Wie habe ich es im Februar noch geschrieben: „Es ist schon interessant, zu verfolgen, wie die Seiten dieser Halunken immer besser werden. Im April und im Juni kommt die nächste Fuhre, der Februar war etwas ungewöhnlich“. Hier ist die nächste Fuhre der ganz tollen Spam-Krankenversicherer.
Guten Tag,
Wie üblich hat der Spammer keine Ahnung, wie die Leute heißen, die seine kriminelle Massenpost ins Postfach gemacht bekommen.
Nachtrag: Zumindest weiß es der Spammer bei mir (noch) nicht – denn wie mir eben (27. März) von meinem Leser R. S. mitgeteilt wurde, gibt es diese Spams inzwischen auch mit persönlicher Ansprache unter Nennung des vollen Namens. Die unter Spammern zirkulierenden Datenbanken mit einer Zuordnung von Mailadressen zum Namen werden also auch hier schon verwendet. Diese Daten beziehen die Spammer offenbar aus vielen Quellen, wobei vermutlich Datenlecks großer zentraler Anbieter im Web die wichtigste Quelle sind.
nach Abrechnung des ersten Quartals im Jahr 2014 können viele private Krankenkassen die monatlichen Beiträge reduzieren.
Wie üblich haben die „vielen“ privaten Krankenkassen, die jetzt billiger werden, keine Firmierungen, so dass man mal auf ihre Homepages schauen könnte, ob sie jetzt billiger werden.
Die meisten Anbieter sind aufgrund dieser Entwicklung bereit, auf Anfrage den Beitrag ihrer Kunden zu senken.
Gehört Ihr Anbieter auch dazu, müssen auch Sie bereits im April jeden Monat bis zu 40% weniger für Ihre Krankenversicherung bezahlen?
Wie üblich kommunizieren die Krankenversicherer nicht direkt mit ihren Kunden, sondern geben diese Kleinigkeit an irgendwelche kriminellen Spammer ab, die das dann übernehmen, ohne dabei die Firmierungen der Krankenversicherer zu erwähnen.
Verschaffen Sie sich einen Überblick und prüfen Sie kostenlos online, welche Anbieter welche Beiträge verlangen:
Wie üblich soll man in eine Spam klicken. Wie üblich gibt es dabei eine Weiterleitung auf die Website mit der eigentlichen Betrugsseite, diesmal unter der Domain www (punkt) vergleich (strich) direkt (strich) 2014 (punkt) com
. Die Seite sieht momentan übrigens so aus (zum Vergrößern klicken):
Wie üblich stehen da lauter behauptete Testsieger zum Vergleich, mit lauter Logos von journalistischen Produkten, die Krankenversicherungen testen. Öko-Test hat einen derartigen Test zum Beispiel mal im Jahr 2011 gemacht und „freut“ sich seitdem über unseriöse bis halbseidene „Nutzungsformen“ seiner Marke durch die Internet-Angebote fragwürdiger GmbHs.
Angesichts der asozialen und illegalen Spam ist davon auszugehen, dass die im Screenshot sichtbaren Logos der anderen Firmen und Marken, die so auffallend inflationär in eine ansonsten Nichts sagende Seite eingeklebt wurden, ebenfalls nur dazu dienen sollen, im Auge des naiven Betrachters die daran gebundene Reputation für ein halbseidenes Angebot abzustauben.
Wie üblich sagt mir ein Spammer, dass es keine Datenweitergabe zu Werbezwecken geben wird. Ganz großes Spammerehrenwort.
Selbstverständlich ist der Vergleich unverbindlich.
Wie üblich ist es völlig unverbindlich – also im Soziolekt des Pöbels ausgedrückt: ungefährlich – dass man einem Spammer genügend Daten für einen kriminellen Identitätsmissbrauch zur Verfügung stellt.
Ich hoffe, dass diese Information für Sie nützlich war.
Wie üblich will der Spaßvogel von Spammer mich glauben machen, dass irgendetwas in einer asozialen und illegalen Spam von irgendeinem Nutzen für jemanden anders als den asozialen und illegalen Spammer sein könnte.
Mit freundlichen Grüßen,
Stefanie Richter
Kundenservice
Wie üblich wird die Freundlichkeit der Grüße des Spammers nur noch von seiner Seriosität und Ehrlichkeit überboten.
Neu und super: Jetzt mit TLS
Apropos mein oben gesagtes „wie die Seiten besser werden“: Diesmal gibt es eine echte Innovation dieser Großhirnkastraten, denn zum ersten Mal, seit mir derartige Nummern in mein Postfach gemacht werden, gibt es ein SSL-Zertifikat für die Website. Es wurde am 16. März von der COMODO CA Ltd. ausgestellt, die von fast allen Browsern als „vertrauenswürdig“ anerkannt wird. Das bedeutet, dass der Absender ein https:
-Schema in seiner URL verwenden kann und dass dann im Browser ein kleines Schlösslein sichtbar wird, um anzuzeigen, dass der Transportweg dieser Site verschlüsselt wird. Unbedarfte und nur aus Presse und Glotze informierte Menschen denken dabei natürlich, dass es sich um eine sichere Site handele. Sicher ist hier „nur“ der Transportweg der Daten, sie können nicht ohne weiteres von Dritten „abgehört“ oder manipuliert werden, bis sie beim Spammer ankommen. Sonst ist daran nichts „sicher“. Jeder kann sich ein SSL-Zertifikat bestellen, sogar kostenlos für einen 90-Tage-Test, was hier allerdings nicht der Fall ist.
Nachdem mehrere Jahre in diversen Medien – meist ohne besondere Aufklärung über die Hintergründe – so getan wurde, als sei dieses im Browser sichtbare Schlösschen der Inbegriff der Sicherheit im Web, erwarte ich, dass diese kleine und gar nicht mal allzuteure Innovation der Spammer die Opferzahl mindestens verdoppeln wird.
Egal, was für Schlösschen oder sonstigen Sinnbilder irgendwo im Browser sichtbar werden: Ein Link aus einer Spam führt niemals zu etwas, was auch nur in einem skurillen Sinne des Wortes die Bezeichnung „sicher“ verdiente. Wer illegale und asoziale Spam macht, zeigt damit nur eines: Seinen festen Glauben daran, dass sich für sein Angebot ohne dieses illegale und asoziale Werbemittel kein Mensch interessieren würde. Dieser Einschätzung des Spammers sollte man – im Gegensatz zu allen seinen mit großem Spammerehrenwort geschriebenen Zusicherungen – vollen Glauben schenken.