Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


wir gratulieren Ihnen recht herzlich.

Sonntag, 11. August 2024, 13:22 Uhr

Oh, mit Punkt am Ende des Betreffs. Das erleichtert das Filtern ja sehr.

Oh, es ist mal wieder eine dieser Gewinnspielspams, die ihren Text lieber nicht als Text, sondern in Form eines rd. 375 KiB großen PNG-Bildes transportiert. Na, bei so einer geringen Informationsdichte sieht es doch hoffentlich großartig aus und ist vorzüglich formuliert, oder?

wir gratulieren Ihnen recht herzlich.

In die Spam eingebettetes Bild: Gewinne ein 500€ Fressnapf für deinen Liebling -- Guten Tag. -- wir gratulieren Ihnen recht herzlich. -- Sie gehören zu den Auserwählten für das Fressnapf Gewinnspiel. Nehmen Sie sich ein Minute Zeit machen Sie mit. Alle Teilnehmer haben die Chance auf ein 500€ Paket von Fressnapf. -- Klicken Sie auf BESTÄTIGEN und sichern Sie das Fressnapf-Paket im Wert von 500€! -- [BESTÄTIGEN]

Natürlich hat Fressnapf nichts mit dieser Spam zu tun. Die wehrlose Firmierung wird einfach nur von Spammern in den kriminellen Dreck gezogen.

Wenn man hinschaut, kann man auch leicht bemerken, was daran alles nicht stimmt:

  1. Auf dem Bild ist eine Gutscheinkarte im Korb abgebildet, aber im Text ist von einem Paket die Rede.
  2. „Sie gehören zu den Auserwählten“ ist eine Formulierung, die kein Werber deutscher Muttersprache so bringen würde. Nicht einmal ein geschmackloser.
  3. So etwas wie „Nehmen Sie sich ein Minute Zeit machen Sie mit“ hingegen, das könnte einem geschmacklosen Werber durchaus einfallen… aber es würde vermutlich eher wegen seiner Einprägsamkeit durch falsche Grammatik bei voller Verständlichkeit prominent als claim genutzt. (Ich habe jetzt einen Ohrwurm, weil ich mir vorgestellt habe, wie das trotz rhythmischer Sperrigkeit jinglemäßig gesungen klingen könnte. Grüße aus der Heimatstadt von Kurt Schwitters!) Aber in einem Fließtext würde er so einen Eindruck „Formulieren gewollt, aber nicht gekonnt“ ganz gewiss vermeiden.
  4. Eine… ähm… Gratulation zur Teilnahmemöglichkeit an einem Gewinnspiel mit einer Chance auf einen Gewinn, den man sich durch die Teilnahme sichert… der Witz braucht ein bisschen zum Zünden, aber gut ist er dafür auch nicht.
  5. Auf das für gewerbliche E-Mail obligatorische Impressum wurde verzichtet.

Aber zum Glück muss man gar nicht so „genau“ hinschauen. Alle diese Gewinnspiele – egal, ob man Auserwählter ist, oder ob man ein paar Fragen für Marktforscher beantwortet – mit denen im Moment das Postfach nur so zugespachtelt wird, sind Spam. Alle Daten, die man nach einem Klick in diese Spam eingibt, gehen direkt an Kriminelle und werden in Zukunft unter Kriminellen gehandelt. Wenn hinterher das Telefon klingelt, weil man gewonnen hat (die Telefonnummer muss man bei diesen Spielen angeben), wird versucht, einen Betrug durchzuziehen. Es wird vermutlich nicht der letzte betrügerische Anruf auf dieser Telefonnummer bleiben.

Datenschutz ist Menschenschutz. Wo es keinen strikt und das Datenschleudern empfindlich verteuernd durchgesetzten Datenschutz gibt (außer, man wurde zufällig als Autokennzeichen geboren), bleibt nur der Selbstschutz, den man auch gegenüber halbwegs seriösen Unternehmungen und Websites nicht aufgibt, denn Daten, die man gar nicht erst angibt, können auch nicht irgendwann unter Kriminellen zirkulieren. Vom Datenmissbrauch durch die halbwegs seriösen Unternehmen will ich da gar nicht erst anfangen. Aber Daten auf einer Website einzugeben, nachdem man in eine E-Mail geklickt hat, ist immer sehr gefährlich. Egal, wie überzeugend die Mail aussah. Egal, ob man in der Mail persönlich angesprochen wurde, denn umfangreiche Zuordnungen von Mailadressen zu Namen kann man für ein paar Klimpergroschen in Bitcoin kaufen. Egal, wie angsteinflößend, einschüchternd, interessant oder gar verlockend der Inhalt der Mail ist. Egal, wer der scheinbare Absender der Mail ist. Wenn man nicht in eine Mail klickt, kann einem kein Verbrecher so leicht einen giftigen Link unterschieben. Und das kann einem tausende Euro und jahrelangen Ärger ersparen. Es schützt übrigens auch wirksam vor Phishing, einer der häufigsten Kriminalitätsformen im gegenwärtigen Internet.

Und es schützt vor diesen ganzen Gewinnspielen, bei denen „Guten Tag“ ein Auserwählter ist.

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