Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Ohne Betreff

Freitag, 23. November 2018, 15:34 Uhr

Was mag wohl in diesem Überraschungsei aus dem Internet drin sein?

Von: Nicky <hinara@lime.ocn.ne.jp>

Kenne ich nicht.

Aber dafür kennt „Nicky“ ganz viele Leute. Oder genauer: Sie kennt Mailadressen von Leuten. Und alle diese Mailadressen trägt sie in die Empfängerliste ein, so dass jeder Empfänger die Mailadressen der anderen Leute sehen kann. Mindestens zwei dieser Empfänger haben heute nicht verstanden, dass man einem Spammer nicht so einfach antworten kann, weil er seine Mailadresse fälscht. Woher ich das weiß? Ich weiß es, weil diese beiden Zeitgenossen ebenfalls nicht verstanden haben, was der Unterschied zwischen „Antworten“ und „Allen antworten“ in ihrer Mailsoftware ist – so dass ihre Antwort unter anderem auch bei mir (und natürlich bei allen anderen Empfängern) ankam, in einem Fall noch einmal gefolgt von einer Antwort auf die Antwort. Das ist genau die Art von Müll im Postfach, von der wir alle gar nicht genug kriegen können… 🙁

Ich vermute mal, dass diese beiden Zeitgenossen in eine eventuelle Bewerbung um eine Arbeitsstelle reinschreiben würden, dass sie sich mit Computern und diesem Internet gut auskennen, weil das ja alle in ihre Bewerbungen reinschreiben und weil jeder empfiehlt, dass man das in seine Bewerbung reinschreibt und außerdem ist Computer einfach, benutzerfreundlich und klicken kann ja jeder. Es wäre eine Lüge. Diese beiden Lallbacken haben nicht einmal elementare Anwender-Grundkenntnisse in Sachen Internet, und vermutlich auch in nichts anderem. Ich will es mal so sagen: Wenn ich ihr Arbeitgeber wäre, und die würden Schaden mit ihrer gefährlichen Unkenntnis anrichten (indem sie zum Beispiel auf alles klicken, was sich anklicken lässt, weil man darauf so schön klicken kann), dann würde ich sie nach so einer Lüge für den angerichteten Schaden haftbar machen, und ich würde sie auch vorher unterschreiben lassen, dass ich das so handhabe.

Genug Ärger, der alles nur noch ärger macht, es geht zur erfreulich kurzen Spam:

I can highly recommend this http://belief.consultmccoy.com

Nicky

Genau, Nicky! Ich kenne dich nicht, du kennst mich nicht, du hast nicht einmal verstanden, welchen Zweck der BCC:-Header einer E-Mail hat, aber du hast eine drängelnde Empfehlung für mich, nämlich, dass ich in deine Spam klicken soll.

Warum ich das machen soll? Richtig: Weil du es mir drängelnd empfiehlst. Das ist doch Grund genug für einen Klick in eine Spam. Schließlich kam diese Spam ohne Betreff, ist also eine Art Überraschungsei, und da kann man dann auch gleich einen völlig kontextlosen Überraschungslink reinsetzen, ohne dass man da so spamfilteraktive Wörter wie „Bitcoin“ dazuschreibt, die womöglich noch verhindern, dass die Spams bei Menschen ankommen. Dein Link ist natürlich mal wieder nicht direkt gesetzt, sondern der Beginn einer trickbetrügerüblichen Umleitungskette (normale Menschen können ja einfach direkte Links setzen), die schließlich zu einer Seite in der ausgesprochen fragwürdigen Domain for (strich) diet4fatloss (punkt) net führt. Und wer dann angesichts der Domain glaubt, es gäbe vielleicht ein neues Mittel zum automatischen und schnellen Schlankwerden durch Hirnverbrennung, hat sich getäuscht, denn hier gibts nichts gegen die wabbelige Wampe; nein, hier gibt es etwas, was nur den schweren Geldbeutel schnell ein bisschen leichter macht (zum „Reichwerden“ muss man 250 Euro legen):

Der größte Deal in der Geschichte von 'Die Höhle der Löwen', der SIE in nur 7 Tagen reich machen kann! (Wirklich)

Schön, dass noch so deutlich dabeisteht, dass ich auch wirklich auf die Empfehlung eines Spammers hin reich werden kann, denn sonst hätte ich sicherlich Zweifel daran bekommen. :mrgreen:

Seit dem Reichwerdexperten-Überraschungsei aus der letzten Woche hat sich der Text der Bullshit-Seite mit ihren Bullshit-Behauptungen, dass jedes wohlkonditionierte Suppenhuhn mit automatischem Bitcoinhandel automatisch reich werden kann, nicht verändert. So kann ich mir einen neuen Screenshot sparen.

Das muss schon sehr bitter sein für diese Reichwerdexperten, wenn sie sich da heftig mit Banknoten wedelnd in dieses Internet stellen, aber niemand interessiert sich für das Geld und die tollen Reichwerdmethoden – so dass sie illegale und asoziale Spam versenden müssen, um ihr Geld überhaupt noch loswerden zu können. Das ist schon scheiße, wenn man so etwas Unbrauchbares und Unbeliebtes wie Geld anzubieten hat! Da verkauft sich ja Gammelfleisch besser… 😀

Ach ja… für die paar Menschen, die immer noch allzuleicht an das mühelose Reichwerden durch Bitcoin-Spekulation glauben, habe ich eine sehr schlechte Nachricht…

Chart der Kursentwicklung BTC-EUR bei xe.com in den letzten 12 Monaten

…und das ist die Kursentwicklung. Ein schnelle Abwärtsphase wurde von einer langsamen, sich über Monate erstreckenden Abwärtsphase gefolgt, die nun wieder nach einer kurzfristigen Stabilisierung in eine schnelle Abwärtsphase übergeht. Da es „den“ Bitcoin-Kurs nicht gibt – Bitcoin ist völlig unreguliert, was auch abzockerische Geschäfte von halbseidenen, mit Spam beworbenen Bitcoin-Dienstleistern ermöglicht – habe ich hier den Ein-Jahres Chart von xe.com genommen. So ein paar hundert Euro, die man in diesen hochspekulativen Irrsinn um ein Zahlungsmittel, das wegen seiner Entwurfsschwächen gar nicht als Zahlungsmittel für den Alltag geeignet ist reinwirft, sind schnell weg. Für jemanden, der das Geld übrig hatte und mal ein bisschen zocken wollte, sicherlich nicht so ein Verlust (aber das heißt noch lange nicht, dass man auf asoziale und illegal vorgehende Spammer reinfallen sollte), aber es fallen halt auch Menschen darauf rein, die das Geld nicht übrig haben. Beim großen Bitcoin-Kurssturz zum Anfang dieses Jahres sprach man in den einschlägigen Foren offen über Selbstmordvorbeugung. 🙁

Ein Kommentar für Ohne Betreff

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