Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Monatsarchiv für Mai 2007

Willst du auch mal spammen?

Samstag, 26. Mai 2007

Diese Frage stellt mir der kriminelle und asoziale Spammer, der mich heute mit einer Mail beglückt hat. Dass inzwischen die Mailserver im Internet unter der Last solcher Nullkommunikation zusammenbrechen, interessiert so eine Arschkrampe nicht weiter. Statt dessen wird in der Mail mit dem Betreff „How would you like 2 Million Sites linking to your ad?“ angeboten, dass man doch auch ganz gut in Blogs werben könnte.

Discover the power of the Blog Blaster!
Brandnew software revolutionizes the power of online advertising -never seen before!- BRAND NEW FOR MARCH 2007!

Wow, ganz aktuelle Software, deren Macht ich hier entdecken soll. Die muss für Kommentar- und Trackbackspam in Blogs immerhin zwei ganz „brandneue“ Techniken beherrschen, nämlich HTTP und die Erzeung von Daten in XML. Dass man so etwas nicht wirklich als „brandneu“ anbieten kann, hat der Spammer auch eingesehen. Deshalb hat er vergessen, den Monat im Text zu ändern; wir haben inzwischen ja schon MAY 2007…

Wieso denke ich nur bei „Blog Blaster“ an eine Art Waffe, mit der man Blogs in Stücke schießen kann? :mrgreen: Aber ist ja egal, mit der Internet-Mail schaffen die Spammer das ja auch gerade.

[…] I have developed a software that automatically places your ad on millions of blogs.

Nun, werter Programmierkollege, eine solche Software könnte ich auch ganz schnell entwickeln. Wie schon gesagt, so viel neue Technik ist dafür nicht erforderlich und guter Bibliothekscode ist bereits fertig. Wie lange ich daran sitzen würde? Für eine erste, nicht sehr leistungsfähige Version (die ich sogar als Shellskript prototypen würde), brauchte ich ungefähr eine Stunde. Für ein vernünftiges Programm, was genau den beschriebenen Leistungsumfang hat, brauchte ich etwa ein bis zwei Tage Programmierung, darüber hinaus müsste ich im Hintergrund systematisch Blogadressen sammeln (das geht relativ einfach, wenn man Technorati gezielt missbraucht).

Also tu mal nicht so, als wärest du ein ganz großer Hacker. Auch wenn du dir selbst deinen eigenen Lobpreis in die Mail hineinweihst:

[…] This method has never been released to the public before. Very few, if anyone has implemented this

Diesen Scheiß kann (fast) jeder, aber zum Glück wenden die meisten Menschen ihre freie Kreativität weniger asozialen Tätigkeiten zu als du das zu tun pflegst. Zum Beispiel, indem sie einen Teil ihrer Lebenszeit dafür verwenden, dass Spamfilter entstehen, die deine ganzen plumpen und gierigen Werbetext ungesehen in die digitale Vorhölle befördern.

Und? Was hast du mit deiner tollwütigen Programmierung erreicht, Spamkopf? Du versendest über die Infrastruktur des Internet nutzlose und unerwünschte Daten, die beim Empfänger automatisch vernichtet werden, ohne dass sie jemals jemand sieht. Wenn es nicht ein paar Idioten gäbe, die dich dafür bezahlten, wäre das nur ein heiteres dadaistisches Kunstprojekt. So ist es aber eine nervige Scheiße, die niemandem etwas nutzen wird. Da kannst du tausendmal…

[…] You will receive thousands of targeted hits to your website as Blog Blaster places your ad on blogs that match your ad’s category.

…vollmundige Versprechungen in deine gierige Mail reinschreiben. Dein Produkt ist nicht nur asozial, es ist auch völlig überflüssig.

Für Exhibitionisten

Freitag, 25. Mai 2007

Von dieser Mail von „Booker Minna“, die einfach nur den Betreff „RE:“ hatte, erwartete ich ja an sich nicht viel. Aber diese hatte es in sich. Wann wird einem Exhibitionisten schon so eine so großartige, beglückende Möglichkeit versprochen:

If you start taking Penis Enlarge Patch, the worlds attention will be drawn to your dick.

Ich befürchte allerdings, dass ich für dieses Produkt nicht der richtige Empfänger bin – ich habe wirklich nicht das geringste Interesse daran, dass die Aufmerksamkeit der ganzen Welt zu meinem Schwanz gezogen wird. Nein, darauf kann ich verzichten. 😀

Ohne Fett

Donnerstag, 24. Mai 2007

Die „Katzen Pfötchen“ der Firma Katjes erfreuen in ihrer Verpackung nicht nur durch ein fröhliches Deppen Leer Zeichen in der Produkt Bezeichnung und das alles in allem zutreffende Versprechen, dass sie „weich und würzig“ seien. Sie haben darüber hinaus auch ein ganz besonders herausragendes Merkmal…

Weich und Würzig und OHNE FETT

…sind sie doch explizit angepriesenermaßen ohne Fett.

Was hat den Werber wohl geritten, der sich die Anpreisung dieses völlig unerwarteten Merkmales auf der Produktverpackung ausdachte? Hat der Werber etwa gedacht, dass Lakritzprodukte wegen ihrer besonderen Fettigkeit gefürchtet seien? Oder hat er einfach nur geglaubt, dass die Konsumenten glauben, dass Fett nun einmal fett mache und deshalb darauf hingewiesen, dass keinerlei fett machendes Fett in dieser verlockenden Tüte sei?

Klar, da kann Mitmensch Verbraucher mit Fettangst gleich mit diesem komischen blauen Smiley grinsen, der ja auch nur die Worte „Ohne Fett“ dort trägt, wo eigentlich ein Gesicht, vielleicht sogar eine Persönlichkeit sein sollte. Da ist kein bisschen Fett drin, so dass man wohl nicht fett davon werden kann.

Ich habe gleich mal nachgeschaut, ob das stimmt. Schließlich müssen in der Europäischen Union ja alle Inhaltsstoffe auf der Verpackung aufgeführt werden, und zwar in der absteigenden Reihenfolge ihrer Anteile am Produkt. Und es stimmt, von Fett ist dort nicht die Rede, sondern von

Zucker, Glukose-Fruktose-Sirup, modifizierte Stärke, Süßholzsaft (7%), brauner Zuckersirup, Salmiaksalz, natürliches Aroma […]

Was lernen wir daraus? Sowohl der Zuckeranteil als auch der Anteil von Glukose-Fruktose-Sirup liegen über sieben Prozent. Es befinden sich allein durch diese beiden Zuckerformen mindestens 14 Prozent Zucker in der leckeren Süßigkeit, dazu kommt noch eine unbekannte Menge braunen Zuckersirups. Die Stärke ist natürlich noch einmal eine Kalorienbombe für sich. Aber wenigstens ist kein fett machendes Fett drin, das ist ja die Hauptsache.

Meinte jedenfalls der Werber beim Entwurf der Verpackung.

Und immerhin, er hat mit seiner Aussage nicht einmal gelogen. Er hat einfach nur desinformierenden Unsinn verbreitet, indem er die Aufmerksamkeit auf eine sinnlose Information richtete.

Für Herz und Schwanz

Donnerstag, 24. Mai 2007

Was schrieb mir da doch eben so ein dummer Spammer, der mir seine Vorrichtungen für Pimmel-Dehnübungen verkaufen wollte:

Dont worry about Penis Enlarge Patch being harmful to your health.<BR>Some of its ingredients even reduce the heart diseases.

Nein, ich mache mir selbstverständlich keine Sorgen darüber, ob irgendwelche Angebote aus ganz obskuren Quellen nicht vielleicht ein bisschen der Gesundheit schaden könnten. Ich bin sogar davon überzeugt, dass ein paar Inhaltsstoffe die Herzerkrankungen reduzieren. Ist doch logisch, dass man keine Herzkrankheit kriegt, wenn man vorher an Peniskrebs oder Hirnerweichung abkratzt. :mrgreen:

Das ziemlich missglückte HTML-Markup ist übrigens original aus der Mail zitiert. Wieder einmal jemand, der zu blöd ist, eine Mail zu schreiben.

Forsche Forscher

Mittwoch, 23. Mai 2007

Wie reagieren „Wissenschaftler“ in (gewiss gut bezahlten) Diensten der Werbe-Industrie darauf, wenn die Wirkung von Online-Werbung immer kleiner wird? Wird da etwa empfohlen, diese weit gehend unerwünschte Form der Netzverschmutzung einfach zu unterlassen, da doch die Wirksamkeit im Zukunft noch stärker abnehmen wird? Wird darauf hingewiesen, dass immer mehr von Werbung genervte Menschen immer häufiger Browser benutzen, die mit immer besseren Filtern die ganze Pest verschwinden lassen?

Aber nein doch! Die Rettung für die Online-Werbung soll stattdessen darin bestehen, dass es immer mehr davon gibt – und zwar am günstigsten in der Form, dass alles mit einer Reklame zugepflastert ist, die nur noch unterschwellig wahrgenommen wird.

Vielen Dank, ihr werten Herren Psychologen! Ich sehe: ihr seid wirklich qualifiziert und habt verstanden, was wir wollen. Schließlich benutzen wir unsere Ad-Blocker, weil wir jeden Tag mehr von diesem Müll an allen möglichen und unmöglichen Plätzen haben wollen.

Ohne euer forsches Forschen könnte das doch glatt fehlinterpretiert werden. :mrgreen:

Magnum – Ich bete es an

Dienstag, 22. Mai 2007

Dieser auswurf in der überschrift stammt nicht von mir, sondern damit wird derzeit ein eis der firma langnese beworben. Ihr wisst schon, díe mit dem neuen herzlogo – wie passend, denn hirn scheint da ja nicht mehr vorhanden zu sein.

Den claim »ich bete es an«, sollte jedem gläubigen und auch jedem atheisten zur spontanen rückwärtsentleerung seines mageninhaltes bringen. Für jemanden, der einen wie auch immer gearteten glauben hat, sollte so eine aussage eine schallende ohrfeige sein. Da wird ein gott durch ein eis ersetzt, als gleichwertig dargestellt.

Der fernsehspot zum produkt inszeniert eine art ritual: Frauen an irgendeinem strand verspeisen in anbethaltung voller ehrerbietung und unter anleitung der hohepriesterin das eis. Dabei macht es den eindruck als ob sie kein eis essen, sondern einen schwanz blasen. Die leichtbekleideten frauen, das ambiente soll wohl die assoziation zu riten von naturvölkern wecken.

Das ist also langneses bild vom sogenannten verbraucher: Menschen, dessen geistige leistung es grad noch zulässt ein eis als höheres wesen anzuerkennen um es zu essen.

Langnese hatte es ja schon öfter mit religiösen themen: Da waren doch vor einiger zeit die »sieben sünden«. Meines erachtens genauso geschmack- und hirnlos, wie die aktuelle kampagne. Warum verklagt die eigentlich mal niemand wegen störung des religösen friedens?

Und wie praktich: Nach diesem werbespot ein nächster von »Du darfst«. Ist das nicht zynisch? Erst teuer mästen und dann teuer und mühsam wieder abhungern. Dieser werbespot ist aber auch nicht ohne: Eine junge frau fährt allein im aufzug und betrachtet sich im dort befindlichen spiegel. Ihre eitelkeit verleitet sie, ihren körper, ihren fitten (fit engl. für passend) körper mit den händen abzufahren, voller narzissmus und voller stolz über die unterwerfung unter die kalorienknute. Es würde nicht verwundern, wenn sie noch anfangen würde beim eigenen anblick zu masturbieren. Sie trägt selbstverständlich ein rotes kleid.

Im dritten spot verwandelt sich ein auto in einen »transformer«, wenn jemand die alte zeichentrickserie noch kennt, also in einen roboter mit menschenähnlicher gestalt. Es fährt nicht mehr, es läuft auf stählernen beinen die strasse entlang. Klar weiss man, dass das CGI ist, aber eh´ man das weiss, hat das hirn schon das gute gefühl gespeichert: Ein transformer für mich. Und mit diesem guten gefühl tritt man dann auch gegen den baum an und verliert.

Etwas täglicher Wahnsinn

Dienstag, 22. Mai 2007

Im Moment ist das EMail-Postfach relativ unbeschädigt, die Spamfilter wirken gut und nur die leidige Pennystock-Spam kommt immer wieder einmal durch. Was als Spam erkannt wird, entspricht dem üblichen Wahnsinn. Da ist dieses „Super Duper Royal Magic VIP Casino“ mit seinen tollwütigen Bonussen, da ist ein bisschen Viagra hier und ein bisschen Cialis dort und auch der eine oder andere Vorschussbetrug wird noch versucht. Nichts davon so, dass es auch nur eine richtige Erwähnung wert wäre.

Das ist doch eine gute Gelegenheit, sich mal der Kommentarspam in den Blogs zuzuwenden.

Bei so manchem Eintrag fällt es mir wirklich schwer, zu erahnen, was die Absicht des Spammers ist. Zum Beispiel wirft dieser Ausfluss der kreativen Spam…

Aber echt jetzt Spam Magnet at GMX net

…doch die Frage auf, ob der Einträger wirklich noch nicht genug Spam in seinem Postfach hat. Anders, als ich es zunächst erwartet habe, ist der Link wirklich ein mailto-Link mit der im Text angegebenen Adresse. Könnte man eine bessere Aufforderung ins Internet setzen, eine Mailadresse mit Spam zu verseuchen?

Für mich sieht so eine Vorgehensweise sehr nach einer Form des persönlichen Racheaktes aus. Die Vorgehensweise ist recht einfach: Mailadresse bei GMX einrichten, diese Adresse als Weiterleitung auf ein anderes Postfach konfigurieren und dann dafür sorgen, dass sie richtig zugespammt wird. Das wäre genau so asozial wie die Spam selbst, deren destruktive Kraft mit solchen Mailzauber auf jemanden anders losgelassen würde. Ich habe GMX über diesen möglichen Missbrauch bereits unterrichtet und ich glaube deshalb kaum, dass diese dummdreiste Nummer von Erfolg gekrönt sein wird. 😉

So etwas ist eben der alltägliche Wahnsinn, mit dem sich Menschen in einem spamverseuchten Internet auseinander setzen müssen. Als ob ich nichts besseres zu tun hätte. Zum Beispiel einfach mal länger schlafen. Aber auch hier haben die Kommentarspammer einer Lösung, wenn sie es auch etwas anders meinen mit ihren „ways to last longer in bed“:

ways to last longer in bed - cheapest ED Meds on Net

Etwas, was mich in einer von tosendem Lärm erfüllten Welt ausschlafen ließe, wäre mir allemal lieber. Nein, ich glaube nicht, dass es hilft, wenn man Cialis in die Ohren steckt.

Andere Spammer können gar nicht genug davon kriegen, das Design meiner Blogs zu loben, obwohl es sich stets um Standard-Themes mit leichten Abwandlungen handelt:

Very creative...

Nun, Spammer, bevor ich ein neues Design für eine deiner Sites entwerfe, werde ich zunächst das Design deiner Fresse mit geeigneten Mitteln des negativen sozialen Feedbacks an deinen Charakter anpassen. 👿

Achtung! „Bessere“ Kommentarspam!

Montag, 21. Mai 2007

Ich bin ja wirklich glücklich über und dankbar wegen Akismet. Dieser Dienst hält mir den größten Teil der Kommentarspam vom Hals, ohne dass ich mich noch besonders darum kümmern muss. Aber dieser Dienst ist auch anfällig, da die Erkennung eines Spamkommentares davon abhängig ist, was die Blogbetreiber als Spam erkennen oder nicht erkennen. Dieser recht einfallsreiche Kommentarspammer spekuliert offenbar darauf, dass der folgende Kommentar auf ein älteres Posting von den meisten Menschen nicht sicher als Spam erkannt wird und damit in den Genuss einer Freischaltung kommt.

Eine einfallsreiche Form der Kommentarspam

(Ich bin mir sicher, dass diese Form der Spam zurzeit mit vielen verschiedenen Texten in verschiedenen Sprachen erprobt wird. Sie ist relativ neu.)

Bis auf den unbeholfenen und seltsamen Link mit dem Text „wow goldtreadmill“ und der abstrusen Angabe „google“ als „Autor“ sieht das Ganze durchaus wie ein möglicher deutschsprachiger Kommentar aus. Ich vermute stark, dass die Textgerüste dieser Spam aus den RSS-Feeds von Foren und WordPress-Blogs (da gibt es auch Kommentar-Feeds) entnommen werden. Natürlich führt der Link auf ein fragwürdiges Angebot, dessen Besuch ich niemandem empfehlen würde – allein schon, weil es mit asozialer Spam beworben wird.

Die Gefährlichkeit dieser Art von Spam liegt vor allem darin, dass viele Opfer den Spamcharakter dieser „Kommentare“ übersehen können. Es reicht ein einfaches Freischalten als „Kein Spam“ und schon erscheint der Spamkommentar im Blog. Aber darüber hinaus geschieht noch etwas viel schlimmeres. Akismet „lernt“, dass es sich bei diesen Kommentaren nicht um Spam, sondern um erwünschte Reaktionen von Lesern handelt. In der Folge bleiben solche asozialen Missbräuche der Blogs nicht mehr (wie zum Glück jetzt noch) im Spamfilter hängen, sondern erscheinen unmittelbar in den Blogs.

Und damit hätten diese Spammer ein wichtiges Ziel erreicht. Sie hätten einen viel benutzten Spamfilter dazu dressiert, ihre Spam nicht mehr als solche zu erkennen. Leiden würden unter einer solchen Entwicklung alle, die ein mit Akismet vor Spam geschütztes Blog betreiben, und das sind viele Millionen Blogger. Darüber hinaus wird Akismet auch in etlichen Gästebüchern und Forensystemen verwendet, um die Spamseuche etwas erträglicher zu machen. Die vielen Akismet-Nutzer müssten zusehen, wie ihre Blogs in eine Litfasssäule für fragwürdige Werbung verwandelt würden.

Deshalb die Bitte an jeden Blogger: Nicht von den Spammern verarschen lassen und bei jedem Kommentar auch einmal nachschauen, wo ein Link im Kommentar hinführt! Und zwar mit der angemessenen Vorsicht, da vielfach mit Hilfe von Spam auch auf speziell präparierte Seiten geführt wird, die dem Betrachter Schadsoftware aller Art unterjubeln können. Wenn schon der Domainname des Links offtopic und deshalb nicht Vertrauen erweckend klingt (das ist in diesem Beispiel der Fall gewesen), kann man sich das Risiko gleich sparen.