Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Tagesarchiv für den 27. Juli 2007

Bewertungsspam im Filesharing

Freitag, 27. Juli 2007

Es gibt keinen Kommunikationskanal, der sich aus Sicht der Spammer nicht dazu eignen würde, mit unerwünschten und nervigen „Informationen“ geflutet zu werden, wenn dieser Vorgang nur billig genug und bequem automatisierbar ist. Wer Filesharing mit eMule (oder unter Linux mit aMule) betreibt, hat gewiss schon einmal erlebt, dass die dort integrierte Möglichkeit zum Chatten gern von Spammern verwendet wird, um ihre Nervbotschaften durch das Netz zu pusten. Da die meisten Menschen eben keine besondere Lust darauf haben, sich während des Downloads von Jamendo-Alben oder anderer schöner Sachen (es gibt nicht nur Pornos und Raubkopien) um solche „Botschaften“ zu kümmern…

[18:31:49] STARGATE: download HyperMule – fastest eMule ever!!!

…bleibt diese Möglichkeit eben ungenutzt, obwohl sie manches Mal recht nützlich wäre, um etwa den Menschen kennen zu lernen, der große Mengen freier politischer Literatur anbietet. Hier haben es die Spammer geschafft, einen Kommunikationskanal so unbenutzbar zu machen, dass er nicht mehr benutzt wird.

Aber niemand glaube, dass die Spammer sich jetzt besseren Beschäftigungen hingeben würden. Nein, sie suchen stattdessen nach weiteren Möglichkeiten, in diesem Netzwerk ihre Müllkommunikation zu verbreiten.

Dabei hat einmal jemand entdeckt, dass eMule und aMule den Anwendern die Möglichkeit bieten, eine Datei zu kommentieren und zu bewerten. Diese Wertungen und Kommentare werden dann für alle anderen Interessierten sichtbar, so dass niemand stundenlang auf eine schlechte Datei warten muss. Im gegenwärtigen Zeitalter allgegenwärtiger und widerwärtiger Werbung sieht das allerdings oft so aus:

Bewertungsspam - ein Screenshot aus aMule

Jemand bewertet eine Datei mit „ungültig“ und setzt seinen Spamkommentar dazu ab. Natürlich lässt sich das elegant automatisieren. Und der Spammer kann sich sicher sein, dass sein Kommentar auch gelesen wird – schließlich ist nicht alles im eMule-Netzwerk das, was der Dateiname verspricht. Da schaut der Anwender mit ein paar Tagen Erfahrung also lieber einmal nach, wenn es eine derart verheerende Bewertung gibt. Das bestehende soziale Netzwerk aus Bewertungen veröffentlichter Dateien wird dabei natürlich arg beschädigt. Im vorliegenden Beispiel – der Screenshot wurde aus aMule gemacht – liegt die Gesamtbewertung auf einen eher unvorteilhaften Durchschnittswert, obwohl alle wirklichen Anwender eine gute Bewertung abgegeben haben. Dieser Durchschnittswert wird natürlich auch in Form eines kleinen Piktogrammes angezeigt, ohne dass man eigens einen Blick auf die Kommentare werfen müsste. Leider ist er durch die Spam sinnlos geworden, eine weitere nützliche Einrichtung zur Kommunikation ist durch Spam zerstört worden.

Aber das ist dem Spammer egal, es ist ja nur so ein bisschen menschlicher Kram in einer technischen Umgebung, die er als reine Litfasssäule für seine Anpreisungen betrachtet.

Einigen Leuten wird einfach viel zu selten das Fressbrett eingetreten. 👿

Verschneiter Empfang

Freitag, 27. Juli 2007

Früher, zu Zeiten des terristrischen und analogen Fernsehens, hatte man manchmal das Pech, so zu wohnen, dass nicht jeder Sender gut empfangen werden konnte. Das Bild war denn „verschneit“, was zwar nicht wirklich befriedigte, woran man sich aber dennoch leicht gewöhnte.

Auch beim E-Müll gibt es manchmal schlechten Empfang und es kommt nur ein verschneites Bild an, damit der Spamfilter auch schön durchlässig werde:

Ein ziemlich verschneites Angebot

Besonders hübsch ist hier nicht nur die seriöse Präsentation des Angebotes, das man übrigens genau so „legal“ und dabei noch viel billiger, ja kostenlos durch Verwendung eines der populären Filesharing-Clients „erwerben“ könnte. Auch die Darstellung eines Textes, der wie ein Link aussieht, sich aber nicht klicken lässt, ist wenigstens etwas verwirrend und passt zur Metapher der Bildstörung. Stattdessen sieht sich der Empfänger aufgefordert, den blauen Text in die Adresszeile seines Browsers einzutippen.

Das spezielle Geschenk zum Kauf

Freitag, 27. Juli 2007

Mein Leser littleandy hat mich eben gerade mit einem Kommentar darauf hingewiesen:

Grad geht offensichtlich eine Mail rum, die von einem “Ebay-Geschenkâ€? spricht. Sie tut so, als ob sie von Ebay-Deutschland kommen würde. Der angegebene Link führt (wie man beispielsweise bei Firefox erkennen kann) nicht zur Ebay-Seite (auch wenn es so aussieht), sondern zu einer der Geocities-Seiten.

Da musste ich doch gleich mal Müll Mail abholen. Aber was ich da kriegte, war dennoch etwas überraschend. Ich bin es ja gewohnt, dass die „Mitteilungen“ von Spammern nicht besonders lesenswert sind, aber so einen Text sieht man nicht ganz so häufig:

ñåãîäíÿ 9ìàÿ,áîëåå ïîëóâåêà íàçàä íàøè äåäû îòäàëè ñâîþ êðîâü çà ïîáåäó íàä ôàøèñòàìè, òàê ïîìÿí¸ì èõ ñ ÷åñòüþ,ïîêàæåì ìåñòî çàðâàâøåéñÿ ýñòîíèè,âñ¸ ïðàâèòåëüñòâî íàäî ñæå÷ü êàê ñæèãàëè åâðååâ ýññåñîâöû,ääîñ àòàêà è äåôåéñ ìíîãèõ ýñòîíñêèõ ñàéòîâ îðãàíèçîâûâàåò Cyber Antiesstonian Community,ìû òå êòî óïðàâëÿåò ñåòüþ,ìû êîðîëè ñåòè..ìû íèãäå è âåçäå,ìû íå òå áîòàíû î÷êàðèêè,ñêîðåå òå îòìûâàåò áóðæóñêîå áàáëî è åçäèò íà áåõàõ 7 ñåðèè%)) âîîáùå âèäíî òî ÷òî ýòî ãàëèìàÿ ïðîâàêàöèÿ çàòåÿííàÿ usa è èõíåì íàòî Ìû èä¸ì â ïåðâûõ ðÿäàõ ïðîòèâ îáìàí÷èâûõ ïðèíöèïîâ ëîæíîé äåìîêðàòèè íàâÿçàííîé àìåðèêîé,êîòîðàÿ ñòðåìèòüñà çàñóíóòü ñâîþ ðóêó â äåëà êàæäîé ñòðàíû, ñîëäàòû êîòîðîé âåäóò çàõâàòíè÷åñêèå âîéíû, ïî âñåìó ìèðó, è âîþþò îíè íå çà äåìîêðàòèþ êàê îá ýòîì òðåçâîíÿò àìåðèêàíñêàÿ ïðîïàãàíäèñòêàÿ ìàøèíà, à çà âûãîäû ñîâåðøåííî ìàòåðèàëüíûå. Ã?òà äâîéíàÿ ìîðàëè àìåðèêàíöåâ ïîêàçûâàåò èñòèííîå ëèöî àìåðèêè,êîòîðàÿ îäíó ðóêó òÿíåò äëÿ ðóêîïîæàòèå, à äðóãîé îòðóáàåò òâîþ ðóêó, êîòîðóþ òû ïðîòÿíóë. Ìíîãèå çäåñü çàñëóæèëè íàãðàäû è îðäåíà,íî íàì îíè íå íóæíû, íàì ãîðàçäî ïðèÿòíèå ñîçíîâàòü ÷òî ìû ñêëàäûâàåì êèðïè÷èêè â çäàíèå ñêëåïà â êîòîðîì áóäåò ïîêîèòüñà àìåðèêà. Ã?îýòîìó ãîñïîäà äàé áîã íàì áîëüøèõ óñïåõîâ â íàøåì ñâåòëîì äåëå..

Das mit der Angabe des korrekten Zeichensatzes müssen diese Kriminellen wohl noch einmal üben. Also Spammer: Bevor du dich an dein destruktives Werk setzt, versuch einmal in aller Ruhe die Skripten zu verstehen, die du benutzt! Und wenn du das nicht kannst, denn lies einfach mal ein paar RFCs und eine Dokumentation der verwendeten Programmiersprache! Wie, so viel Arbeit willst du dir für die Deppen, die auf deinen Beschiss reinfallen sollen nicht machen? Klar, das habe ich mir gleich gedacht.

Natürlich hat die Mail auch etwas „richtigen“ Text, der so aussieht:

Unsere herzlichsten Glückwünsche. Sie sind der Käufer #10.000 in unserem Geschäft, deshalb schenken wir Ihnen ein Geschenk. Welcher?

Nicht nur, dass die Spamskripten nicht verstanden werden, die verwendete deutsche Sprache ist auch etwas rätselbaft.

Zunächst sagt man im Deutschen nicht „Käufer Nummer 10000″ und man kürzt „Nummer“ auch nicht wie die Amerikaner mit dem Sonderzeichen „#“ ab. Stattdessen verwendet man eine Ordinalzahl. Also schriebe man: „Sie sind der 10000. Käufer in unserem Geschäft“. Der etablierte Stil des formellen Umganges vermeidet übrigens das Wort „Käufer“ und würde „Kunde“ bevorzugen.

Und „…deshalb schenken wir ihnen ein Geschenk.“ geht gar nicht. Die doppelte Verwendung eines Wortstammes in einer Phrase vermeiden in Deutschland sogar schon die Sechsjährigen, denen würde der kleine Lapsus mit dem zwei kurz aufeinander folgenden Wörtern aus „Schenken“ also nicht mehr passieren. Mein Alternativvorschlag: „Deshalb möchten wir ihnen ein Geschenk überreichen“. Ach, dafür hättet ihr euch Mühe geben müssen, ähnlich wie mit dem Verständnis des Spamskriptes? Ja, ich weiß… :mrgreen:

Diese Holprigkeit des Stiles wird von „Welcher?“ gekrönt. Wir haben da im Deutschen so etwas, das wir „Genus“ nennen, jedes Nomen hat ein Geschlecht. Und Geschenk ist nun einmal ein Neutrum, die korrekte Form lautet also „Welches“.

Schon in dieser Anhäufung von Schwächen und Fehlern in einer derart kurzen Aussage zeigt sich, dass man auf Seiten der Absender, die diesen Müll zurzeit millionenfach durch das Internet blasen, weder sorgfältig ist noch überhaupt Syntax und Semantik der deutschen Sprache versteht. Das passt hervorragend zum Betreff dieses Abfalles, der da „Das spezielle Geschenk zum Kauf.“ lautet. Zunächst setzt man in einer Überschrift oder in einem Betreff keinen Punkt am Ende des kurzen Satzes. Aber das kann schon einmal passieren. Viel schlimmer ist dieses: Auch inhaltlich ist der Satz  etwas seltsam, da man ein „Geschenk“ eben geschenkt, also kosten- und bedingungslos übereignet bekommt und somit nicht „kaufen“ muss.

Na ja, ihr habt wirklich gut genug dokumentiert, mit wieviel Sorgfalt ihr in eurem „Geschäft“ so vorgeht. Eine Empfehlung für irgendeine Geschäftsbeziehung ist das übrigens nicht, da davon auszugehen ist, dass eure Rechnungen oder eure Zahlungsmoral von einer ähnlichen Sorgfalt geprägt wären. Wer dennoch versucht, mit euch ins Geschäft zu kommen und euer „Geschenk“ bei Ebay erwerben will, wird denn auch sogleich beschissen:

Bitte, folgen Sie dem Link [… Link und vom Link abweichende URL im Linktext sind von mir entfernt] und erfahren Sie das.

Es handelt sich um eine HTML-Mail. Der Linktext sieht wie eine URL der Domain ebay.de aus, führt aber in Wirklichkeit zu GeoCities und wird einer der vielen Versuche sein, den Empfängern gegen ihren Willen und gegen ihr Wissen Schadsoftware zu installieren. Wer darauf klickt, hat verloren.

Wir danken Ihnen für die Benutzung der Dienstleistungen unseres Geschäftes. Kaufen Sie bitte noch.

Ja ja, die „Benutzung der Dienstleistungen unseres Geschäftes“. 😀 Noch dümmlicher kann man sich kaum ausdrücken. Versucht es doch einmal mit „Vielen Dank für ihr Vertrauen in unser Geschäft. Bitte bleiben sie uns treu.“ – was übrigens noch besser wirkte, wenn ihr euch einen Namen für dieses „Geschäft“ ausdenken würdet. Aber denn würden ja zu viele Empfänger bemerken, dass sie gar nichts mit euch zu tun haben. Das ist schon ein Mist, wenn man seine Computersabotage mit Spam betreiben will und darauf angewiesen ist, das möglichst viele Deppen auf den Link klicken; da wird der Stil schon einmal unpersönlich und schlecht.