal im Jahr durchführen.

Mit Stable Diffusion generiertes BildDie Computer „stimmen darüber ab“. In einer großen Computerabstimmung. Nein, nicht alle vier Jahre, sondern jedes Jahr. Da wird einfach an jede Mailadresse eine Nummer gehängt, und dann wird eine Nummer gezogen. Warum man den Umweg über irgendwelche Nummern geht, wenn es eh schon über Computer läuft? Na, damit die möglichen Opfer dieses Betruges glauben, dass es das ist, was sie sich unter einer Lotterie vorstellen. Etwas mit Ziehungsgeräten, gezogenen Zahlen und Losnummern. Ich habe hier übrigens auch eine Datei mit 356.010 Einträgen (ein recht umfangreiches Wörterbuch der deutschen Sprache in neuer Rechtschreibung) und ziehe davon jetzt mal fünf zufällig ausgewählte Zeilen so an der Kommandozeile, wie man das mit einem Computer machen würde:

$ wc -l /usr/share/dict/ngerman 
356010 /usr/share/dict/ngerman
$ shuf -n 5 –random-source=/dev/urandom /usr/share/dict/ngerman | nl
     1	Gesamtforderung
     2	Zahlkarten
     3	laienhaftesten
     4	bürgtet
     5	staatskluger
$ _

Natürlich kommt jedesmal etwas anderes heraus, wenn man auf diese Weise ziehen lässt. Obwohl die Eingabedatei (das Wörterbuch) immer gleich ist. Das ist die Bedeutung des Wortes „zufällig ausgewählt“.

Damit man das leichter irgendwelchen „Gewinnklassen“ zuordnen könnte, habe ich die gezogenen Wörter durchnummerieren lassen. Zählen können diese Computer nämlich auch. Irgendein Umweg über Zahlen, Losnummern, Seriennumern und Glücksnummern ist für eine Computerziehung nicht erforderlich. Und eine Abstimmung auch nicht.

Zielgruppe dieses Betruges sind Menschen, für die Datenverarbeitung ein unverständlicher Zauberkram ist, den Computer untereinander abstimmen und die ferner glauben, dass eine Lotterie vom Weihnachtsmann betrieben wird, so dass man auch nicht sein immer viel zu weniges Geld für den Kauf von Losen ausgeben muss, um gewinnen zu können. Dass diese lustigen Ideen aus einer unverschlüsselten und nicht digital signierten E-Mail kommen, die von Millionengewinnen faselt, weil man offenbar mal wieder seine Mailadresse auf den Lottoschein geschrieben hat, statt ein paar Zahlen anzukreuzen, stört nicht bei diesem Glauben.

Diese Spams laufen seit beinahe drei Jahrzehnten. Den ersten „Lotteriegewinn“ meines Lebens habe ich Mitte der Neunziger Jahre im Postfach gehabt, und seitdem ist wohl kein Monat vergangen, in dem ich nicht mindestens einmal gewonnen habe. Und ich habe immer nur die dicken Millionen gewonnen, niemals irgendwelche Preise von einigen hundert oder einigen tausend Euro. Denn bei diesen Lotterien der Vorschussbetrüger gibt es nur die Millionen. Die Texte sind in der ganzen Zeit verblüffend konstant geblieben, obwohl sie ziemlich lächerlich klingen. Was sich manchmal darin ändert: Dass schon alle möglichen „Lotterieveranstalter“ genannt wurden: Vom spanischen Staat über Microsoft über die WHO über Google bis hin zu den Vereinten Nationen. Erstaunlich ist dabei, dass die Außerirdischen noch keine derartigen Lotterien veranstalten. Ach, selbst Leute, die wirklich wegen so einer Mail glauben, sie hätten einen Millionengewinn in einer Lotterie erzielt, bekommen bei der Vorstellung hier anwesender und Lotterien veranstaltender Außerirdischer ihre bohrenden Zweifel und denken noch einmal nach…

Bitte kontaktieren Sie Mall Martinez Drake Esq, den internationalen Vertreter von AXA SEGUROS MADRID, Telefonnummer: 34 662 425 ■■■.
Private E-Mail-Adresse: malldrke@gmail.com
Für weitere Informationen: http://loteria.rtve.es

…bevor sie darauf reinfallen und an eine andere – natürlich kostenlos und anonym bei GMail eingerichtet, den dicksten Kumpel des Spammers und Betrügers – Mailadresse als die Absenderadresse antworten? Na, das sagt aber vieles über die etwas wirrselige These, dass Außerirdische längst hier anwesend seien und die Geschicke der Erde mitbestimmen. 👽️

Der Antrag muss bis zum 22 August 2024 eingereicht werden, sonst wird er storniert. Darüber hinaus gehen 5 % Ihres Gewinns an die Sicherheitsfirma AXA SEGUROS S.A. Dieser Betrag wird von Ihnen bei Erhalt Ihres Gewinns bezahlt.

So schade, dass diese Lotterieveranstalter aus der Spam niemals ein Bankkonto haben und deshalb das Geld bei einer „Sicherheitsfirma“ abgeben, die sich fette fünf Prozent des Betrages in die Tasche steckt. Da kommen einem auf einmal die Bankgebühren gar nicht mehr so abzockerisch vor. 😁️

Alle Vorleistungen, die man bezahlt, um an seinen „Gewinn“ zu kommen, sind weg. Wenn nichts mehr rauszuholen ist, bricht der Kontakt plötzlich ab. Dass naive Menschen um einen fünfstelligen Betrag – einschließlich Darlehensaufnahme bei ihrer Bank und Anpumpen von Freunden und Verwandten – betrogen werden, ist leider nicht selten. Es läuft seit dreißig Jahren. Es läuft immer noch. Ohne nennenswerte Änderung in der Vorgehensweise.

Mit freundlichen Grüßen
Maria Rocio Merlin/Sekretärin

Immerhin spammt heute nicht der Direktor und nicht sein Vizeobermotz, sondern nur die Sekretärin.

Entf! 🗑️

Herzliche Glückwünsche! Sie wurden ausgewählt!

Donnerstag, 1. August 2024

Wie? Und vor allem: Wozu? Komme ich jetzt in den Himmel? Bekomme ich meine Lobotomie?

Von: Nachricht von Obi <Nachricht-von-Obi@gmx.co.uk>

Das ist ganz sicher nicht OBI. Erstens würde OBI seine eigene Firmierung richtig schreiben (auf so einen Markenquatsch legen Unternehmen immer sehr viel Wert, es muss sich da um eine Art des neurotisch mitgeprägten Fetischs handeln), und zweitens würde OBI auch nicht eine Freemaileradresse beim britischen GMX benutzen, sondern einen eigenen Mailserver betreiben. Eine Domain haben sie ja schon wegen ihrer Website. 😉️

Die Firmierung OBI wird hier nur von Kriminellen missbraucht. Dass die Firmierung dabei beschädigt und in den Schmutz gezogen wird, ist den Kriminellen egal. Die interessieren sich nur dafür, dass ihr eigenes Geschäft läuft. Ohne Rücksicht auf irgendwelche Verluste.

Hier ist Ihre Chance, eine Belohnung zu erhalten

In die Spam eingebettetes Bild: OBI-Logo -- Sehr Geehrter OBI-Käufer -- Abbildung des Werkzeuges -- Wir möchten Ihnen die einmalige Gelegenheit bieten, eine brandneue Makita-Bohrer zu erhalten. -- Nehmen Sie dazu einfach an dieser kurzen Umfrage zu ihren Erfahrungen mit OBI teil. -- [Jetzt An Der Umfrage Teilnehmen] -- Ihr einmaliger Code: #OBIMAKITA -- Es kann eine Versandgebühr anfallen -- Wenn Sie sich abmelden möchten, klicken Sie bitte hier

Oh, dieser „einmalige Code“ als ganz besondere Sicherheitsmaßnahme ist mit „OBIMAKITA“ ja mal wieder ganz besonders lächerlich ausgefallen. 😅️

Alle Daten, die man bei dieser „kurzen Umfrage“ – die „Fragen“ bei solchen spamgetriebenen „Gewinnspielen“ ohne Gewinnmöglichkeit sind meist dümmlicher Bullshit – eingibt, um seine „Belohnung“ zugesendet zu bekommen, gehen direkt an Kriminelle. Die Daten sind für einen Identitätsmissbrauch völlig ausreichend. Wenn man für die Bezahlung der „Versandgebühr“ auch noch Kreditkartendaten angibt, dann werden die Kriminellen mit der Kreditkarte „einkaufen“ gehen. Das versprochene Werkzeug gibt es nicht. Die Abbildung ist nur ein Köder. 🎣️

Mit Stable Diffusion generiertes BildHabe ich eigentlich schon erwähnt, dass ich angeblicher „Sehr geehrter OBI-Käufer“ noch nicht ein einziges Mal in meinem Leben etwas bei OBI gekauft habe? (Das ist aber Zufall, weil ich bei Bedarf immer andere Baumärkte in der Nähe hatte, und es hat nichts mit OBI zu tun.) Und selbst, wenn ich bei OBI gekauft hätte, dann hätte ich dabei ganz sicher nicht meine Mailadresse an OBI gegeben. Die müssen sich schon mit dem Geld begnügen, das ich da hinlege. Ich brauche keine Werbung. Mir fehlt nichts. Ich brauche auch nicht irgendwelchen Tinnef, irgendwelche mit Prozentzeichen angebliches Sparen behauptende Spezialangebote oder irgendwelche Bullshitpunkte, die allesamt nur dazu da sind, dass ich meine Mailadresse, meine Telefonnummer und andere persönliche Daten nebst einer flugs angekreuzten „Einverständniserklärung“, die niemand jemals liest, an ekelhafte Werbelügner gebe, die meiner Meinung nach besser als Fehlgeburt geendet wären. Werber sind gewerbsmäßige Lügner, die sich dafür bezahlen lassen, bei mir und dir und dir falsche Eindrücke zu erwecken, um möglichst viele Leute übern Tisch zu ziehen. Und ich brauche schon gar keine Reklame in meinen persönlich genutzten Kommunikationskanälen, die mir dazu dienen, mit richtigen Menschen zu kommunizieren. Ich habe wahrlich schon genug Spam, das reicht mir. Ich brauche nicht noch zusätzlichen, leider legalen, größtenteils aus Lüge bestehenden Kommunikationsmüll, der mich manipulieren und überrumpeln soll, damit ich erst kaufe, um dann die post buying frustration zu erleben. Nein, das habe ich mir nicht ausgedacht, sondern genau so reden und denken Werber. Der Unterschied zum Trickbetrüger liegt nicht im Charakter, sondern in der Beschränkung auf leider legale Methoden der Überrumpelung und Lüge. Es wird höchste Zeit, dass Werber gesellschaftlich so stark geächtet werden, dass niemand mehr, der anständig erscheinen möchte, auch nur in ihrer Nähe gesehen werden möchte. Das, was Werber für eine Handvoll Geld tun, weil sie Arschgeburten und halbseidene Geschäftemacher mit größtmöglicher Gleichgültigkeit gegenüber anderen Menschen sind, wird kein denkender und fühlender Mensch vermissen…

Aber ich sehe schon: Ich bin beim Rummotzen über Reklame ein kleines bisschen von der eigentlichen Spam weggedriftet. Das ist nicht völlig ohne Grund. Denn wenn die Menschen Reklame als Warnzeichen empfänden und Wert darauf legten, dass nicht permanent mit Reklame (einschließlich ständigen Versprechen von Ersparnissen und Geschenken) gewaltsam an ihrer Aufmerksamkeit und Psyche rumgezerrt wird, dann gäbe es auch diese spezielle Betrugsmasche nicht mehr. Und die ist seit vielen Monaten eine Pest im Spameingang. Ich bringe diese Spams eigentlich nur noch, wenn mal ein neu gestaltets Bild verwendet wird. Ansonsten gilt: Die benutzten Marken wechseln, aber die Masche ist immer die gleiche. 🥱️

Löschen, und gut ists! 🗑️