Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


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Pennystocks! Lecker Pennystocks!

Donnerstag, 26. Mai 2011

Ich wunderte mich noch vor wenigen Stunden darüber, dass ich nach fast vier erfreulichen Jahren ohne diesen hirnrissigen Schrott mal wieder eine richtige Börsen-Spam im glibberigen Sieb des Spamfilters fand; und fragte ich mich, ob dieser ganze nervtötende Schwachsinn jetzt schon wieder mit einer neuen Generation von Internet-Usern losgeht, die noch keine genügend gebrannten Kinder geworden sind, so weiß ich jetzt, dass es diesmal keineswegs auf eine Flut von Drecksmails beschränkt bleibt – denn ich habe eben gerade mal wieder einen Blick in meine Twitter-Follower geworfen und dort ein paar besonders dümmlich zwitschernde „Börsenexperten“ gefunden. Zum Beispiel den freundlichen Massenfollower 007stockchat, der von sich sagt, dass er die Nummer Eins unter den Pennystock-Foren und Chats sei, kostenlose Trading-Tools anbiete und fortgeschrittene Trade am Mikrofon habe, um den nächsten besten Trade zu finden. Warum jemand mit solchen ganz großen Insider-Kenntnissen des Börsengeschehens überhaupt solche Angebote macht, statt einfach selbst durch seinen Informationsvorsprung reich zu werden, gehört zu den Fragen, die sich jeder durch etwa fünfsekündige Benutzung des Gehirns beantworten kann. Weitaus weniger Gehirn braucht es hingegen, um das gnadenlose Gezwitscher dieses Rektaldenkers als das zu erkennen…

Timeline des Twitter-Spammers 007stockchat

…was es ist, nämlich als Spam. Dazu reicht es, einfach nur einmal flugs über die geistlosen Nullmitteilungen zu schauen. Für genau solche Idioten ist übrigens der Punkt „Als Spam melden“ im Follower-Menü bei Twitter gemacht worden. Schade nur, dass rund 21.000 Twitter-Nutzer einen so offenen und saudummen Versuch der Börsenmanipulation und des Bauernfangs als „wertvoll“ genug erachten, um einem derartigen Idioten zu folgen. Nun gut, so wird Twitter halt ein immer hübscheres Biotop für derartige Spamarschlöcher, und die Freunde menschlicher Kommunikation werden sich halt im Laufe der Zeit immer mehr verdrücken. Ich wäre jedenfalls nicht traurig, wenn Twitter, diese so überaus ideale Plattform für Spam und Geistlosigkeit, einfach verschwände – und seien wir doch mal ehrlich: Gibt es da draußen auch nur einen einzigen Menschen, der allen Ernstes daran glaubt, dass die künstliche Beschränkung der Nachrichtenlänge auf ein Stummelformat und die Abhängigkeit von URL-Kürzern, die das Ziel eines Links verbergen, ein besonderer Vorzug ist?

Andere Idioten auf Twitter versuchen andere Wertpapiere mit besonders wenig Wert durch Spam nach oben zu pushen, wie etwa dieser zertifizierte Dumpfmeister mit dem Nick pennystockspy

Timeline des Twitter-Spammers pennystockspy

…der es inzwischen mit deutlich weniger Tweets auch auf über 13.500 Follower gebracht hat, von denen sich sicherlich einige in den nächsten Monaten fragen werden, wie sie nur so dumm sein konnten, daran zu glauben, dass man ganz heiße Insidertipps zum Börsengeschehen über einen offenen Kanal bekommt. Ja, einige von diesen Idioten werden sich sogar verschulden, um besser an der Börse zocken zu können, und sie werden dabei in ihrem Kopf solche Bilder sehen wie diesen Avatar eines Twitter-Spammers, diesen Klapprechner, aus dem es schwallhaft Banknoten regnet. Geld fällt ja schließlich einfach so vom Himmel. Und am 25. Dezember kommt der Weihnachtsmann.

Ich musste diese Spammer übrigens nicht suchen. Sie sind mir gefolgt, mir, einem Menschen, der (meistens) nicht einmal die gleiche Sprache twittert und der auch nicht entfernt passende Interessen hat. Sie folgen automatisch, skriptgesteuert, nach dem Gießkannenprinzip und bauen darauf, dass da draußen jede Menge Deppen rumlaufen, die jedem zurückfolgen, der ihnen folgt – man könnte ja sonst etwas verpassen und außerdem gehört es sich so. Und diese unreflektierte, mechanische Haltung vieler Menschen gibt der unreflektierten, mechanischen Spam dieser Idioten eine große Kraft und schon nach kurzer Zeit den Bauernfänger-Spams eine große Zuhörerschaft.

Schon in wenigen Wochen werden sich diese spammenden Internetverpester mit dem hinterfotzig und äußerst asozial eingestrichenen Geld ihren verfeinerten Lebensstil finanzieren. Nicht, dass ich besonderes Mitleid mit den Idioten habe, die auf diese Masche reinfallen und letztlich für ihre Blödheit bezahlen, aber dass diese Scheißspammer sich schon wieder die Taschen mit dem Geld dieser leichtgläubigen Idioten vollstecken, das deprimiert mich.

Die Macher von Twitter wären übrigens gut beraten, wenn sie sich sehr schnell etwas gegen die Pest der Spam einfallen ließen. Sonst wird es bald vorbei sein mit Twitter – schon jetzt hat ein beträchtlicher Anteil der Twitter-Nutzer, mit denen ich persönlich zu tun habe, die eigene Timeline auf Privat gestellt, weil man der Spamflut gar nicht mehr anders Herr werden kann. Es braucht nicht viel, um zu bemerken, dass es jede Menge Alternativen zu Twitter gibt, und das werden im Laufe der Zeit immer mehr Menschen bemerken.