ACHTUNG! Auf gar keinen Fall den Anhang öffnen!
Immerhin, das Datum stimmt. Im Gegensatz zur lustigen Zahl für eine Lastschrift (statt der Kontonummer des vermutlich ungedeckten Kontos) hat es für mich sogar eine gewisse Bedeutung… 😀
Von: DirectPay AG Stellvertretender Sachbearbeiter <admin@ebay.com>
eBay, die Klitsche, wo ein Vizeersatzsachbearbeiter die Mailadresse „admin“ kriegt. Natürlich ist der Absender gefälscht. Es ist kinderleicht, den Absender einer E-Mail zu fälschen. Mein Exemplar dieser Spam kam von einem Server, der bei einem US-amerikanischen Hoster gemietet wurde. Der Hoster ist bereits informiert. Ich hoffe, er hat Vorkasse genommen, als ein Verbrecher die Daten und die Kreditkarte eines anderen Menschen missbrauchte, sich einen Server zu mieten, um das Internet mit Spam vollzumachen.
Sehr geehrter Käufer,
Was habe ich denn gekauft?
wir wurden von der Firma DirectPay AG gebeten Ihre gesetzlichen Rechte in Ihrer Angelegenheit zu schützen.
Was verkauft mir diese „DirectPay AG“? Meine eigenen Rechte?
Die Zahlung erwarten wir bis spätestens 07.07.2017. Falls wir bis zum genannten Datum keine Überweisung verbuchen, sehen wir uns gezwungen Ihren Fall an ein Gericht abzugeben. Sämtliche damit verbundenen Zusatzkosten werden Sie tragen müssen.
Welche Zahlung? Wofür? An wen? Welcher Betrag? Auf welches Konto? Jemand, der wirklich Geld wollte, würde sehr darauf achten, dass diese Angaben in seiner Mail stehen.
Fristsetzungen kommen aus Gründen der Rechtssicherheit immer mit der Sackpost.
Aufgrund des bestehenden Zahlungsrückstands sind Sie verpflichtet zusätzlich, die durch unsere Tätigkeit entstandene Gebühren von 52,03 Euro zu tragen.
Auf welcher Grundlage bin ich dazu verpflichtet, diesen Mondpreis von über fuffzich Øre für eine E-Mail zu bezahlen?
Bei Rückfragen oder Anregungen erwarten wir eine Kontaktaufnahme innerhalb von 48 Stunden.
Eine Telefonnummer für eine Kontaktaufnahme wurde nicht angegeben. Niemand würde das tun, wenn er wirklich eine Kontaktaufnahme erwartete.
Um zusätzliche Kosten auszuschließen, bitten wir Sie den ausstehenden Betrag auf unser Konto zu überweisen. Berücksichtigt wurden alle Buchungseingänge bis zum 30.06.2017.
Eine Kontonummer oder der Betrag wurde nicht angegeben.
In diesem ganzen aufgequollenen Text einer hochkriminellen Standardspam steht nichts, was für den Empfänger in irgendeiner Weise sinnvoll sein könnte. Wenn er auch nur erfahren möchte, um was zum hackenden Henker es hier geht, muss der Empfänger…
Eine vollständige Forderungsausstellung Nummer 272083776, der Sie alle Positionen entnehmen können, fügen wir bei.
…einen Mailanhang öffnen. Das ist das Standardmuster für Schadsoftware-Mails und immer ein sicheres Zeichen dafür, dass man die Mail einfach in den virtuellen Papierkorb werfen kann.
Der Anhang ist ein ZIP-Archiv mit einem nichtssagenenden Dateinamen, in dem…
$ unzip -l 03.07.2017.zip Archive: 03.07.2017.zip Length Date Time Name --------- ---------- ----- ---- 506420 2017-07-03 00:22 03.07.2017.zip --------- ------- 506420 1 file $ _
…ein weiteres ZIP-Archiv liegt. Derartig komplizierte „Verpackungen“ für angehängte Dateien erfüllen nur einen Zweck: Sie sollen einen Antivirus-Scan auf einem Mailserver erschweren. Mal schauen, was da doppelt verpackt wurde:
$ mv 03.07.2017.zip 03.07.2017.old.zip $ unzip 03.07.2017.old.zip Archive: 03.07.2017.old.zip inflating: 03.07.2017.zip $ unzip -l 03.07.2017.zip Archive: 03.07.2017.zip Length Date Time Name --------- ---------- ----- ---- 694272 2017-07-03 00:22 03.07.2017 Rechnung.com --------- ------- 694272 1 file $ _
Es handelt sich nicht etwa um eine Rechnung, sondern um eine ausführbare Datei für Microsoft Windows, die mit einer vorsätzlich irreführenden E-Mail von einem Spammer zugestellt wurde. Wer darauf einen Doppelklick macht, startet auf seinem Computer ein Programm von Verbrechern und hat in weniger als einer Sekunde einen Computer anderer Leute auf dem Schreibtisch stehen (und darf wohl demnächst sein Backup zurückspielen oder sich, wenn kein Backup vorhanden ist, von seinen verschlüsselten Daten verabschieden, denn eine Lösegeldzahlung an derartige Verbrecher kommt nicht in Frage). In der jüngeren Vergangenheit wurden durch einen solchen unbedachten Klick vielfach ganze Firmennetzwerke an Verbrecher übergeben – mit großem wirtschaftlichen Schaden für das davon betroffene Unternehmen und teilweise sogar mit großem gesellschaftlichen Schaden.
Wer sich hier auf sein Antivirus-Programm verlässt, ist verlassen. Diese Schadsoftware wird zurzeit von deutlich weniger als einem Zehntel der gebräuchlichen Antivirus-Programme als das erkannt, was sie völlig sicher ist: Schadsoftware. Antivirus-Programme – von mir meist despektierlich „Schlangenöl“ genannt – schützen nur vor Schadsoftware, die beim Hersteller des Antivirus-Programmes bekannt ist und versagen regelmäßig bei neuer Schadsoftware. Und das Wort „neue Schadsoftware“ bedeutet hier auch: Mit winzigen Änderungen versehene Versionen alter, an sich längst bekannter Schadsoftware. Diese relative Unfähigkeit so genannter Antivirus-Programme wird richtig fürchterlich, wenn Menschen auch noch von der Reklame und einem schlechten Journalismus verblendet an die bequeme Sicherheit durch ein Antivirus-Programm glauben und deshalb gedanken- und bedenkenlos auf alles klicken, was sich nur anklicken lässt. Am Ende ist dann zum Beispiel eine ganze Stadtverwaltung kriminell übernommen. 🙁
Wer aber niemals einen Anhang einer E-Mail öffnet, der nicht vorher explizit abgesprochen wurde, wer generell nicht in E-Mail herumklickt und wer sich auch nicht durch einschüchternd formulierte Nonsens-Spams von solchen Verbrechern überrumpeln lässt, ist immer auf der sicheren Seite. Es ist eine Haltung, die man sich leicht angewöhnen kann und die in der Praxis beim täglichen Abarbeiten der E-Mail zu mehr Sicherheit führt, als jedes Antivirus-Produkt einbringen kann. Eine sinnvolle Ergänzung dazu sind übrigens nicht Antivirus-Programme, sondern die durchgehende Verwendung digital signierter E-Mail (eine Technik, die jedem Menschen seit rund zwanzig Jahren Frei und kostenlos zur Verfügung steht), um den Absender einer E-Mail jenseits jedes vernünftigen Zweifels feststellen zu können – erst danach kommen Antivirus-Produkte als mögliche Ergänzung. Dass die verwendete Software und das verwendete Betriebssystem immer auf aktuellem Stand gehalten werden müssen, versteht sich von allein – denn ein beseitigter Fehler in der Software kann nicht mehr von Kriminellen ausgenutzt werden.
Mit besten Grüßen
Stellvertretender Sachbearbeiter Justus Melber
Das wichtigste Hilfsmittel zur Herstellung von Computersicherheit ist und bleibt das Gehirn des Menschen, der vorm Computer sitzt. Zurzeit kann dieses Gehirn von keiner Software ersetzt werden, und ich gehe davon aus, dass dies auch in den nächsten zehn Jahren nicht möglich ist. Erfreulicherweise ist die Nutzung des Gehirnes kostenlos und verbraucht auch keinen zusätzlichen Strom. Also bitte, liebe Mitmenschen: Nutzt eure Gehirne!