Unser täglich Spam

Aus dem Internet frisch auf den Tisch. Köstlich und aromatisch.


Wir suchen neue Models

Montag, 9. November 2009, 8:04 Uhr

Dieses Meisterwerk [ernst gemeint] der Spam sei hier einmal in seiner Originaldarstellung als HTML-formatierte Mail gebracht (für eine Ansicht in Originalgröße die Bilder anklicken):

Wir suchen neue Models! Du kennst keine Tabus? Du bist bereit, dich zu fotografieren, so nah, das man jede Pore erkennt? Du hast eine Digicam und eine Videokamera? Dann melde dich doch bei uns? Wir suchen noch 20 Frauen die sich selber filmen und fotografieren. Wir zahlen pro Set €200. Näheres findest du hier.

Von den vielen unseriösen „Jobangeboten“ des heutigen Tages war das wohl das kränkeste – und wer allen Ernstes glaubt, dass man mit einem Spammer ins Geschäft kommen könnte oder gar irgendwelches Geld von ihm sieht, hat wohl die Arschkarte gezogen – mit extra vielen gut sichtbaren Poren und eitrigen Pickeln rund um den Anus.

Ach, ich vergaß…

Neu! Direkte Kontaktaufnahme! Seit 15.12.2008 können Mitglieder direkt Kontakt zu den Models aufnehmen! Weitere private Bilder anzufordern oder für Termine zu buchen muss nun nicht mehr über www (dot) selfpics (dot) eu erfolgen sondern Sie nehmen direkt Kontakt mit dem Model auf. Bitte hier nur ernst zu nehmende Anfragen. Bei Spams sind wir gezwungen den Account zu sperren! Sollten Sie diesen Newsletter nicht bestellt haben, so nutzen Sie den folgenden Link Dieses Mail als SPAM melden. Global Media Group Ltd. 1461 A First Avenue, Suite 360. New York, NY 10021, United States, Regi: Seychelles RNr. 55881

…dass das ja gar keine Spam ist, sondern nur ein „Newsletter“, der wahllos und in einigen Millionen Exemplaren zu jeder Adresse geschickt wird, die sich in der Datenbank der Spammafia gefunden hat. Wenn man die Spam anders nennt, ist sie ja keine mehr, wenn wir dem folgen, was uns der Spammer hier weismachen will. Aber ja nicht zurückspammen, denn sonst sind diese Verbrecher „gezwungen, den Account zu sperren“ – fragt sich nur, welchen denn. Ich habe dort jedenfalls keinen.

Und die Spam ist in Wirklichkeit auch keine Suche nach Models.

Natürlich ist dieser zweite Teil die eigentliche Botschaft, und es geht darum, notgeile Männchen auf eine windige pornographische Website zu locken, die so tut, als ginge es hier um Amateurweiblein, zu denen auch persönlicher Kontakt aufgenommen werden kann – genau richtig für jene, die aus dem einen oder anderem Grund nicht ins richtige Bordell gehen wollen oder können. Zum gelungenen Charakter der Spam passt es auch, dass dieser Sachverhalt nirgends deutlich ausgedrückt wird, so dass dieser Müllbrief sogar durch meinen Spamfilter hindurchkam. Dass für diese „Dienstleistung“ wohl eine Registrierung erforderlich ist und dass dafür wohl auch ganz ordentlich Vorkasse gezahlt werden muss, steht außer Frage (deshalb weisen die Spammer ja auch extra auf die recht fürstliche Entlohnung für ihre „Amateur-Models“ hin, obwohl sie gar keine Models suchen) – um etwas anderes als Abzocken und Betrügen geht es einem Spammer niemals.

Wer so blöd ist, auf den Link zu klicken, um den Spammern zu sagen, dass ihre Spam eine Spam ist, als ob die Spammer das nicht selbst wüssten, der hat damit vor allem eines getan: Er hat den Spammern mitgeteilt, dass ihre Spam angekommen ist, und das wird Folgen haben, bis zu hundert an jedem verdammten Tag. (Im Link ist die Mailadresse direkt enthalten, er geht auf ein Skript auf dem Server xmailer (dot) biz) Aktuelle Listen mit spambaren Mailadressen werden auf einem florierenden Schwarzmarkt gehandelt, das Erstellen einer guten Liste ist ein gutes Zusatzgeschäft für diese Verbrecher.

Und wer wirklich Pr0n im Internet haben will und YouPorn noch nicht kennt, dem kann ich auch nicht mehr weiterhelfen.*

Zum Schluss noch ein Wort für die unbelehrbar Gläubigen, die denken, dass es dort dennoch brauchbare Rubbelbilder und Wichsfilme geben könnte und die deshalb ernsthaft darüber nachdenken

Obwohl diese Spam einer angeblichen „Global Media Group Ltd. – 1461 A First Avenue, Suite 360 New York, NY10021 – United States“ (selten dumme Firmierung übrigens!) – am normalen Spamstandard gemessen – wirklich hervorragend gelungen ist, enthält sie doch eine Reihe von Schwächen. Nicht nur, dass die Sprache stellenweise stümperhaft klingt und unvermittelt vom persönlichen „Du“ in das formelle „Sie“ wechselt, auch einige sachliche Angaben erwecken nicht den Eindruck, den sie wohl erwecken sollen – beim ihrem Versuch, an das Geld anderer Leute zu kommen, ist den Spammern scheinbar die Fähigkeit zum Rechnen abhanden gekommen.

Wenn man zum Beispiel die angegebene Dateigröße der Videos durch die gleichfalls angegebene Anzahl teilt, erhält man als Durchschnittswert für das einzelne Video läppische 14MB. Diese Videos sind also entweder sehr kurz oder gehen nicht wesentlich über das Format einer Briefmarke hinaus. Hier sollten die Spammer noch üben, sich beeindruckendere Zahlen auszudenken. (Ich glaube nicht, dass dort wirklich Material existiert, weil ich einem Spammer gar nichts glaube.) Um einen kommerziellen Pr0n-Dienst gegen das freie Material auf YouPorn antreten zu lassen, ist das ganz schön dürftig.

Wenn man die gleiche einfache Rechnung mit den Daten für die „Pics“ (gibt es das deutsche Wort „Bilder“ eigentlich nicht mehr) anstellt, dann kommt man für die durchschnittliche Dateigröße eines solchen Bildes auf 46,7 KB. Das klingt nicht gerade nach einem großformatigen Foto, auf dem sich „jede Pore“ erkennen lässt, sondern eher nach einem dürftigen, für das Internet stark JPEG-komprimierten und entsprechend artefaktreichen Bildchen in der maximalen Bildgröße 500 mal 400 Pixel. Diese Bildgröße ist allerdings nur mit einem recht minderqualitativen JPEG zu erreichen.

Kurz gesagt: Selbst, wenn diese Absender dieser illegalen und asozialen Spam überhaupt etwas anzubieten haben und wenn ihre Angaben stimmen, ist das Angebot ausgesprochen dürftig. Es lohnt sich nicht. Und auf keinen Fall lohnt es sich so sehr, dass man sich dort registrieren sollte, irgendwelche Daten angeben sollte, irgendwelche Software installieren sollte oder gar den Spammern auch noch Geld für ihren asozialen Missbrauch des Internet geben sollte.

*Weil ich gerade eben in einer Mail danach gefragt wurde: Dass ich hier (und in einigen vergangenen Beiträgen) keinen Link auf YouPorn setze, ist keine moralische Wertung von mir, sondern nur den gegenwärtigen Zuständen in der BRD „gedankt“, die mich für jeden derartigen Link in vollem Umfang haftbar machen und die angesichts der politisch gewollten, unklaren Rechtslage in der BRD und der systematischen Willkür der Hamburger Dunkelkammer unabsehbare Folgen haben können, wenn irgendein Blockwart, Gartenzwerg, Prozesshansel, Spammerfreund oder Petzer meint, dass auf der verlinkten Website Urheberrechte verletzt würden, die Jugend gefährdet würde oder wenn eine andere absurde Begründung den Rechtsweg aussichtsreich erscheinen ließe. Es liegt nun einmal im Wesen von YouPorn, dass dort viele Menschen Material hochladen, und meiner Meinung nach ist das auch gut so. Auch, wenn mein eigener Bedarf nach pornographischen Darstellungen sehr klein ist – ich verfüge noch über so etwas wie Phantasie während meiner recht regelmäßigen masturbatorischen Betätigung, mit der ich mir mein Scheißleben etwas erträglicher gestalte – so vertrete ich doch die Meinung, dass das Internet schon immer auch für pr0n da war. Tatsächlich glaube ich an die völlige Nutzlosigkeit von Verboten für Dinge, die einem menschlichen Bedürfnis so entgegenkommen, dass sie fast jeder haben möchte, und ich glaube ferner, dass die Bemühungen zum so genannten „Jugendschutz“ eine idiotische Heuchelei sind, so lange die zweiarmige, körperliche Form der Liebe als gefährlich und verderblich betrachtet wird, das herzkalte, angstausbreitende und verblödende Fernsehprogramm der quasistaatlichen Anstalten in der BRD hingegen nicht – einmal ganz davon abgesehen, dass dem weltweit größten Zusammenschluss von Kindesmissbrauchern und sexuell abnormen Menschen, der röm.-kath. Kirche, in der BRD sogar nennenswerte offizielle Ehrungen, dauerhafte Präsenz in den schon benannten Fern-Säh-Programmen und ein staatliches Geldeinsammeln über die Infrastruktur der Steuererhebung nebst einer massiven staatlichen Subventionierung ihrer diversen „sozialen“ Einrichtungen zuteil werden. Dass allerdings die politisch gewollte Unmöglichkeit einer Linksetzung auf einen freien Anbieter wie YouPorn auch das Geschäft von Betrügern und Verbrechern erleichtert und erst ermöglicht, das fügt sich sehr nahtlos in eine inzwischen lange Kontinuität der künstlichen Kriminalisierung menschlicher Grundbedürfnisse und lässt nicht nur bei mir immer wieder die Frage aufkommen, ob eine derartige politische Gestaltung der Lebensbedinungen in der BRD wohl auch von dem lichtscheuen Gesindel bezahlt wird, dem sie jeden Tag dient.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert