Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Tagesarchiv für den 24. März 2007

Tolles Extra

Samstag, 24. März 2007

Wenn ich also dieses merkwürdige gerät bestelle, welches meine zahnbürste mit hilfe einer blauen LED angeblich steril macht, dann erhalte ich noch als beigabe die praktische oben abgebildete kotzhilfe. Ein tolles angebot!

Wenig feierliches Jubiläum

Samstag, 24. März 2007

10.064 Spam-Kommentare von Akismet automatisch vernichtetMein Blog Lumières dans la nuit hat heute den 10.000. Spam-Kommentar erhalten und dank Akismet ohne mein Zutun zur automatischen Löschung markiert. Dieses wenig feierliche Jubiläum ist mir Anlass genug, ein paar Worte über diesen alltäglichen Wahnsinn zu verlieren. Nur deshalb habe ich mich mit diesem „Jubiläums-Kommentar“ ein kleines bisschen beschäftigt und schreibe ein paar kleine Anmerkungen dazu.

Zunächst zum Inhalt: Dieser Kommentar wirbt für Viagra. Das ist eine Substanz, die für einige Männer mit krankhaftem Unvermögen zur Erektion gewiss ein Segen ist. Diese Männer dürften aber in der Regel kein großes Problem haben, an ihr Medikament zu kommen; sie bedürfen wohl kaum des Bezuges über Kanäle, die mit illegaler und krimineller Spam beworben werden. Wer sein Viagra über solche Kanäle beziehen muss, der benutzt das Medikament in Form einer „Lifestyle-Droge“, um mithilfe des Medikamentes gewissen Beschränkungen seiner Körperlichkeit zu entkommen. Was hier betrieben wird, ist Werbung für einen Drogenhandel.

Dann zum Ort: Als Ort für die Anpreisung dieses Drogenhandels wurde nicht etwa ein passender und vielversprechender Rahmen ausgewählt, sondern ein kleines Blog, das überwiegend mit kritischen Gedanken zum gegenwärtig über der Gesellschaft ablaufenden Prozess gefüllt wird. Es ist den kriminellen Spammern völlig gleichgültig, wo sie ihren kleinen, dreckigen Drogenhandel betreiben, und in dieser Gleichgültigkeit zeigt sich das ganze Maß ihrer Verachtung eines Internet, dass sie nur zum Zweck der Werbung für ihr kriminelles Angebot missbrauchen. Dass dieses Blog gut gegen so plumpe Werbung gesichert ist und dass deshalb mehr als 99 Prozent der Werbung gar nicht erst in Erscheinung treten, hindert diese Kriminellen leider auch nicht. Aber zum Glück hindert es ihre Taten an der Wirksamkeit.

Schließlich zur Form: Der Spam-Kommentar ist in Wirklichkeit in der Form eines „Trackback“ angekommen. An der IP-Adresse der Quelle kann ich erkennen, dass dieser Trackback mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht von einem Blog, sondern von einem „normalen“ PC ausging, der wohl in Frankreich stand. Es ist so gut wie sicher, dass der Besitzer dieses PC nichts von diesem Trackback weiß. Er hat sich irgendwann einmal einen kleinen Trojaner eingefangen, und dieses in verbrecherischer Absicht geschriebene Stück Software hat den Rechner übernommen und zu einem Rechner anderer Leute gemacht, der jetzt zum Spammen benutzt wird. Viele Rechner sind auf diese Weise von Kriminellen übernommen worden.

Beinahe sämtliche Spamkommentare und der überwiegende Teil der heutigen Spammails gehen von solchen, durch Schadsoftware „gefügig gemachten“ Privat-PCs aus. Auch darin zeigt sich das ganze Maß der Verachtung, das Spammer für andere Menschen und ihren Besitz übrig haben – sie übernehmen einfach in krimineller Absicht die Ressourcen gewöhnlicher Menschen und spannen sie für ihre gierigen Zwecke ein.

Wenn die Computer-Anwender ein paar einfache Vorsichtsmaßnahmen beachten würden, würde Drogenhändlern, Pornoverkäufern und anderem lichtscheuen Gesindel das Leben viel schwerer gemacht. Wer wirklich mit einer unsicheren Software-Grundlage am Internet teilhaben will, sollte wenigstens nicht gedankenlos wie ein dressierter Hund auf alles klicken, was sich anklicken lässt, einen aktuellen Virenscanner mitlaufen lassen und einen Browser verwenden, der nicht ganz so angreifbar wie der unglücklicherweise sehr beliebte Internet-Explorer von Microsoft ist. Und diese einfachen Maßnahmen sind noch lange kein Grund, sich in Sicherheit zu wiegen. Jede Schwäche wird von der Spam-Kriminalität ausgenutzt, und so lange das leicht geht, lohnt sich die Spam-Kriminalität auch.

Wer nicht bereit ist, diesen kleinen Beitrag zum Schutz des Internet zu leisten, beteiligt sich in fahrlässiger Weise an kriminellen Machenschaften. Er hat seinen kleinen Anteil daran, dass Blogs harmloser Zeitgenossen, Foren und Gästebücher von Websites zu Umschlagplätzen für Drogen, Produktpiraterie, illegale Softwarekopien, Pornographie (auch in der widerlichen Form von Kinderpornos) und anderen wenig wünschenswerten „Gütern“ umgestaltet werden. Er hat auch einen Anteil daran, dass die dabei umgesetzten Gelder in eine mafiöse Schattenwirtschaft wandern, die ihre gesamte Verantwortungslosigkeit bereits in der Form ihrer Werbung und im Missbrauch der Rechner von einfachen Zeitgenossen unter Beweis stellt.

Wer unter den Lesern dieses Textes Vater oder Mutter ist, wäre bestimmt hoch alarmiert, sollte das eigene Kind in solche Machenschaften verstrickt sein. Aber gegenüber der eigenen Verstrickung, die von einem leblosen Computer ausgehen kann, herrscht eine entsetzliche Bewusstlosigkeit. Deshalb will ich es noch einmal auf die Spitze treiben: Wenn sie sich mit einem ungesicherten PC durch das Internet bewegen, können sie dabei zum kriminellen Drogenhändler werden.

Lassen sie es bitte niemals so weit kommen!

Die tägliche Spam, ob in den Kommentaren der Blogs oder im Postfach, sie ist eine nervtötende Plage. Für einige Unvorsichtige ist sie vielleicht auch der Einstieg in eine Medikamentenabhängigkeit (Valium ist ein viel beworbenes Medikament) oder in eine kriminelle Karriere als Geldwäscher (meistens als ein „Finanzmanager“-Job angeboten). Mit Spam ist nicht zu spaßen, sie ist hochgefährlich. Wäre sie völlig wirkungslos, so würde niemand Spam erhalten.

Versuchen sie bitte, ihren Rechner zu gut zu sichern, wie es ihnen möglich ist! Wenn sie überhaupt keine Vorstellung haben, wie das geht, informieren sie sich bitte darüber! Wenn sie nicht unbedingt Microsoft Windows für irgendeine ganz bestimmte Anwendung benötigen, verwenden sie bitte ein anderes Betriebssystem – wenigstens für ihre Internet-Nutzung! Wenn sie um die Benutzung von Microsoft Windows nicht herum kommen oder ihnen der persönliche Aufwand für einen Umstieg als zu hoch erscheint, denn verwenden sie wenigstens einen anderen Browser als den Internet-Explorer!

Jeder dieser kleinen Beiträge gegen die Spam-Kriminalität ist ein Beitrag dazu, dass das Internet ein Netzwerk von Computern bleibt, das Menschen zusammen bringt. In der Absicht der kriminellen Spammer soll das Internet zu einem Netzwerk werden, dass Opfer zu den Betrügern und Abzockern bringt. Wer nicht gerade zu diesen kriminellen Spammern gehört, kann das nicht wollen – und sollte alles in seiner Macht stehende dazu tun, dass eine solche Entwicklung verhindert wird.

Ende meiner Jubiläumsrede.

Die Allgegenwart der Werbung

Samstag, 24. März 2007

Dies ist eine Liste von Orten und Gegenständen, die für den Transport von Werbung verwendet werden. Es ist beinahe unmöglich, eine solche Liste vollständig zu machen, da die „Kreativität“ der Werber immer wieder neue, noch werbefreie Orte entdeckt, die dann mit dieser einseitigen und dummen Form der Kommunikation zugekleistert werden. Auch macht die tägliche Konfrontation mit diesem Wahnsinn so stumpf, dass man sich damit abfindet und die Wirklichkeit dieser Blickraumverseuchung nicht mehr wirklich zum Bewusstsein dringen lässt.

Die Reihenfolge in dieser Liste ist willkürlich und spiegelt den zähen Kampf meiner Assoziationen gegen die Bewusstlosigkeit und Stumpfheit wider.

  • Wände (mit Plakaten, Bemalung, Projektionen)
  • Autos (in der Hauptsache Taxis und gewerblich genutzte Fahrzeuge, aber immer häufiger auch auf privat genutzten Fahrzeugen)
  • Krankenwagen
  • Straßenbahnen
  • Busse
  • ausgelegte Fahrplan- und Anschlussinformationen
  • Fahrkarten
  • Pferdekutschen (besonders beliebt bei Brauereien)
  • Türen
  • Fenster
  • Der Himmel (Ballons mit Werbung, Werbezeppeline)
  • Straßenrand (zum Teil sehr aufdringlich mit wechselnden Inhalten, wobei mich die Unfallhäufung im Zusammenhang mit dieser aggressiven Form der Werbung wirklich interessieren würde)
  • Litfasssäulen
  • Sportler (jeder heutige „Profisportler“ ist in erster Linie eine rennende Litfasssäule und wird vor allem dafür bezahlt)
  • Bandenwerbung bei Sportereignissen
  • Fußballstadien (in letzter Zeit wurde durch Umbenennung bei vielen „Arenen“ der letzte Rest Lokalkolorit abgeschmirgelt)
  • Fahrgastraum von Bussen und Staßenbahnen (über den Fenstern und durch Einblendung in Informationssystemen)
  • Öffentliche Toiletten
  • Pinkelbecken (eingeklebte Werbung, manchmal akustische Werbung bei der Benutzung)
  • Innenraum von Toilettenkabinen
  • Wand über dem Pinkelbecken
  • Aschenbecher
  • Mülleimer
  • Bierdeckel
  • Gläser
  • Tassen und Untertassen
  • Teller
  • Sitzgelegenheiten in Parks und im innerstädtischen Bereich
  • „Gesponsorte“ Sozialarbeit
  • Zeitungen (in der Regel mehr als 50 Prozent Werbung)
  • Zeitschriften (in der Regel mehr als 50 Prozent Werbung)
  • Kalender
  • Uhren im öffentlichen Raum
  • Radioprogramm
  • Fernsehprogramm
  • Lautsprecherdurchsagen (etwa im Nahverkehr, in Kaufhäusern, in Aufzügen oder bei Veranstaltungen)
  • Informationsysteme des öffentlichen Nahverkehrs
  • Internetseiten
  • Software (vor allem in werbefinanzierten Spielen, aber auch häufig in erworbener Software wie Druckertreibern als Hinweis auf passende „Markenprodukte“ oder andere Software des gleichen Herstellers)
  • Mails
  • Flugblätter
  • Kleidungsstücke und Bettwäsche
  • Treppen (auf die Trittflächen oder Stufenabsätze geklebt)
  • Wege (aufgeklebt, aufgemalt oder projiziert)
  • Schilder an der Straße
  • Kassenbons
  • Eintrittskarten
  • Anlagen zu Rechnungen
  • Kontoauszüge (beinahe jede Bank nutzt diese Gelegenheit, um auf ihre tollen Angebote hinzuweisen)
  • Einblendungen für die Wartezeit am Geldautomaten
  • Postwurfsendungen
  • Möbel (einige Menschen zahlen sogar Geld für Möbel, die mit einer aufgedruckten Marke „verziert“ sind)
  • Getränkepackungen (seit einigen Monaten wird auch bei TetraPaks eine Fläche mit Werbung bedruckt)
  • Mousepads
  • Kugelschreiber und Bleistifte
  • Flaschenöffner
  • Feuerzeuge
  • Taschenbücher (sowohl mit Hinweisen auf andere Erscheinungen als auch Werbung für Kapitalanlagen)
  • Telefonanrufe
  • Telefonbücher
  • Servietten in Restaurants

Nach dem Überfliegen dieser mit Sicherheit unvollständigen Liste sollte sich jeder die Frage stellen, welche Räume noch ohne Werbung sind. Die Werber stellen sich diese Frage auch, und sie werden gewiss in den nächsten Jahren einige dieser Räume erobern, etwa die nachfolgend aufgelisteten.

  • Särge, Grabsteine und Grabtafeln (eine werbefinanzierte Bestattung kann für die neuen Armen als Alternative zum anonymen Verscharren angeboten werden)
  • Toilettenpapier
  • Münzen und Banknoten (im Moment ist dafür noch ein dickes Brett zu bohren, aber auch die Notenbanken haben Kosten, die sie gern reduzieren würden oder in Zukunft reduzieren müssen)
  • Polizei- und Feuerwehrfahrzeuge
  • amtliche Bescheide
  • Werbeunterbrechungen in Telefongesprächen (der Preisdruck auf die Telefonanbieter wird gewiss schon bald solche Blüten treiben)
  • Zu Verkehrsschildern (im Stile von: der Ausbau dieser Straße wurde gesponsort von XXX)
  • Desktop des Computers (Microsoft hat so etwas schon mit Windows 98 und dem so genannten „Active Desktop“ versucht, war aber damals seiner Zeit „zu weit voraus“, so dass dieser Versuch noch scheiterte)
  • Beschallung öffentlicher Räume (das geschieht schon jetzt gelegentlich im Rahmen irgendwelcher Pseudoereignisse)
  • Sponsoring von Schulen, Kindergärten, Rathäusern, Altenheimen, Krankenhäusern und öffentlichen Büchereien
  • Bei Gottesdiensten und anderen religiösen Veranstaltungen
  • Gerichtssaal
  • Landtage
  • Bundestag

Einige der hier angedeuteten Möglichkeiten werden in einigen Jahren Alltag sein, darüber hinaus noch ein paar weitere, für die ich nicht genügend kranke Phantasie habe.

Der Aufwand, mit dem zurzeit Werbung betrieben wird, ist monströs. Er muss es auch sein, da mithilfe der Werbung eine große psychische Kraft im Individuum unten gehalten werden muss. Die meisten Menschen, die ehrlich zu sich selbst sind, werden unter „Selbstverwirklichung“ etwas deutlich anderes verstehen als die Reduktion des eigenen Selbstes auf das Dasein eines Konsumtrottels. Der Zweck der Werbung ist die Unterdrückung der Lust an der und am Ausleben der eigenen Persönlichkeit, das Ziel der Werbung ist kaufender Konformismus durch genormte, in gut behandelbare Zielgruppen passende Kunden. Jeder industriell produzierte Tinnef wird mit Hilfe der Werbung mit einer psychischen Kraft aufgeladen, die aus sehr persönlichen und gut unterdrückten Quellen stammt und über dieses Vehikel an den Kauftrottel gebracht – als Surrogat für ein wirkliches Leben.

Dem traurigen gesellschaftlichen Zerfall unter dem Diktat der totalen Verwirtschaftung ging ein ebenso trauriger persönlicher Zerfall der meisten Menschen voraus, der ebenfalls unter dem Banner der totalen Verwirtschaftung vonstatten ging. Kaum etwas könnte den deprimierenden, gegenwärtig über die Gesellschaften ablaufenden Prozess besser illustrieren als die Allgegenwart der Reklame.